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Wetterkarten-"FAQ"

Grundlagen und Expertenwissen.
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Felix Welzenbach
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Beitrag von Felix Welzenbach »

Ahoi Fabienne,

Bild

die Kaltfront schwimmt nicht gegen den Strom,sondern ist Teil eines alten Frontensystems vor dem Orkantief. Hat Hirlam z.B. analysiert (wenn auch als Warmfront, sieht aber da sehr komisch aus).In der neuen Analyse oben ist bei beiden Tiefs auf dem Atlantik anhand der Isentropen + Isobaren die Krümmung der Okklusion ersichtlich.

Eine ganze Rolle gibt die Okklusion bei dem mittleren Tief in meiner ersten Karte nicht her ,die Okklusion parallel zur Kaltfront passt hingegen ganz gut, gerade in diesem Stadium tritt noch ein paralleles Wolkenband zu dem Frontensystem ("Welle im Übergang zum Tief") auf. Die Okklusion schwimmt gewissermaßen mit. Erst in der rasantesten Phase der Tiefdruckentwicklung kommt es zur Spiralisierung sowie dann im Endstadium der Zyklone. Das alte Frontensystem östlich davon wird derzeit von dem mächtigen Warmsektor des Orkantiefs geschluckt und zuvor stark deformiert. Daher passen Isobaren und ThetaE hier nicht ganz zusammen.

Daher :

Im Endstadium eher eine einfach bis mehrfach spiralisierte Okklusion (das kommt darauf an, ob der minmale Kerndruck erst erreicht ist oder bereits eine Auffüllung des Tiefdruckkerns stattgefunden hat), im Entwicklungs- bis Reifestadium eine parallele bis minimal gekrümmte Okklusion, oft anhand des Isobarenverlaufs - und anhand besserer ThetaE-Auflösung - feststellbar (z.B. bei EZ-Kurzfristkarten im Institut). Im Vorstadium (offene Welle) ist die Okklusion oft bereits als separates Wolkenband westlich des Wellenbandes vorhanden. Diese Art der Zyklogenese tritt recht häufig bei den Orkanzyklogenesen auf - selbst bei dieser (im Nachhinein (!) per Satloop nachprüfbar) , die als Kaltfrontwelle entstand , gab es ein 2. Wolkenband nördlich und westlich der Kaltfrontwelle, zudem einen extremen Dryslot (Herabsaugen stratosphärischer Luft mit hohen Theta-Werten) . Insgesamt eine sehr interessante Zyklogenese , eigentlich sagen wollte ich aber, dass man anhand der ThetaE-Karten sehr wohl (und auch nicht willkürlich) Okklusionen einzeichnen kann, ohne zuvor zwangsläufig aufs Satbild schauen zu müssen. Aber gewöhnlich analysiert man ja eh nicht nur eine Karte, sondern verfolgt eine Entwicklung zusammen mit vielen Wetter- und Modellkarten.
Zuletzt geändert von Federwolke am Mi 29. Nov 2017, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Felix

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hallo Daniela

Die Isobarenkrümmung an der Okklusion über Skandinavien ist in der Tat sehr schwach angedeutet. Vielleicht erkennst du sie besser auf dem Originalbild, wo ich noch nicht mit meinem Strich die Isobaren verdeckt habe:

Bild

Meine Okklusion liegt vor allem im mittleren Teil einen kleinen Tick zu weit östlich. Sollte eher der schwedischen Küste entlang laufen als direkt über den bottnischen Meerbusen (also ein bisschen weniger weit nach Osten ausgebuchtet als eingezeichnet). Vielleicht sollte ich das Bild beim nächsten Mal vor der Bearbeitung vergrössern - es würde der Genauigkeit jedenfalls dienen ;-)
Zuletzt geändert von Federwolke am Mi 29. Nov 2017, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.


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Beitrag von Federwolke »

Ahoi Felix
die Kaltfront schwimmt nicht gegen den Strom,sondern ist Teil eines alten Frontensystems vor dem Orkantief.


Wenn du dort eine Kaltfront einzeichnest, müsste der bodennahe Wind vom Tief ins Hoch fliessen, wie ich hier der Verdeutlichung halber dargestellt habe:

Bild

Ich bin mir ziemlich sicher, dass du weisst, dass dies unmöglich ist. Daher:
Hat Hirlam z.B. analysiert (wenn auch als Warmfront, sieht aber da sehr komisch aus).


Wenn schon, denn schon so. Als Warmfront eingezeichnet, würde dort wenigstens die Strömungsrichtung stimmen. Wenn du aber schon selber bemerkst, dass es komisch aussieht, dann ganz einfach, weil diese Konstruktion unmöglich stimmen kann. Aufgrund der Druckkonstellation können die beiden Systeme nicht mehr zusammenhängen - sie wurden durch das Hoch voneinander getrennt.

Wenn ich den Archiven die Historie der Analysen der letzten Tage rekonstruiere, dann sehe ich nix als Chaos bezüglich dieser beiden Tiefs. Kein Wunder, wenn Hirlam das immer noch so verkrüppelt darstellt. Wahrscheinlich ziehen die einfach eine Linie durch, die schon früher einen Fehler drin hatte. Beim DWD ist es gerade das Gegenteil: Dort wird so hin- und herkorrigiert (hat ja auch jeden Tag ein anderer Meteorologe Dienst, der seine eigene Meinung vertritt und die seines Kollegen vom Vortag verwirft), dass von einem Tag zum andern kein Zusammenhang mehr ersichtlich ist. Daher zeichne ich jeden Tag aufgrund der Theta-E-Karte meine eigene Karte für die Zeitungen, nach bestem Wissen und Gewissen. Und auch etwas vereinfacht (wie in meinem Beispiel oben), sonst springen sie mir im Grafikbüro an die Gurgel. Die Zeitungsleserschaft könnte mit zu komplizierten Frontsystemen eh nix anfangen, aber ich schweife zu sehr ab...

Aber wir beide wissen es von früheren Sträussen, die wir zum selben Thema schon ausgefochten haben: 5 Mets, 8 Analysen. Einig werden wir uns dabei wahrscheinlich nie... ;-)
Zuletzt geändert von Federwolke am Mi 29. Nov 2017, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Felix Welzenbach
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Beitrag von Felix Welzenbach »

Hoi,

Es existieren aber definitiv keine 2 Warmfronten ,die sich in einem Punkt treffen und als Okklusion weitergeführt werden.

Es gibt aber strömungsparallele Fronten, wo kein Okkludierungsprozess oder durch massive Deformation eine Auflösung der Fronten stattfindet, hier eben ausgelöst durch die Orkanzyklogenese dahinter (die oft mit alten Tiefs davor verrückte Sachen anstellen, vgl. das Zusammenspiel von Sturmtief Nina und Sturm- und Orkantief Oralie 2004). Ich habe meine Ansicht bzgl. dieses Frontensystems heute auf wenigstens drei Analysen in der Art gesehen (Hirlam, Bracknell sowie im Institut), bleibe daher dabei -- also heute 2 Mets, 3 Analysen ;-)

Gute Nacht
Gruß Felix

Daniela
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Beitrag von Daniela »

Salut Fabienne,

Ich glaub ich steh immernoch auf der Leitung. =(
Woher weisst du denn, dass sie genau dort ist? Solche Krümmungen seh ich überall rund ums Tief. Ich hab mal eingezeichnet was ich meine:
Bild

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Daniela

Nicht verzweifeln - wie du an den Diskussionen siehst, tut man sich auch mit einiger Erfahrung noch mit Frontenanalysen schwer... ;-)

Also: Bei deinen "Spinnenbeinen" ganz im Nordosten hast du ja schon mal einen Treffer gelandet. Ich hatte ja oben geschrieben, dass ich den komplizierten Frontenfriedhof über Nordrussland weggelassen hatte. Was du dort (ungefähr) eingezeichnet hast, sind alte Warmfronten und Okklusionen (ich gehe jetzt nicht weiter darauf ein, sonst gibts einen neuen Rattenschwanz an Diskussionen mit noch mehr Verwirrungspotenzial... ;-)).

Vorsicht aber mit dem Strich, den du über Finnland gelegt hast. Dort ist die Isobarenkrümmung antizyklonal (höherer Druck weist zum Tief hin) und somit ist es unwahrscheinlich, dass sich dort eine Front befindet.

Daniela
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Beitrag von Daniela »

Salut Fabienne,

okay, am Besten lass ich die Okklusion einfach weg, die Trefferquote ist da definitiv zu niedrig. =)
Aber das mit der Krümmung in die "falsche" Richtung hab ich wenigstens verstanden. Dankeschön!


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Alfred
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Beitrag von Alfred »

Sali zäme

Nachdem ich allem Anschein nach der Einzige bin, der bei den EZ-Karten von Pepe (Stocken)
nicht ganz draus kommmt, frage ich trotzdem.
Wie kann man aus diesen die Temperatur herauslesen? Ich sehe nur ein gemässigtes Hoch über
Island, ein Tief weit in Osteuropa und ein Azorenhoch. Das ist aber auch alles, das andere ist
mir ein Rätsel! Vielleicht kann dem, jemand Abhilfe schaffen :D !

Viele Grüsse, Alfred
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Felix Welzenbach
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Beitrag von Felix Welzenbach »

Laut Legende nur das Geopotential angegeben, aber rein logisch gedacht herrschen in der Nordwestströmung in Keilnähe eher 500er von -20 bis -25°C und im tiefsten Geopotential -35 bis -40°C. Aber genau bestimmen lassen sich die 500er Temperauren hier nicht.
Gruß Felix

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Der Wetterkarten-FAQ wurde um ein weiteres Thema ergänzt (Schneefallgrenze).

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