Hoi zäme
Chasingbericht 12.08.2013:
Nachdem ich den GFS-06z-Lauf mal kurz anschaute, ergaben sich einige Fragezeichen und ich entschied mich voll auf WRF-ARW von Janek zu setzen:
Während GFS die Hauptaktivität der mit der nahenden Front in Bezug stehenden konvektiven Linien ab 15z in Ostfrankreich, westlich der Vogesen modellierte und später das Ganze in Richtung Südschwarzwald abschwächen liess und vereinzelt gewittrig durchsetzten NS drin hatte, war es bei WRF praktisch genau umgekehrt. Die Zellen in Frankreich (ab 15z) waren eher schwach, verstärkten sich aber östlich des Rheingrabens. Eine kleine Delle in der 5760er-Troglinie versprach etwas zusätzliche Dynamik; ein oft beobachteter Antriebsfaktor, vor allem bei flachen Troglagen. Überdies lag diese Delle auf der Keilachse, des aus Westen rasch vorstossenden Bodenhochs:
Der in Bild 2 erkennbare vertikale W-E-Druckgradient von 6 hPa auf rd. 200 km deutet auf ein markanteres Windereignis hin. Im 600 hPa-Wind-Parameter wird aber in einem bestimmten Bereich des Schwarzwaldes leichte Divergenz und ein Leeeffekt gerechnet, etwas nördlich des Neckar-Quellgebietes:
CAPE (ML-50) war mit knapp 500 J/kg nicht viel vorhanden, aber der RV-Parameter (500 hPa) war vielversprechend...
...sowie die dort gerechnete Zelle, mit rd. 54 dbz.
Die Gewitterlinie am späten Nachmittag in Ostfrankreich war sehr unstrukturiert und erzeugte nur eine geringe Blitzaktivität. Von Winterthur (Hausberg, Sonnenbühl) aus sah ich bis an den südlichen Ausläufer der Linie (noch westlich der Vogesen), der zuweilen einigermassen gesund aussah:
Ich bemerkte anhand der Berechnung der Zuggeschwindigkeit, dass der 21z-Termin von WRF um mindestens 1 1/2 Std. unterboten werden würde und fuhr sofort los. Dabei war mir klar, dass sich das GFS-Szenario des flächendeckenden Zellensterbens ereignen könnte, doch ich ging das Risiko ein und vertraute den WRF-Karten und meiner Intuition.
Als ich bei Villingen-Schwenningen vorbei fuhr, sah ich diese Wolkenbank in Nordwesten vor mir in der Dämmerung. Doch sehr konvektiv sah sie nicht aus und der Donnerradar verriet, dass die Linie beim Überqueren des Rheingrabens abgeschwächt hatte und kaum noch Blitzaktivität aufwies. Unbeirrt fuhr ich weiter, mir die Frage stellend, ob dies nun aus Überzeugung oder Sturheit geschehe
Vorbei an Rottweil, Neckarburg und Oberndorf, hatte ich bisher erst einen Blitz in der Ferne gesehen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, Dauergeflacker westlich von mir. Bei Offenburg hatte sich eine sehr blitzaktive Zelle gebildet, die in einem enormen Tempo genau auf mich zu kam:
Ich hatte mich bei Sulz am Neckar positioniert (Foto 21:23 Uhr MESZ).....
... und liess mich von dieser Zelle überrollen, wobei die Aktivität der Blitze abschwächte und zum überwiegenden Teil (leider!) nur eingelagerte CC's zu sehen waren:
Überall stieg Nebel auf. Der Wind drehte auf ENE bis E, während sich westlich eine neue Zelle bildete, die in östlicher Richtung auf mich zu kam......
...und nur wenige Kilometer südlich von meinem Standort bei Oberndorf a.N. mit vielen CC's durchzog..
Allgemein fiel mir heute auf, dass die Donner sehr leise waren, oder man sie bei Blitzschlägen > ca. 10-12 km gar nicht hörte (ausser ein CG mit rd. 109 kA).
Gruss Cyrill
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