Heute vor 10 Jahren: Brig
Verfasst: Mo 29. Sep 2003, 21:25
Hallo zusammen
Man kann natürlich lange diskutieren, was man alles hätte tun können, und was dann das wieder für Auswirkungen gehabt hätte. Jedenfalls war es am fraglichen Tag dazu sicher zu spät. Interessant sind dazu einige Fakten, die Chr. Pfister in seinem Buch "Wetternachhersage" erwähnt:
Im Briger Anzeiger von 1899 (!) (kein Schreibfehler) wurde schon davor gewarnt, dass sich die neu kanalisierte Saltina "nicht zu allen Zeiten mit einem so schmalen Raume" begnügen würde. Man schlug den Bau einer Zug- oder Fallbrücke vor, welche innerhalb von 5 Minuten hätte aufgezogen werden können.
In den Jahren 1920, 1921 und 1922 ist die Saltina an der gleichen Stelle beinahe über die Ufer getreten. Aus diesem Grund baute man darauf oberhalb Brig eine Geschiebesperre. Es scheint jedoch, dass dem Unterhalt, dh. dem regelmässigen Ausbaggern dieser Sperre zuwenig Beachtung geschenkt wurde.
Ich bin auch nicht ganz der Ansicht vom Uwe, dass 1993 ein "lokal begrenztes" Ereignis war. Am gleichen Tag gab es auch Überschwemmungen an vielen weiteren Orten im südwestlichen Alpenraum (Savoye, Piemont, Ligurien). Niederschlagskarten zeigen, dass südöstlich des Einzugsgebietes der Saltina, dh. im Val d'Ossola und im Centovalli etwa doppelt so viel Wasser runterkam. Der Lago Maggiore stieg innerhalb von 60 Stunden um 120cm an.
Ich selbst kam sehr glimpflich davon. In Realp UR wurden zwar eine Strasse sowie ein Abstellgleis der Dampfbahn durch die Reuss unterspült, und ein paar kleinere Erdrutsche waren auch zu verzeichnen. Man befürchtete nach den Erfahrungen von 1987 viel schlimmeres, aber es blieb dann bei nassen Füssen und ein paar Flüchen, die Gummistiefel im Unterland vergessen zu haben...
Wahrscheinlich war die Ursache für die grossen Niederschläge - nebst dem Tief, das die Südwestströmung verursachte - ein zweites Tief in Skandinavien, welches zuvor Kaltluft von Nordwesten gegen die Alpen geführt hatte. Liegt nämlich auf der Alpennordseite eine solche Kaltluftmasse, dann steigt die feucht-warme Mittelmeerluft nicht nur aus topografischen Gründen am Alpensüdhang auf, sondern sie gleitet dann oft gleich noch etwas weiter auf diesen Kaltluftkeil hinauf. Damit verliert sie noch mehr Wasser als sie es ohnehin schon tun würde, und es besteht auch die Gefahr, dass die Niederschläge den Alpenhauptkamm viel weiter Richtung Norden überschreiten (siehe 1987).
Gruss: Balz
Man kann natürlich lange diskutieren, was man alles hätte tun können, und was dann das wieder für Auswirkungen gehabt hätte. Jedenfalls war es am fraglichen Tag dazu sicher zu spät. Interessant sind dazu einige Fakten, die Chr. Pfister in seinem Buch "Wetternachhersage" erwähnt:
Im Briger Anzeiger von 1899 (!) (kein Schreibfehler) wurde schon davor gewarnt, dass sich die neu kanalisierte Saltina "nicht zu allen Zeiten mit einem so schmalen Raume" begnügen würde. Man schlug den Bau einer Zug- oder Fallbrücke vor, welche innerhalb von 5 Minuten hätte aufgezogen werden können.
In den Jahren 1920, 1921 und 1922 ist die Saltina an der gleichen Stelle beinahe über die Ufer getreten. Aus diesem Grund baute man darauf oberhalb Brig eine Geschiebesperre. Es scheint jedoch, dass dem Unterhalt, dh. dem regelmässigen Ausbaggern dieser Sperre zuwenig Beachtung geschenkt wurde.
Ich bin auch nicht ganz der Ansicht vom Uwe, dass 1993 ein "lokal begrenztes" Ereignis war. Am gleichen Tag gab es auch Überschwemmungen an vielen weiteren Orten im südwestlichen Alpenraum (Savoye, Piemont, Ligurien). Niederschlagskarten zeigen, dass südöstlich des Einzugsgebietes der Saltina, dh. im Val d'Ossola und im Centovalli etwa doppelt so viel Wasser runterkam. Der Lago Maggiore stieg innerhalb von 60 Stunden um 120cm an.
Ich selbst kam sehr glimpflich davon. In Realp UR wurden zwar eine Strasse sowie ein Abstellgleis der Dampfbahn durch die Reuss unterspült, und ein paar kleinere Erdrutsche waren auch zu verzeichnen. Man befürchtete nach den Erfahrungen von 1987 viel schlimmeres, aber es blieb dann bei nassen Füssen und ein paar Flüchen, die Gummistiefel im Unterland vergessen zu haben...
Wahrscheinlich war die Ursache für die grossen Niederschläge - nebst dem Tief, das die Südwestströmung verursachte - ein zweites Tief in Skandinavien, welches zuvor Kaltluft von Nordwesten gegen die Alpen geführt hatte. Liegt nämlich auf der Alpennordseite eine solche Kaltluftmasse, dann steigt die feucht-warme Mittelmeerluft nicht nur aus topografischen Gründen am Alpensüdhang auf, sondern sie gleitet dann oft gleich noch etwas weiter auf diesen Kaltluftkeil hinauf. Damit verliert sie noch mehr Wasser als sie es ohnehin schon tun würde, und es besteht auch die Gefahr, dass die Niederschläge den Alpenhauptkamm viel weiter Richtung Norden überschreiten (siehe 1987).
Gruss: Balz