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Jahrhundertereignis/Wiederkehrdauer über 300 Jahre

Grundlagen und Expertenwissen.
fischer 1000

Jahrhundertereignis/Wiederkehrdauer über 300 Jahre

Beitrag von fischer 1000 »

Ciao zusammen,

All diese Fragen habe ich mir Heute Morgen auch gestellt, als ich folgendes Bild aufnahm (in der Sihl, oberhalb HB Zürich):
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 205516.jpg

Man kann es wegen der Qualität fast nicht mehr lesen, aber zu oberst steht "Achtung Hochwasser", dann kommt die Marke "alle 500 Jahre" und nicht mehr sichtbar "alle 100 Jahre".
Der Scheitel war zum Zeitpunkt schon durch, d.h. die 500 Marke wurde erreicht.

Vielleicht bleibt jetzt während 1000 Jahren ein solches Ereigniss aus?
Oder vielleicht gab es während den letzten 5000 Jahren kein solches Ereignis mehr, da kann es jetzt doch schon mal kurz hinter einander geschehen... Ach, und nicht vergessen, den Super Jahrhundert Somer 2003, den wir nun voraussichtlich auch alle 5 Jahre genissen können.

Und was mir am meisten zu denken gibt; wir kenne die Ursache, wir kenne die Wirkung, aber nichts wird unternommen.
Weder präventiv und nach meinem dafürhalten, noch zu wenig evaluiert. Wir sind, so glaube ich, mit einem blauen Auge davon gekommen, denn wenn sich dass von Heute nur ein wenig mehr im Westen abgespielt hätte... sind in der Stadt Zürich Sand(säcke) irgendwo gelagert?

Andi

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Peter,Walchwil ZG
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Beitrag von Peter,Walchwil ZG »

@Christian Konstanz,
Wenn man mal etwas nachdenkt, könnte sogar ein anderer Grund für die Steigerungsraten (wenn es denn welche gibt) sein: früher baute man nicht direkt am Fluß oder in gefährdeten Gebieten, also fielen Hochwasser nicht so auf und waren normal - die Bauern im Tal konnten damit leben, daß sie mal eine Woche nicht heraus kamen. Heutzutage werden immer mehr Häuser und Straßen in tendenzielle Überschwemmungsgebiete gebaut, und Überflutungsflächen eingedämmt, also _muß_ zwangsläufig die Zahl der schadenverursachenden Hochwasser steigen.


Da sprichst du wichtige Aspekte an.Ein wichtiger fehlt noch:In der Schweiz wird im Durchschnitt alle Minute 1 M2 überbaut(betoniert/asphaltiert usw.)Das Wasser,das auf diese Flächen fällt muss irgendwie als Meteowasser in Kanälen/Leitungen abgeleitet werden,dann weiter in Bäche/Flüsse/Seen.
Wenn z.B. in 20 Jahren ein vergleichbares Niederschlagsereignis auftritt,werden zig m3 Wasser zusätzlich in die Gewässer abgeleitet als heute.
Was das auf die Pegel/Abflüsse für Auswirkungen hat,kann sich jeder selber ausrechen.

Somit sind für mich die statistischen Wiederkehrperioden von Hochwasser problematisch in der Anwendung.Bei angenommen gleichen klimatischen Verhältnissen werden sie sich in Zukunft zwangsläufig häufen.

Grüsse Peter
- Editiert von Peter,Walchwil ZG am 23.08.2005, 21:58 -
- Editiert von Peter,Walchwil ZG am 23.08.2005, 22:01 -
Grüsse Peter


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Alfred
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Beitrag von Alfred »

@Andi, sali

Das besagte Schild bei sehr niedrigem Stand.

Grüsse, Alfred
[hr]

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Peter
In der Schweiz wird im Durchschnitt alle Minute 1 M2 überbaut(betoniert/asphaltiert usw.)
Schön wärs!

"Jede Sekunde entstehen 0.9 m2 neue Siedlungsflächen, seit 1979/85 bis 1992/97 sind pro Jahr 27 Quadratkilometer neue Siedlungsflächen entstanden." (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bundesamt für Statistik (Hrsg.): Umweltstatistik Schweiz 2004 in der Tasche)

Grüessli

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Peter,Walchwil ZG
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Beitrag von Peter,Walchwil ZG »

Hoi Fabienne,
danke für die Korrektur,hab mich da wohl um eine Zeiteinheit vertan.Somit wirkt sich das natürlich in den Wiederkehrperioden noch viel stärker aus.

Grüsse Peter
Grüsse Peter

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c2j2
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Beitrag von c2j2 »

Nur gut, daß nicht jede Siedlungsfläche zubetoniert wird.

Ist aber eine erschreckende Zahl (für Deutschland bestimmt noch höher, ich will's gar nicht wissen).

Folglich wird immer öfter ein Jahrhunderthochwasser (in welcher Region auch immer) immer größeren Schaden verursachen. Für manche ist es dann eine direkte Reaktion auf ihren Fehler (Murenabgang zerstört Haus, was am Hang an einer ungeeigneten Stelle gebaut wurde), meist trifft's aber die, die nichts dafür können (weiter "unten" am Flußlauf, an den Seen) - leid tun mir dennoch alle, denn kaum einer wird bewußt an eine gefährdete Stelle bauen...

Christian
Wieso Hagelraketen und andere Unwetter-Schadensverminderer... man kann auch mich buchen. Wo ich bin, sind keine Unwetter :roll:

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Beitrag von Ricco (Koblenz AG) »

Also das mit den Bauten in Gefahrenzonen ist so eine Sache: Mein Haus steht nun seit bald 70 jahren hier. Es gab bis 1978 nie ein Schadensereignis. Aber dann sehr regelmässig! 1978, 1994 2x, 1999 2x, und jetzt.....


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Beitrag von Adrian (Dübendorf) »

Original von fischer 1000
Der Scheitel war zum Zeitpunkt schon durch, d.h. die 500 Marke wurde erreicht.
Andi
Ich bin der Meinung, dass die 100er Marke nicht mal erreicht wurde. Für die 500er hätte dann schon noch einiges mehr an Wasser runterkommen müssen. Und da hätte es an mehr Orten probleme gegeben. Durch die Baumstämme die sich da verfangen haben ist die Aussage an der Tafel mit Vorsicht zu geniessen. Die Bilder von mir von dort folgen bald.

Edit: Hier der Link auf die Bilder: http://www2.senn.ch/gallery/20050823-hochwasser
- Editiert von Adrian (Fliegerdorf;Dübi ZH) am 23.08.2005, 23:36 -
Gruss Adrian Senn
http://www.senn.ch/meteo/

harrie
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Jahrhundertereignis/Wiederkehrdauer über 300 Jahre

Beitrag von harrie »

Hallo zusammen,

Erstens stimmt die Aussage von SMA meiner Meinung nach nicht.
1) Für gewisse Orte war es ein 300-Jahr Erreignis (z.B. Meiringen), aber
dass sagt noch nichts aus für die ganze Schweiz. Nächstes Jahr
könnte Schwägalp dass 300-Jahr Erreignis haben und in 2011 mal
Lausanne. Ein 300-Jahr Erreignis für ein gewissen Ort ist deshalb
kein 300-Jahr Erreignis für die Schweiz; Schweizweit wird es viel frequenter
passieren. Wie frequent ist bis jetzt nicht beantwortet von der SMA.
Wie extrem ist eine so grosse 48-Uhrssomme in ein so grosses Gebiet?
Keine einfache Frage.
2) Es geht um 48-Stunden Summen. Man kann auch noch 300-Jahr Erreignisse
haben für 24-Stunden Summen und 10-Tagen Summen. Luzern mass z.B.
nicht sehr lange zurück (irgendwo anfang Juni, vielleicht in 2002?)
mehr als 100 mm in einem Tag. Für dass hat es jetzt nicht gereicht.
Resultat: es gibt noch mehrere mögliche Rekords und Extremereignissen.
3) SMA redet nicht über die überschwemmungen/Abflüsse, aber über die
Niederschläge. Das soll man nicht verwechseln.

Zu die Abflüsse/Seepegeln folgendes:
Tatsächlich ist es ganz speziell das mehrere Seen und Flüsse eine extreme
Wasserstand aufgezeichnet haben. Nach dem Jahrhunderthochwasser van 1999
gibt es schon wieder ein neues Jahrhunderthochwasser.

Statistiken für Wahrscheinlichkeiten von einem gewissen Wasserstand werden
auf Grund van historische Messdaten und statistische Modellen berechnet.
Wie auch immer, die Wahrscheinlichkeit bassiert sich auf die Messreihe.
Deshalb sind Aussagen über extrem seltene Abflüsse/Seepegeln im allgemeinen
schwierig. Sie stützen einfach auf beschränkte historische Daten. Man sollte
sie meiner Meinung nach nicht **zu** sehr im Ernst nehmen.

Wichtig ist auch der Punkt von der nicht stationarität van Messreihen.
änderungen im Landschaft oder Klima können dazu beitragen dass die
Wahrscheinlichkeit von gewisse "events" sich ändert. Es ist wahrschein-
lich dass u.a. die beschränktere Infiltrationskapazität vom Boden (mehr undurchlässige
Oberfläche wie Strassen) und die Klimaänderung eine Zunahme von extrem
hoche Abflüsse geben werden. Falls das wirklich so ist (die Einfluss
von die Erwärmung auf Extremereignisse im Niederschlag ist noch ziemlich
unklar), stimmen die Statistiken für "Jahrhunderthochwasser" einfach
nich mehr.

Gruss,

Harrie-Jan

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Kaiko (Döttingen)
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Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

@Ricco

Vor 1978 war die globale Temperaturabweichung noch etwas konstanter und verträglicher:
Bild
Bekanntlich bewegen wir uns schon über ein Jahrzehnt in einem Klimaexperiment, da ist es nicht mehr relevant ob 100jährig, 300 oder 500jährige Ereignisse stattfinden.

Gruss Kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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