Wirbelstürme werden immer heftiger
Verfasst: Do 22. Sep 2005, 12:07
(moved from http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=3238)
nzz von heute ...
21. September 2005, Neue Zürcher Zeitung
Hurrikane und die Klimaerwärmung
Auf der Suche nach einem aussagekräftigen Parameter
In diesem und den letzten Jahren haben grosse Hurrikane immense Verwüstungen angerichtet. Man fürchtet, dass die prognostizierte Klimaerwärmung die Gefahr weiter ansteigen lässt. Nun glaubt eine neue Studie eine Korrelation zwischen wärmeren Meeren und starken Hurrikanen zu sehen - gesichert ist ein solcher Einfluss aber noch nicht.
bt. Der Hurrikan «Katrina», der vor wenigen Wochen weite Teile von New Orleans unter Wasser gesetzt, Hunderte von Toten gefordert und riesige Schäden verursacht hat, war nur einer der heftigen tropischen Zyklone, die in den letzten Jahren aufgetreten sind und zum Teil Milliardenschäden angerichtet haben. Seit längerem läuft daher die Diskussion um die Frage, ob eine Klimaerwärmung in Zukunft noch häufiger und möglicherweise gefährlichere Wirbelstürme bringen werde, auf Hochtouren. Entgegen der Ansicht vieler Hurrikan-Experten, dass ein solcher Zusammenhang nicht gesichert sei, wird er vielerorts - nicht zuletzt bei zahlreichen Klimapolitikern - als gegeben betrachtet. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Tatsache, dass in den letzten 10 Jahren im Atlantik die Hurrikane tatsächlich häufiger geworden sind, vor allem jene der grossen Kategorien. Insgesamt allerdings, so stellt auch eine vergangene Woche in der Wissenschaftszeitschrift «Science» von vier amerikanischen Wissenschaftern veröffentlichte Untersuchung fest, hat die Zahl von tropischen Wirbelstürmen und deren Dauer in den letzten 35 Jahren global nicht zugenommen. Dies obwohl die Oberflächentemperatur der tropischen Ozeane in derselben Zeit laut dem Artikel um 0,5 Grad gestiegen ist.
Mehr Stürme der Stärke 4 und 5
Häufiger geworden sind laut Peter J. Webster vom Georgia Institute of Technology in Atlanta, dem Erstautor des «Science»-Artikels, und seinen Kollegen allerdings die grossen Wirbelstürme - Hurrikane der Kategorien 4 und 5 und entsprechende Zyklone und Taifune, wie die Stürme in Indien und in Asien genannt werden. Aufgrund der Daten, die Websters Gruppe von Satellitenaufnahmen ableitete, hat sich deren Zahl weltweit gegenüber den 1970er Jahren beinahe verdoppelt. Die maximale Stärke der grossen Hurrikane dagegen ist laut den Auswertungen während dieser 35 Jahre bemerkenswert konstant geblieben.
Zu ähnlichen Resultaten war bereits Emanuel Kerry vom Massachusetts Institute of Technology gekommen, der seine Überlegungen Anfang August in «Nature» veröffentlicht hatte. Er hatte ein Mass für die durch die Wirbelstürme verteilte Energie errechnet und eine starke Korrelation mit der Oberflächentemperatur des Atlantiks gefunden: Im Nordatlantik und im Nordpazifik hat sich dieser Intensitätskennwert der Stürme aufgrund von Kerrys Rekonstruktion in den letzten 30 Jahren praktisch verdoppelt.
Als eigentlicher Beleg für die populäre These, dass eine Erderwärmung mehr und verheerendere tropische Wirbelstürme bringe, können diese Arbeiten allerdings nicht gelten. Die Autoren selber drücken sich denn auch äusserst vorsichtig aus. Nicht nur sind die Fehlermargen bei der nachträglichen Berechnung der Wirbelsturmstärken für die letzten Jahrzehnte aus den vorhandenen Daten erheblich. Unbestritten ist auch, dass die Wirbelsturmaktivität schon immer langfristige Zyklen aufwies. So brachten im Atlantik die siebziger, achtziger und frühen neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wenig grosse Hurrikane, während in den vierziger, fünfziger und frühen sechziger Jahren eine grosse Aktivität zu verzeichnen war. Seit 1995 ist im Atlantik wieder ein Anstieg der Aktivität zu beobachten.
Die Autoren des neuen Artikels in «Science» schliessen daher nicht aus, dass der von ihnen beobachtete Anstieg ganz einfach eine natürliche Fluktuation dokumentieren könnte. Um einen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zu belegen, schreiben sie, müssten Daten über längere Zeiträume vorliegen. Vor allem aber fehle ein tieferes Verständnis für die Rolle, die diese Wirbelstürme im generellen Haushalt von Atmosphäre und Ozeane spielten; das gelte nicht nur für Prognosemodelle, sondern selbst für das heutige Klima. Bemängelt wird an den Studien, die einen Zusammenhang zwischen Oberflächentemperatur der Meere und der Intensität der Wirbelstürme beziehungsweise der Zahl grosser tropischer Wirbelstürme gefunden haben wollen, gelegentlich zudem, dass die Auswertung der einzelnen Ozeanregionen zum Teil unterschiedliche Ergebnisse gezeitigt hätte.
Kaum relevant für die steigenden Kosten
In einer kürzlich beim Bulletin of the American Meteorological Society eingereichten Arbeit, die auf dem Internet bereits zugänglich ist, macht eine andere Gruppe amerikanischer Experten denn auch deutlich, dass es verfrüht sei, von einer Beziehung zwischen einem veränderten Verhalten der Hurrikane und der Klimaerwärmung auszugehen. Zudem ergäben die Modelle, soweit sie einen Zusammenhang errechneten, einen so geringen Einfluss der Erwärmung auf die Hurrikan- Aktivität, dass dieser heute gar nicht messbar sei; die Zunahme der Bevölkerung, die exponiert sei, und deren wachsender Wohlstand dagegen trügen bis zu 60-mal mehr zur steigenden Schadensbilanz von Hurrikanen bei als eine allfällige langfristige Zunahme der Aktivität als Folge der Klimaerwärmung.
Quellen: Science 309, 1807 und 1844-1846 (2005); Nature 436, 686-688 (2005);http://sciencepolicy.colorado.edu/ admin/publicationfiles/resource-1766-2005.36.pdf
nzz von heute ...
21. September 2005, Neue Zürcher Zeitung
Hurrikane und die Klimaerwärmung
Auf der Suche nach einem aussagekräftigen Parameter
In diesem und den letzten Jahren haben grosse Hurrikane immense Verwüstungen angerichtet. Man fürchtet, dass die prognostizierte Klimaerwärmung die Gefahr weiter ansteigen lässt. Nun glaubt eine neue Studie eine Korrelation zwischen wärmeren Meeren und starken Hurrikanen zu sehen - gesichert ist ein solcher Einfluss aber noch nicht.
bt. Der Hurrikan «Katrina», der vor wenigen Wochen weite Teile von New Orleans unter Wasser gesetzt, Hunderte von Toten gefordert und riesige Schäden verursacht hat, war nur einer der heftigen tropischen Zyklone, die in den letzten Jahren aufgetreten sind und zum Teil Milliardenschäden angerichtet haben. Seit längerem läuft daher die Diskussion um die Frage, ob eine Klimaerwärmung in Zukunft noch häufiger und möglicherweise gefährlichere Wirbelstürme bringen werde, auf Hochtouren. Entgegen der Ansicht vieler Hurrikan-Experten, dass ein solcher Zusammenhang nicht gesichert sei, wird er vielerorts - nicht zuletzt bei zahlreichen Klimapolitikern - als gegeben betrachtet. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Tatsache, dass in den letzten 10 Jahren im Atlantik die Hurrikane tatsächlich häufiger geworden sind, vor allem jene der grossen Kategorien. Insgesamt allerdings, so stellt auch eine vergangene Woche in der Wissenschaftszeitschrift «Science» von vier amerikanischen Wissenschaftern veröffentlichte Untersuchung fest, hat die Zahl von tropischen Wirbelstürmen und deren Dauer in den letzten 35 Jahren global nicht zugenommen. Dies obwohl die Oberflächentemperatur der tropischen Ozeane in derselben Zeit laut dem Artikel um 0,5 Grad gestiegen ist.
Mehr Stürme der Stärke 4 und 5
Häufiger geworden sind laut Peter J. Webster vom Georgia Institute of Technology in Atlanta, dem Erstautor des «Science»-Artikels, und seinen Kollegen allerdings die grossen Wirbelstürme - Hurrikane der Kategorien 4 und 5 und entsprechende Zyklone und Taifune, wie die Stürme in Indien und in Asien genannt werden. Aufgrund der Daten, die Websters Gruppe von Satellitenaufnahmen ableitete, hat sich deren Zahl weltweit gegenüber den 1970er Jahren beinahe verdoppelt. Die maximale Stärke der grossen Hurrikane dagegen ist laut den Auswertungen während dieser 35 Jahre bemerkenswert konstant geblieben.
Zu ähnlichen Resultaten war bereits Emanuel Kerry vom Massachusetts Institute of Technology gekommen, der seine Überlegungen Anfang August in «Nature» veröffentlicht hatte. Er hatte ein Mass für die durch die Wirbelstürme verteilte Energie errechnet und eine starke Korrelation mit der Oberflächentemperatur des Atlantiks gefunden: Im Nordatlantik und im Nordpazifik hat sich dieser Intensitätskennwert der Stürme aufgrund von Kerrys Rekonstruktion in den letzten 30 Jahren praktisch verdoppelt.
Als eigentlicher Beleg für die populäre These, dass eine Erderwärmung mehr und verheerendere tropische Wirbelstürme bringe, können diese Arbeiten allerdings nicht gelten. Die Autoren selber drücken sich denn auch äusserst vorsichtig aus. Nicht nur sind die Fehlermargen bei der nachträglichen Berechnung der Wirbelsturmstärken für die letzten Jahrzehnte aus den vorhandenen Daten erheblich. Unbestritten ist auch, dass die Wirbelsturmaktivität schon immer langfristige Zyklen aufwies. So brachten im Atlantik die siebziger, achtziger und frühen neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wenig grosse Hurrikane, während in den vierziger, fünfziger und frühen sechziger Jahren eine grosse Aktivität zu verzeichnen war. Seit 1995 ist im Atlantik wieder ein Anstieg der Aktivität zu beobachten.
Die Autoren des neuen Artikels in «Science» schliessen daher nicht aus, dass der von ihnen beobachtete Anstieg ganz einfach eine natürliche Fluktuation dokumentieren könnte. Um einen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zu belegen, schreiben sie, müssten Daten über längere Zeiträume vorliegen. Vor allem aber fehle ein tieferes Verständnis für die Rolle, die diese Wirbelstürme im generellen Haushalt von Atmosphäre und Ozeane spielten; das gelte nicht nur für Prognosemodelle, sondern selbst für das heutige Klima. Bemängelt wird an den Studien, die einen Zusammenhang zwischen Oberflächentemperatur der Meere und der Intensität der Wirbelstürme beziehungsweise der Zahl grosser tropischer Wirbelstürme gefunden haben wollen, gelegentlich zudem, dass die Auswertung der einzelnen Ozeanregionen zum Teil unterschiedliche Ergebnisse gezeitigt hätte.
Kaum relevant für die steigenden Kosten
In einer kürzlich beim Bulletin of the American Meteorological Society eingereichten Arbeit, die auf dem Internet bereits zugänglich ist, macht eine andere Gruppe amerikanischer Experten denn auch deutlich, dass es verfrüht sei, von einer Beziehung zwischen einem veränderten Verhalten der Hurrikane und der Klimaerwärmung auszugehen. Zudem ergäben die Modelle, soweit sie einen Zusammenhang errechneten, einen so geringen Einfluss der Erwärmung auf die Hurrikan- Aktivität, dass dieser heute gar nicht messbar sei; die Zunahme der Bevölkerung, die exponiert sei, und deren wachsender Wohlstand dagegen trügen bis zu 60-mal mehr zur steigenden Schadensbilanz von Hurrikanen bei als eine allfällige langfristige Zunahme der Aktivität als Folge der Klimaerwärmung.
Quellen: Science 309, 1807 und 1844-1846 (2005); Nature 436, 686-688 (2005);http://sciencepolicy.colorado.edu/ admin/publicationfiles/resource-1766-2005.36.pdf