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Pyro-Cumulonimbus

Grundlagen und Expertenwissen.
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Urbi

Pyro-Cumulonimbus

Beitrag von Urbi »

Ein Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen (FAZ)


Stratosphäre
Es qualmt im oberen Stock
Von Horst Rademacher

15. September 2010
Nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo in den Philippinen im Juni 1991 wurden die Sonnenuntergänge in vielen Teilen der Erde blutrot. Die Wucht der Eruption hatte Millionen Tonnen feinsten Vulkanstaub bis in die Stratosphäre geschleudert. Von Höhenwinden verteilt, streuten diese kleinen Partikeln dort das Sonnenlicht und tauchten dabei jeden Abend den Himmel in purpurne Farben. Bisher hatten die Meteorologen angenommen, dass solche Aerosole allein bei schweren Vulkanausbrüchen bis in die Stratosphäre gelangen. Nun stellt sich aber heraus, dass auch große Wald- und Buschbrände dazu in der Lage sind, größere Mengen an Asche- und Rauchpartikeln bis in diese Atmosphärenschicht zu transportieren. Damit lassen sich zahlreiche "mysteriöse“ Wolken erklären, die in den vergangenen Jahren dort beobachtet worden sind.

Im untersten Stockwerk der Erdatmosphäre, in der Troposphäre, ist die Luft dauernd in Bewegung. Winde zeugen vom horizontalen Transport großer Luftmassen, Quellwolken sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Dynamik in der Vertikalen. Nach oben hin sind diesen Luftbewegungen normalerweise Grenzen gesetzt. Denn die Tropopause, die in unseren Breiten in etwa zehn Kilometer Höhe liegt, ist eine weitgehend undurchdringliche Barriere für sie und sorgt dafür, dass sich das Wettergeschehen allein in der Troposphäre abspielt. Die von Wasserdampf weitgehend freie Luft in der darüber liegenden Stratosphäre ist dagegen relativ stabil.

Aerosolhaltige Wolken
Gelegentlich kommt es aber doch vor, dass Luftmassen die Tropopause durchstoßen. Bei Vulkanausbrüchen oder in besonders schweren Gewittern hat die Luft nämlich so viel Auftrieb, dass sie bis in die Stratosphäre gelangen kann. Die Ausbreitung dieser Luftschicht lässt sich sowohl mit Messgeräten vom Erdboden als auch von Satelliten aus verfolgen. Die in die Stratosphäre eindringende Luft enthält nämlich viele Aerosole, die es dort normalerweise nicht gibt.

In den vergangenen Jahren sind bei solchen Messungen immer wieder aerosolhaltige Wolken in der unteren Stratosphäre entdeckt worden, deren Ursprung man nicht erklären konnte. So haben Messgeräte im amerikanischen Bundesstaat Utah im Juli 1989 eine Aerosolwolke erfasst, deren Ursprung von Forschern der dortigen Universität dem Vulkan Santiaguito in Guatemala zugeschrieben wurde, der damals gerade ausgebrochen war.

Wie eine internationale Forschergruppe um Michael Fromm vom Forschungslabor der amerikanischen Marine in Washington jetzt im Bulletin der amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft schreibt, war dieser Vulkanausbruch viel zu schwach, als dass er Staub durch die Tropopause hätte schicken können. Stattdessen seien die Partikeln über den kanadischen Provinzen Manitoba und Saskatchewan in die Stratosphäre gelangt. Dort wüteten damals große Waldbrände, die sich zu einem Feuersturm vereinigten. Über den Brandherden entwickelten sich dicke Rauchschwaden, in denen wie in Gewitterwolken ein starker Auftrieb herrschte. In Anlehnung an die typischen Gewitterwolken werden diese Feuerwolken inzwischen Pyro-Cumulonimbus genannt. Ähnlich wie ihre bei Gewittern entstehenden Verwandten bilden auch diese Wolken an ihrer Oberkante einen Amboss, der dann bis in die untere Stratosphäre reichen kann.

Erforschung in den Anfängen
Die Forschergruppe, zu der auch Thomas Trickl vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen gehört, konnte noch einige weitere in der unteren Stratosphäre entdeckte Aerosolwolken auf große Waldbrände zurückführen. Allein im Sommer 2002 habe es als Folge von Bränden über dem Westen Nordamerikas mindestens 17 Pyro-Cumulonimbus gegeben, welche die Tropopause durchstoßen hätten. Wie sich bei der Auswertung von Satellitenbildern und anderen Wetterdaten herausstellte, waren solche Wolken auch über den schweren Buschbränden entstanden, die im Jahre 2003 im Südosten Australiens gewütet hatten. Nach Meinung der Forscher steckt die Erforschung dieser Wolken noch in den Kinderschuhen. Aber schon jetzt ist deutlich geworden, dass die Rauchpartikeln von Wald- und Buschbränden erheblich zur Aerosolbelastung der unteren Schichten der Stratosphäre beitragen.

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Gruss
Urbi

nordspot
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Re: Pyro-Cumulonimbus

Beitrag von nordspot »

... und so schaut sowas in Echt dann aus: http://australiasevereweather.com/photo ... 05jd06.jpg

Gruß

Ralph
nordspot Konstanz


Matt (8800 Thalwil)
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Re: Pyro-Cumulonimbus

Beitrag von Matt (8800 Thalwil) »

Pyrocumulus am 28.09.2017 über Westaustralien vom Flugzeug aus gesehen. Der verursachende Brand liegt rechts unterhalb der Wolke. Der Übergang von Rauch zu Wassertröpchen dürfte auf ähnlicher Höhe stattfinden wie in den Stratocumulus-Feldern im Hintergrund.

Bild
Bild: K. Sänger

Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrocumulus


Gruess, Matt

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