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Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 14:45
von Severestorms
Hallo zusammen

Dieser Thread soll eine Sammlung all jener meteorologischen "Erkenntnisse" werden, welche wir von Zeit zu Zeit von einzelnen Online-Medien präsentiert bekommen und uns aufgrund der zu Grunde liegenden Scharfsinnigkeit bzw. Recherchenmethodik richtiggehend verblasen - äh verblüffen.

Ich fange mal an:

Weisheit Nr. 1
".. ziehen gegen Abend dunkle Wolken am Horizont auf. Über die Schweiz zieht eine Kaltfront. «Der damit verbundene Druckunterschied bringt Gewitter .." Quelle
Hmm, interessant!

Weisheit Nr. 2
".. Der Sturm kündigt sich an mit starken Winden .." Quelle
Echt jetzt ?!?

:unschuldig:

Gruss,
Chris

PS: Ich habe dieses Thema übrigens bewusst im Unterforum "Wissenswertes" eröffnet. :lol:

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 15:16
von Federwolke
Nr. 1 ist besonders tragisch, weil es sich dabei offenbar um ein Zitat handelt. Ob das die Meteorologin wirklich so gesagt hat? Ich hoffe und glaube nein. Für solche Sinnverdrehungen in Zitaten habe ich mich auch schon öfters bedanken müssen...

Nr. 2 ist gar nicht so falsch, auch wenns auf den ersten Blick komisch klingt. Der Sturm war ja nicht plötzlich mit voller Heftigkeit da. Im Seeland frischte der Südwestwind bereits eine Stunde vor dem Joran stark auf. Grund dafür dürfte gewesen sein, dass der Joran im Waadtland bereits dabei war, die Warmluft zu verdrängen. Diese wich aufgrund des Deckels nicht einfach nur nach oben aus, sondern zog den Weg des geringsten Widerstands nach Nordosten durchs Mittelland.

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 15:38
von Chicken3gg
- Wer meint, sich unbedingt sportlich betätigen zu müssen, der sollte das am frühen Morgen tun (ca. 4 bis 5 Uhr in der Früh). Dann ist es am kühlsten. Gegen 21 oder 22 Uhr kann es dagegen immer noch bis 30 Grad heiß sein.
genau, geht um 4 Uhr joggen und dann um 22 Uhr bei 30°C schlafen :lol:
http://www.wetter.net/wetternews/wetter ... -6917.html

oder
Gefühlt wird sich das ganze aber teilweise noch 2 bis 3 Grad heißer anfühlen, da die Luft extrem schwül werden wird. Schwül bedeutet, dass die Umgebungsluft sehr feucht, also mit viel Wasser gesättigt ist. Daher kann sie kaum noch Wasser aufnehmen. Wenn wir die Menschen dann schwitzen, dann kann ihr Schweiß nicht an die Umgebungsluft abgegeben werden und bleibt einfach auf der Haut kleben, und alles ist feucht und nass um uns herum. Schon bei kleinen Bewegungen hat man das Gefühl, man zerfließt.
(gleiche Quelle)
Wenn es im Herst bei 10°C regnet ist es demzufolge auch schwül!? :-?

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 16:52
von c2j2
Wenn es im Herst bei 10°C regnet ist es demzufolge auch schwül!?
Ja.

Für Eskimos schon ;)

Ehrlich: wäre interessant: gehört zur Schwüle auch die geringe (oder gar negative) Differenz zur Hautoberflächentemperatur, oder eben nur die geringe Verdunstungsmöglichkeit? Warum sonst sagt man "schwülwarm" - gibt es auch ein "schwülkühl" (für uns - relativ zur gewohnten Temperatur des betroffenen Menschen ist es dann immer noch schwülwarm)...?

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 16:56
von Slep
Was mich immer wieder nervt: Es wird wiederholt in den Medien von, "heftiges Unwetter" geschrieben. Aber komm bitte, wann gibt es ein schwaches oder mässiges Unwetter? :neinei:

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 17:01
von c2j2
Aber komm bitte, wann gibt es ein schwaches oder mässiges Unwetter?
Wenn ich die Beiträge hier so lese: in 90% aller Fälle... <sigh>

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Fr 14. Jun 2013, 17:10
von Cyrill
@ Chicken3egg

In Deinem geposteten Artikel wird ja vorsorglich schon mal auf Panik gemacht, u.a. mit folgender, dringenden Empfehlung:
"- Wer sich dennoch längere Zeit im Freien aufhält, der sollte auf alle Fälle eine Kopfbedeckung tragen.
Bei dieser Wetterlage können sich dann auch heftige Unwetter bilden."


Besonders effektiv bei solchen Lagen, da viel Schatten spendend, diese Variante (s. Bild). Sollte mit Vorteil aber bei Sturm wieder abgenommen werden...... :mrgreen:

Bild
http://lustich.de/bilder/andere/lustiger-hut/

Gruss Cyrill

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: Di 18. Jun 2013, 12:05
von pterozaurus
der DWD mit seinem Thema des Tages (immer wieder lesenswert): http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/ ... dwww_start
Da das Archiv nur 30 Tage hält hab ichs mal kopiert:
18.06.2013, 09:11 Uhr

Der Deckel hält ... noch!

Es ist heiß in Deutschland, dieser Tage. Die Hitzewelle schlägt dabei
richtig heftig zu. Hatten wir am vergangenen Wochenende noch
angenehme Werte zwischen 20 und 25 Grad, startete die Woche in der
Südhälfte mit 30 bis 35 Grad. Am heißesten war es dabei im
Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland mit 36.1 Grad am
Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg.

Am heutigen Dienstag wird sich die Hitze noch weiter steigern. Von
der Mitte bis in den Süden werden verbreitet 30 bis 36 Grad erwartet,
lokal sind auch bis 38 Grad möglich! Wer Werte unter 30 Grad sucht,
muss sich schon in den Norden aufmachen. Idealerweise begibt man sich
auf eine der Nord- oder Ostseeinseln. So erreichen die Höchstwerte
beispielsweise auf Wangerooge nur 19 Grad. Und auch am Mittwoch
bieten die Inseln den letzten Zufluchtsort, denn die 30-Grad Marke
kommt sogar bis nach Schleswig-Holstein voran.

Den einen oder anderen mag es da verwundern, dass trotz dieser Hitze
nur recht defensiv die Vokabel "Gewitter" in den Berichten auftaucht.
Oft fällt der Hinweis in Kombination mit den Worten "bevorzugt im
Bergland". Um das zu verstehen, muss man sich zunächst erstmal
überlegen, was für Dinge man für ein Gewitter alles braucht.

Ein Gewitter lässt sich nur dann brauen, wenn man die notwendigen
Zutaten beisammen hat. Und dafür schauen wir einfach in das
Wetter-Rezeptbuch und schlagen die Seite mit Gewittern auf. Ein
wichtiger Bestandteil ist nicht, wie man vielleicht vermutet, die
Temperatur in Bodennähe. Viel entscheidender ist die Stärke, mit der
die Temperatur mit der Höhe abnimmt. Je größer diese
Temperaturabnahme ist, desto besser für die Gewitter. Man nennt diese
Zutat "Instabilität" und davon ist dieser Tage wirklich reichlich
vorhanden.

Eine zweite wichtige Zutat ist die Feuchtigkeit. Ohne Feuchtigkeit
werden sich keine Wolken bilden und damit auch keine Gewitter. Sehr
wichtig ist dabei vor allem, wie es in der bodennahen Schicht
ausschaut, denn von dort steigen die Luftpakete nach oben. Ist es zu
trocken, wird es sehr schwierig, dass sich überhaupt Wolken bilden.

Eine dritte entscheidende Zutat ist die Hebung. Dies ist der
dynamische Antrieb, quasi der Motor der Gewitter. Ein guter
Kraftstoff sind zum Beispiel Fronten. Besonders Kaltfronten liefern
oft kräftige Hebung und sind damit oft ein Gewitterbringer. Es gibt
aber auch kleinräumige Hebungsantriebe, wie beispielsweise die
Orographie. Berge beeinflussen die Luftströmung. So wird die Luft
entweder über den Berg gehoben, oder um ihn herum. Ohne weiter ins
Detail gehen zu wollen, ist die Orographie häufig ein ganz
entscheidender Trigger bei der Auslöse von Gewittern, wenn es sonst
keine großräumigen Hebungsvorgänge gibt.

Schauen wir nun auf die aktuelle Situation. Zutat 1 ist wie
angesprochen ausreichend vorhanden. Bei Nummer 2 wird es aber schon
schwieriger. Auch wenn das Schwülempfinden steigt, so sind gerade die
entscheidenden unteren Schichten verhältnismäßig trocken (geringe
relative Feuchtigkeit). Man kann das auch gut mit einem Kochtopf
vergleichen. Wenn der Deckel dort drauf ist, dann wird man den
aufsteigenden Dampf nicht sehen. Bei unserem virtuellen Kochtopf
Atmosphäre sind das analog die Wolken, die sich nicht bilden.

Es fehlt aber nicht nur an bodennaher Feuchtigkeit, sondern auch an
Zutat 3 - der Hebung. Weit und breit sind keine Fronten oder sonstige
großräumige Hebungshilfsmittel zu finden. Die einzige Hoffnung sind
also die Berge. Sie liefern nicht nur die notwendige Hebung, sondern
helfen auch die Luft in Luftschichten zu befördern, wo mehr
Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Die Berge, das sind die berühmten
Schlitze zwischen Topf und Deckel, wo dann doch etwas Dampf
entweicht.

Der Deckel hält ... noch. Denn die Atmosphäre brodelt und der Deckel
wackelt. Spätestens zum Donnerstag wird er wohl herunterfallen, denn
eine Kaltfront nähert sich von Westen. Unter Verschluss hat sich bis
dahin einiges zusammengebraut und einmal freigelassen wird es
vielerorts zu heftigen Entwicklungen kommen. Sturmböen, heftiger
Starkregen und großer Hagel sind zu erwarten. Es ist also angerichtet
...

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.06.2013

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Re: Die Medien klären uns auf

Verfasst: So 23. Jun 2013, 23:43
von Necronom
Hier wird ja auch indirekt die fehlende Qualität und Sorgfalt in der medialen Berichterstattung angesprochen. Das hat halt auch seine Gründe:

http://pd.zhaw.ch/publikation/upload/203275.pdf

Viele von uns lesen ja auch viel gratis Online und weniger Print. Die Werbeeinnahmen wandern vom Printbereich ins Internet ab, können die Summen aber nicht annährend ersetzten. Da stellt sich halt die Frage der Finanzierung und somit auch der Qualität...also jetzt ganz vereinfacht geschrieben. Für Detaillierteres siehe eben oben Link.