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Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Tinu (Männedorf)
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Ich vermute eher, dass bei dieser Lage die ohnehin vorhandene Schere beim Niederschlag zwischen dem voralpennahen Gürtel und dem "klassischen" Mittelland weiter auseinanderklaffen wird. Beispiel Region Zürich spricht da Bände.

Gesamtsumme bisher Juli Zürich Affoltern: 5 mm
Gesamtsumme bisher Juli Wädenswil: 52 mm (!)

Die sich nun einstellende Lage wird ja nicht komplett trockene Bedingungen bringen, hin und wieder bestehen da Chancen auf Flachdrucklagen. Aber die topografische Komponente spielt dann eine noch ausgeprägtere Rolle als sonst.

Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn wir Ende dieses Monats weiterhin sehr grosse (oder noch grössere) Unterschiede auf sehr kleinem Raum vorfinden werden.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Willi
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Willi »

Gewitterbilanz gelinde gesagt durchzogen an diesen beiden Tagen.
Ja, es hat immernoch zuviel Nordwestgebläse. Für anständige Gewitter bräuchte es einen rechten Feuchteeinschub aus Südwesten. Nächste Chance vielleicht am kommenden Dienstag, oder dann am 1. August, das war schon immer ein guter Gewittertag :-)
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert


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Tinu (Männedorf)
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Ich habe wieder mal mit Stephan Bader übers Wetter geplaudert. Den Text kriegt das Sturmforum natürlich frei Haus:

Wer die Grafik und das Bild sehen will hier (Achtung, Aboschranke): https://www.tagesanzeiger.ch/der-sommer ... 8235841567

Der Sommer macht hitzefrei

2020 verlief in der Deutschschweiz bislang fast ohne Hitzetage über 30 Grad. Verglichen mit den «Freak-Sommern» des letzten Jahrzehnts, ist das aussergewöhnlich – nicht aber im langfristigen Vergleich.

Null. Das ist die Zahl der Hitzetage, die bisher in diesem Sommer an den Meteo-Schweiz-Messstationen in Zürich, Bern und Luzern registriert wurde. Ein Hitzetag ist dann erreicht, wenn die Höchsttemperatur über 30 Grad steigt. An der Messstation Basel konnte Anfang Juli immerhin bereits ein solcher Hitzetag notiert werden.

Die erste Sommerhälfte 2020 kommt im langjährigen klimatologischen Vergleich unauffällig, ja eigentlich «stinknormal» daher – und genau darin liegt das Aussergewöhnliche. Schaut man sich nämlich die Sommer der letzten zehn Jahre an, fällt auf, dass 2020 mit dieser «Normalität» ziemlich aus der Reihe tanzt.

Kein weiterer «Freaksommer»

«Der diesjährige Sommer zeigt uns bisher vor allem eines: wie aussergewöhnlich die Sommer des vergangenen Jahrzehnts waren», sagt Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz.

Bader drückt es behutsam aus. Man kann es aber auch drastischer formulieren. Speziell für die Jahre 2015, 2018 und 2019 sprechen Fachleute hinter vorgehaltener Hand von regelrechten «Freaksommern». Verrückt waren sie deshalb, weil sie Hitzewellen und Trockenheit brachten, die bis dahin seit Messbeginn in der Schweiz unerreicht waren.

Zur Sommermitte 2019 zum Beispiel hatte die Schweiz bereits eine markante Hitzewoche hinter sich – und eine weitere baute sich gerade auf. Im Juni und Juli schwitzte die Zürcher Bevölkerung an 12 Hitzetagen, in Basel sogar an 17. Und in Genf gab es nicht weniger als 21 Tage mit mehr als 30 Grad.

Sommer mit markanten Hitzewellen sind seit dem Jahrtausendwechsel in der Schweiz zur Regel geworden. Gemäss Stephan Bader ist das ein klares Signal der Klimaerwärmung. Diese Tendenz dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten weiter verstärken – so zumindest sagen es die Klimamodelle voraus.

Vor allem für jüngere Menschen sei das heisse Sommerklima der letzten 20 Jahre bereits Normalität, sagt Stephan Bader – der aktuelle Sommer werde daher als aussergewöhnlich betrachtet.

Dabei ist es eigentlich genau umgekehrt. «Der diesjährige Sommer gleicht vom Charakter her den Sommern, wie sie bei uns vor 40 oder 50 Jahren normal waren.» Zwischen 1972 und 1982 gab es zum Beispiel in Zürich sechs Sommer, in denen im Juni und Juli kein einziger Hitzetag gemessen wurde. «So etwas kann man sich heute kaum noch vorstellen», betont der Klimatologe.

Atlantik statt Hochdruck

Das «normale» Sommerwetter 2020 ist meteorologisch gut erklärbar: Der Alpenraum liegt seit Ende Mai unter mehr oder weniger stark ausgeprägtem Tiefdruckeinfluss. Kurze, warme Phasen werden immer wieder von kühleren, regnerischen Abschnitten unterbrochen. Kräftige Sommerhochs und vor allem heisse Südwestlagen, die Luftmassen aus den Subtropen bis in den Alpenraum bringen, fehlen dieses Jahr. Und noch etwas sticht heraus: Es hat regelmässig und reichlich geregnet, vor allem in den voralpennahen Regionen.

Für Stephan Bader ist das ein entscheidender Faktor, den es im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung noch genauer zu untersuchen gilt. Der Niederschlag habe einen grossen Einfluss auf das Sommerklima. «Feuchtigkeit verdunstet, und dieser Prozess wirkt sich dämpfend auf die Temperaturentwicklung aus», erklärt er.

Heisst: Je nasser es im Sommer ist, desto geringer sind die Chancen auf Hitzetage oder sogar Hitzewellen. Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt am Boden begünstigt im Alpenraum zudem die Bildung von Gewittern, die wiederum für neuerliche Anfeuchtung sorgen. Umgekehrt gilt dasselbe. Trockenheit im Frühsommer begünstigt das Auftreten von Hitzewellen im Spätsommer.

Grosswetterlage bleibt bestehen

Der Sommer 2020 ist zwar erst zur Hälfte vorbei. Gemäss Stephan Bader ist es aber unwahrscheinlich, dass er bezüglich Hitze und Trockenheit noch an seine Vorgänger der letzten Jahre anknüpfen wird. Die langfristigen Wettermodelle deuten bis Ende Juli keine Umstellung der Grosswetterlage an. Das Wetter dürfte also weiterhin eher vom Atlantik dominiert bleiben.

Was der August bringen wird, kann derzeit niemand sagen. Angesichts der mässig warmen und eher feuchten «Vorgeschichte» wäre ein markanter Hitze-August eher ungewöhnlich, sagt Bader. Anhaltend extreme Hitze nur im August sei kein typisches Merkmal von Hitzesommern hierzulande.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Microwave
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Microwave »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Do 16. Jul 2020, 08:55Vor allem für jüngere Menschen sei das heisse Sommerklima der letzten 20 Jahre bereits Normalität, sagt Stephan Bader – der aktuelle Sommer werde daher als aussergewöhnlich betrachtet.
THIS! GENAU!!!
Ich kenne das beim besten Willen nicht, aber ich glaube es natürlich auf jeden Fall!
Off Topic
Den Kälteeinschub von jetzt habe ich sogar so schlimm gefunden dass ich meine Sommerferien von dieser Woche
abgesagt habe bis sich die Temperaturen "wieder normalisiert hätten". :roll:
Und dabei ist es ja eigentlich genau so wie es immer Normalität sein sollte, verrückt eigentlich :lol:

Naja, meine diesjährige Limetböötlete findet wohl eher statt bei 25 °C statt 35° C..
Graue Grüsse - Microwave
Zuletzt geändert von Microwave am Do 16. Jul 2020, 14:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Federwolke
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Federwolke »

Der letzte Eintrag in diesem Thread ist schon wieder einen halben Monat alt... wahrscheinlich "zu normal". Könnte sich in den nächsten Wochen ändern ;) Hier meine Einschätzung für den August: https://www.orniwetter.info/monatsprognose-august-2020/

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Federwolke
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Federwolke »

Der Juli ist wahrscheinlich der am einfachsten zu prognostizierende Monat - das war auch in diesem Jahr nicht anders. Trotzdem ist ein Hochsommermonat, der vielerorts trotz Trockenheit nicht deutlich zu warm wird, ein Kuriosum. Oder andersrum: Wenn fast den ganzen Monat atlantische Luftmassen dominieren und trotzdem kein Regen fällt, dann ist etwas krumm geworden mit unserem Klima. Feucht-kühle Luftmassen suppen flach nach Mitteleuropa rein und regnen sich nur noch an Gebirgen aus - Regen und Gewitter im Flachland werden zunehmend zur Rarität, weil die Höhenkaltluft fehlt bzw. im Norden gefangen bleibt: https://www.fotometeo.ch/nur-im-sueden- ... juli-2020/

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Willi
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Willi »

Immerhin hat sich dieses Katastrophen-Szenario nicht bewahrheitet, oder nur in Ansätzen (Nordschweiz/SW-Deutschland/Ostfrankreich). Erinnert sich noch jemand daran?
Zuletzt geändert von Willi am Di 4. Aug 2020, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Willi
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Microwave
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von Microwave »

Federwolke hat geschrieben: Di 4. Aug 2020, 11:45Feucht-kühle Luftmassen suppen flach nach Mitteleuropa rein
GENAU!!
Federwolke hat geschrieben: Di 4. Aug 2020, 11:45und regnen sich nur noch an Gebirgen aus - Regen und Gewitter im Flachland werden zunehmend zur Rarität, weil die Höhenkaltluft fehlt bzw. im Norden gefangen bleibt: https://www.fotometeo.ch/nur-im-sueden- ... juli-2020/
SO TRUE!!

Endlich bin s mal nicht nur immer ich wo das sagt (oder in letzter Zeit einfach nur noch denkt).
Das letzte echte Gewitter (Alles gleichzeitig Blitz UND Donner UND Wasser marsch) hatten wir hier im Chreis Cheib am 02.05.2020. Ja.

Grüsse - Microwave
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von pepe14 »

DIe 3 Sommermonate sind vorbei und bei uns hat es ziemlich viel Regen gegeben.Meine Wetterstation hat im Juni 229mm im Juli 170mm und im August
298mm so viel hat es in einem Monat bei meiner Station noch nie gegeben.Das Sommer Total liegt bei 700mm und der Jahresniederschlag beträgt
1210mm.Gruss

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mr_bike
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Re: Mittelfrist / Langfrist Sommer 2020

Beitrag von mr_bike »

Die Grosswetterlage über Mitteleuropa hat diesen Sommer den Westen bevorzugt, das Azorenhoch hat Frankreich meist gut abgedeckt, jedoch meist nicht so richtig bis in die Schweiz gereicht. Dieses West-Ost-Gefälle war trotzdem noch über der kleinflächigen Schweiz zu spüren, da es gegen Westen trockner war. Vielleicht hat jemand noch Zugriff auf eine Niederschlagssummenkarte vom 01.06-31.08.2020?
Gruss
Chrigu aus Langendorf/SO 500 M.ü.M

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