Hallo zusammen
Was haltet ihr von diesem Fall? Es geht um den 31. Oktober 1914. Damals wütete in der "Breggenschlund" (vermutlich irgendwo nordwestlich von Saanen oder Zweisimmen, aber wo genau?) offenbar ein heftiger lokaler Sturm. Zehntausende Bergtannen sind damals geknickt oder entwurzelt worden, ganze Gebiete glichen danach einem von Hagel zerschlagenen Kornfeld. Von Windwellen, Windsbraut, Föhn, Windhose und Sturmlawine ist die Rede. Was könnte es gewesen sein? Indizien für einen Tornado wären gegeben (siehe fett hervorgehobene Passagen im Text unten).
Sturm in der Bregga
Es scheint fast, als ob auch die Natur kriegerische Gelüste bekäme in dieser sturmbewegten Zeit. Wenigstens hat der Breggenschlund (Bergtal hinter
dem Schwarzensee) vorletztes Jahr die gewaltige Faust der Naturkraft zu spüren bekommen wie noch nie. Es war am 31. Oktober 1914. Graue regensatte
Wolken bedeckten den Himmel. Einedrückende, bleischwere Ruhe brütete auf der ganzen Natur. Der Schwarzensee erschien dadurch noch dunkler und geheimnisvoller
als gewöhnlich. Ob er wohl ahnte, was die Natur Arges sinnte? — Da auf einmal stürzte eine Windwelle über die Bergabhange herunter. Es folgte eine zweite,
eine dritte und jetzt wälzen sie sich heran, Stoß auf Stoß, immer stärker, immer wilder. Die furchtbare Windsbraut, der Föhn, heult durch die Täler und Schluchten.
Ein Zittern und Stöhnen durchbebt den Wald, als ob selbst die wetterharten Bergtannen erschrocken wären ob dem Geheul des Sturmes. Nichts Gutes ahnend, verlassen
die Holzer, die eben da waren, mit eiligen Schritten den unheimlichen Wald. In mächtigen Wellen spritzt der gepeitschte See dem Winde staudichte Wassergischt ins
Gesicht. Aber immer noch mehr wächst die Wut des Sturmes. Schon ist da und dort ein Baum dem Anprall unterlegen und mit Aechzen zu Boden gestürzt. Da auf einmal
verdichtet sich der Föhn ganz oben zu hinterst im Talkessel zu einem dichten Knäuel, der sich mit rasender Schnelligkeit um sich selber dreht, aber nur einige Sekunden.
Dann rollt der wilde Knäuel den Talgrund herunter. Gnad Gott dem Wald! Eine Windhose! Denn das ist es, oder eine Sturmlawine, wie die Bergleute sagen. Alles, was
ihr in den Weg stellt, wird unbarmherzig niedergedreht. Wie ein gefräßiges Ungeheuer beißt sich die Lawine in den Forst ein und bahnt sich Weg. Ein furchtbares,
lang anhaltendes, weithin vernehmbares Krachen und Aechzen entfährt den todgeweihten Bäumen. Und schon ist das Unheil geschehen. Der Wald ist vernichtet. Eine
ganze Talseite ist ihres Waldschmuckes beraubt. Zu Hunderten liegen sie wie hingemäht am Boden, die edlen Bergtannen. Hier liegen sie in großen Mengen mit entwurzelten
Stöcken neben einander. Dort hat sie die Wut des Orkans in wilder Unordnung kreuz und quer durcheinander gewürfelt. Vielen ließ der Sturm nicht einmal Zeit, die
Wurzeln von der Erde loszulösen um zu fallen. Sie wurden kurzerhand abgedreht und abgebrochen. Stämme bis zu 60 Zentimeter und noch mehr Durchmesser wurden in
Meterhöhe vom Boden einfach abgeknickt, als wären es Strohhalme. Ja, so gewaltig war die Kraft des entfesselten Elementes, daß ganz oben an steiler Halde die Bäume
nicht etwa abwärts fielen, sondern nach aufwärts an die Bergwand geworfen wurden. Das große weite Feld der Verwüstung sieht sich an wie ein Kornacker, in dem Sturm
und Hagel ihr Unwesen getrieben haben. Hier und dort steht noch vereinzelt die eine oder andere Tanne und trauert über den Fall ihrer Genossinnen. Im ganzen mögen
so ungefähr 10,000 Stämme dem Sturmwinde zum Opfer gefallen sein. Das ergibt an meßbarem Holze beinahe 5000 m3. Das meiste davon fiel im Breggenschlund, aber auch
im Umschilspass und in den Reccardets hat sich der Sturm bemerkbar gemacht und seinen Tribut geholt. Nur wer die Stätte der Verwüstung mit eigenen Augen gesehen hat,
kann sich einen rechten Begriff machen von der elementaren Gewalt einer Sturmlawine. Unwillkürlich fällt einem ein, was die heilige Schrift sagt von der Gewalt und
Allmacht Gottes, die so groß ist, daß sie die Zedern des Libanon brechen kann in einem Augenblicke. Das hat sich hier buchstäblich erfüllt. Aber auch darin zeigt sich
die Güte der Vorsehung. Denn gerade durch diesen Holzfall war für viele während der Kriegszeit reiche Arbeit und Lohn gesichert.
Humbert Brülhart, Kaplan.
Quelle: 
http://doc.rero.ch/record/136827/files/1917.pdf
Wie folgt die damalige Grosswetterlage (Tief Westeuropa):
 

Quelle: Wetterzentrale
Gruss
Chris