Urbi hat geschrieben:
Richtung Süd ist ein schön blauer Himmel zu sehen.
Gruss
Urbi
Vielen Dank Urbi für diese Animation.
Am Anfang dieses Threads, während dem Studium der Karten und der Vorbereitungen auf ein allfälliges Chasing, habe ich hier um professionelle Unterstützung gebeten, in der Hoffnung auf eine Antwort in Bezug auf ein eher seltenes Phänomen, welches mir aufgefallen und aus den Karten zu interpretieren war, dessen Auswirkungen auf allfällige Hebungsprozesse und mithin Gewitterbildung (die ja in den Modellen angezeigt waren) mir unbekannt waren. Die grundsätzlichen Funktionen relativer Vortizität in ihrer positiven und negativen Ausprägung der Wirbelstärke ist mir schon bekannt, doch ein so breites, nach Norden vorstossendes Band relativer Vorticity mit positiver Wirbelstärke, ist mir bisher nie wirklich aufgefallen und in dieser Situation weitest gehend fehlender kinetischer Antriebsfaktoren, wollte ich natürlich wissen, ob dieses die Alpen überquerende Band sich fördernd, oder hemmend auswirkt. Vor allem geht es um die rel. Vorticity in der oberen Schicht der Troposphäre auf Jet-Niveau (300 hPa.)
Fragestellung mit WRF-Kartenmaterial vom 25.04.13, 15z-Lauf:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=159809#p159809
WRF-Karte, Relative Vorticity, 300 hPa (oben links):
Natürlich machte ich mich im Internet auf die Suche nach Antworten, las einige Papers, in der Hoffnung, Erklärungen zu so einem speziellen Fall zu finden, wonach ich zwar kaum etwas Spezifisches fand, aber bemerkte, dass gerade in derartigen, wettertechnisch komplexen Situationen, sich Antworten sehr schwierig und weitreichend gestalten und dazu hier einfach der Platz fehlt.
Deshalb beschränke ich mich auf meine Beobachtungen, die meines Erachtens schon interessant genug sind und beschliesse diesen Post mit einer Vermutung.
Vergleicht man Urbi's Animation mit Standbildern aus verschiedenen Phasen der Entwicklung, des nach Norden fortschreitenden Bandes, erkennt man unschwer eine bogenförmige Welle, mit einer Achse, an dessen Ende ein Scheitelpunkt liegt (untere, linke Bildhälfte).
Noch erscheint sie schwach ausgebildet, was aber u.a. auch am Einfallswinkel der Sonneneinstrahlung liegt. D.h. zu einem späteren Zeitpunkt am Abend, bei flacherem Winkel, erkennt man die Mächtigkeit dieser Welle eher:
Das bereits in den Prognosekarten (WRF ARW) modellierte Band relativer Vorticity, weist sowohl am Scheitelpunkt der deltaförmigen Welle, als auch rückseitig des östlichen Armes eine Zone mit starker positiver und negativer Wirbelstromstruktur auf, wobei die positive (rote) rel. Vorticity Divergenz in der Höhe bedeutet und Konvergenz am Boden - also generell eine Hebungszone - verursacht. Durch den generellen Auftrieb, bleibt die Vorticity auch in der von der Vergenz befreiten mittleren Schicht (500 hPa-Niveau) erhalten.
Im Vergleich dieses Modells mit der Realität, ist eine erstaunliche Übereinstimmung feststellbar, wenn man die Welle sich etwas höher und etwas östlicher denkt, um sie sich als überlagernd vorzustellen.
Wie man sehen kann, hat im Bereich Sursee, nordnordöstlich des Napfgebiets, die Energie (um 18 00 Uhr MESZ) gereicht eine kurzlebige, kleine Gewitterzelle mit einigen Entladungen zu bilden:
Man erkennt auch in der Niederschlagssignatur den nach Norden vorstossenden Scheitelpunkt der Welle, an dessen Ostflanke microskalig eine Auslöse stattgefunden hat. Auf dem Niederschlagsbild von infoclima ist diese Situation fast noch deutlicher zu sehen. Der Scheitelpunkt befindet sich im Bereich des Vogesensüdfusses, mit deutlich weniger Niederschlag als an den Flanken der Welle.

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Vom Boden aus betrachtet, sah diese Welle ziemlich spektakulär aus, hier von der Felsenegg (am Zürichsee) mit Blick nach Ostnordost (auf die Rückseite):
5 Minuten später der Blick von Witikon aus nach Westen:
Durch rückseitig rasch absinkende Kaltluft, klarte der Himmel sofort wieder auf (wolkenfreie Zone südlich des Vorticitybandes:
Trotz auf einige Punkte in den Voralpen beschränkte, kaum nennenswerte most unstable CAPE-Werte um max. 300 J/kg, sprach der MU-LI an:
Vermutlich wirkte die von Joachim und mir erwähnte Föhnkonvergenz noch mit, verstärkte die Hebungszone. Vor allem im IR-Satbild sieht man diese Welle sehr schön....
....wobei im späteren Verlauf der Scheitelpunkt nach Nordosten einzuschwenken scheint und entlang des Donautals von Sigmaringen in Richtung Ulm zieht, wobei es in diesem Einschnitt erneut zu einer, wenn auch verhaltenen Gewitterauslöse mit einigen Blitzentladungen kam:
Ich vermute mal, dass das Bodentief in Deutschland und die Trogvorderseite diese Umlenkung verursachten:
Zur Ergänzung hier noch das WRF-Modell:
So vermute ich, dass wenn ein sich abschwächendes, oder sich auflösendes Höhentief am Ende der Zyklogenese sich einem Muttertrog wieder anschliesst, Wirbelströme in der Höhe entstehen, die sich durch zwei einander folgenden positiven und negativen Vorticityzonen auszeichnen und in einer Art Welle, wie beschrieben, nach Norden advehiert werden. Diese Vermutung wäre für mich plausibel.
Gruss Cyrill