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Hochwassergefahr Westschweiz März 2006

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Mike (Thun)
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Hochwassergefahr Westschweiz März 2006

Beitrag von Mike (Thun) »

Hallo ihr Geographen/innen :-)

Ich denke für eine Warnung ist es noch zu früh, aber da ich vis à vis der Matte in Bern arbeite und in Thun mit Seesicht lebe, habe ich mir schon vor Fabiennes Thread so meine Gedanken gemacht angesicht des Anstiegs der Aare in Bern. Die Webseite des WWA Kanton Bern hat beides online: Abflüsse/ Seestände und Niederschlagssummen. Obschon auch ich die von Christoph erwähnten hydrologischen Modelle nicht zur Hand habe, kann ich mit den Schneehöhenkarten des SLF, den Wettermodellen, den Daten des WWA und meinem geographischen Wissen sowie Beobachtungen eine Handgelenk x Pi Abschätzung der Hochwassergefahr machen. Logisch, dass es für eine Warnung mehr als eine Abschätzung braucht. Ich denke aber, dass die zuständigen Ämter nun sensibilisiert sind und wohl auch enger zusammenarbeiten.

Solange "nur" der Jura soviel NS abkriegt, sehe ich für meinen Wohn/ Arbeitsplatz noch kein erhöhtes Risiko: die grossen Einzugsgebiete (Simme, Kander, Aare) führen momentan noch keine ungewöhnlichen Wassermengen. Sorgen würde es mir bereiten, wenn es nun eine Woche lang bis auf 3000 m.ü.M. Regnen würde...

Nun ist (endlich) das Abflussreglement des Thunersees geändert worden: der Seestand wird während des Sommers 10cm tiefer gehalten als vorher und die Schleusen werden voll geöffnet, sobald die Zuflüsse höher als der Abfluss sind. Anscheinend hat man doch etwas aus den Ereignissen 1999 und 2005 gelernt!

Frühling mit Sublimation der Schneeemassen wäre gut ;-) Nur, dann müsste ich auf den Wind verzichten :-/

Gruss Mike

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Adrian (Dübendorf)
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Hochwassergefahr Westschweiz März 2006

Beitrag von Adrian (Dübendorf) »

Original von Mike (Thun)

Frühling mit Sublimation der Schneeemassen wäre gut ;-) Nur, dann müsste ich auf den Wind verzichten :-/
Wobei dann wieder die Trockenheit im Sommer ein Problem werden könnte. Ich habe mit einem technischen Mitarbeiter im CVJM Zentrum auf dem Hasliberg (Hohfluh) gesprochen. Er meinte, dass gar nicht mehr so viel Schnee oben liegt und es wieder zu Problemen im Sommer kommen könnte.
Gruss Adrian Senn
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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Sonst schickt noch etwas NS in die Ostschweiz ;-)
Unsere (und auch andere) Gemeinde beisst immer noch am Sommer 2003 herum, die Grundwasserpegel sind zu tief und die Böden noch zu trocken.

Ich denke, momentan ist die SFG und 0°-Grenze zu tief, dass es auch mit NS für grössere Überschwemmungen reichen könnte.

Uwe

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Niederschlagssumme 24 h bis heute, 29.03.06 12z (Stationen über 20 mm):

72.0 Grand St. Bernard
38.0 Saentis
38.0 Pilatus

Niederschlagssumme 48 h bis heute, 29.03.06 12z (Stationen über 30 mm):

83.0 Grand St. Bernard
59.0 Pilatus
52.0 Säntis
47.6 Lausanne/Pully
46.5 La Dole
43.0 Bern-Liebefeld
39.9 Neuchatel
36.4 Zürich-Kloten
36.0 La Chaux-de-Fonds
36.0 Wynau
35.1 Plaffeien
34.0 Robiei
32.0 Reckenholz
31.0 La Fretaz
30.9 Schaffhausen
30.0 Chasseral

Mickey, Berneck, 430
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Beitrag von Mickey, Berneck, 430 »

Original von Mike (Thun)
Nun ist (endlich) das Abflussreglement des Thunersees geändert worden: der Seestand wird während des Sommers 10cm tiefer gehalten als vorher und die Schleusen werden voll geöffnet, sobald die Zuflüsse höher als der Abfluss sind. Anscheinend hat man doch etwas aus den Ereignissen 1999 und 2005 gelernt!
Naja, ich kenne dieses Reglement nicht. Aber ich wundere mich schon seit Jahren auch an anderen Seen, wie solche Sachen geregelt werden. In 9 von 10 Fällen weiss man ja vor einem Ereigniss, dass es Hochwasser geben kann. Meistens 2-3 Tage voraus. Wieso öffnet man nicht dann schon die Schleusen an solchen Seen und schliesst sie wieder, sobald die Prognosen besseres verheissen? Ich arbeite in der Wasserkraftbranche und habe schon etliche Male erlebt, dass die Schleusen z.B. am Zürichsee meiner Meinung 2 Tage zu spät geöffnet wurden. Wieso senkt man den Seespiegel nicht massiv ab, BEVOR solche Ereignisse auftreten. Manchmal erscheint mir das Vorgehen an solchen geregelten Seen schon sehr stümperhaft. Aber wie gesagt, ich habe mich noch nie wirklich damit befasst. Sind einfach mal Gedanken von mir. Und eigentlich hat das Ganze ja auch mit Hochwassergefahr, bzw. Warnung vor Hochwasser zu tun!
Mickey
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Mike (Thun)
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Beitrag von Mike (Thun) »

Mickey: Wieso senkt man den Seespiegel nicht massiv ab, BEVOR solche Ereignisse auftreten?


Da es nach den zuständigen Behörden keinen Unterschied machen würde. Zur Hydrologie der Hochwassersitution in Thun (1999) gibt es einen guten Bericht.

Bei den Abflussreglementen müssen neben anderen Interessensgruppen (Sport, gewerbliche Schifffahrt, Fischer) auch immer die Gemeinden flussabwärts berücksichtigt werden. Troztdem habe ich das Gefühl, dass Reglement hin oder her oft zu spät gehandelt wird. Im 2005 wurden die Schleusen 2 Tage nicht voll geöffnet, weil ein Bootsanlass stattgefunden hat...Da sollte eigentlich eine Interessensabwägung stattfinden! Falls Thun wirklich den geplanten Entlastungsstollen erhält, dann wird dieser in Bern noch zu reden geben. Obschon eingebettet in den kantonalen Hochwasserschutz...

Gruss Mike

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Niederschlagssumme 24 h bis heute, 30.03.06 12z (Stationen über 10 mm):

27.3 Lausanne/Pully
21.0 La Dole
16.2 La Chaux-de-Fonds
14.5 La Fretaz
14.2 Chasseral
12.2 Neuchatel
11.0 Changins
10.5 Genf-Cointrin

Niederschlagssumme 72 h bis heute, 30.03.06 12z (Stationen über 40 mm):

84.7 Grand St. Bernard
74.9 Lausanne/Pully
67.5 La Dole
60.1 Pilatus
55.1 Säntis
52.2 La Chaux-de-Fonds
52.1 Neuchatel
47.0 Bern-Liebefeld
45.5 La Fretaz
44.2 Chasseral
43.6 Zürich-Kloten
42.0 Wynau


Mickey, Berneck, 430
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Beitrag von Mickey, Berneck, 430 »

Was ist an einer verfrühten Öffnung der Schleusen auszusetzen? Sofern die Flüsse dann nicht schon zum bersten voll sind, gibt es doch keinen Grund, es NICHT zu tun, sofern die Niederschläge einigermassen sicher prognostizierbar sind?! Also ich sähe hier ein grosses Potenzial, um die Überschwemmungsgefahr zu senken. Aber in unserm Bünzlistaat ist sowas wohl kaum möglich.

Übrigens steigt die Schüss bereits wieder ziemlich stark an. Und wenn ich sehe, dass die Temperatur stark gestiegen ist und auch recht happige Niederschläge aufziehen... das wird 'ne heisse Nacht an der Schüss...
Mickey
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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Mickey

Die Lage am Thunersee ist ein bisschen speziell. Die vorzeitige Öffnung der Schleusen bringt dort nichts, weil der Abfluss erst bei einem bestimmten Pegel ansteigt. Die jetzt beschlossene generelle Absenkung des Seespiegels von 10 cm als Pufferung bringt etwas mehr Spatzung für mittlere Ereignisse. Bei Extremereignissen werden allerdings auch diese 10 cm ausser einem Zeitgewinn nicht viel bringen. Um die Probleme der Thunersee-Anwohner zu lösen, muss ein Entlastungsstollen her - was wiederum Massnahmen weiter unten nötig macht (Mike hat es bereits angedeutet). Gewusst hat man das alles bereits nach dem Hochwasser 1999, gehandelt wird allerdings erst jetzt.

Mickey, Berneck, 430
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Beitrag von Mickey, Berneck, 430 »

ok, die situation in thun kenne ich halt nicht. generell ist das problem natürlich so, dass bei tiefem seestand weniger wasser abfliesst.

aber am zürichsee hatte ich schon oft das gefühl, dass man mit früherem öffnen (so 2 tage) der schleusen einerseits den seepegel etwas absenken könnte um mehr speichervolumen zu haben und andererseits dann auch eine bessere wasserführung der limmat zu erreichen, was auch für die vielen wasserkraftanlagen dann von vorteil wäre, weil so die abflussspitzen gebrochen werden könnten und dann einige anlagen eine bessere produktion hätten, wenn das wasser nicht auch noch dann kommt, wenn die maschinen schon alle auf volllast laufen. mal ganz zu schweigen, dass dann auch die bewohner an den flüssen evtl. entlastet werden könnten.
Mickey
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