Hoi zämä,
ich hab mal ein Wenig rumexperimentiert und ein paar kleine Kompositkarten für Bodensee-Wasserhosen Wetterlagen konstruiert.
Das Ganze ist nicht sehr sophisticated: Beobachtungsgrundlage sind gerade mal 5 dokumentierte und gesicherte Fälle älteren Datums,
die auf der
TORDACH Schweiz aufgelistet sind.
Modellgrundlage sind die
NCEP/NCAR Reanalysen mit 2.5° räumlicher und 6h zeitlicher Auflösung.
Ich hab immer den zeitlich am nächsten liegenden Analysetermin rausgepickt. Farbtabellen und Isolinien-settings sind am wetter3-Stil angelehnt.
PV ist leider nicht vorberechnet in den Rohdaten des NCEP drin, die konnte ich nicht auf die Schnelle herzaubern, wäre vielleicht auch spannend
gewesen (Michael Graf kann uns ein Lied davon singen!)
Gemittelt habe ich nach Dampfhammer-Methode: von jedem Feld immer alle 5 Analysen zusammengezählt und dann wieder durch 5 geteilt.
Simples mathematisches Mittel ... das kann man bestimmt viel intelligenter machen, aber dann dauert's ein Bisschen länger

500hPa Geopotential (fett-schwarz), Temperatur (grau-gestrichelt), relative Topographie 500-1000hPa (farbig) und Druck auf Meeresniveau (weiss.)

850hPa Geopotential und Temperatur, Wind auf 925 (blau) und 850hPa (schwarz.)
Um eine Idee über die Streuung der einzelnen Fälle gegenüber dem Mittel zu bekommen habe ich "Spaghetti-plots" der Geopotentialfelder erstellt:
Spaghettis 500hPa Spaghettis 850hPa
In einem Satz zusammengefasst zeigen die Bilder genau das, was viele hier im Forum schon seit geraumer Zeit wissen: es braucht einen knackigen Trog
mit Achse Deutschland-Alpen-Norditalien im Höhenfeld sowie Kaltadvektion aus NW in den tieferen Schichten als synoptische Zutaten.
Hier zum Vergleich die Karten von heute Abend 18UTC (GFS-Analyse):
Wenn man berücksichtigt, dass die Mittelkarten zwangsläufig glatter sein müssen, als ein Einzelfall, dann zeigt sich im Höhenfeld
schon mal eine recht schöne Übereinstimmung. Der Bodendruck ist in den Kompositkarten auffällig hoch, das war heute nicht der Fall.
Auch die 850er Karte zeigt ein verblüffend ähnliches Muster, aber wie beim SLP ist im Mittel das Geopotential höher, als es heute war.
So "grobsynoptisch" diese Analyse sein mag, sie birgt nach meinem Dafürhalten noch Entwicklungspotential. Es gibt allein schon auf
dieser Skala noch Verbesserungmöglichkeiten: bessere Analysen verwenden, e.g. ERA-15 vom ECMWF; mehr Fälle verwenden;
eine schlauere Komposit-Berechnungstechnik; andere Parameter, e.g. PV.
Ausserdem müsste man die Sache unbedingt auch vom anderen Ende der Skala (meso-gamma) her anpacken: Zusammenhang der Hosen
mit den Positionen von Schauerzellen, Bodenwindfelder zum Zeitpunkt der Hosen, Seewassertemperaturen... Auch die Vorgeschichte
in den Stunden oder Tagen zuvor könnte interessante Aufschlüsse bringen, um die Zutaten noch genauer rauszufiltern, die es für die
Hosenentstehung braucht. Da gibt's noch viel zu tun!
[Inhalt der Kompositkarten ohne Gewähr, Fehler können immer auftreten, das ist kein peer review Artikel! ]
Gruss Marco