Hoi zäme,
Zu diesem Thema ist in der heutigen SonntagsZeitung ein Artikel von Cécile Bähler (SF Meteo),
die zur Zeit ein Praktikum bei der SZ macht.
-> Quelle:
http://www.20min.ch/unterhaltung/people/story/18963000
Gruss von Beat
-------------------------------------------------
Der Artikel in der SZ:
http://www.sonntagszeitung.ch/wissen/ar ... sid=116716
Tief im Tal den Regen sehen
Meteo Schweiz will mit neuen Radarstationen die alpinen Niederschlagsprognosen verbessern
Von Cécile Bähler
Man stelle sich vor: Es giesst wie aus Kübeln, und die Wetterdienste bemerken es erst im Nachhinein, wenn das Unwetter möglicherweise schon Schäden angerichtet hat.
Ein solches Szenario kann sich in den Schweizer Alpen in Einzelfällen tatsächlich abspielen. Denn die Radargeräte, mit denen Meteo Schweiz Echtzeitbilder der Regentätigkeit in der Schweiz liefert, haben einen Haken: Sie können nicht um Ecken schauen oder hinter Kreten blicken. Tiefe Regenwolken in den Alpentälern bleiben dem Regenradar daher verborgen, sie liegen im «Radarschatten». Gewitter hingegen sind mehrere Kilometer gross und können den Radarstrahlen von Meteo Schweiz kaum entgehen.
Mit einem dichteren und moderneren Radarstationennetz will Meteo Schweiz künftig die bestehenden Lücken schliessen: Bis 2013 sollen zwei neue inneralpine Radarstationen im Wallis und in Graubünden gebaut und die drei bestehenden Stationen auf dem Monte Lema, dem Albis und La Dôle aufgerüstet werden.
Die Radarstationen dienen primär der Erstellung von Kurzfristprognosen oder Gewitterwarnungen. «Weniger bekannt ist, dass die Wetterradare auch eine entscheidende Rolle bei der Flugsicherung und dem Bevölkerungsschutz vor Hochwassern spielen», sagt Urs Germann von Meteo Schweiz. Umso wichtiger ist es, dass die weissen Flecken auf der Regenradarkarte möglichst verschwinden und die Regenmengen genau erfasst werden können. Besonders im Unterengadin, Bergell, Val Müstair, Puschlav, Goms oder in der Simplonregion werden die Radarstrahlen momentan von Bergen gebremst.
«Es ist dringend an der Zeit, dass man endlich derart wichtige Gebiete wie das Wallis und das Engadin einsehen kann», sagt Thomas Bucheli von SF Meteo. «Das bisherige Radar ist für alle Regionen ?ännet dä Bärge? nämlich buchstäblich blind.»
Die Trennung der Störechos von Regenechos wird erleichtert
Die zwei zusätzlichen alpinen Stationen können nicht nur die Niederschläge im Wallis und in Südbünden künftig besser erfassen, sie werden auch beim Ausfall einer anderen Station die entstehenden Lücken verringern. Steigt nämlich einer der drei heute eingesetzten Radare aus, wird der Regen in rund einem Drittel der Schweiz nicht mehr richtig erfasst. Die beiden neuen alpinen Radare haben durch ihre hoch gelegenen Standorte den Vorteil, dass sie auch fern liegende Gebiete im Flachland sozusagen aus der Vogelperspektive überblicken können.
Neben den beiden neuen Stationen sollen auch die drei bereits bestehenden Radare nach 17 Jahren auf den neusten technischen Stand aufgerüstet werden.
Heute tastet der Radarstrahl die Regentropfen, Hagelkörner und Schneeflocken nur in horizontaler Richtung ab. Nach der Aufrüstung ist dies auch vertikal möglich. Das erleichtert die Trennung der erwünschten Regenechos von nicht erwünschten Störechos von Häusern, Bergen, Insekten, Vögeln und Flugzeugen.
Schon heute werden die Radardaten mit den Bodenmessstationen, die den tatsächlich gefallenen Regen messen, abgeglichen. In der neuen Radargeneration wird dieser Datenabgleich weiter verfeinert, um so eine möglichst genaue Messung des Gesamtniederschlags zu erhalten.
Die Wetterradare werden von Meteo Schweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, betrieben; sie haben dazu einen hoheitlichen Bundesauftrag. Private Wetterdienste wie MeteoNews oder SF Meteo kaufen für ihre Prognosen die Radarbilder von Meteo Schweiz.
Da die Finanzierung der zwei neuen Radarstationen durch den Bund noch nicht bewilligt ist, will Meteo Schweiz in einem ersten Schritt die bereits bestehenden alten Stationen aufrüsten. Kommt dazu, dass man mit Pointe de La Plaine Morte erst einen passenden Standort für das neue Radar im Wallis gefunden hat, aber noch keinen in Graubünden.
Eine Wunderwaffe wird das neue Radarsystem, wenn 2013 der volle Betrieb aufgenommen wird, nicht sein. «Radarschatten lassen sich auch mit der neuen Radargeneration nicht völlig eliminieren», sagt Germann. Immerhin: Mit den zwei neuen inneralpinen Radarstationen kann die Abdeckung massiv verbessert werden.
Publiziert am 24.01.2010
-------------------------------------------------