Die aktuelle Schneearmut in den CH-Alpen ist gemäss SLF mittlerweile historisch:
https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-u ... -2023.html
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Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Danke für den spannenden Blogbeitrag.Thomas, Belp hat geschrieben: ↑Do 23. Feb 2023, 08:16 Die aktuelle Schneearmut in den CH-Alpen ist gemäss SLF mittlerweile historisch:
https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-u ... -2023.html
Station Zerfreila (https://www.meteoschweiz.admin.ch/servi ... table=true) Knappe 100mm seit 1.12.22. Es geht in diesem Winter nicht in erster Linie um die Klimaerwärmung (wie tlw. im Artikel auch darauf eingegangen wird). Das stimmt wohl für die tiefergelegenen Orte (aber die haben in Zukunft generell ein Problem). Wir hatten das Glück dass es im Januar bis in den Feb hinein recht kalt war und der wenige Schnee gehalten hat.
Das Problem (speziell in Mittelbünden) ist das es praktisch keinen NS gab... es gab nix aus Nord (als die ZS bekam), es gab nix aus West (als das BO bekam) und auch nix aus Ost (als es bis zum Silvretta reichte). Wir sprechen von 100mm in 3 Monaten bei der Station oben!
Wenn dann andere Destinationen jammern... im BO oder der ZS... (Sattel SZ hatte z.B. immerhin knapp 200mm seit 1.12.) dann lupft es mir schon ein wenig den Deckel. Vom Tessin und der dortigen Trockenheit sprechen wir schon gar nicht (die hatten tlw. seit 1.12 noch nicht mal 80mm).
Es bringt herzlich wenig Skigebiete bis auf über 3000MüM zu haben wenn es nix von oben gibt. Nunja... auf geht's in den Frühling
Apropos Frühling... wir haben schon erhebliche Waldbrandgefahr bei uns (und im Tessin). Ende Feb! Hoffen wir dass der NS noch kommt...
Ref: https://www.naturgefahren.ch/home/aktue ... brand.html
Zuletzt geändert von B3rgl3r am Do 23. Feb 2023, 11:15, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüsse, Andy, GR
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Auf der italienischsprachigen Version vom Blog von Meteoschweiz gab es kürzlich einen Beitrag zur Trockenheit auf der Alpensüdseite:
https://www.meteosvizzera.admin.ch/chi- ... ccita.html
An manchen Orten sind in den letzten 12 Monaten nur die Hälfte des Normwerts gefallen.
Bei mir sind seit Anfang Jahr 8.4 mm gefallen (Normwert wäre ungefähr 117 mm) , die Gemeinde hat Verbote zum Wasserverbrauch erlassen.
https://www.meteosvizzera.admin.ch/chi- ... ccita.html
An manchen Orten sind in den letzten 12 Monaten nur die Hälfte des Normwerts gefallen.
Bei mir sind seit Anfang Jahr 8.4 mm gefallen (Normwert wäre ungefähr 117 mm) , die Gemeinde hat Verbote zum Wasserverbrauch erlassen.
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Passt eigentlich ganz gut hier rein (Story zum Winter, wie immer für das Sturmforum barrierefrei):
Hier gehts zum Original (mit Bildern und Grafiken): https://www.tagesanzeiger.ch/erdbeeren- ... 8308350387
Als in der Schweiz Erdbeeren im Februar reiften
Ultra-milde Winter gab es schon vor der Industrialisierung. Warum das aber kein Argument gegen die Tatsache ist, dass der Klimawandel menschgemacht ist.
Der Winter 2022/2023 war in der Schweiz einer der mildesten seit Messbeginn. Gemäss Meteo Schweiz lag er im landesweiten Mittel 1,4 Grad über der aktuellen Klimanorm 1991–2020. Vor allem zwei markante Wärmeperioden – von Ende Dezember bis Mitte Januar und in der zweiten Februarhälfte – trugen zu diesem Wärmeüberschuss bei. Zudem war der Winter sehr trocken und schneearm, was in vielen alpinen Skigebieten für erhebliche Probleme sorgte.
Die Bilder von grünen Alpenhängen, über die sich Skifahrer auf dünnen weissen Kunstschneebändern talwärts kämpfen, sorgten für Schlagzeilen. Es sind Bilder, an die man sich in Zukunft mit Fortschreiten der Klimaerwärmung wohl wird gewöhnen müssen.
Denn: Milde Winter sind in den letzten Jahrzehnten zur Regel geworden. Im Vergleich zur vorindustriellen Periode 1871–1900 ist der Winter in der Schweiz im Durchschnitt 2,1 Grad wärmer geworden. Der letzte extrem kalte Winter 1962/63 liegt mittlerweile 60 Jahre zurück. Verglichen mit den grimmigen Wintern der vorindustriellen Periode waren die kältesten Winter der letzten drei Jahrzehnte höchstens durchschnittlich.
Wer allerdings glaubt, dass die Winter im Alpenraum seit je immer kalt und schneereich waren, der täuscht sich. Das zeigt ein Blick zurück in die Annalen der Meteorologie. Klimadaten sind hierzulande zwar erst etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts einheitlich verfügbar. Die Menschen beobachteten und dokumentierten allerdings bereits in den Jahrhunderten zuvor das Wetter.
«Diese Schilderungen zeigen, dass Winter mit frühlingshaften, ja sommerlich anmutenden Temperaturen sowie Schneelosigkeit auch in den vergangenen Jahrhunderten durchaus bekannte Witterungsmuster waren», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Wer beispielsweise das 1882 verfasste Büchlein «Naturchronik der Schweiz» des Botanikers Christian Georg Brügger liest, hat bei seinen Ausführungen teilweise regelrechte «Déjà-vu»-Erlebnisse. Gemäss Stephan Bader deuten diese Chroniken darauf hin, dass es in der Vergangenheit sogar immer wieder Phasen gab, in denen Mildwinter gehäuft und über Jahre hinweg auftraten. Einige Beispiele:
Erdbeeren im Februar: 1538
Ausserordentlich warm war der Winter in der Schweiz 1529/30. Der Schnee blieb aus, und Ende Januar 1530 setzte die Baumblust ein, derweil «Frühlingsblumen in den Gärten ihre Farbenpracht entfalteten». 1537/38 folgte ein weiterer erstaunlich warmer Winter, in dem im Februar bereits die Erdbeeren reiften. Zwei Jahre später (1540) erhob sich in der Schweiz ab Februar eine «nie erlebte Wärme». Bereits im März reiften die Kirschen. Die extreme Wärme setzt sich den ganzen Sommer über fort (1540 war einer der markantesten Hitze- und Trockensommer in Europa in historisch dokumentierter Zeit) und dauerte bis Dezember.
Gras mähen im März: 1607
Hinweise auf noch extremeres Wetter sind in der Chronik im Winter 1606/07 zu finden. Im Januar 1607 haben in der Bündner Herrschaft die Kirschbäume geblüht, und Mitte Februar sollen die Störche zurückgekehrt sein. «Das lässt auf eine sehr grossräumige winterliche Wärmeanomalie schliessen», sagt Stephan Bader. Anfang März standen dann die Birnen und Trauben in Blüte, und das Gras konnte bereits gemäht werden. Warm und schneearm war zuvor bereits der Winter 1603/04 und anschliessend die Winter der Jahre 1610/11 und 1612/13.
Niemals Frost im Mittelland: 1749
Im Winter 1746/47 legte sich ebenfalls eine ausserordentliche Wärme über die Schweiz. Im Januar 1747 gingen die Kinder demnach barfuss, und «Veilchen und Erdbeeren blühten». Heizen war nicht nötig. Nur wenige Jahre zuvor, 1743/44, bescherte der Winter den damaligen Zeitgenossen ebenfalls beständige Wärme und schönes Wetter. Und bereits 1748/49 folgte abermals ein Winter mit ungewöhnlicher Wärme. Im schneelosen Januar 1749 soll es im Berner Mittelland niemals Frost gegeben haben.
Zu Fuss über den Panixerpass: 1797
Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wird von ausgeprägter Milde und Schneelosigkeit bis in grosse Höhen berichtet. «Das erinnert lebhaft an die grünen Hänge und stillstehenden Skilifte aus unserer Zeit», sagt Stephan Bader. Der Winter 1796/97 blieb im bündnerischen Brigels (1300 Meter) sozusagen schneefrei. Nach einer sommerlichen zweiten Dezemberhälfte herrschte von Januar bis März vorwiegend schöne Witterung, und die Leute aus dem Glarnerland konnten gefahrlos über den Panixerpass nach Brigels kommen. Neben diesem Winter warteten in den 1790er-Jahren fünf weitere Winter mit sehr milden Temperaturen auf.
Staubige Strassen statt Schnee: 1885
Im hoch gelegenen Engadin sind schneearme Winter zwar selten. Aber selbst für diese Region finden sich in den Chroniken Hinweise auf extrem schneearme Winter oder auch mehrjährige Perioden mit ausgeprägter Schneelosigkeit. Im Jahr 1885 liess beispielsweise die milde und trockene Witterung den Herbstschnee verschwinden. Ende Dezember hatte man im Oberengadin «staubige Strassen und schneegefleckte Wiesen». Anstelle der üblichen Schlitten mussten wieder Wagen angespannt werden.
Um Mildwinter zu finden, reicht allerdings auch ein Blick in die nähere Vergangenheit. Mit dem Winter 1987/88 setzte in den Schweizer Alpen zum Beispiel eine Periode mit extrem milden und schneearmen Wintern ein. Die Dezemberwärme 1987 führte in den Bergen zu ausgesprochenem Schneemangel. Bis in eine Höhe von über 2000 Meter fiel Regen.
Auf den milden Dezember 1987 folgte ein noch milderer Januar 1988. Bereits im Folgewinter wiederholte sich ein ähnliches Spiel mit Wärme und Schneeknappheit im Januar 1989. Ganz extrem wurde es dann im Winter 1989/90. Zwischen Weihnachten und Neujahr war Wintersport nur oberhalb von 2000 Meter möglich. In Montana und in Verbier im Wallis wurden als Alternative zum Schneesport die Golfplätze wieder eröffnet.
Doch wie erklärt es sich, dass bereits in der vorindustriellen Zeit, als der menschgemachte Klimawandel noch kein Thema war, derartige Wärmeanomalien im Winter auftraten? Und stellt das allenfalls sogar den Klimawandel infrage?
Zunächst ist es wichtig, zu betonen, dass der Winter die Jahreszeit mit der grösstmöglichen Variabilität an Wetterlagen ist. Je nach Herkunft der dominierenden Luftmassen stellt sich ein völlig anderes Temperatur- und Niederschlagsregime ein. Die Bandbreite reicht dabei von milder Subtropenluft (bei Südwestlagen) bis zu eiskalter Kontinentalluft (bei Nordostlagen).
Aufgrund dieser natürlichen Variabilität ist der Winter prädestiniert für extreme Wetterkonstellationen. So erklären sich auch die enormen Schwankungen, über die in den historischen Chroniken berichtet wird. Und der Winter bleibt nicht zuletzt wegen dieser Variabilität weiterhin eine «Wundertüte». Im Alpenraum muss daher auch in Zukunft mit kalten und schneereichen Wetterabschnitten gerechnet werden – trotz des Klimawandels.
Aber: Die Wahrscheinlichkeit für kalte Winter hat bereits messbar nachgelassen und wird weiter nachlassen. «Die historischen Aufzeichnungen zeigen zwar, dass extrem milde Winter als Phänomen bei uns nichts Neues sind. Neu ist heutzutage jedoch die Häufung von solchen Nicht-Wintern», sagt dazu Stephan Bader.
Extreme Mildwinter waren in früheren Jahrhunderten also aufsehenerregende Episoden, die sich stark vom gefühlten «Normalzustand» unterschieden. Heute verdreht sich das Ganze mit dem Klimawandel allmählich ins Umgekehrte. «Warmwinter gehören jetzt zu unserer normalen Wintererfahrung», sagt Bader. Für Aufsehen sorgen hingegen kalte Episoden – wenn sie denn hin und wieder auftreten.
Hier gehts zum Original (mit Bildern und Grafiken): https://www.tagesanzeiger.ch/erdbeeren- ... 8308350387
Als in der Schweiz Erdbeeren im Februar reiften
Ultra-milde Winter gab es schon vor der Industrialisierung. Warum das aber kein Argument gegen die Tatsache ist, dass der Klimawandel menschgemacht ist.
Der Winter 2022/2023 war in der Schweiz einer der mildesten seit Messbeginn. Gemäss Meteo Schweiz lag er im landesweiten Mittel 1,4 Grad über der aktuellen Klimanorm 1991–2020. Vor allem zwei markante Wärmeperioden – von Ende Dezember bis Mitte Januar und in der zweiten Februarhälfte – trugen zu diesem Wärmeüberschuss bei. Zudem war der Winter sehr trocken und schneearm, was in vielen alpinen Skigebieten für erhebliche Probleme sorgte.
Die Bilder von grünen Alpenhängen, über die sich Skifahrer auf dünnen weissen Kunstschneebändern talwärts kämpfen, sorgten für Schlagzeilen. Es sind Bilder, an die man sich in Zukunft mit Fortschreiten der Klimaerwärmung wohl wird gewöhnen müssen.
Denn: Milde Winter sind in den letzten Jahrzehnten zur Regel geworden. Im Vergleich zur vorindustriellen Periode 1871–1900 ist der Winter in der Schweiz im Durchschnitt 2,1 Grad wärmer geworden. Der letzte extrem kalte Winter 1962/63 liegt mittlerweile 60 Jahre zurück. Verglichen mit den grimmigen Wintern der vorindustriellen Periode waren die kältesten Winter der letzten drei Jahrzehnte höchstens durchschnittlich.
Wer allerdings glaubt, dass die Winter im Alpenraum seit je immer kalt und schneereich waren, der täuscht sich. Das zeigt ein Blick zurück in die Annalen der Meteorologie. Klimadaten sind hierzulande zwar erst etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts einheitlich verfügbar. Die Menschen beobachteten und dokumentierten allerdings bereits in den Jahrhunderten zuvor das Wetter.
«Diese Schilderungen zeigen, dass Winter mit frühlingshaften, ja sommerlich anmutenden Temperaturen sowie Schneelosigkeit auch in den vergangenen Jahrhunderten durchaus bekannte Witterungsmuster waren», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Wer beispielsweise das 1882 verfasste Büchlein «Naturchronik der Schweiz» des Botanikers Christian Georg Brügger liest, hat bei seinen Ausführungen teilweise regelrechte «Déjà-vu»-Erlebnisse. Gemäss Stephan Bader deuten diese Chroniken darauf hin, dass es in der Vergangenheit sogar immer wieder Phasen gab, in denen Mildwinter gehäuft und über Jahre hinweg auftraten. Einige Beispiele:
Erdbeeren im Februar: 1538
Ausserordentlich warm war der Winter in der Schweiz 1529/30. Der Schnee blieb aus, und Ende Januar 1530 setzte die Baumblust ein, derweil «Frühlingsblumen in den Gärten ihre Farbenpracht entfalteten». 1537/38 folgte ein weiterer erstaunlich warmer Winter, in dem im Februar bereits die Erdbeeren reiften. Zwei Jahre später (1540) erhob sich in der Schweiz ab Februar eine «nie erlebte Wärme». Bereits im März reiften die Kirschen. Die extreme Wärme setzt sich den ganzen Sommer über fort (1540 war einer der markantesten Hitze- und Trockensommer in Europa in historisch dokumentierter Zeit) und dauerte bis Dezember.
Gras mähen im März: 1607
Hinweise auf noch extremeres Wetter sind in der Chronik im Winter 1606/07 zu finden. Im Januar 1607 haben in der Bündner Herrschaft die Kirschbäume geblüht, und Mitte Februar sollen die Störche zurückgekehrt sein. «Das lässt auf eine sehr grossräumige winterliche Wärmeanomalie schliessen», sagt Stephan Bader. Anfang März standen dann die Birnen und Trauben in Blüte, und das Gras konnte bereits gemäht werden. Warm und schneearm war zuvor bereits der Winter 1603/04 und anschliessend die Winter der Jahre 1610/11 und 1612/13.
Niemals Frost im Mittelland: 1749
Im Winter 1746/47 legte sich ebenfalls eine ausserordentliche Wärme über die Schweiz. Im Januar 1747 gingen die Kinder demnach barfuss, und «Veilchen und Erdbeeren blühten». Heizen war nicht nötig. Nur wenige Jahre zuvor, 1743/44, bescherte der Winter den damaligen Zeitgenossen ebenfalls beständige Wärme und schönes Wetter. Und bereits 1748/49 folgte abermals ein Winter mit ungewöhnlicher Wärme. Im schneelosen Januar 1749 soll es im Berner Mittelland niemals Frost gegeben haben.
Zu Fuss über den Panixerpass: 1797
Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wird von ausgeprägter Milde und Schneelosigkeit bis in grosse Höhen berichtet. «Das erinnert lebhaft an die grünen Hänge und stillstehenden Skilifte aus unserer Zeit», sagt Stephan Bader. Der Winter 1796/97 blieb im bündnerischen Brigels (1300 Meter) sozusagen schneefrei. Nach einer sommerlichen zweiten Dezemberhälfte herrschte von Januar bis März vorwiegend schöne Witterung, und die Leute aus dem Glarnerland konnten gefahrlos über den Panixerpass nach Brigels kommen. Neben diesem Winter warteten in den 1790er-Jahren fünf weitere Winter mit sehr milden Temperaturen auf.
Staubige Strassen statt Schnee: 1885
Im hoch gelegenen Engadin sind schneearme Winter zwar selten. Aber selbst für diese Region finden sich in den Chroniken Hinweise auf extrem schneearme Winter oder auch mehrjährige Perioden mit ausgeprägter Schneelosigkeit. Im Jahr 1885 liess beispielsweise die milde und trockene Witterung den Herbstschnee verschwinden. Ende Dezember hatte man im Oberengadin «staubige Strassen und schneegefleckte Wiesen». Anstelle der üblichen Schlitten mussten wieder Wagen angespannt werden.
Um Mildwinter zu finden, reicht allerdings auch ein Blick in die nähere Vergangenheit. Mit dem Winter 1987/88 setzte in den Schweizer Alpen zum Beispiel eine Periode mit extrem milden und schneearmen Wintern ein. Die Dezemberwärme 1987 führte in den Bergen zu ausgesprochenem Schneemangel. Bis in eine Höhe von über 2000 Meter fiel Regen.
Auf den milden Dezember 1987 folgte ein noch milderer Januar 1988. Bereits im Folgewinter wiederholte sich ein ähnliches Spiel mit Wärme und Schneeknappheit im Januar 1989. Ganz extrem wurde es dann im Winter 1989/90. Zwischen Weihnachten und Neujahr war Wintersport nur oberhalb von 2000 Meter möglich. In Montana und in Verbier im Wallis wurden als Alternative zum Schneesport die Golfplätze wieder eröffnet.
Doch wie erklärt es sich, dass bereits in der vorindustriellen Zeit, als der menschgemachte Klimawandel noch kein Thema war, derartige Wärmeanomalien im Winter auftraten? Und stellt das allenfalls sogar den Klimawandel infrage?
Zunächst ist es wichtig, zu betonen, dass der Winter die Jahreszeit mit der grösstmöglichen Variabilität an Wetterlagen ist. Je nach Herkunft der dominierenden Luftmassen stellt sich ein völlig anderes Temperatur- und Niederschlagsregime ein. Die Bandbreite reicht dabei von milder Subtropenluft (bei Südwestlagen) bis zu eiskalter Kontinentalluft (bei Nordostlagen).
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Extreme Mildwinter waren in früheren Jahrhunderten also aufsehenerregende Episoden, die sich stark vom gefühlten «Normalzustand» unterschieden. Heute verdreht sich das Ganze mit dem Klimawandel allmählich ins Umgekehrte. «Warmwinter gehören jetzt zu unserer normalen Wintererfahrung», sagt Bader. Für Aufsehen sorgen hingegen kalte Episoden – wenn sie denn hin und wieder auftreten.
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Besten Dank für diesen recht amüsanten Einblick in frühere Wetterkapriolen.
Ich weiss ja nicht, was die im Spätmittelalter für Kirschensorten hatten, hochwertiges Tafelobst wird das bestimmt nicht gewesen sein:
Ich weiss ja nicht, was die im Spätmittelalter für Kirschensorten hatten, hochwertiges Tafelobst wird das bestimmt nicht gewesen sein:
Muss man sich mal vorstellen: Das würde bedeuten, dass Jan-Feb-März etwa gleich temperiert und sonnig waren wie März-April-Mai in heutiger Zeit. Eher nicht, wage ich mal zu behaupten...Bereits im März reiften die Kirschen.
Zuletzt geändert von Federwolke am Fr 3. Mär 2023, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
...zudem reagiert das Wachstum vieler Pflanzen auf Sonnenstand/Sonnenscheindauer...auch dass wir in den Zeiten des Klimawandels nicht mal in die Nähe eines solchen Szenarios gekommen sind, stimmt mich skeptisch...Federwolke hat geschrieben: ↑Fr 3. Mär 2023, 19:18 dass Jan-Feb-März etwa gleich temperiert und sonnig waren wie März-April-Mai in heutiger Zeit.
Aber klar: warum sollten unsere Vorfahren eine solche Geschichte erfinden?
Zuletzt geändert von Mathias Uster am Sa 4. Mär 2023, 07:15, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Gänzlich ausschliessen würde ich es nicht, aber es muss schon alles ganz genau zusammenpassen. Vorstellbar ist, dass es im Herbst, bedingt durch eine Trockenheit oder aus anderen Gründen Totalverlust der Früchte im Vorjahr eine Notblüte gibt (dass Kirschbäume unter ganz besonderen Umständen im Herbst noch mal blühen können, ist kein Märchen). Diese und die daraus erfolgenden Fruchtstände dürfen dann aber keinen Frost erleiden und es muss wirklich ein extrem sonniger und warmer Winter folgen. Wir hatten ja im vergangenen Winter auch eine dreiwöchige Periode, die ein April-Temperaturmittel aufzuweisen hatte. Damit Kirschen reifen können, muss es aber dieses Niveau drei Monate und nicht nur drei Wochen durchziehen. Das Problem dabei: Sonniges Hochdruckwetter erzeugt im Winterhalbjahr eigentlich immer auch Nachtfröste. Milde Winter sind tiefdruckbestimmt, sehr windig, und somit auch niederschlagsreich und nicht besonders sonnig.
Ich habe mal nachgeschaut, was meine Bibliothek zu diesem Thema hergibt. Interessant ist, dass Christian Pfister in seiner "Wetternachhersage" nur das Jahr 1530 aufführt, nicht aber 1537/38 und 1540. Bei Rüdiger Glaser "Klimageschichte Mitteleuropas" sind die fraglichen Jahre sehr ausführlich beschrieben. 1539 soll sehr nass gewesen sein: "Vor allem in der zweiten Aprildekade gab es eine mehrtägige Regenperiode, die aber von dem sehr nassen Mai noch übertroffen wurde. Es folgte ein überwiegend nasser Sommer (...). Auffällig sind auch die vielen Hochwasser am Lech und an anderen Alpenvorlandflüssen in allen Sommermonaten: In kaum einem anderen Jahr sind derart viele Hochwasser aus dem Alpenvorland überliefert." Das alles würde den eingangs erwähnten Totalverlust der Kirschen erklären, welche Voraussetzung für eine Notblüte im Herbst ist. Nun wird's aber richtig interessant: "An fast allen grösseren Tieflandflüssen in Mitteleuropa traten Hochwasser auf. Es gab nur sehr wenige regenfreien Phasen in dieser Jahreszeit". Wie sollen unter diesen Umständen blühende Kirschbäume bestäubt worden sein? Und weiter: "Die erste Dezemberdekade war, ebenso wie die zweite, kalt und schneereich, erst mit dem termingerechten Weihnachtstauwetter, ebenfalls durch eine Sturmfront akzentuiert, gab es Tauwetter". (Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?) Allfällige Herbst-Kirschblüte also mit grosser Wahrscheinlichkeit futsch. Weiter gehts im fraglichen Jahr 1540: "Schon in den ersten beiden Monaten trat eine deutliche Wärmeanomalie auf, begleitet von mehreren Stürmen, die im Februar, März und April deutliche Cluster ausbildeten. Die Wintermilde und die Stürme gingen einher mit sehr starken Niederschlägen". Also nix mit viel Sonnenschein, der Kirschen zum reifen bringen könnte.
Was lernen wir daraus? Prüfe stets deine Quellen
Ich habe mal nachgeschaut, was meine Bibliothek zu diesem Thema hergibt. Interessant ist, dass Christian Pfister in seiner "Wetternachhersage" nur das Jahr 1530 aufführt, nicht aber 1537/38 und 1540. Bei Rüdiger Glaser "Klimageschichte Mitteleuropas" sind die fraglichen Jahre sehr ausführlich beschrieben. 1539 soll sehr nass gewesen sein: "Vor allem in der zweiten Aprildekade gab es eine mehrtägige Regenperiode, die aber von dem sehr nassen Mai noch übertroffen wurde. Es folgte ein überwiegend nasser Sommer (...). Auffällig sind auch die vielen Hochwasser am Lech und an anderen Alpenvorlandflüssen in allen Sommermonaten: In kaum einem anderen Jahr sind derart viele Hochwasser aus dem Alpenvorland überliefert." Das alles würde den eingangs erwähnten Totalverlust der Kirschen erklären, welche Voraussetzung für eine Notblüte im Herbst ist. Nun wird's aber richtig interessant: "An fast allen grösseren Tieflandflüssen in Mitteleuropa traten Hochwasser auf. Es gab nur sehr wenige regenfreien Phasen in dieser Jahreszeit". Wie sollen unter diesen Umständen blühende Kirschbäume bestäubt worden sein? Und weiter: "Die erste Dezemberdekade war, ebenso wie die zweite, kalt und schneereich, erst mit dem termingerechten Weihnachtstauwetter, ebenfalls durch eine Sturmfront akzentuiert, gab es Tauwetter". (Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?) Allfällige Herbst-Kirschblüte also mit grosser Wahrscheinlichkeit futsch. Weiter gehts im fraglichen Jahr 1540: "Schon in den ersten beiden Monaten trat eine deutliche Wärmeanomalie auf, begleitet von mehreren Stürmen, die im Februar, März und April deutliche Cluster ausbildeten. Die Wintermilde und die Stürme gingen einher mit sehr starken Niederschlägen". Also nix mit viel Sonnenschein, der Kirschen zum reifen bringen könnte.
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Zuletzt geändert von Federwolke am Sa 4. Mär 2023, 09:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Typo: Glaser heisst natürlich Rüdiger, nicht Rüdger
Grund: Typo: Glaser heisst natürlich Rüdiger, nicht Rüdger
Grüsslis
Fabienne (Muri bei Bern, 560 m)
https://www.fotometeo.ch
https://www.orniwetter.info
https://fotometeo.smugmug.com
https://www.facebook.com/fabienne.muriset
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Re: Grüne Wiesen und 15 Grad im Winter, na und?
Eine sehr umfassende Aufarbeitung von diesem Sommer ist hier nachzulesen: https://www.digishelf.de/objekt/bsz014854767_2008/73/
Eine zweite Blüte im Herbst 1540 ist zumindst oftmals erwähnt, jedoch nicht für das Vorjahr.
Eine zweite Blüte im Herbst 1540 ist zumindst oftmals erwähnt, jedoch nicht für das Vorjahr.
Der Donner erschüttert die heitere Bläue des Himmels,
Weil hochfliegende Wolken im Äther einander sich stoßen,
Wenn in der Mitte sie stehn von entgegengerichteten Winden.
aus "De rerum natura", 1. Jh. v. Chr. (Titus Lucretius Carus, Lukrez)
Weil hochfliegende Wolken im Äther einander sich stoßen,
Wenn in der Mitte sie stehn von entgegengerichteten Winden.
aus "De rerum natura", 1. Jh. v. Chr. (Titus Lucretius Carus, Lukrez)