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Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 14:32
von Federwolke
Die Regensummenkarte zeigt die Ungerechtigkeit bezüglich Niederschlags- und Gewitterverteilung von Dienstagmittag bis Mittwochmittag sehr eindrücklich:

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Nördlich einer scharfen Linie Bern-St. Gallen bekam keine Station mehr als 3.5 mm ab, vielerorts blieb es ganz trocken bzw. gab es nur unmessbaren Niederschlag, der oft nicht mal den Boden erreichte.

Die Stimmen, welche angesichts dieses Ergebnisses von einer Überraschung sprechen, dürfen natürlich heute nicht fehlen. Dabei hatten die meisten Modelle sehr wohl recht genau und beständig mit diesem Szenario gerechnet. So mancher Wetterbericht hätte zumindest die Möglichkeit, dass weite Teile des Flachlands ganz oder nahezu trocken bleiben, ansprechen dürfen. Das hätte so manchen bösen Kommentar in den Leserspalten heute erspart. Aber Unwetter-Hype lässt sich eben besser vermarkten, auch wenn dieser 90 % der Bevölkerung gar nicht betrifft.

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 15:10
von Willi
Nördlich einer scharfen Linie Bern-St. Gallen bekam keine Station mehr als 3.5 mm ab, vielerorts blieb es ganz trocken bzw. gab es nur unmessbaren Niederschlag, der oft nicht mal den Boden erreichte.
Sellenbüren 1.1 mm, vor Mitternacht gar nix, dazu kaum Wind (das Joran-Lüftchen war längst durch). Ideal, um die Kamera bei halboffenem Fenster zu bedienen. Dabei bleibt selbstverständlich ein Restrisiko für Blitzschlag, aber das liesse sich mit einer Fernbedienung via WLAN auch noch weiter minimieren. Trotz modernstem Android, WLAN tauglicher Kamera und gleicher Herstellerfirma Kamera/Handy habe ich das nicht hingekriegt, bin wohl zu doof. :warm:

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 16:04
von Dr. Funnel
Endlich komme ich dazu, meinen Beitrag zum Gewitter der vergangenen Nacht zu posten.

Die Gewitter trafen am Bodensee etwa um 1.30 Uhr ein und dauerten bis ca. 4 Uhr. Zuerst gab es viele Wolken-Wolken-Blitze - teilweise extrem verästelt. Später wurden sie dann plötzlich alle senkrecht und teilweise auch sehr nah, sodass das Fotografieren nicht immer möglich war (zu gefährlich :shock: ).

Hier einige Bilder - alle von Rorschacherberg aus aufgenommen.
Die ersten zwei Panoramen zeigen die ersten Vorboten der Kaltfront am Dienstag Abend.

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Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 17:40
von Cyrill
Andreas -Winterthur- hat geschrieben:Na also. Es geht ja[emoji6] Bin ganz zufrieden mit meiner Ausbeute von Balkonien:
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Hoi Andreas
Super-Bilder :up: Respekt :unschuldig:

Ich bin derzeit an diversen Analysen bezüglich der vergangenen Gewittertage (und auch wieder ausgeschlafen... ;) . Nun, nach meiner Erinnerung (und die bei Deiner Balkonausrichtung), sollte Deine Blickrichtung, bzw. Ausrichtung des Fotoapparates in Richtung Töss sein - links (nicht sichtbar) vom Bildrand Eschenbergturm (?) und rechts ausserhalb des Bildrandes Wülflingen...
Dieser heute publizierte Grossbrand in Töss in der Nacht auf heute, müsste auf Deiner Aufnahme als orangen Feuerfleck sichtbar sein; ist er aber nicht.

Winterthur-Töss: Grossbrand verursacht Millionenschaden – Zeugenaufruf & Nachtrag

Bei einem Grossbrand in Winterthur (Dättnau) ist in der Nacht auf Mittwoch (8.7.2015) ein Schaden von mehreren Millionen Franken entstanden (siehe unsere Pressemitteilung vom 8.7.2015; 06.57 Uhr)
Der Grossbrand ereignete sich in einer ehemaligen Ziegelei an der Dättnauerstrasse. Aufgrund der Zerstörung des Gebäudekomplexes, darin gelagerten Baumaterialien sowie eingestellten Autos eines Sammlers, beträgt die Schadenssumme mehrere Millionen Franken.
Die Dättnauerstrasse ist nach wie vor teilweise gesperrt; der Verkehr wird örtlich umgeleitet.

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Quelle: http://www.redaktionell.ch/allgemein/20 ... f-nachtrag

Meine naheliegende Vermutung: Blitzschlag als Ursache. Meine "Befürchtung": es war der rechte CG in Richtung Töss (?!) auf Deiner zweiten Aufnahme, oder einer in diesem Zeitfenster. Deine Exif-Daten könnten mit den Nowcast-Daten abgeglichen werden.......; "Fall" gelöst; Eintrag ins Sturmarchiv und beim ESWD......

Könnte dies sein? :help:

Gruess Cyrill

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 18:18
von Christian Schlieren
Hoi zäme

Wen die Gerechneten 100kn von COSMO eingetroffen währen hätte es wohl etwa so ausgesehen :shock:

https://www.youtube.com/watch?v=J6PF71Vdpo4 :shock:

Aus Halle

Grüsse

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 18:28
von Slep
@Cyrill, da die Feuerwehr, laut Berichte, erst um c.3.30 Uhr ausrückte, kann die Blitze in Andreas` Bilder nicht die Ursache sein. Und wenn ich mich nicht irre, gab es längst kein Gewitter mehr in der Gegend an dieser Zeit.

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 20:55
von Philippe Zimmerwald
@ Christian:

Das dürften 100kt Böenspitzen sein...leider spricht Spiegel von einer Windhose, aber es klar ein ausgewachsener Downburst:
https://www.youtube.com/watch?v=G-VGAvKzDcc

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 22:20
von Michael (Dietikon)
Marco (Hemishofen) hat geschrieben: Was war denn eigentlich genau das Problem, dass einzig die Alpinisten bislang ihren Gewittercluster gekriegt haben :?: Keine Mittelland-Zelle, keine Voralpenschiene, noch kein Joran, nix nix nix ausser Hitzköpfe im Forum :neinei:

Mein einziger Negativ-Punkt auf der Checkliste der heutigen Lage war das fehlende upper level forcing, aber das allein kann doch nicht der Grund gewesen sein, dass im MiLa grad überhaupt gar nichts passiert ist?
Das habe ich mich auch gefragt. Die Gewitter am späteren Abend waren zwar noch ganz nett, aber das Potenzial wurde bei weitem nicht ausgeschöpft. Ich vermute, dass das starke Abtrocknen der Grundschicht im Laufe des Nachmittags eine wichtige Rolle gespielt hat. Normalerweise ist bei einem massiven Warmlufteinschub, wie es gestern der Fall war, eine ausgeprägte Inversionsnase vorhanden. Diese war aber bereits im 12z-Sounding praktisch weg und lag zudem relativ tief (knapp oberhalb 900 hPa). Dies führte früh zu einer kompletten Durchmischung der Grenzschicht, einem raschen Abbau der Inversion und daraus folgend einem raschen Anstieg der Grenzschichthöhe. Dadurch konnte die darüberliegende trockene Luftmasse effizient eingemischt werden. Ein Indiz dafür war neben dem Absinken der Taupunkte in der Westschweiz auch der rasche Temperaturanstieg. In Stuttgart beispielsweise lag die Inversionsnase um 12z deutlich höher (800 hPa) und war noch deutlich sichtbar. Die Inversion spielt m. E. eine wichtige Rolle beim Heruntermischen von trockener und warmer Luft, denn sie reduziert den sensiblen und latenten Wärmefluss bei starker Scherung signifikant. Zusätzlich könnten die ausgetrockneten Böden eine Rolle gespielt haben, da die Verdunstung von Bodenfeuchte ebenfalls für die Ausbildung der Grenzschichtinversion von Bedeutung ist.

Allerdings stellt sich mir die Frage, warum das Heruntermischen der trockenen Luft vor allem in der Westschweiz auftrat und nicht, wie dies öfter der Fall ist, im franz. Rhonetal und nördlich davon. Die Taupunkte blieben dort relativ stabil und es bildeten sich ja auch einige Superzellen aus, welche bis in der franz. Jura hineinzogen. Ev. wurde der LLJ aufgrund der Windrichtung zwischen Alpen und Jura optimal kanalisiert, wodurch die Scherung zusätzlich verstärkt wurde. Durch die zusätzliche Scherung konnte die Grenzschichtinversion rascher abgebaut werden. Möglicherweise spielten auch Lee- und Reibungseffekte des Juras eine Rolle. Dies deutet beispielsweise der Temperaturanstieg in Delémont an, der vermutlich auch mit einem Einschub von trockener Luft in der Region Ajoie/Basel verbunden war. Dies würde erklären, warum dort nicht mehr ausreichend CAPE für die von Frankreich kommenden Superzellen vorhanden war.

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 22:50
von Severestorms
Federwolke hat geschrieben:
Töbu(Subingen) hat geschrieben:Immerhin zieht hier gerade der Bergwind massiv an, ergo ein bisschen Abkühlung. :warm:
Übersetzungshilfe: Bergwind im Solothurnischen und Joran in der Westschweiz sind zwei Begriffe für dasselbe synoptische Phänomen. Womit einige Fragen bereits beantwortet sein sollten.

Für einen richtigen Joran-Sturm waren die bisherigen Gewitter zu weit im Norden, womit vorerst nur seichtes Überschwappen zu verzeichnen ist (immerhin etwa 60er-Böen sollten drinliegen). Erst wenn die Kaltfront über den Jura zieht, wird dann mehr draus. Joran kann auf der Rückseite einer Kaltfront noch einen ganzen Tag (ausnahmsweise auch mehrere Tage) blasen.
Vielen Dank Fabienne - gut analysiert und erklärt. Heute hat es den ganzen Tag über herrlich frisch, zum Teil gar stürmisch geblasen (Joggen war traumhaft, aber das Mittagessen auf der Dachterrasse hat es mir doch tatsächlich von der Gabel gewindet :lol: ). Das war doch noch der Joran, oder?

Und noch zu gestern:
Als es im Mittelland durchzündete war ich wohl etwas zu euphorisch. Dynamische Hebung (z.B. aufgrund von Divergenz im Right Entrance Bereich des Höhenjets) muss ja nicht zwingend die Ursache gewesen sein. Deine Erklärung der Konvergenz ist natürlich plausibler. Aber was ich noch nicht verstehe: Weshalb hat es, wenn eine Komponente der Konvergenz der Joran ist, gleichzeitig am Gantrisch und am Bodensee gezündet? Das hätte nach meinem Verständnis nach doch zuerst im Westen und erst später im Osten zünden sollen. Oder steh' ich auf dem Schlauch?

Gruss,
Chris

Re: NCST: Starkgewitter 07.07.2015

Verfasst: Do 9. Jul 2015, 00:09
von Andreas -Winterthur-
@ Cyrill. Die Aufnahmen stammen von 00.03 und 00.25 Uhr.

Gruss Andreas