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Fragen und Antworten zum Hochnebel

Grundlagen und Expertenwissen.
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Willi
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von Willi »

Bemerkenswerter "hydraulischer Sprung", erfasst durch die Roundshot-Kamera auf dem Chasseral und ausführlich beschrieben im Blog der Meteoschweiz.

https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/ ... haere.html

Quelle: https://chasseral.roundshot.com
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Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

pöstligeo
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von pöstligeo »

Hoi zäme

Hier also nun noch Bildmaterial zu den Wellen und dem Tête de Ran. (@admin: Falls unpassend in "Wissenswertes" einfach verschieben/löschen..
Die Wellen im Mittelland waren nicht so krass, aber doch beeindruckend und sehr dynamisch, man konnte von Auge der Bewegung problemlos folgen.. Bilder zeigen Wellenkämme die so quer durchzogen..

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Hier ein Teil der erwähnten Windräder, Video natürlich spannender ;-)

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Dies sind die krassen Wellen in den Jura rein, vermutlich analog Chasseral vor ein paar Tagen und hier wohl ausgelöst durch das Val de Ruz udn das Überfliessen des Grates am Ende... Die Bewegungen waren stark und problemlos sichtbar schon von Auge. Hätte sicher gute Timelapse gegeben...

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und hier noch Rückseite Tête de Ran (nur Chasseral von oben) mit längsüberfliessen, daher wohl kein schöner Nebelfall (leider)


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Alpensicht gabs natürlich auch ;-)


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Microwave
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von Microwave »

Grad einen extrem interessanten Post gefunden:
Federwolke hat geschrieben: So 7. Jun 2015, 23:52
Dani (Uster) hat geschrieben:Im Moment hat die Bise wohl nicht mehr viel zu husten, hätte das ehrlich gesagt nicht erwartet, wieder mal was gelernt.
Wieso? Ist die Erkenntnis neu, dass die Bise nach Sonnenuntergang abstellt? ;)
Ich bin überzeugt, dass ich das unbewusst auch schon miterlebt habe, dass die Bise irgendwie mindestens in der Nacht nicht mehr (auffällig) weht.
Warum aber ist das so?
Ist das auch immer so, sogar wenn eine absolut deutliche Bisenlage über Nacht bestehen bleibt (Hoch nördlich von uns, Tief südlich...)?

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Federwolke
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von Federwolke »

Angenommen, die Druckverhältnisse nördlich und südlich der Alpen sind stabil (was selten der Fall ist, aber für das Modell unserer Betrachtung eine zweckmässige Vereinfachung darstellt), wirken drei Faktoren auf den Tagesgang der Bise, geordnet nach der Stärke des Einflusses im Mittelland:

1. Lokal: Mit dem Wegfall des Sonnenscheins am Abend kühlt die bodennahe Luftschicht aus, wird schwerer, träger und kommt zur Ruhe. Der synoptische Wind weht dann einfach über den Kaltluftsee drüber hinweg, d.h. in der Regel weht es in etwas erhöhten Lagen nach wie vor fast gleich stark wie tagsüber. Das kann man nicht nur bei Bise beobachten sondern bei vielen anderen Wetterlagen auch (bei Föhn ganz besonders ausgeprägt). Je stabiler die Luftschichtung, umso schneller stellt der Wind am Boden abends ab.

2. Regional, Berg-Tal-Windsystem: Die Bise im Mittelland wird tagsüber auch verstärkt, weil die Thermik in den Alpen Wind aus den Tälern hoch und als Folge davon auch vom Mittelland in die Täler hineinsaugt. Wird es am Abend in den Alpentälern schattiger, kehrt sich das System um: Kaltluft fliesst nun aus den höheren Lagen runter ins Mittelland. Der Sog für die Bise bleibt weg und das Auffüllen des Kaltlluftsees im Mittelland verstärkt den unter Punkt 1 beschriebenen Effekt. Dieser Einfluss ist im Sommerhalbjahr stärker als im Winter.

3. Überregional, Land-See-Windsystem: Die Bise wird auch angetrieben durch tiefen Druck im Süden, also dem Mittelmeer. Bise und Mistral hängen zusammen, also je stärker das Mittelmeer saugt, umso stärker zieht der Mistral auch die Bise hinter sich her. Ist das Meer wärmer als die Landmasse, steigt über dem Meer die Luft auf und saugt Luft am Boden an. In Südfrankreich wird also der Mistral nachts verstärkt, wenn der Temperaturgegensatz vom Land zum Meer am grössten ist. Bis die Kausalkette Mistral-Bise im Schweizer Mittelland wirkt, gibt es allerdings eine zeitliche Verzögerung. Dass die Bise am Morgen rasch anzieht ist also teilweise auch eine Spätfolge dessen, was weiter südlich zuvor stattgefunden hat. Umgekehrter Effekt natürlich am Abend. Dieser Einfluss ist im Winterhalbjahr stärker als im Sommer.

Dieses Beispiel ist eines von vielen in der Meteorologie, wo vernetztes, vierdimensionales Denken extrem hilfreich ist um zu verstehen, was an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit gerade geschieht.

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Microwave
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von Microwave »

Danke für deine Erklärung! Lese ich mir sicher nochmal in Ruhe durch, zum alle Einzelheiten verstehen.
(Zum Glück wusste ich grad, wo der Mistral weht :) )
Federwolke hat geschrieben: Mo 12. Apr 2021, 10:39Dieses Beispiel ist eines von vielen in der Meteorologie, wo vernetztes, vierdimensionales Denken extrem hilfreich ist um zu verstehen, was an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit gerade geschieht.
Gerne bin ich natürlich interessiert dran, noch mehrere Beispiele zu erfahren, oder gute Weblinks etc.
Ich konnte noch nie genug verstehen vom Wetter :mrgreen:

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Synonymdani
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Re: Fragen und Antworten zum Hochnebel

Beitrag von Synonymdani »

Was ebenfalls oft vorkommt ist, dass bei tiefgelegenen Gipfellagen (z.B. Chasseral kommt das bei Bodenhochs oft vor) morgens ein stärkerer Wind weht als um die Mittagszeit. Dies passiert, wenn während der Nacht wenig über dem Gipfel eine stabile Schicht liegt, dadurch kommt es zu einer Beschleunigung des Windes durch Kanalisierung da der Hangaufwind nur erschwert über den Gipfel fliessen kann.
Dieser Effekt lässt mit zunehmender Auflösung der stabilen Schicht im Tagesverlauf nach. Dabei spielt auch die sich im Tagesverlauf ausbildende Thermik eine Rolle, welche durch erhöhte Reibung innerhalb der Grenzschicht den (horizontal-)Wind insbesondere an Gipfellagen abschwächt.

Edit: Vergleicht mal die Windwerte vom Mittwoch 14.4.21 vom Chasseral(1600m) und dem ganz in der Nähe gelgenen Courtelary (700m), da sieht man das schön.
Zuletzt geändert von Synonymdani am Fr 16. Apr 2021, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.

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