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Nowcasting: der Sturm vom 12.8.2004

Grundlagen und Expertenwissen.
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Andreas -Winterthur-
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Nowcasting: der Sturm vom 12.8.2004

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Hoi zäme

Für das Archiv hier noch die Meldung über die Gebäudeschäden aus dem Kanton Zürich (Quelle: NZZ online):

Sturm verursacht Kosten von 20 Millionen Franken

5000 Meldungen wegen Gebäudeschäden

-yr. Die Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) rechnet nach dem heftigen Gewitter vom Donnerstag mit rund 5000 Schadensmeldungen. Wie Peter Schneider von der Schadenabteilung der Gebäudeversicherung am Freitag mitteilte, wurden die meisten Schäden aus den Bezirken Hinwil, Pfäffikon und Uster gemeldet. In diesen Gegenden des Zürcher Oberlandes wurden durch die Sturmböen diverse Dächer abgedeckt. Trotz einem Schaden von rund einer Million Franken kann das Landwirtschafts-Festival «beef.ch» in Meilen ab dem 26. August plangemäss durchgeführt werden, wie ein OK-Mitglied sagte. Durch eingestürzte Zelte wurden am Donnerstag fünf freiwillige Helfer verletzt (NZZ 13. 8. 04). Einer von ihnen erlitt einen offenen Beinbruch, ein zweiter eine normale Fraktur am Bein.

Wie das OK-Mitglied Claudio Deragisch sagte, ist «beef.ch» gegen den entstandenen Schaden versichert. Der Lieferant habe inzwischen zugesichert, für die zerstörten Zelte innert nützlicher Frist Ersatz zu besorgen. Veranstalterin des Landwirtschafts-Events ist die Schweizerische Vereinigung der Ammen- und Mutterkuhhalter. Bei der letzten Austragung vor drei Jahren kamen trotz mehrheitlichem Regenwetter 65 000 Gäste, dieses Jahr werden an den elf Tagen 100 000 Personen erwartet. Ebenfalls durchgeführt werden kann am kommenden Wochenende das Oldtimer-Festival in Hittnau, wo beim Aufbau ebenfalls zwei Zelte durch das Gewitter zerstört wurden.

Daneben richtete das Sommergewitter auch in Wetzikon grossen Schaden an. Beim Bahnhof stand die Personenunterführung Spitalgasse während mehrerer Stunden unter Wasser, selbst am Freitagmorgen waren noch haufenweise Hagelkörner zu sehen. Das Wetziker Schwimmbad Meierwiesen musste wegen entwurzelter Bäume vorübergehend geschlossen werden; es wird voraussichtlich erst am Sonntag wieder geöffnet. In Pfäffikon wurden vor allem das Strandbad Auslikon und der benachbarte Zeltplatz in Mitleidenschaft gezogen. Hier wirkte sich negativ aus, dass aufgrund von Naturschutzmassnahmen viele alte Bäume stehen gelassen beziehungsweise nicht zurückgeschnitten worden waren. Verhältnismässig glimpflich kam die Landwirtschaft davon. Ein Vertreter der Schweizerischen Hagelversicherungsgesellschaft schätzt den an Freilandkulturen entstandenen Schaden in der Grossregion Zürich auf rund eine halbe Million Franken.

Hier noch Ausschnite aus einem Arikel aus der Tagesanzeiger Samstagsausgabe vom 14.8.04 (Zürich und Region):

Zelte waren gut verankert

Meilen. - Verwüstungen, wohin das Auge blickt: Das Gelände oberhalb der Klinik Hohenegg, wo am 26.8. das grosse Weidfäscht am Pfannenstiel beginnt, bot gestern ein trauriges Bild.
Karin Lenzlinger, Unternehmensleiterin der Lenzlinger Söhne AG, hat so etwas noch nie erlebt ... Sie sprach von einem Jahrhundertereignis. Vor allem der jämmerliche Zustand des grössten, 1500 Personen fassenden Zeltes, gibt ihr zu denken. Wir dachten, dieses widerstehe jedem Sturm. Wie es zum fatalen Einsturz mit zwei schwer und vier mittelschwer Verletzten kam, war den Organisatoren und der Festzelt-Vermieterin auch gesterrn noch unerklärlich. Im Sturm sah niemand etwas erklärte Lenzlinger. Das Zelt muss von einer Art Wirbelsturm angehoben und in der Luft verdreht worden sein Normalerweise kippten schlecht verankerte Zelte ab Windgeschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde einfach zur Seite...
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Dani (Niederurnen)
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Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Hoi Fabienne,

Soweit ich mich erinnern mag ist da schon was im gange, aber es wird wohl auf der leichten Flamme geköchelt. Denke Interessenten an einer UWZ gäbe es schon, z.B. für Versicherungen könnte das ganze nicht uninteressant sein wenn sich dadurch die Schäden durch ein Gewitter (und damit auch die Kosten) reduzieren liessen. Ich denke solange ein Einsparungspotential für gewisse Institute vorhanden wäre, so bestünde die Möglichkeit das von dort her auch Geld fliessen würde.

Gruss Dani
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Andreas -Winterthur-
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Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Und nochmals ich...

Der Sturm vom Donnerstag lässt mich einfach nicht mehr los, wahrscheinlich weil ich auch eine ziemliche Breitseite erwischt habe. Irgendwie ist für mich die Klassifizierung des Ereigniss immer noch nicht abschliessend geklärt. Bernhard hat in seiner Analyse das Gewitter als Multizelle klassifiziert. Aber irgendwie habe ich da meine Zweifel, vor allem in Anbetracht der massiven Schäden mit offensichtlich sehr starken Downbursts oder sogar..., ja ihr wisst schon was...(müsste eigentliche auch noch besser untersucht werden). Frage: ist dazu ein Multizellengewitter wirklich fähig; nicht zu vergessen der 5 oder 6 cm Hagel in Herisau (Link zu den Bildern irgendwo im Donnerstag, 12.8.04 Thread). Dazu noch eine Frage zum Wolkentop: nach dem Payerne Temp vom 12.08.04 wäre die Tropopause in etwa auf 12700 M/M, nach den RHI Bildern weiter oben wären die Tops zu besagtem Ereigniss auf gut 14000 M/M, also ein overshooting top, welches doch typisch für Superzellen wäre, oder passiert dies auch bei Multizellen Gewittern? Überhaupt im Wissenswertes werden Entstehung und Phasen von Multizellengewittern (sehr gut) beschrieben a b e r: die synoptische Lage vom vergangenen Donnerstag, resp. die Zellen und deren Auswirkungen in der Ostschweiz unterschieden sich doch signifikant von einer klassischen Multizellen Lage, wie sie z.B. am vorletzten Samstag, 7.8.04 aufgetreten war? Und noch eine Frage an Bernhard: du hast die Doppler Bilder bis 17.00 Uhr ausgewertet aber wie sieht es nachher aus (z.B. während des Hagels über Herisau?) Tja, ist jetzt ein bisschen viel, aber vielleicht weiss jemand noch etwas gescheites dazu ;-)

P.S. und noch etwas ist mir beim Artikel aus dem Tagi hängen geblieben: was wäre wohl passiert, wenn der Sturm während der Veranstaltung mit einem vollen Hauptzelt (1500 Personen) über den Pfannenstiel gezogen wäre...

Gruss Andreas
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Willi
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Beitrag von Willi »

Frage an alle: hätte jemand Lust und Zeit, die gemeldeten Sturmschäden auf einer Schweizer-Karte einzuzeichnen und die Karte hier zu posten?

@Andreas, Multi-/Superzelle: zu einer Superzelle gehört die Meso, und die haben (aus den am Internet verfügbaren Doppler-Bildern) weder Bernhard noch ich gefunden... Nun heisst das noch nicht viel, vielleicht haben wir die falsche Höhe angeschaut oder sonst was übersehen. Man müsste durch die gesamten Volumendaten durchgehen, und das ist ziemlich aufwendig. Ev. später mehr dazu...

Gruss Willi
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Bernhard Oker
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Beitrag von Bernhard Oker »

Hallo zusammen

@Andreas, Willi
Wie in der Analyse von Michael (Untersee) gezeigt wird, gab es bei den Zellen in der Ostschweiz durchaus Rotationssignaturen, aber eben keine solchen, die konstant über längere Zeit vorhanden waren. Ob man jetzt von einer Superzelle sprechen soll oder nicht ist meiner Ansicht nach eine Definitionsfrage. Die 30min Lebensdauer einer Meso welche, so viel ich weiss, normalerweise als Minimum angenommen wird wurde nicht erreicht. Die Schäden sind allerdings eher typisch für eine Superzelle. Eine genauere Analyse der Radarbilder wäre auf jeden Fall sinnvoll um noch genauere Informationen darüber zu erhalten.

Bezüglich Skywarn:
In den USA werden die Spotter Meldungen so viel ich weiss an den "National Weather Service (NWS)" oder an lokale "Emergency Management Groups" weitergeleitet und dort werden dann die entsprechenden Warnmeldungen an die Bevölkerung ausgegeben. Ein solches System wäre wohl auch in der Schweiz am Erfolgversprechendsten. Es müsste dazu aber etwas entsprechendes zur Unwetterzentrale in Deutschland geben, wo 24h Nowcasting gewährleistet ist. Bei MeteoSchweiz gibt es ja seit einiger Zeit eine solche "Abteilung" die für die Unwetterwarnung zuständig ist. Wie es da aber genau abläuft weiss ich nicht genau. Vielleicht kann Andreas dazu etwas sagen. Wenn die Skywarn Meldungen in Zukunft in dieses System miteinbezogen würden, wäre das sicherlich ein grosser Fortschritt.
Auch für das Warnsystem von Willi Schmid könnte eine Schnittstelle gebaut werden, bei der die Warnmeldungen auf automatisierter Basis miteinfliessen könnten.

Wie ihr seht gibt es viel zu tun, und da ich wohl in Zukunft nicht mehr alles alleine erledigen kann, wäre eine Zusammenarbeit mit weiteren Interessierten Personen wünschenswert. Auch die Gründung eines Vereins wäre für die Zukunft sicherlich in Betracht zu ziehen. Vielleicht könnten wir darüber am kommenden Samstag diskutieren.

Gruss Bernhard
- Editiert von Bernhard Oker am 16.08.2004, 09:43 -
Bernhard Oker - Urdorf (ZH/CH) - Meine Webseiten "Never Stop Chasing!"

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Dani (Niederurnen)
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Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Hoi Willi,

Wäre wohl kein Problem das zu machen, das Problem wäre eher die Beschaffung einer Karte die genügend detailliert aber doch nicht zu gross ist (eine 10 MB Datei nützt nicht vielen).

@Bernhard, da käme dann wohl wieder die leidige Geldfrage für das 24h Nowcasting. Es ist ein Traum, ich weiss, aber ein grosses Warnsystem wo alle miteinander arbeiten (Meteoradar, MeteoSchweiz, Skywarn, Meteotest etc.) das wäre wohl das was am meisten bringen würde. Ob das realisierbar wäre, bleibt die andere Frage, es wäre allerdings interessant die Meinungen der angesprochenen Institute zu wissen.

Gruss Dani
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Willi
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Beitrag von Willi »

Hoi Dani: wie ich erst nach meinem Posting bemerkt habe, hat Michael in seinem ausführlichen Bericht zum 12.8.04 (im Thread "allgemein") eine solche Karte schon drin.

Gruss Willi
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Bernhard Oker
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Beitrag von Bernhard Oker »

@Dani
Ich denke eine Zusammenarbeit zwischen den Privaten und MeteoSchweiz ist nicht realisitisch. Das staatliche Warnsystem müsste vom Bund finanziert werden und hätte die Aufgabe die ganze Bevölkerung zu informieren bei Gefahr (Radio, TV, ...).
Die Warnsysteme wie z.B. von MeteoRadar wären dazu da Private und Firmen speziell und lokal zu warnen über SMS oder so. Dort könnte dann eine auf den einzelnen Benutzer speziell abgestimmte Warnung erfolgen.
Skywarn würde dabei alle Partner so gut als möglich unterstützen. Skywarn nur für MeteoSchweiz oder nur für MeteoRadar wird es nicht geben!

Gruss Bernhard
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Dani (Niederurnen)
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Beitrag von Dani (Niederurnen) »

@Bernhard...eben..es bleibt wohl ein Traum. Ist dann die Frage ob mit zwei Warnsystemen nicht so etwas wie Konkurrenz entstehen würde, da die Kunden dann auch die Wahl haben welches sie benutzen wollten. Ob der Bund ein solches System finanzieren würde ist fragwürdig, glaube eben das da nicht so viel Interesse besteht, das Interesse müsste eher bei den Firmen gesucht werden (wie schon angetönt z.B. Versicherungen).

Finde ich auch gut das Skywarn unabhängig ist und auch bleibt. Ich denke nur so kann Skywarn richtig funktionieren und seine Aufgabe auch erfüllen.

Gruss Dani
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