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Frage ist Basel speziell

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Wolke(Flüh SO)420müM
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Frage ist Basel speziell

Beitrag von Wolke(Flüh SO)420müM »

Hallo zusammnen,
ich habe da zwei fragen wo ich mir nicht erklären kann???

kennt einer von euch eine Erklärung wieso Basel fast immer von schweren Gewitter verschont bleibt. Ich weiss nicht ob ich da richtig liege, dass wir vom Jura den Vogessen und dem Schwarzwald gedeckt werden. Oder vielleicht wegen der Burgunderpforte. Die Vogesssen nehme ich schon an das die heran ziehenden Zellen sich da ermals richtig entladen und dann in Basel nicht mehr so aktiv sind????

Auch das wir in Basel immer so hohe Temperaturen verzeichnen ist mir auch nicht so klar..Stadt ja aber Zürich ist auch eine Stadt. Nun ich habe da mal was gehört das Basel sehr viel Sandboden habe und durch dies dann höhere Temperaturen hat.

Ok vieleicht weiss ja jemand etwas mehr darüber.

Vielen Dank mal für eure Bemühungen.

Gruss Oli
Oliver, Flüh 13 km SW von Basel
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Federwolke
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Frage ist Basel speziell

Beitrag von Federwolke »

Hoi Oli

Ich hab jetzt mal abgewartet, weil es mich wunder nahm, ob sich jemand diesen nicht ganz einfachen Fragen annehmen und sich aus dem Fenster lehnen möchte. Das scheint nicht der Fall zu sein, und so möchte ich dich nicht weiter zappeln lassen, sonst geht dir der Eindruck eines Forums voller kompetenter Leute bald ab ;-)

Zu den Gewittern: Hier stellt sich vorab die Frage, was du dir unter schweren Gewittern vorstellst. Wenn ich die Meldungen der vergangenen Wochen in diesem Forum sehe, so kanns mit den Gewittern im Allgemeinen doch nicht allzu schlecht bestellt sein. Auch die Ortsbezeichnung "Basel" ist recht ungenau. Meinst du die Stadt oder auch die Landschaft? Falls zweites gemeint ist, so spricht die Statistik der Hagelschäden eine andere Sprache. Der nördliche Jura, also auch ein grosser Teil des Basellandes gehört zu den hagelgefährdetsten Gebieten der Alpennordseite.

Also nehme ich an, du meinst vor allem die Stadt Basel. Hier ist es in der Tat so, dass Basel genau zwischen zwei klassischen Zugbahnen liegt. Die südliche Juraschiene verläuft vom Chasseral über das Laufental und Baselland zum nördlichen Aargau. Basel liegt da meist zu weit nördlich. Die nördliche Juraschiene zieht hingegen über die Ajoie und den Sundgau in Richtung Müllheim, Basel wird dabei rechts liegen gelassen oder nur gestreift. Das hat damit zu tun, dass bei den meisten Gewitterlagen die Höhenströmung aus Südwest kommt, und die Entstehungsgebiete der Zellen in etwa immer die gleichen sind. Nun wäre es natürlich interessant zu untersuchen, warum kein Quellgebiet so liegt, dass die klassische Zugbahn dann genau über die Stadt ziehen müsste, hier muss ich allerdings passen...

Andere Strömungsrichtungen sind eher seltener und teilen sich auf in Nordwest von den Vogesen her, aber meist mit kühleren Luftmassen verbunden und daher harmloser; und Nordost vom Schwarzwald her, eigentlich die beste Lage für Gewitter in Basel, aber halt häufig mit trockenen Luftmassen verbunden. Ausnahmen gibt es, wie bei der Lage vor 10 Tagen, auch nicht gerade häufig. Alle anderen Zugrichtungen sind sehr selten und daher schwer einzuschätzen.

Nun zu den Temperaturen. Hier kann ich nur ein paar klimatologische Fakten aufzählen, ohne Gewähr auf Vollständigkeit. Das mit dem Sandboden habe ich noch nie gehört, ausschliessen möchte ich es aber nicht.

- Basel liegt im Vergleich zu den übrigen Mittellandstädten 100 bis 200 Meter tiefer. Das kann bereits einen Unterschied von bis zu 2° ausmachen.

- Basel liegt vom Jura abgeschirmt von kalten Ausflüssen aus den Alpen. In Bern und Zürich hast du bei stabilen sommerlichen Lagen immer einen nächtlichen Bergwind, der kühle Luft aus den Alpentälern runterträgt. Ich habe zwar nie speziell darauf geachtet, aber ich nehme an, dass alleine aufgrund des Fehlens solcher nächtlicher Frischluftzufuhr die Minimumtemperatur am Morgen einiges höher liegt als bei uns. Somit hat Basel schon in der Früh einen Temperaturvorsprung, den es bei ganztägiger Sonneneinstrahlung natürlich locker halten kann.

- Bei südlichem Wind kann ich mir zusätzlich einen schwachen Föhneffekt durch den Jura vorstellen. Dasselbe gilt bei Nordostwind für den Schwarzwald-Lee. Beim Kanalisierungseffekt am Hochrhein (Ostwind) dürfte in Basel eine Divergenz entstehen, der Absinken von höheren Luftschichten und somit Erwärmung bewirkt. Ist nicht genau das mit ein Grund dafür, dass Basel viel weniger Nebel hat als noch Laufenburg?

So weit meine Thesen. Vielleicht wagt sich ja jetzt doch noch jemand (auch aus der Region!), Ergänzungen oder Korrekturen anzubringen :-)

Grüessli


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Wolke(Flüh SO)420müM
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Beitrag von Wolke(Flüh SO)420müM »

Hi Fabienne,

ich Danke dir mal für deine Bemühungen, nun weiss ich doch schon recht mehr über die spezielle Lage von Basel. In der Tat hat es doch schon rechte Gewitter Richtung Laufental und Liestal--Bölchen. Bei mir im Leimental 13 Km SW von Basel, rauschen die Zellen meisten NW oder SW rein, zum teil auch dieses jahr starke Gewitter. Aber meistens ist es dann wirklich so das es in Basel selber fast nichts abbekommt.

Nun ich habe vor rund 15 Jahren das Privat Piloten Breve gemacht, und da habe ich natürlich Meteo als Fach gehabt. Jetzt vor zwei Jahren habe ich mich wieder viel mehr für das Wetter interessiert und auch eine eigene Wetterstation aufgebaut. Am Anfang hab ich die Daten nur so als test ins Internet gestellt, aber jetzt haben sich immer mehr die Medien Ringsum interessiert, so das ich jetzt wieder hinter die Wetterbücher musste. Leider habe ich schon noch ein paar Lücken, werde diese hoffentlich bald aufholen. In diesem Forum kann man wirklich viel lehrnen, ist Genial.

Aber zurück zum Thema: Eben wo ich die Prüfung gemacht habe, hat mir mal ein erfahrener Pilot das mit der Burgunderpforte erzählt. Und zwar das dies eigentlich unsere Warmluft zufuhr wäre, der Wind ist ziehmlich Kanalisiert bis kurz vor Basel, dann öffnet sich das Tal und es verwirbelt das ganze oder zieht dann eben Nördlich oder Südlich vorbei. Ganz gut ersichtlich war es ja am 18.07.05. Meine Wetterstation hat gerade mal 1,1mm Niedeschlag erfasst und eine spitzen Böe von 45 km/h. Aber Ringsum echt heftige Zellen. Nicht falsch verstehen will mich ja nicht irgendwie beklagen das wir zu wenig Gewitter haben, sondern nur rausfinden warum das dies so ist,,wir können ja Glücklich sein das es ja so ist...

Ok dann vielen Dank noch mal
griessli Oli
- Editiert von Wolke(Flüh SO)478müM am 21.07.2005, 23:21 -
Oliver, Flüh 13 km SW von Basel
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Jan (Böckten, BL)
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Frage ist Basel speziell

Beitrag von Jan (Böckten, BL) »

Normalerweise hast Du recht, doch dieses Jahr können wir uns in der City sicher nicht an mangelnder Gewitteraktivität beklagen, ich glaube wir hatten anzahlmässig sicherlich mehr Gewitter in diesem Jahr als das Baselbiet und sicherlich deutlich mehr als viel Voralpenregionen. Es gibt halt zwei klassische Gewitterlagen für Basel. Exakt Südwest, oder Nordost. Ist die Strömung zusehr Süd-Nord ziehen alle Gewitter welches sich orthografisch über dem Jura bilden nordwestlich der Stadt durch. Haben wir Westwind bekommt das Baselbiet die Juragewitter ab. Ganz schlecht ist eine starke nordwestliche Höhenströmung, dann bleibt alles in den Vogesen hängen und die Luft sinkt über Basel ab -> Auflösung der Wolken. Diese Jahr wurden wir einerseits mit tollen Südwestlagen beglückt, welche zu einigen Schwergewittern und sogar Superzellen geführt haben, andererseits hatten wir einige Tage konvergenzbediengte Gewitter vom Schwarzwald her, welche teilweise ebenfalls sehr heftig waren und örtlich 30mm übrigliessen. Basel-Binningen hatte deshalb im Juli deutlich mehr Niederschlag als üblich (über 100mm). So wie diese Jahr hat Chasing schon lange nicht mehr Spass gemacht, man konnte sich kaum entscheiden, welcher Superzelle man nachjagan soll...

Wie Du sieht es gibt auch Jahre wo Basel in der Schweiz ganz weit vorne in Rangliste der Gewitterhäufigkeit liegt.

Griessli
Jan

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Dwalin (Muttenz)
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Frage ist Basel speziell

Beitrag von Dwalin (Muttenz) »

Hallo!

Ich wohne in Muttenz, das ist nicht weit weg von Basel, wie ihr wisst.
Ich spezialisierte mich aber erst in den vergangenen Jahren auf
Gewitter. Daher kann ich es nicht gut beantworten. Was mir jedoch
aufgefallen ist, (wie ich schon mit Christoph Siegrist darüber diskutierte), dass es in diesem Jahr meiner Meinung nach sehr viel
starke Gewitter gab. Und jetzt kommt das wesentliche, mir ist aufgefallen,
das es nicht vielleicht ein ,,normales,, Gewitter gab (ab und zu), mit starkem Regen
und so, aber viele mit Hagel Sturmböen usw. Sturmböen und Hagel, dünkt mich,
haben wir in diesem Jahr viel. Christoph Siegrist, sagte mir, das man da eine Statistik bräuchte, um das wirklich so sagen zu können. darum, dies ist nur eine Vermutung ;-)

Ok bis bald....

Gruss Norman
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wo der Abschleppwagen nicht hinkommt.


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