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Nasser Juni 2007

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Uwe/Eschlikon
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo

Also für die Gletscher bedeutet 1 kühler, niederschlagsreicher Sommer nichts (von kühl kann man ja eh nicht sprechen).
Die Reaktion (bzw. Verzögerung) der Gletscher liegt je nach Massenbilanz bei mind. 7-10 Jahren!
Bestenfalls werden die Abschmelzprozesse in den höheren Lagen (oberhalb 2800-3000m) etwas verzögert.
In den Zehrgebieten wirkt sich das feucht-warme Wetter eher konträr aus, denn Regen und einsickerndes Wasser beschleunigen das Abschmelzen enorm, erhöhen die Fliessgeschwindigkeit und fördern insbesondere Eisabbrüche.

Der Vorteil der nassen Witterung in den Alpen sehe ich vor allem auch im Speisen der Quellen, was enorm wichtig für die Natur, Landwirtschaft und regionale Wasserversorgung ist!

Zudem, der Sommer fängt ja erst richtig an. Und wenn man auf den aktuellen Karten in den Mittelmeerraum blickt (besonders den östl.), dann kann man erahnen, wie schnell auch die Bruthitze bei uns sein könnte.

An einen kühl-nassen Sommer glaube ich erst nach mitte August ;-)

Uwe

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Marco (Oberfrick)
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Marco (Oberfrick) »

Wir werden es sehen. werde auf jedenfall Fotos machen zum Vergleich...hab ja schon paar Vergleich Fotos 98/03/06.

Gruss Marco
Aus dem Schönen WINTERthur-Seen 480m.ü.M.
Seit 2017 im Frickital Zuhause ;-)


Sämi
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Sämi »

@Uwe
Bist du sicher das verhältnissmässig kalte Sommer nichts bringen?
Einerseits fällt im Sommerhalbjahr bekanntlich der meiste Niederschlag im Jahr und wenn dieser auch in Form von Schnee fällt wird das sicher von Nutzen sein. Auch wenn die Auswirkungen vielleicht nur ein leichtes stoppen des Rückgangs mit sich bringen.
Ausserdem wird die Schmelze weniger stark sein als in einem Sommer wie letztes Jahr oder im 03.

Liebe Grüsse
Sämi
Heiden, Bischofsberg, 940 M.ü.M.

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Uwe/Eschlikon
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Sämi
Bist du sicher das verhältnissmässig kalte Sommer nichts bringen?
Du redest hier in Mehrzahl; ich habe bewusst in meinem vorherigen Posting von einem nass-kalten Sommer gesprochen. ;-)

Die Umwandlung von Schnee über Firn zu Eis passiert ja oberhalb der durchschnittlichen Schneegrenze.
Erst in einer Tiefe von 20-30m entsteht durch Druck langsam (metamorphes) Gletschereis. Je höher oben, d.h., je kälter, desto länger dauert allerdings der Prozess. Mehrmaliges Durchfeuchten der Altschneedecke bzw. des Firneises beschleunigt den Prozess.
Aber solange die durchschnittliche Schneegrenze ansteigt, werden auch die Gletscher auf dem Rückzug sein.

Nasse + warme Sommer ergeben zwar mehr Schnee im Nährgebiet, beschleunigen aber auch das Abshmelzen im Zehrgebiet.

Ich war gestern mit meinem Junior wieder einmal auf dem Rhonegletscher (leider haben die Batterien meiner Cam schlapp gemacht).
Enorm, wie dieser auf dem Rückzug ist und wie weit hoch das eigentliche Eis schon wieder aper ist. Altschnee ist auf 2300m bis 2600m nur noch Fleckenhaft oder als trügerische Spaltendeckung vorhanden. Erst weiter oben ist dann noch ein komplette Schneedecke auf dem Eis (mitte Juni!)

Früher ging um diese Zeit der Pass erst auf :(

Gruss, Uwe

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Chrigu Riggisberg
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Hallo zäme

Es sieht nun so aus, als würde das von Markus Pfister erwähnte Szenario eintreffen: Der Trog wird wahrscheinlich nie richtig in den Kontinent reinschwenken. Durch sekundäre Austrogungen über Westfrankreich wird die CH vielmehr bis Ende Juni (?...) in einer Südwestströmung verbleiben. Niederschlagsmässig ist diese Entwicklung eher ungünstig: Einerseits ist das Potenzial für kräftige Niederschlagsereignisse bei warmen Luftmassen deutlich höher, andererseits wird die Schneefallgrenze auch sehr weit oben liegen (über 3500 m). Ich schreibe bewusst "ungünstig": Langsam aber sicher dürfte es nämlich bei grösseren Niederschlagsereignissen zu Problemen kommen. Im Gürbetal waren z.B. gestern überall grössere Pfützen auf den Feldern zu sehen, und dies ohne ein stärkeres Gewitter. Der Wasserstand der Gürbe war auch hoch.

Mal sehen, wie sich das weiterentwickeln wird. Noch ist alles im Lot. Doch es fehlt aus meiner Sicht nicht viel, damit der Juni 2007 wirklich zu einem Extrem ausarten könnte. Die Böden sind jedenfalls tiefgründig nass.

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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Uwe/Eschlikon
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo Chrigu

Die Unterschiede sind aber regional sehr gross!
In vielen Teilen der N- und O-Schweiz beträgt die Menge gerade einmal 50% (oder sogar noch weniger) der Norm, und wir haben schon den 19.6.

Ok, von der gesamten Fläche her gesehen dürfte die Mehrheit das Soll annähernd erreicht oder sogar überschritten haben (vor allem S- und SW-Schweiz)

Uwe

Stefan im Kandertal

Nasser Juni 2007

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Hallo. Ich hoffe ich darf.

Der nasse Boden im Gürbe- und Aaretal stammt kaum vom Juni sondern vor Allem vom Mai. Im Juni gabs in den Tälern "erst" 80-90mm Regen und liegt damit nur knapp über dem Normalbereich (2/3 Juni). Allerdings im Gantrischgebiet, was das Gürbetal bewässert, doch schon über 150mm. Damit stammt wieder viel von diesem Wasser aus den Bergen.

Am Gantrisch fielen bereits über 300mm (!) Regen im Mai und Die Aare wurde vom Osten beliefert (Emmental, Eriz). Und überhaupt war der Mai auch hier flächendeckend sehr nass (über 160% vom Mittel). Das dürfte den Grundwasserpegel schon mal nachhaltig ziemlich angehoben haben.

Da es im Juni munter weiter regelmässig geregnet hat bilden sich jetzt schnell mal diese Pfützen auf den Feldern. Es kann ja nie ganz abtrocknen weil eine längere Hochdruckphase schon lange fehlt. Gestern gabs wieder 16-20mm in der Region. Das Überschüssige Wasser fliesst darum jetzt grösstenteils sofort durch Gürbe und Aare ab. Würde es zu einem starken Gewitter (>30-40mm) kommen, hätten wir schnell ein Problem ohne dass der Juni dadurch im Gürbe- und Aaretal selber unbedingt sehr nass sein müsste. Es hat einfach seit Ende Mai kaum noch Platz für mehr Regen und braucht nicht viel damits diese "Seeli" gibt.

Chrigu: Das mit der Nullgradgrenze fällt mir auch auf. Ganz schön mild im Hochgebirge. :(

Uwe: Bezogen auf den ganzen Monat wohne ich hier wohl jetzt in einem der letzten Gebiete der westlichen Schweiz wo noch nicht 100% Monatssoll erreicht ist ;-). Ansonsten stimmts, vor Allem die Alpen und Hügelzonen haben das Mass bereits voll.


[:]


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Tinu (Männedorf)
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Interessant an diesem Juni ist bisher auch die Regelmässigkeit der Niederschläge, vor allem durch Gewitter. Am Beispiel Stäfa zeigt sich das sehr schön für meine Region. Seit Anfang Juni gab es etwa alle zwei bis drei Tage bedeutende Niederschläge und das auf einem relativ hohen Temperaturniveau. Das mutet fast schon tropisch an (regelmässige Niederschlagsverteilung, geringe Temperaturschwankungen):

Bild

Quelle: Agrometeo
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

jungfraujoch
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Nasser Juni 2007

Beitrag von jungfraujoch »

Hallo

Zum Gletscher "Wachstum" wird der Nasse Juni wohl nichts beitragen. Hier auf dem Jungfraujoch habe ich bis jetzt 3.6 m Firnzuwachs seit letzten Oktober und die grösseren Niederschläge sind wohl bald vorbei hier. Die Hauptschneemenge fällt normalerweise so Mai Juni. Ein normales Jahr würde so 8-9m Firnzuwachs bringen. Letztes Jahr waren es ca. 4.5m. Und auch wenn der Juni unten eher Kühl war, hier war dem nicht unbedingt so, es war Warm. Auch braucht es Theoretisch mehr Schnee für`s Gletscherwachstum als früher da die Gleichgewichtsgrenze des Gletschers höher ist als früher, die Fläche die zehrt ist viel grösser geworden.

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Chrigu Riggisberg
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

In vielen Teilen der N- und O-Schweiz beträgt die Menge gerade einmal 50% (oder sogar noch weniger) der Norm, und wir haben schon den 19.6.
Und wie sieht es heute aus? Ich denke, in den letzten 48 h ist in der Ostschweiz einiges an Niederschlag zusammengekommen. Daher sollte auch dort das Soll bald erreicht sein. In Riggisberg sind es nun 120 mm, was beinahe dem Mittel entspricht. Da es besonders Anfangs der kommenden Woche (Montag/Dienstag) wiederum viel Niederschlag (in den Bergen Schnee...) geben wird, kann davon ausgegangen werden, dass der Juni 2007 flächendeckend zu nass enden wird. Ausser im südlichen Graubünden wird es bereits jetzt fast überall zu feucht sein.

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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