Sali zäme
Nach Weihnachten ging ich mit meiner Frau über Neujahr in die Ferien in Portugal um eine Verwandte meiner Frau in Porto zu besuchen. Über Neujahr ging es nach Nazaré. Das ist bekannt für seine hohen Wellen und ein beliebter Ort für Wellensurfer. Bei Ankunft am 30.12.2023 Abends gab es keinen aussergewöhnlichen Seegang. Ich erwartete auch nicht viel, denn die Wetterkarten zeigten keinen auffälligen Sturm auf dem Atlantik an. Darum war ich überrascht, als am Sonntag morgens früh die berühmten grossen Wellen von Nazaré ankamen. Ich bestaunte die Szene, es standen mir die Haare zu berge, vor allem als ich die riesigen Wasserberge hinter dem Felsen, auf dem der Leuchturm stand, sah.
Ursache war folgende Wettersituation. Ein Tief Tags zuvor über dem Nordatlantik. Hier die Situation am Vortag um 18UTC. Das Tief mit Zentrum knapp westlich von Irland.
Ein paar hundert Kilometer vor der Küste auf dem Atlantik gab es auf dem Breitengrad 40°N (Nazaré liegt etwa auf 39.6°N) einen Mittelwind von 20 kn ….
...und Spitzenböhen bis 53 km/h zwischen den Azoren und der portugiesischen Küste.
Wahrscheinlich hatte auch das grün bezeichnete Windfeld mit Mittelwind bis 30 kn einen Einfluss.
Nur so kann ich mir diesen Seegang erklären den ich mit den folgenden Bildern dokumentiere.
Mein Standort am Vormittag des 31.12.2023 war am Strand bei Nazaré.
Hier ein schöner Brecher vor der Felswand.
Das war ein ganz gewaltiger Brecher. Rechts im Bild sieht man noch die Nase des vorgelagerten Felsens. Die ist schätzungsweise 10 m hoch. Hinter der Schaumkrone beim Felsen kann man noch das Wellental erahnen, dass wahrscheinlich auch noch etwa 2-3m tief ist. Diese Welle war demnach mindestens 12 m hoch.
Das ist die Herleitung der Höhenverhältnisse beim Leuchtturm und dem vorgelagerten Felsen. Die Höhenangaben habe ich aus Google Earth entnommen. Die Höhenangaben sind offenbar ähnlich wie bei den Wettermodellen etwas geglättet. Das Hochplateau auf dem das Quartier steht ist einigermassen eben so dass die Höhenangaben dort +/- 1m genau sind (Der Leuchtturm steht laut Google Earth etwa auf 10 müM, was definitiv nicht stimmen kann).
Die Möwen hatten Spass mit diesen Wellen, wer näher daran vorbeifliegt, gewinnt.
An der portugiesischen Atlantikküste leben Mittelmeermöwen. Laut Wikipedia haben sie eine Körperlänge von 52-58 cm und eine Flügelspannweite von 1.20-1.40 m. Wenn ich von einem Mittelwert der Angaben ausgehe müsste diese Welle im Verhältnis zu der Möwe mit den ausgebreiteten Flügel etwa 5.50 m hoch sein.
Man beachte hier den Horizont auf der linken Seite.
Und immer wieder gibt es die schönen Brecher mit den Gischtfahnen.
Die gleiche Welle etwas später.
Die Farbstreifen der kleinen Türme auf den Molen sind genau 1m breit. Links im Bild kann man das Profil des Strandes erkennen. Der Sandstrand ist relativ steil auch unter dem Seelevel. So bauen sich die Wellen nah am Ufer auf und brechen in beeindruckender Nähe. Auch als Beobachter kann man sich recht nah positionieren. Ideal um schöne Fotos und Videos auf zu nehmen, ohne nasse Füsse zu bekommen (man muss aber trotzdem aufpassen).
Das war der Vormittag am Strand bei Nazaré. Hier noch ein Video dazu.
Unterdessen war Mittag vorbei und ich ging auf den Felsvorsprung in der Nähe des Leuchtturmes.
Es haben sich einige Zuschauer eingefunden.
Hier eine Serie von grösseren Wellen.
Die Surfer wurden von den Zuschauern gefeiert mit lautem Pfeifen, Rufen und Klatschen.
Oft kommen Wellen im Vordergrund quer herein und kumulieren sich mit den Wellen, die gerade vom Atlantik her reinkommen.
Hier eine Übersicht über den Praia do Norte.
Und nochmals ein Versuch die Wellenhöhe zu bestimmen.
Das waren Eindrücke vom Sonntag 31.12.2023. Dazu gibt es auch noch ein Video.
Am Montag 01.01.2024 waren die Wellen nicht mehr ganz so hoch. Dafür schien die Sonne, was einen besonderen Reiz ausübte.
Durch das Sonnenlicht sind die Einzelheiten besser sichtbar.
Wie in diesem Bild die Spritzer und Wasserfontänen.
Wellen auf der Gegenüberliegenden Seite des Strandes.
Diese Frau bestaunt die ankommende Welle. Es war übrigens angenehm frühlingshaft warm.
Die Wellen scheinen verschieden Status zu haben. Sie Bauen sich auf und brechen….
...ein Brecher im Detail...
….etwas später gibt es eine 'Gischtwolke'….
….und Wasserfontänen, die sich oft bis zum dreifachen der Wellenhöhe erheben.
Wieder ein schöner Brecher mit Gischtfahne.
Eine Welle kurz vor dem Brechen...
...etwas später…
...die Wasserfontänen…
..und der Auflauf.
Mit diesem Brecher im Gegenlicht schliesse ich den Bilderbericht ab. Dazu gibt es ein weiteres Video.
Wir hatten es gut getroffen mit diesem Wetterereignis das genau bei unserem Aufenthalt in Nazaré zusammen gefallen war. Für die Einheimischen hier war es wahrscheinlich nichts aussergewöhnliches. Für mich aber schon denn ich hatte meiner Lebenszeit noch nie so grosse Wellen gesehen. Das wahr sehr beeindruckend. Es kann hier aber noch viel höher zu und her gehen. Am 11.02.2020 (Sturmtief Sabine) haben 2 Surfer und eine Surferin jeweils eine >20 m hohe Welle geritten.
Interessant ist, dass im Archiv von Wetter3.de am 09.02.2020 auf der 40°N-Linie die Mittelwindgeschwindigkeit nur mit 20 kn und 15 kn angegeben wird. Windpfeile auf der 42°N-Linie sind eher Richtung spanische Atlantikküste gerichtet, von dort kam also keine Unterstützung. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass dies für Wellen >20 m reichen soll. Und wenn doch, was geht hier ab wenn die Mittelwindgeschwindigkeit auf der 40°N-Linie doch mal 30-40 kn erreicht?
Liebe Grüße von Hans-Jörg
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Wellen in Nazaré, Portugal 31.12.2023/01.01.2024
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Re: Wellen in Nazaré, Portugal 31.12.2023/01.01.2024
@Hans-Jörg, eindrückliche Bilder und Videos
Gruss Willi
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Re: Wellen in Nazaré, Portugal 31.12.2023/01.01.2024
Soweit ich weiss, spielt da die Topographie noch eine grosse Rolle. Da ist vor Nazare ein Canyon der sich erst kurz vor der Küste verengt und sich dadurch die Wellen so hoch aufbauen können...Haene hat geschrieben: ↑So 21. Jan 2024, 20:14
Interessant ist, dass im Archiv von Wetter3.de am 09.02.2020 auf der 40°N-Linie die Mittelwindgeschwindigkeit nur mit 20 kn und 15 kn angegeben wird. Windpfeile auf der 42°N-Linie sind eher Richtung spanische Atlantikküste gerichtet, von dort kam also keine Unterstützung. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass dies für Wellen >20 m reichen soll. Und wenn doch, was geht hier ab wenn die Mittelwindgeschwindigkeit auf der 40°N-Linie doch mal 30-40 kn erreicht?
Liebe Grüße von Hans-Jörg