Das ist mal wieder so eine Lage, wo alle da stehen wie der Esel am Berg... von den Modellen bis zu den erfahrensten Meteorologen. Ich lese und höre für morgen immer wieder das Stichwort "Südwest", und da fängt der Bock schon mal an zu stinken, denn wir haben es mit einer waschechten Süd zyklonal zu tun. Eine Grosswetterlage, die im Hochsommer (Juli/August) so gut wie nie auftritt und daher kein Mensch und schon gar kein Modell weiss, was da genau geschieht. Jedenfalls habe ich bis 2002 zurück nur eine SZ-Lage im Hochsommer gefunden: 17.-20.07.2011. Doch damals kam die Front rascher nach Osten voran und blieb erst über Österreich stehen, die Alpennordseite der Schweiz und fast ganz Deutschland gerieten sehr rasch unter den Einfluss der bodennahen Kaltluft. Also schon mal nix mit Vergleichsmöglichkeit...
Dank dem beginnenden Cut-off-Prozess steilt im Lauf des Montags die Strömung in 500 hPa zunehmend auf Süd auf und dreht dann in der Nacht auf Dienstag sogar gegen Südost:
Die zusammen mit dem 500-er bestimmende Strömung der Gewitterzugbahnen in 700 hPa ebenfalls auf Süd:
In der Grundschicht 850 hPa und tiefer hingegen zum Tief im Westen gerichtete Strömung, also Bise:
Damit wird der ganze schwüle Schlaz vom Sonntag wieder von Bayern zurück zu uns gedrückt, die Front wird nördlich der Schweiz retrograd und kommt wieder ungefähr auf der Linie Genf-Elsass zu liegen:
Immer vorbehalten, dass bereits kleinste Veränderungen in der Druckkonstellation eine geografische wie auch zeitliche Verschiebung möglich machen. Ob der erwartete Gewitter-Gänsemarsch über dem Jura oder dem zentralen Mittelland zu liegen kommt? Möglicherweise pendelt er auch ein bisschen hin und her, alles ist möglich. Ach ja, und dann wäre da noch der übliche Spielverderber namens Föhn, den man nie zu früh abschreiben sollte. Das da lässt auf jeden Fall bei mir die Alarmglocken schrillen:
Ein weiterer Föhnstoss am Nachmittag/Abend liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten, was die Front weiter aufhalten und der Westschweiz, der Regionen Bern, Basel und Aargau zusätzliche Schütten bescheren könnte. Hingegen ist es so gut wie unmöglich vorherzusagen, zu welchem Zeitpunkt die Unwetter auf die Ostschweiz übergreifen werden. Zum Glück ist Montag, da erholen sich die meisten Freiluft-Veranstalter von den Wochenend-Strapazen...