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Atomkraftwerke

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Severestorms
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Severestorms »

Ok, ich habe die Forderung des ENSI an die Schweizer AKW's in Bezug auf die angesprochene Tornadogefahr nun etwas genauer angeschaut und habe jetzt auch so meine Zweifel über Sinn und Nutzen eines solchen Auftrags, vor allem wenn für die Gefährdungsbestimmung des Nachweises Daten beigezogen werden sollen, die es überhaupt (noch) nicht gibt - sprich sie sich das "irgendwie aus den Fingern saugen" müssen:
- Bei der Ermittlung der Tornadoauftreffenshäufigkeit am Kernkraftwerkstandort sind der Schadenszug des Tornados und die Fläche des Kernkraftwerkareals zu berücksichtigen.
- Die vom ENSI akzeptierten Verfahren beruhen auf geometrischen Betrachtungen:
Berechnung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Tornado die Trefferfläche (Kernkraftwerk) erreicht - Durchquerung der Schadenszugsfläche mit der Fläche des Kernkraftwerksareals.
Quelle: http://static.ensi.ch/1341562969/ensi_b ... waerzt.pdf

Die Tornadoforschung in diesem Land steckt in den Kinderschuhen und auch wenn dank des Schweizer Sturmarchivs bereits erste mit Vorsicht zu geniessende Erkenntnisse zur Tornadogefahr hierzulande gezogen werden können, sind wir noch weit davon entfernt, klimatologische Aussagen über Schadenszugsflächen von Tornados in der Schweiz machen zu können. Zumal die Fläche nicht 1:1 auf die Stärke des Tornados übertragen werden kann - das gilt generell.

Von den vier AKW's liegen Leibstadt und Beznau übrigens genau in der Verlängerung der Juraschiene und dürften daher bei (rechtsziehenden) Superzellen am ehesten durch Tornados "bedroht" sein. Diese Aussage ist allerdings mehr Vermutung als Tatsache und daher mit Vorsicht zu geniessen. Und doch: Am 22. Juli 1995 zog ein schwacher (F1) Tornado unmittelbar am KKW Beznau vorbei. Am 6. Juli 1986 begann sogar ein starker (F2) Tornado unweit des KKW Leibstadt seine Zugbahn, und weiter südlich bei Döttingen (Nähe KKW Beznau) wütete gleichentags gleich noch ein Tornado. Am 4. Juli 2000 schlug zudem ein (F1) Tornado eine Schneise in die Wälder bei Felsenau/Koblenz. Daneben gibt es noch weitere schwächere oder unsichere Tornadoereignisse von dieser Region.

Wen die Sache näher interessiert, hier die Presseerklärung des ENSI zum geforderten Nachweis bezüglich extremer Wetterereignisse:¨
http://www.ensi.ch/de/2012/07/06/extrem ... ende-2013/

Der Impuls kommt von der IAEA:
Safety Guide der IAEA in Bezug auf die meteorologischen Risiken im Umfeld von AKW's (ab Seite 40 kommt das Thema Tornado zur Sprache).

@Schnittlauch:
http://www.ensi.ch/de/dossiers/erdbeben/

Gruss,
Chris
Zuletzt geändert von Severestorms am Do 6. Jun 2013, 21:54, insgesamt 13-mal geändert.
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Alfred
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Alfred »

Sali zäme

Ich finde es bedenklich, wenn man die NAZ nicht erreichen kann!

Gruss, Alfred


Schnittlauch

Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Schnittlauch »

Ich warte schon gespannt darauf was mit AKWs in Ländern passiert die politisch implodieren werden.
Das Risiko eines Staatszusammenbruchs hat wohl auch niemand berechnet...hehehe.

Booom.
Zuletzt geändert von Schnittlauch am Do 13. Jun 2013, 08:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Alfred
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Alfred »

Sali zäme

NAZ tut wieder!

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Gruss, Alfred

flowi
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von flowi »

"Im Primärcontainment des AKW Leibstadt (KKL) müssen Löcher, die für das Aufhängen von Handfeuerlöschern durch die Stahlwand getrieben wurden, gestopft werden. Die Reparaturarbeiten finden bis Mitte Juli statt, ohne dass die Anlage vom Netz genommen wird. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) geht mit dem KKL hart ins Gericht.

Bei einem Kontrollgang durch die Anlage habe man festgestellt, dass die seinerzeit in die Containment-Wand gebohrten Löcher unsachgemäss seien, sagte Mediensprecherin Karin Giacomuzzi. Dies habe man Ende Juni der Aufsichtsbehörde Ensi gemeldet. Gleichzeitig stufte das KKL selber das Ereignis auf der internationalen Ines-Skala vorläufig auf Stufe 1 ein, was einer Anomalie gleichkommt.

Inzwischen hat das KKL die Freigabe zur Vorbereitung der Reparatur erhalten. Es ist geplant, diese Reparatur bis zum 18. Juli fertigzustellen. Die Reparatur am Containment stehe in keinem Zusammenhang mit der Schnellabschaltung vom Samstag, teilte das KKL in einer Mitteilung vom Montag zudem mit.

Beim Primärcontainment handelt es sich um eine mehrere Zentimeter dicke Sicherheitshülle aus Stahl, die um den Reaktordruckbehälter gebaut ist. Sie wird umschlossen vom eigentlichen Containment, einem Kuppelbau aus Beton."

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... t-23661244

:neinei:

Chicken3gg
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Chicken3gg »

Muss eine gute Bohrmaschine gewesen sein oder ein Handwerker mit viel Geduld, wenn er mit einem "normalen" Bohrer ein solches "Loch" in eine Sicherheitswand bohrt ;)
Und meiner Meinung nach: Lieber ein Feuerlöscher im Innern an der Wand, der schlimmeres verhindern kann, als ein Stahl/Betonbehälter, der dann schlimmeres verhindert. Wenn es zur Kernschmelze kommt (ist sowas überhaupt noch möglich?) - treten wohl andere Probleme in den Vordergrund als die Stabilität der Kuppe um den Reaktor!?

Ist kein Drama, zumal die Atomenergie eher auf dem absteigenden Ast ist. Solar, Wind und Wasserkraft werden bald die nötigen Energieressourcen aufbringen können.

flowi
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von flowi »

Cedric hat geschrieben:Muss eine gute Bohrmaschine gewesen sein oder ein Handwerker mit viel Geduld, wenn er mit einem "normalen" Bohrer ein solches "Loch" in eine Sicherheitswand bohrt ;)
Und meiner Meinung nach: Lieber ein Feuerlöscher im Innern an der Wand, der schlimmeres verhindern kann, als ein Stahl/Betonbehälter, der dann schlimmeres verhindert. Wenn es zur Kernschmelze kommt (ist sowas überhaupt noch möglich?) - treten wohl andere Probleme in den Vordergrund als die Stabilität der Kuppe um den Reaktor!?
Das ist ja das Erschreckende: So ein Loch bohrt man eben nicht mal so im Handumdrehen.
Daraus kann man dann schon Rückschlüsse darauf ziehen, wie verbesserungswürdig organisationstechnische und sicherheitsrelevante Belange in Leibstadt generell sein könnten.
Deshalb die helle Aufregung, v. a. bei der Aufsichtsbehörde.

"ist sowas überhaupt noch möglich ?" Kann man sie denn jetzt (warum auch immer ???) zu 100% ausschließen ?
Möchte nicht wissen, wie die Mannschaft im KKL bei einem wirklich außergewöhnlichen Ereignis reagiert ? Vielleicht doch auch so kopflos, wie gestern Brasilien nach dem 1:0 ?
Zuletzt geändert von flowi am Mi 9. Jul 2014, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.


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Alfred
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Alfred »

flowi hat geschrieben:Möchte nicht wissen, wie die Mannschaft im KKL bei einem
wirklich außergewöhnlichen Ereignis reagiert ?
Hoi

Wer hat die Löcher gebohrt? Die Mannschaft?
Oder waren das so irgendwelche Studenten aus A, welche keinen
handwerklichen Verstand haben und durch ein Subunternehmen
beaufsichtigt wurden? Entschuldigung, wenn mir so Komisches und
Absurdes in den Sinn kommt!

Gruss, Alfred
Zuletzt geändert von Alfred am Mi 9. Jul 2014, 10:40, insgesamt 2-mal geändert.

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Uwe/Eschlikon
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Diese Meldung ist typisch für einen Journalismus, der jede Gelegenheit wahr nimmt, seine politische Gesinnung möglichst über Panikmacherei unters Volk zu bringen!
Nach dem Motto: "Phöses, phöses AKW und phöse, phöse Arbeiter, die phöse, phöse Löcher ins AKW bohren, bis phöse, phöse Strahlung entweicht und die Leute phöse, phöse Krankheiten bekommen."

Andreas (Langnau)
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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Andreas (Langnau) »

flowi hat geschrieben:Daraus kann man dann schon Rückschlüsse darauf ziehen, wie verbesserungswürdig organisationstechnische und sicherheitsrelevante Belange in Leibstadt generell sein könnten.
Deshalb die helle Aufregung, v. a. bei der Aufsichtsbehörde.
Die allgemeine Aufregung ist genau aus diesem Grund berechtigt. Die Gefahr besteht eben, dass auch sonst irgendwelche unzulässigen Modifikationen vorgenommen worden sind. Wenn sich die Betreiber nicht an die Vorgaben (u.a. Normen, Prozesse) halten, dann stimmen die berechneten Gefährdungsraten nicht mehr. Da besteht überhaupt kein Spielraum, weshalb das ENSI hart durchgreifen muss und als letzte Konsequenz das Werk ausser Betrieb nehmen müsste.
Andreas Strahm, Langnau i.E., 670 m.ü.M.

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