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Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Uwe/Eschlikon
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo

@Marco: Ich denke, so sehr "OT" ist es nicht, wenn man Vergleiche zu ziehen versucht, da gewisse Witterungsabschnitte sicher Parallelen aufweisen.
Christian aus Schlieren hat ja den Vergleich zum Aug. 2005 gezogen und ich habe es nur etwas ausgedehnt.

In der Tat weisen die Jahre 2005 und 2010 bisher gewisse Parallen auf: zu warmes Frühjahr (spez. März/April), ausgeglichener Mai, heisser Juni (2005 allerdings normal beim NS) und durchzogener Juli. 2005 war der August sehr feucht und kühl, das könnte uns allenfalls diesen August auch drohen. Der Winter 2005/06 war danach ein recht kalter und trockener.

Grüsse, Uwe

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Andreas -Winterthur-
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Weiterhin unsichere Entwicklung auf das Wochenende in Bezug auf die Regenmengen, rsp. auf die Position und timing des Höhentrogs sowie der evtl. Abspaltung und deren weiteren Verlagerung. Nach wie vor inkonsistente Entwicklung von Lauf zu Lauf sowie zwischen GFS und EZ. Trotzdem zeichnet sich der Trend ab, dass sich höchstens vorübergehend eine Vb-artige Situation einstellt (So auf Mo). Schlechter sieht es einmal mehr für die Hochwasser Gebiete in D, CZ, und PL aus. Eigenartige Grosswetterlage dann nächste Woche. Ziemlicher Konsens in den gobalen Modellen aktuell, dass sich das Hohentief über Mitteleuropa fest installiert und kaum mehr weicht.
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... -_frei.gif
Zuletzt geändert von Anonymous am Di 10. Aug 2010, 11:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Matt (Thalwil)

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Hallo
Ich habe mir mal ein paar Gedanken zum kommenden Niederschlagsereignis gemacht. Die allgemeine Lage hat sich nun etwas gefestigt:
Am MI weitet sich der Trog nach Süden aus. Es kommt auf dessen Vorderseite zu Schauern und Gewittern. Am DO verschiebt sich eine KF über die Schweiz und bleibt stationär. Entlang dieser Luftmassengrenze kommt es zu ersten intensiven Aufgleitniederschlägen. Diese sind teilweise mit eingebetteten Gewittern versetzt. Am SA liegt die Schweiz unter der Trogachse. Die Niederschläge klingen vorübergehend ab. Phase 2 beginnt am SO: Wenn sich das Höhentief so abkoppelt wie im Moment in den Modellen zu sehen, würden erneut verbreitet Aufgleitniederschläge einsetzen. Dies könnte u.U. das Fass zum Überlaufen bringen.

Ich habe mich mal auf die Nordostschweiz fokussiert, weil hier die Ausgangslage am ungünstigsten ist (Vorgeschichte) und weil hier die grössten NS-Mengen zu erwarten sind.

Niederschlagsverteilung- und -summe: DO/FR ziemlich flächendeckend (Luftmassengrenze) mit einem Maximum in den Alpen/Voralpen und im Osten. Ab SO noch unklar, da stark von der Position des Höhentiefs abhängig.

SFG: Grundsätzlich hoch (>2500m) und somit mit keinem oder wenig Einfluss auf die Verzögerung der Abflüsse. Ab SO mit dem Höhentief evtl. sinkende SFG.

Bodenfeuchte: Bis zum Einsetzen der NS werden die Böden erst einen Teil des Speichers geleert haben. Deshalb erwarte ich eine rasche Reaktion in den Abflüssen. Hier die Daten für die Landwirtschaft: Bodenfeuchte Kt. ZH

Pegelstände: Die Wasserstände der kleinen und mittleren Fliessgewässer sind bereits stark zurückgegangen. Hingegen sind die Seen in der Nordostschweiz alle gefüllt. Zum Beispiel der Zürichsee: Zwar wird im Moment so viel Wasser wie möglich der Limmat zugeführt (der Pegel sank seit dem Höchststand wieder um 10cm), doch wird man kaum genügend Freiraum für die aufziehenden Niederschläge schaffen können. Ausserdem fliessen vom unregulierten und randvollen Walensee immer noch >100m3/s zu.

Fazit: Mit den NS bis SO werden die Gewässer erneut gefüllt. Wahrscheinlich bereits mit ersten Hochwassern (kleine und mittlere Gewässer). Entscheidend ist die weitere Entwicklung: Regnet es Anfang kommender Woche erneut kräftig, sind grössere Überschwemmungen (Flüsse und Seen) wahrscheinlich. Interessant wie der Sprecher der Baudirektion Kt. Zürich gestern die Lage beschrieb: Zitat: “Die Baudirektion schätzt die Hochwassergefahr als gering ein“. Hoffentlich behalten sie recht …

Gruess, Mat

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Andreas -Winterthur-
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Interessant wie der Sprecher der Baudirektion Kt. Zürich gestern die Lage beschrieb: Zitat: “Die Baudirektion schätzt die Hochwassergefahr als gering ein“. Hoffentlich behalten sie recht …
@Mat:
Die haben doch (noch) gar keine Ahnung (von wo auch?) was an Potential auf sie zukommen könnte...

Saubere Analyse, schätze ich ähnlich ein. Wie immer ist die "erweiterte" (nasser August) sowie die "kurzfristige" (möglicherweise kräftige konvektive Niederschläge -s. dazu z.B. auch CAPE/LI GFS vom Donnerstag-) Vorgeschichte wichtig. Von dem her frappante Ähnlichkeit mit 2005. Aber eben, das "Finale" (Vb) ist noch sehr unsicher.

Gruss Andreas
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Tinu (Männedorf)
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Vor allem bei uns hier im Osten wird das eine extrem heikle Sache. Der erste Schub Donnerstag/Freitag dürfte noch glimpflich ablaufen. Wenn sich aber die Vb-artige Struktur am Wochenende verfestigt, wird das problematisch. Ich sehe Schwierigkeiten vor allem für die in diesem Sommer ohnehin bereits betroffenen Gebiete: östliches Alpenvorland, speziell Glarnerland und Linthgebiet. Dort verträgts nicht mehr viel. Gewisse Parallelen zum August 2005 sind tatsächlich vorhanden.
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Matt (Thalwil)

Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Habe mal kurz das Archiv durchstöbert: Spannend zum Nachlesen, vergangene Hochwasser-Ereignisse im Forum:

Hochwasser August 2007
Hochwasser August 2005

Hier noch der Vergleich zu den Hochwassern 2005/2007. Zeitpunkt ist willkürlich während des Ereignisses gewählt. Trotzdem sieht man - rein qualitativ - grundsätzliche Ähnlichkeiten zwischen 2005 und 2010. Selbstverständlich kommt es auf die Details an, ungefähr "gleiches Aussehen" bedeutet noch lange nicht "gleiche Auswirkungen". Entscheidend war 2005 die Position des Höhentiefs südwestlich der Schweiz. So konnten überhaupt dermassen energiereiche Luftmassen zugeführt und über die kühlere Grundschicht gehoben werden.

Bild

Hier noch die Theta-E Karten 2010 und 2005.

Gruess, Mat
Zuletzt geändert von Matt (Thalwil) am Di 10. Aug 2010, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Michi, Uster, 455 m
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Der EZ00z-Lauf sieht grauenhaft ähnlich mit 20-22.8.2005 aus, auch wieder Samstag-Montag. Natürlich ist das nur ein einziger Zufallslauf, aber man sieht so das mögliche Potential.

Oben die Analysen vom 2005, unten die EZMWF-Vorhersage von heute Dienstag 00z:

Bild


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Tinu (Männedorf)
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Ja, das sieht nicht gut aus. Das wäre die schlechtestmögliche Wetterlage zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt des Jahres. Ein richtiger Spätsommer-Gau. Das Mittelmeer ist maximal aufgeheizt, die potenzielle Energie für das Vb-Tief ist enorm. Dazu relativ warme Temps und eine hohe Schneefallgrenze. Hoffentlich kommt es nicht so.
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Andreas -Winterthur-
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Der EZ00z-Lauf sieht grauenhaft ähnlich mit 20-22.8.2005 aus, auch wieder Samstag-Montag.
Es gibt aber schon wesentliche Unterschiede zum aktuellsten EZ-Lauf: Das Höhentief scheint im untenstehenden aktuellen EZ weitgehend über Land zu bleiben. Zudem findet man 2005 (Samstag) im Bodenfeld ein Tiefzentrum mit 1010 hPa über Genua, währenddem in der kritischsten Phase vom nächsten Sonntag (Anströmung aus SE mit Adrialuft) das Bodentief über Bayern liegen würde. En gros ähnlich, aber schlussendlich sind es die feinen Details welche über moderat oder unwetterartig entscheiden. Grundsätzlich droht die grösste Gefahr bei länger anhaltender Advektion aus der Adria.

Wait and see....

Andreas
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Michi, Uster, 455 m
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Re: Höhentief/Starkniederschläge ab 12.08.2010

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Es hat noch ein paar andere Feinheiten die anders sind jetzt. Der Trog welcher sich abspaltet, verharrt bereits länger über England. Bei uns ist dadurch bereits kühlere Luft eingesickert. Im 2005 wurde ein kleines Höhentief südwestlich von Spanien miteinbezogen, mit welcher fast schon tropische Luft herumgeführt wurde in der Abschlussphase. Diese beiden Sachen fehlen, ist aber wohl auch besser so. Denn der Zürichsee ist immer noch so voll wie nie Anfang August (ob das Peakmaximum Ende August vom 2005 stammt?) :

Bild
Quelle: http://www.hydrodaten.admin.ch/d/oberfl.html
Zuletzt geändert von Michi, Uster, 455 m am Di 10. Aug 2010, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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