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Extremereignisse und Klimaänderungen

Grundlagen und Expertenwissen.
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Federwolke
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Passend zur heutigen Karfreitagsstimmung diese Lektüre: http://www.slate.com/blogs/the_slatest/ ... eview.html

Grob zusammengefasst: Die Hansen-Studie deckt auf, dass die Eisschmelze in Grönland und der Antarktis weitaus schneller voranschreitet als die Klimamodelle bisher zeigten, und somit auch der Meeresspiegel rasant schneller steigt als bisher angenommen. Die aktuell und schon seit einiger Zeit zu sehenden Wassertemperaturanomalien im Nordatlantik und rund um die Antarktis dürften diese Theorie erhärten. Die Kettenreaktionen, die dadurch ausgelöst werden, sind alles andere als schön. Kann man nur hoffen, dass sich die Studie irrt, sonst gute Nacht... (Das sind so die Momente wo man dankbar dafür ist, dass man die Hälfte der Lebenserwartung schon überschritten hat).

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Federwolke
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Und noch ein Puzzleteil: Nachlassende Sandstürme in der Sahara und deren Auswirkungen.
http://www.wissenschaft-aktuell.de/arti ... 90095.html


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Andreas -Winterthur-
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Habe mich gestern durch 1/3 des papers von Hansen et al. durchgelesen, und mir ist ähnlich trübseliges durch den Kopf wie Federwolke. Einerseits wäre der nach dem paper zu erwartende "shutdown" des Nordatlantiks noch knapp in meiner Lebenserwartung, andererseits weiss ich nicht, ob ich dieses Szenario wirklich noch erleben möchte...
So oder so: Dieses "fürchterliche" und kontrovers diskutierte Szenario der hochkarätigen Klimawissenschaftler, sollte eigentlich Pflichtlektüre für Interessierte und Entscheidungsträger sein.
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin

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Willi
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Willi »

Habe mich auch mal 1 Stunde mit dem Hansen Paper befasst, aber verstanden habe ich die Prozesse nicht, das braucht wesentlich mehr Zeitaufwand. Ein "summary paper", welches die wesentlichen Prozesse und Feedbacks beschreibt, ohne den wissenschaftlichen Klimbim, wäre hilfreich.

Vor allem habe ich Mühe damit, dass das Oberflächenwasser im Nordatlantik und entlang der Antarktis zwar kaltes salzarmes Schmelzwasser sein soll, aber zugleich die Eisschmelze beschleunigt werden soll. Das passt erstmal nicht zusammen. Aber ich meine, es sei im Paper etwa so beschrieben:

- Das Eis schmilzt an den Ozeanrändern in Grönland und in der Antarktis
- Das Schmelzwasser ist kalt, salzarm und bleibt an der Meeresoberfläche.
- Dadurch wird der vertikale Austausch in den Ozeanen schwächer.
- Unterhalb des kalten Oberflächenwassers sammelt sich warmes Salzwasser.
- Dieses warme Salzwasser knabbert an den Eiszungen und beschleunigt die Eisschmelze
- das gibt eine positive Rückkopplung, und das ganze führt zu einem exponentiell beschleunigten Abschmelzen der Eiskappen

Das heisst, das Eis reicht schön tief in die Ozeane hinein. Habe leider keine Vorstellung wie tief. Habe ich etwas wichtiges übersehen?

Ich frage mich, wie man diese Prozesse, und die damit verbundenen Unsicherheiten, den Politikern verständlich macht. "Pflichtlektüre" reicht nicht, wichtig sind gute sachliche Zusammenfassungen, die auch von Laien verstanden werden. Den von Fabienne zitierten Hansen-Blog fand ich zum Verständnis wenig hilfreich, dafür reichlich reisserisch. Naja, vielleicht braucht es das, damit man Aufmerksamkeit erregt.

Gruss Willi
Gruss Willi
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Furion
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Furion »

Ja das mit der Wärme über dem Nordpol macht mir auch Sorgen und eines ist sicher, klimatisch ist das sicherlich einiges im Gange.
Ich bin aber mittlerweile vorsichtig geworden was den Klimawandel betrifft, denn ich habe mich mal genauer damit beschäftigt und ich denke mittlerweile nicht mehr das alles am bösen CO2 liegt.
Warum ich das denke? Ganz einfach, in früheren Zeiten (vor 500 Millionen Jahre) lag der CO2 Gehalt etwa das 15 fache über dem heutigen Wert. Momentan sind wir ja um die 400 ppm, damals lag der wert bei 6000 ppm.

aber auch vor 200 Millionen Jahre war der Wert noch immer bei 2000 ppm. Die Erde müsste nach den heutigen Klima Horrorprognosen die ja einen massiven Temp anstieg vorhersagen förmlich gekocht haben mit einem wert von über 2000ppm. Dem ist aber nicht so, das Leben aus dieser Zeit konnte durchaus bei normalen Temperaturen existieren und es war nachweislich keine Hölle auf Erden, trotz des gewaltigen CO2 Wertes.

Seither fiel der CO2 Wert ständig und steigt jetzt erst wieder durch den Einfluss des Menschen, ABER der Wert ist im vergleich zur Vergangenheit lächerlich niedrig. Von dem her kann es nicht einfach am Co2 liegen, wie es die Medien immer predigen. Hinter dem ganzen steckt eine viel viel kompliziertere Maschinerie, die wir zur heutigen Zeit noch sehr dürftig verstehen. Ich würde aber wetten das die Temperaturen weiter steigen würden, auch wenn wir sofort aufhören würden mit dem CO2 Ausstoss.

Ich denke in 100-200 Jahren sind wir etwas schlauer, jetzt ist erst mal der CO2 Horror im Gange, bis man dann merkt das es doch nicht nur an dem liegen kann, was man ja eigentlich bereits weiss wenn man in die Vergangenheit schaut. Die Rechnung geht einfach nicht auf, da steckt viel mehr dahinter. Und nein ich will damit nichts sagen das man einfach weiter CO2 in die Atmosphäre blasen soll, aber man sollte jetzt auch nicht in der Hysterie versinken, denn das ganze ist zu Komplex um sich jetzt an einem Teil festzubeissen.¨

Was haltet ihr eigentlich vom ganzen CO2 ist an allem Schuld gefasel? Es gibt hier einige die noch viel mehr vom Wetter und dem ganzen Klima verstehen als ich, würde mich mal interessieren wie ihr dazu steht.

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Willi
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Willi »

Hatte heute Nachmittag Musse, um bei mildem Frühlingswetter und einem Kaffee die globalen Wasseroberflächentemperaturen der Ozeane anzuschauen. Motiviert wurde ich durch folgendes Zitat bei Fotometeo (Blog "Verifikation Winter 2015/2016).
Hier häufen sich die Hinweise darauf, dass es sich um Schmelzwasser aus dem Grönlandeis handelt, das aufgrund des geringeren Salzgehaltes an der Oberfläche verharrt. Wenn diese Theorie stimmt, dann müsste sich die Anomalie im Sommer wieder verstärken.
Das Zitat bezieht sich auf die markant negative Temperaturanomalie im Nordatlantik, welche nun ca. seit dem Winter 2013/14 besteht. Wenn Schmelzwasser (wohl vorwiegend von Grönland und Umgebung) die Ursache ist, dann müsste sich die Anomalie schon in den vergangenen 2 Sommern verstärkt haben. Da können die Karten der Temperaturanomalien angeschaut werden:

http://iridl.ldeo.columbia.edu/maproom/ ... omaly.html

Im Sommer 2014 verschwand die Anomalie fast, und im Spätsommer 2014 war um Grönland das Meerwasser überdurchschnittlich warm. Erst im Sommer 2015 wurde die Anomalie stärker, war aber deutlich südlich von Grönland positioniert. In Küstennähe von Grönland ist keine besondere Anomalie auszumachen.

So habe ich einige Mühe zu verstehen, wie das Schmelzwasser in den mittleren Nordatlantik kommt. Vielleicht braucht das Wasser dazu Monate, und es braucht auch passende Strömungen dazu.

Wie auch immer, ich verstehe Bahnhof und kann den Link zum Schmelzwasser nicht nachvollziehen.

Vielleicht hat jemand bessere Erklärungen.

Gruss Willi
Zuletzt geändert von Willi am Do 31. Mär 2016, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Diverse Schreibfehler korrigiert
Gruss Willi
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Federwolke
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Es ist kompliziert, und die verschiedenen Klimaexperten und Studien widersprechen sich zum Teil. Ich werde das bei Gelegenheit mal versuchen zusammenzufassen, ist diese Tage aber grad ungünstig.


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Microwave
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Microwave »

Wahrlich, ich freue mich auf solch eine Zusammenfassung! :)

Überhaupt möchte ich euch einmal mehr tiefen Dank für die gewaltigen und hochstehenden Diskussionen aussprechen, und für die Arbeit und Forschung, die ihr da quasi gratis verrichtet! :up:
Möchte euch unbedingt zu weiteren Diskussionen und Analysen ermutigen!
Es müssen nicht immer Gewitter sein, nein, so macht das Sturmforum ebenso Spass!

Grüsse - Microwave (Absoluter Volllaie im Gegensatz zu euch...)
Successful corepunches during (GA) "chasing":
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Alfred
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Alfred »

Off Topic
[quote="Federwolke"
ist diese Tage aber grad ungünstig.[/quote]

Warum :?: Bist du am Treppen zählen zu deinem Neuen Horst?

Gruss, Alfred

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Federwolke
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Federwolke hat geschrieben:...und unter dem Nordpolarmeer brennt auch kein Feuerchen (zumindest hat bis heute noch niemand eines entdeckt).
Tja, unser aktuelles Wissen ist immer nur der neueste Stand unseres Irrtums. Kaum obiges geschrieben, wurde ein Feuerchen entdeckt. Zwar nicht unter dem Nordpolarmeer, aber unter dem Eisschild von Grönland:
http://www.gfz-potsdam.de/medien-kommun ... groenland/

Könnte zumindest eine weitere Erklärung dafür sein, weshalb das Grönlandeis schneller schmilzt als von den Modellen bisher berechnet.

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