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Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Uwe/Eschlikon
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo

Positive SST-Anomalien südl. von Grönland plus ein eher kaltes Mittelmeer führen gemäss einer Studie an der Uni Bern (A.Scherzinger) eher zu Zyklonal-West-Wetter und zu einer positiven NS-Anomalie im Alpenraum. Der Timelead beträgt ungefähr 1 Monat und die Häufigkeit des Eintreffens ist in den Herbst- und Frühlingsmonaten am grössten (bei etwa 70%). Positive SST-Anomalien im Atlantik bei Grönland sind schon seit einiger zu beobachten.

Die Karten von GFS und EZ sind allerdings ziemlich auf Winterkurs, aber Defintives kann man wohl erst in ein paar Tagen sagen.
Oft kommt es ja bei solchen Kaltluftausbrüchen von Norden zu Randtiefentwicklungen, die ziemlich grosse Auswirkungen haben.
Mehr kann ich nicht sagen, bin bloss "interessierter Laie".

Noch die SST-Karte
Bild

Gruss, Uwe

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Rontaler
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Rontaler »

Uwe/Eschlikon hat geschrieben:Die Verteilung der Wassertemperaturen (Atlantik, Mittelmeer, Schwarzes Meer), bzw. deren Anomalien deuten für mich eher an, dass die Westdrift wieder aufleben wird, was dann eher feucht-mild heisst.
Sali Uwe,

Deine Aussage ist bezogen auf das aktuelle Geschehen nicht korrekt und schwammig formuliert.

Du hast insofern Recht, als dass die Temperatur der Wasserflächen nicht unerhebliche Einflüsse auf unser Wetter/Klima ausüben. Für das Wetter in Mitteleuropa hauptsächlich wichtig sind jedoch die Temperaturen/Anomalien des Pazifiks/Atlantiks.

Nun, weshalb ist deine Aussage zum jetzigen Zeitpunkt unpassend?

Ein Indiz für eventuell auflebende Westdrift bzw. zu mildes Wetter wäre allenfalls das El Niño-Phänomen, doch die derzeit gemessenen Wasseroberflächentemperaturen des äquatornahen Pazifiks entsprechen dem La Niña-Phänomen (das auf El Niño folgt).

Zitat NOAA:
El Niño is characterized by unusually warm temperatures and La Niña by unusually cool temperatures in the equatorial Pacific.
Anomalie per 15.11.2010:

Bild
Quelle: http://www.osdpd.noaa.gov/data/sst/anom ... urrent.gif

Auch die folgenden Animation zeigt stets eine leicht negative Anomalie der Wasseroberflächentemperatur:

Bild
Quelle: http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/a ... anim.shtml

Ich würde generell auch eher widersprechen wenn du sagen würdest, dass uns ein (deutlich) zu milder Winter mit Westdrift ins Haus stünde, denn eine weitere Komponente hemmt die Westdrift derzeit bzw. lässt sie selten durchkommen, die sehr schwache Arktische Oszillation.

Gruss
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Michael (Seon)
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Michael (Seon) »

Hallo Rontaler
Rontaler hat geschrieben:
Ein Indiz für eventuell auflebende Westdrift bzw. zu mildes Wetter wäre allenfalls das El Niño-Phänomen
Diese Aussage ist allerdings auch sehr umstritten. Teleconnections von El-nino nach Europa sind wenn, dann sehr schwach und die Auswertungen die es dazu gibt, sind statistisch sehr unsicher.
Siehe dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/El_Nino#Fernwirkungen oder aus der englischen Wikipedia:
El Niño's effects on Europe are not entirely clear, but certainly it is not nearly as affected as at least large parts of other continents. There is some evidence that an El Niño may cause a wetter, cloudier winter in Northern Europe and a milder, drier winter in the Mediterranean Sea region.
Da wir im Moment ja la nina haben, kann man höchstens sagen, dass man dort sicher nicht nach Indizien für den nächsten Winter suchen muss.

Gruss, Michael

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Alfred
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Alfred »

Sali zäme

Noch etwas, welches Kilometermässig gar nicht so weit weg ist!
Die relative Feuchte, dort wo die Ozonschicht am stärksten ist?

Gruss, Alfred

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Rontaler
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Rontaler »

Michael (Gränichen) hat geschrieben:Hallo Rontaler
Rontaler hat geschrieben: Ein Indiz für eventuell auflebende Westdrift bzw. zu mildes Wetter wäre allenfalls das El Niño-Phänomen
Diese Aussage ist allerdings auch sehr umstritten. Teleconnections von El-nino nach Europa sind wenn, dann sehr schwach und die Auswertungen die es dazu gibt, sind statistisch sehr unsicher.
@ Michael: Da hast du allerdings Recht. Zitat aus einem Bericht der ETH:
Zwei grossräumige Wetterphänomene werden in den kommenden Monaten einen entscheidenden Einfluss auf unser Winterwetter nehmen. Das eine finden wir im Pazifik, wo sich der Ozean vor der Westküste Südamerikas seit diesem Sommer markant abkühlt. Dieses Phänomen ist gut bekannt und wird als La Niña bezeichnet. Die umgekehrte Situation ist das häufiger bekannte El Niño-Phänomen, welches eine deutliche Erwärmung des Ozeans vor der Westküste Südamerikas auslöst. Diese Phänomene sind so einschneidend, dass ihre Auswirkungen praktisch auf dem ganzen Globus auf irgendeine Art und Weise spürbar sind. Also auch in Mitteleuropa. Generell wärmt ein El Niño auf globaler Skala, während eine La Niña die globalen Temperaturen etwas dämpft.
Quelle: http://www.metheo.ethz.ch/wie_wir_der_w ... eil_1.html

@ Alfred: Wie steht es eigentlich um die aktuelle/vergangene/prognostizierte Westwindzirkulation? Ist sie tatsächlich gestört?
Die aufblühende La Niña wird diesen Winter aber nicht der einzige Protagonist auf der Weltklimabühne sein. Die Arktische Oszillation wird auch einen wichtigen Anteil zum Winterwetter 2010/11 leisten. Sie beschreibt die atmosphärischen Druckverhältnisse über der Arktischen Region, welche zwischen zwei grundverschiedenen Mustern oszilliert. In der positiven Phase der Oszillation herrscht über der Arktis tieferer Luftdruck als üblich und über den angrenzenden Regionen höherer. Bei dieser Konstellation ist das polare Hochdruckgebiet weniger stark ausgeprägt, so dass die kalten Luftmassen in der Polarregion eingeschlossen bleiben. Bei der umgekehrten, der negativen Phase der Oszillation, ist der Luftdruck über der Arktis grösser und in der Umgebung tiefer als üblich. Das polare Hoch ist dann stark ausgeprägt und fördert Kaltluftausbrüche nach Süden in die niedrigeren Breiten. Bei einer stark negativen Arktischen Oszillation hemmen die polaren Ostwinde die übliche Westwindzirkulation.
Quelle: http://www.metheo.ethz.ch/wie_wir_der_w ... eil_1.html

Anbei der 14-tägige Forecast der Arktischen Oszillation, jene geht tatsächlich konform mit der Nordatlantischen Oszillation ins Negative - ein gutes Zeichen:

Bild
Quelle: http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/p ... _mrf.shtml

Der sehr lesenswerte und informative Artikel der ETH Zürich sei hier trotz Quellenverweisen und Zitaten nochmals separat angegeben:

http://www.metheo.ethz.ch/wie_wir_der_w ... eil_1.html

FAZIT: Die zwei Indices AO & NAO, sowie die derzeit inaktive Westdrift lassen auf Winterfreuden ab Ende November hoffen. :)

Gruss
Zuletzt geändert von Rontaler am Mi 17. Nov 2010, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Michi, Uster, 455 m
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Und wenn wir schon bei historischen Sachen sind, hier nochmal ein paar Tatsachen, welche ich vor ein paar Wochen mal in einem anderen Threat geschrieben habe:

September und Oktober waren in Zürich zu kalt. Zum letzten Mal war dies 1993 der Fall. Seit 1960 findet man nur 5 solche Jahre: 3x folgte ein sehr milder Winter, 1x Normal und 1x war es leicht zu kalt.

Ein weiteres Argument für einen milden Winter ist der, dass die letzten 2 Winter bereits zu kalt waren. Letzmals nach 2 kalten Wintern gab es einen Rekordmildwinter.

Hier noch etwas Klimatologisches. Es sind die Winter-Abweichungen in der Schweiz seit 1864 dargestellt:

Bild

Mehr dazu findet man hier: http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... hweiz.html
Zuletzt geändert von Michi, Uster, 455 m am Mi 17. Nov 2010, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Rontaler
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Rontaler »

Michl Uster/Klosters hat geschrieben:Und wenn wir schon bei historischen Sachen sind, hier nochmal ein paar Tatsachen, welche ich vor ein paar Wochen mal in einem anderen Threat geschrieben habe:

September und Oktober waren in Zürich zu kalt. Zum letzten Mal war dies 1993 der Fall. Seit 1960 findet man nur 5 solche Jahre: 3x folgte ein sehr milder Winter, 1x Normal und 1x war es leicht zu kalt.

Ein weiteres Argument für einen milden Winter ist der, dass die letzten 2 Winter eher kühl waren. Eine solche Serie gab es letztmals 1984-87.
Sali Michl,

Danke für deine Ausführungen.

Wie kann man denn die aktuellen Gegebenheiten interpretieren und diese mit dem historischen Kontext vereinen?

Gruss
Zuletzt geändert von Rontaler am Mi 17. Nov 2010, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Michi, Uster, 455 m
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

@Rontaler: Kannst du Zitat erneuern? Habe korrigiert, dass die letzten 2 und nicht 3 Winter zu kalt waren, Danke!
Zuletzt geändert von Michi, Uster, 455 m am Mi 17. Nov 2010, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Alfred
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Alfred »

Sali @Damian

Also wegen der Zirkulation, mich interessiert nicht 500 hPa, sondern nur 40 hPa und event, höher. Was unge-
fähr so läuft, das habe ich weiter oben (https://www.sturmforum.ch/viewtopic.php ... 96&start=5)
gezeigt (untere Hälfte). Bleibt noch anzumerken, dass auch die 40 hPa, nach heutiger Sicht, sich wieder normali-
sieren sollte. Nur, ich mache keine grosse Vorausschauen mehr, das gibt bei mir ein Puff auf der Festplatte!

Gruss, Alfred
Zuletzt geändert von Alfred am Mi 17. Nov 2010, 18:18, insgesamt 1-mal geändert.

Thomas, Belp
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Re: Kalter Start in den Winter 2010/2011?

Beitrag von Thomas, Belp »

Michl Uster/Klosters hat geschrieben: Ein weiteres Argument für einen milden Winter ist der, dass die letzten 2 Winter bereits zu kalt waren. Letzmals nach 2 kalten Wintern gab es einen Rekordmildwinter.

Hier noch etwas Klimatologisches. Es sind die Winter-Abweichungen in der Schweiz seit 1864 dargestellt:

Bild

Mehr dazu findet man hier: http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... hweiz.html
Das ist aber kein Argument für mich. Statistisch gesehen ist ein milder Winter vielleicht wahrscheinlicher, aber warum sollte sich das Wetter oder das Klima daran halten?
Deine interessante Grafik zeigt dies ja eindrücklich. Es gibt auch längere Perioden, in denen die Winter über mehrere Jahre zu mild (Bsp. 1992-2004) oder zu kalt (zuletzt in den 1980er) ausfielen.
Ich persönlich sähe gerne eine Phase von Wintern wie in der Serie ab 1885! *träum* :unschuldig:

Greetz
Zuletzt geändert von Thomas, Belp am Mi 17. Nov 2010, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas, Belp BE (517 M.ü.M) Gürbe-/Aaretal

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