
Quele: http://earthquake.usgs.gov
Grüsse Crosley
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Link zum Beitrag: http://www.welt.de/die-welt/article3523 ... beben.htmlZuverlässige Methoden zur Vorhersage von Erdbeben gibt es nicht. Das ist die einhellige Meinung aller Geologen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die Warnung vor dem Beben, das der Italiener Giampaolo Giuliani im März - einige Tage zu früh - angekündigt hatte, entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage. Doch Giuliani erhält auch Beistand. Michelangelo Ambrosio, Physikprofessor an der Universität Neapel, ist der Meinung, die Fachwelt sollte Giulianis Methode zumindest ernsthaft diskutieren. Er kenne Giuliani von gemeinsamen Projekten her persönlich und habe mit ihm kürzlich Daten über den Zusammenhang von Radon-Emissionen und Erdbeben ausgetauscht.
Tatsächlich bestreitet kein Geologe einen solchen Zusammenhang, nur Voraussagen lassen sich daraus eben nicht ableiten. Das Edelgas Radon entsteht tief im Erdinnern beim Zerfall verschiedener radioaktiver Elemente, und es ist selbst radioaktiv. Das Gas steigt durch die Erdkruste auf und entweicht permanent in die Umgebung. Es erlangte vor einigen Jahren Aufmerksamkeit, weil es auch durch Keller in Häuser eindringt, dort relativ hohe Konzentrationen erreichen und zum Gesundheitsrisiko werden kann.
In Bruchzonen der Erdkruste, überall dort, wo Gestein unter Spannung steht, bilden sich vor einem Erdbeben Mikrorisse im Untergrund, durch die vermehrt Gas Richtung Oberfläche wandert. Einen solchen Anstieg der Radon-Menge hat Giuliani, der beim italienischen Institut für Kernphysik angestellt ist und im Gran-Sasso-Labor arbeitet, gemessen und daraufhin Alarm geschlagen.
Eben das sei wissenschaftlich unhaltbar, sagte Monika Sobiesiak vom Geoforschungszentrum in Potsdam im Deutschlandradio: "Es gibt natürlich auch jede Menge anderer Mechanismen, die einen Anstieg von Radon hervorrufen können. Das heißt also, Radon wird als Indikator für Erdbeben zwar untersucht, aber die Forschung ist noch im Gange."
Seit gut 40 Jahren weiß man, dass Radon ein Begleiter von Erdbeben sein kann. Aber manchmal zeigten Messgeräte auch riesige Radon-Anomalien an, ohne dass danach etwas passiere, sagt Domenico Giardini, Geophysiker an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Andererseits stieg der Radon-Gehalt im Boden am Fuß des Vulkans Taal auf den Philippinen Ende Oktober 1994 auf das Sechsfache des Normwerts an; drei Wochen später ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 7,1, dessen Epizentrum nur 50 Kilometer südlich des Vulkans lag.
Eindeutige Signale für ein drohendes Erdbeben existieren nicht. Das Geoforschungszentrum in Potsdam pflegt eine "World Stress Map", in die Spannungen der Erdkruste eingetragen sind. Der Mittelmeerraum trägt reichlich Stressmarken. Doch auch daraus lassen sich lediglich Wahrscheinlichkeiten für ein Erdbeben ablesen, nie genaue Voraussagen. rhl
. April 2009, 3:48
Letzte Aktualisierung: 8. April 2009, 5:48
Erneut starkes Nachbeben in L'Aquila
Opferzahl steigt weiter - Fieberhafte Suche nach Vermissten
Ein starkes Nachbeben hat am Dienstagabend die italienische Erdbebenregion um L'Aquila erschüttert. Nach ersten Angaben des US-Instituts Geological Survey lag die Stärke bei etwa 5,6. Die Erschütterungen waren auch im etwa 100 Kilometer entfernten Rom zu spüren.
Grosse Betonblöcke seien auf die Strasse gefallen, hiess es. Schon am Dienstagvormittag und in der Nacht auf Dienstag kam es zu heftigen Nachbeben.
Nach dem schwersten Erdbeben in Italien seit fast 30 Jahren ist die Zahl der Todesopfer auf 235 gestiegen. Dies teilte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit. Etwa 1500 Menschen wurden verletzt, 100 davon seien immer noch in einem kritischen Zustand, sagte Regierungschef Silvio Bernasconi an einer Medienkonferenz.
Die Rettungskräfte hatten den ganzen Tag fieberhaft nach Verschütteten gesucht. Bis Dienstagmorgen konnten die Retter in der Erdbebenregion in den Abruzzen 150 Überlebende aus den Trümmern eingestürzter Häuser ziehen.
Tausende ohne Dach über dem Kopf
Bei der Suche nach verschütteten Studenten aus einem eingestürzten Heim setzte die Feuerwehr auch Hunde und einen Kran ein. Das Wohnheim gehört zur Universität der Stadt L'Aquila. An anderen Stellen waren die Retter erfolgreich: So konnten eine 21-jährige Frau und ein 22-jähriger Mann aus den Trümmern eines fünfstöckigen Wohnhauses gezogen werden.
Die Arbeiten wurden immer wieder unterbrochen, um mögliche Lebenszeichen aus zerstörten Gebäuden nicht zu überhören. Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Beben 10'000 bis 15'000 Gebäude beschädigt oder zerstört.
Unterdessen wurde bekannt, dass weit weniger Menschen obdachlos geworden sind als bisher kommuniziert. Die Rettungkräfte vor Ort sprachen neu von 17'000 Menschen. Die Stadtverwaltung hatte die Zahl zuvor mit 50'000 angegeben, die Regierung hatte sie auf 70'000 geschätzt.
Berlusconi sagt Russlandreise ab
Ministerpräsident Silvio Berlusconi rief den Notstand aus und sagte eine geplante Reise nach Moskau ab, um ins Katastrophengebiet zu fahren. Betroffen sind 26 Ortschaften rund um L'Aquila. So wurde die Kleinstadt Onno praktisch dem Erdboden gleichgemacht.
Die Regierung in Rom gab 130 Millionen Euro Nothilfe für den Rettungseinsatz frei. Nach ihrer Schätzung wird es etwa 1,3 Milliarden Euro kosten, die beschädigten Gebäude wiederaufzubauen.
Hilfsangebote aus dem Ausland lehnte Berlusconi dankend ab. Unterstützung sei nicht nötig, die Italiener seien «ein stolzes Volk» und kämen allein zurecht. Die Opposition nannte das «unverständlich». Berlusconi kündigte jedoch an, bei der Europäischen Union Hunderte Millionen Euro an Hilfen zu beantragen.
Das Hauptbeben riss die Menschen am Montagmorgen um 03.32 Uhr aus dem Schlaf, Tausende rannten panikartig ins Freie. Die Erschütterungen waren im rund 100 Kilometer südwestlich gelegenen Rom noch zu spüren. Dort wurden neue Risse in den Ruinen der Caracalla-Thermen aus dem dritten Jahrhunderte registriert.
Zahlreiche historische Gebäude zerstört
Dagegen wurden in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila mit rund 70'000 Einwohnern viele Häuser zerstört. Laut Bürgermeister Cialente sind vor allem moderne Wohnblocks betroffen*. Diese sind häufig nicht auf Erdbeben ausgerichtet. Auch der mittelalterliche Stadtkern blieb nicht verschont.
Link zum Beitrag: http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/arc ... n_l_aquilaDem Kulturministerium zufolge stürzten die Aussenwand einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert sowie der Glockenturm einer Renaissance-Kirche ein. Auch die Kathedrale und das Schloss wurden beschädigt.
Das Beben war das schwerste in Italien seit fast 30 Jahren. Am 23. November 1980 wurden bei einem Erdstoss der Stärke 6,9 im Süden des Landes rund 3.000 Menschen in den Tod gerissen. Zuletzt wurde Italien am 31. Oktober 2002 von einem heftigen Beben heimgesucht. Bei dem Erdstoss der Stärke 5,4 wurden 28 Menschen in der Region Molise getötet. 27 von ihnen waren Kinder, deren Schule eingestürzt war.
Hilfe für den Wiederaufbau
Angesichts der massiven Schäden im Erdbebengebiet Mittelitaliens öffnet die Glückskette ein Spendenkonto. Italien lehnt Soforthilfe aus dem Ausland ab, bei der grossen Zahl von Obdachlosen und Tausenden von zerstörten Häusern werden jedoch die Bedürfnisse beim Wiederaufbau sehr gross sein. Die Glückskette wird deshalb im Sinne nachbarschaftlicher Hilfe die Spenden für ein oder mehrere klar definierte Wiederaufbau-Projekte in den Abruzzen einsetzen.
Spenden aufs Postkonto 10-15 000-6 (Vermerk «Erdbeben Italien») sind am Postschalter oder online möglich.
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