Lee-Effekte und Unwetter

[Willi]

Hallo

Die im folgenden Thread
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=2624
begonnene Diskussion zu den Lee-Effekten von Gebirgen möchte ich in einem neuen Thread fortsetzen. Ich selbst habe mir immer Gedanken gemacht, wie das eigentlich nördlich der Alpen aussieht. Standardmässig kommt ja die Gewitterluft aus SW, die Strömung ist also eher parallel zum Gebirgsverlauf, was nicht unbedingt für Lee-Effekte spricht. Dreht die Strömung gegen Süd, dann ist sofort Föhn da, der eher gewitterdämpfend (?) wirkt.

Bei den "klassischen" Superzellenlagen in der Ostschweiz (z.B. 21.7.1992, Cleopatra-Tag) ist aber ebenfalls sehr oft eine Gegenstromlage vorhanden: Wind aus NW am Boden und Wind aus Süd in ca 3-4 km Höhe. Der Südwind kommt über die Alpen, vermutlich kanalisiert über die Gotthard-Lücke, zwischen Berner/Walliser Alpen im W, und Bernina-Massiv im E. Erst in grösserer Höhe dreht dann die Windrichtung auf SW zurück.

Lee-Effekte sind also auch bei uns möglich, genauso wie auch kleinere Gebirge (Jura, Vogesen, Schwarzwald) durchaus bedeutende Lee-Effekte generieren können, wie von Thies im obigen Thread bereits angesprochen.

Gruss Willi

[Bernhard Oker]

Besonders dieser Südwind über die Alpen (Gotthard-Lücke) scheint ein wichtiger Faktor zu sein damit sich Superzellen östlich von Bern im Mittelland oder an den Voralpen bilden.
Unterhalb dieser Südströmung sind die Winde meist relativ schwach, so dass die SRH Werte klein sind. Die Tornado Gefahr ist bei solchen Gewittern entsprechend gering.
Würde man die SRH Werte ab dort wo die Südwinde beginnen berechnen (>1500m), dann würden diese deutlich im Superzellen Bereich liegen.

Die Stärke der Südströmung könnte in Verbindung mit dem Abstand zu den Alpen stehen wo die Gewitter durchziehen. Je stärker der Südwind, desto weiter draussen im Mittelland ziehen die Gewitter.
Weiter könnte eine Konvergenz zwischen Südströmung und NW-Wind von Jura her verstärkend wirken.

Tage mit Superzellen und Südwind:
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=2519


Gruss Bernhard
- Editiert von Bernhard Oker am 22.04.2005, 14:01 -

[Alfred]

Sali mitenand

@Willi, ich habe da etwas von Sonntag 24. April auf Montag 25e. Südwind durch das Gotthard-Loch, pardon Lücke
und bei den bodennahen Winden würde SW auch passen (Streamline tief 6 h später),



oder muss ich für den Südwind höher hinauf schauen? Dann ist es allerdings Essig .

Ich habe jetzt nur auf die Windparameter geschaut, alle anderen Gewitterkomponenten sind für mich noch zu früh .

Grüsse, Alfred
[hr]
- Editiert von Alfred am 23.04.2005, 18:09 -

[Bernhard Oker]

@Alfred
Die Karte zeigt den Lee Effekt recht gut.
Um 850 hPa ist der Effekt am Besten zu sehen, bis 700hPa dreht der Wind schon wieder nach SW zurück und nimmt an Stärke zu.

Hier noch zwei Karten von NMM4km.

850hPa:
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 075859.jpg

700hPa:
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 075938.jpg

Gruss Bernhard

[Bernhard Oker]

Hallo

Aktuell haben wir genau so eine Situation mit Südwind:

VVP
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 153859.gif

Hodograph
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 153921.gif

Würde man jetzt die 3km SRH erst ab einer Höhe von 2000m berechnen, dann würde ein höherer Wert herauskommen.


Hier noch das VVP als die Südströmung aufhörte:
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 200442.gif

Gruss Bernhard
- Editiert von Bernhard Oker am 23.04.2005, 20:05 -

[Alfred]

@Bernhard, sali

Gut hast du eines abgespeichert, ich war auf Arbeit und als ich 6670
schauen wollte kam

Wollte dort eigentlich gucken, ob nicht noch ein gegenströmiges Federchen ganz tief vorgekommen ist.

Grüsse, Alfred
[hr]

[Willi]

Interessant übrigens, dass die Südströmung endete, als das stärkste Niederschlagsecho südlich des Radars durchzog. Habs leider verpasst, die entspr. Grafik abzuspeichern.

Gruss Willi

[Alfred]

@Willi, sali

Du schriebst;

dass die Südströmung endete, als das stärkste Niederschlagsecho südlich des Radars durchzog

Könnte man das nicht auch so schreiben;
Als die Südströmung endete, intensivierte sich der Niederschlag.

Was ist von was abhängig, das Ende der Südströmung vom starken Niederschlag,
oder der starke Niederschlag vom Ende der Südströmung.
Ist vielleicht so, wie die Henne und das Ei :D , jedenfalls für mich.

Grüsse, Alfred
[hr]
Und noch ein Nachtrag, b.z.w. eine Vorschau für die Windfelder verschiedene Höhen,
heute Nacht (NMM2 Uni Basel; 903 KB; je Höhe 5 sek.).
Das könnte durchaus dem entsprechen, was Willi am Anfang des Tread beschrieb.
[hr]


- Editiert von Alfred am 24.04.2005, 10:27 -

[Alfred]

Sali zäme

Richtungsänderung! Ein ½ Std.-Loop von 21:00Z bis 12:00Z (793 KB).

Fiedern Feldbergradar

Grüsse, Alfred
[hr]
Update bis 12:00 UTC
Durch die Wolkenlücken kann man sehen, dass das niedere Gewölk die Bahn so zieht, wie es auch auf dem Radar zu sehen ist.

So - fertig Winde!

[hr]

- Editiert von Alfred am 25.04.2005, 14:59 -

[Alfred]

Sali mitenand

Um obiges noch zu vervollständigen, die Herkunft der Luftpakete für Rigi, Jung-
fraujoch & Donon (48,5°N 7,13°E) am 24. April 18Z, 25. April 00Z, 06Z und 12Z.

Gruss, Alfred
[hr]