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Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Rontaler
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Rontaler »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben:Die gestrigen Werte liegen im Raum Zürich gemäss Stephan Bader nur leicht unterhalb der Allzeit-Rekorde (die stammen vor allem vom 3./4.März 1990 und vom 2. Februar 1959, halt je nach Station etwas unterschiedlich).
Mich würden die tatsächlichen Rekorde interessieren, diese hätten sich gut gemacht in deinem Bericht, Tinu. ;)
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Tinu (Männedorf)
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Rontaler hat geschrieben:
Tinu (Männedorf) hat geschrieben:Die gestrigen Werte liegen im Raum Zürich gemäss Stephan Bader nur leicht unterhalb der Allzeit-Rekorde (die stammen vor allem vom 3./4.März 1990 und vom 2. Februar 1959, halt je nach Station etwas unterschiedlich).
Mich würden die tatsächlichen Rekorde interessieren, diese hätten sich gut gemacht in deinem Bericht, Tinu. ;)
Hey

Kannst selber nachrechnen. Diese Umrechnerei von Stationshöhe auf Meereshöhe war/ist mir zu fehleranfällig...

Wädenswil (ab 1988 verfügbar)

03.03.1990 987.3
04.03.1990 986.7
30.01.1989 985.7
31.01.1989 985.3
29.01.1989 985.3
27.12.2016 23:20 985.3 1046.3
12.02.1989 984.8
11.02.1989 984.8
25.12.1991 984.2
15.01.1989 983.6
30.12.1991 983.3

Tänikon (ab 1971 verfügbar)

03.03.1990 979.8
27.12.2016 22:50 979.3 1047.8
04.03.1990 979.2
30.01.1989 978.1
31.01.1989 977.9
29.01.1989 977.6
11.02.1989 977.2
12.02.1989 977.1
27.12.1983 977.0
25.12.1991 976.7
25.01.2008 976.0

Kloten (ab 1949 verfügbar)

15.02.1959 993.0
27.12.2016 21:40 992.7 1047.6
03.03.1990 992.5
16.02.1959 992.5
04.03.1990 992.1
29.01.1949 991.3
30.01.1989 991.1
17.02.1959 990.9
29.01.1989 990.8
31.01.1989 990.7
27.12.1983 990.4

Quelle: Stephan Bader, Abteilung Klima Meteoschweiz
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Mi 28. Dez 2016, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert


Chicken3gg
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Chicken3gg »

QFE zu QFF kann schon "grössere" Fehler produzieren.
Die 976.1 hPa am 27.12. um 20:40 UTC (und auch bis 21:10) für Bern-Zollikofen, neuer Allzeit-Stationsrekord, wurden mit 1045.7 hPa QFF angegeben.
In den nächstne zwei Stunden schwankte der Stationsdruck zwischen 976.0 hPa und 975.9 hPa. Der höchste berechnete QFF Wert war dann 1046.3 hPa und somit 0.6 hPa höher als beim 0.1 hPa niedrigeren Stationsdruck QFF.

Bild

Schon noch interessant, diese Fehler. Und daher wohl auch sinnvoll, ausschliesslich QFE Werte für Rekorde zu verwenden ;)

Oder gibts da noch mehr interessante Fakten dazu?



Bezüglich weiteren Rekorden, ich habe gestern in unserem Communiqué noch ein paar zusammengetragen:
Allzeitrekord: Crans-Montana, Messreihe 85 Jahre
Dezemberrekorde: Schaffhausen (153 jährige Messreihe!), Chur, Einsiedeln und Luzern (85 jährige Messreihe).

Ob die Stationen aber immer am selben Ort standen?
Zuletzt geändert von Chicken3gg am Fr 30. Dez 2016, 10:27, insgesamt 1-mal geändert.

Chicken3gg
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Chicken3gg »

Zur Trockenheit: An div. Stationen in der Westschweiz und im (westlichen) Mittelland gabs keinen messbaren Niederschlag, z.B. Genf, Payerne, Aarau oder Gösgen.

Altdorf, Basel, Engelberg, Genf und Luzern haben Messreihen seit dem 1.1.1864. In den Daten ist der Dezember 1864 als trockenster an all diesen Stationen eingetragen, jeweils um 4 mm. 2016 unterbietet hier somit über 150 jährige Rekorde!
St. Gallen misst seit Dezember 1865 - dort war ebenfalls dieser Monat bislang der trockenste.
Kann man diesen Daten vertrauen?

Datenquelle: Climap MeteoSchweiz

Weitere Infos im Communiqué:
http://meteonews.ch/de/News/N5678

Thomas Jordi (ZH)
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Thomas Jordi (ZH) »

Cedric hat geschrieben:QFE zu QFF kann schon "grössere" Fehler produzieren.
(...)
Schon noch interessant, diese Fehler. Und daher wohl auch sinnvoll, ausschliesslich QFE Werte für Rekorde zu verwenden ;)
Oder gibts da noch mehr interessante Fakten dazu?
Hoi Cedric,
ich weiss nicht, ob der Terminus "Fehler" angebracht ist. Direkt gemessen wird halt QFE. Die WMO empfiehlt gewisse Formeln zur Druckreduktion, gibt aber keine explizit vor. Da QFF die Temperatur mit berücksichtigt, siehst Du auch, dass da kein "Fehler" vorhanden ist, es war zu dem Zeitpunkt einfach knapp 3 Grad kälter.
Bild
Berechnungen für QFF werden übrigens nur für Stationen unterhalb von 600 m ü.M. gemacht.

Matt (8800 Thalwil)
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Matt (8800 Thalwil) »

Cedric hat geschrieben:Schon noch interessant, diese Fehler. Und daher wohl auch sinnvoll, ausschliesslich QFE Werte für Rekorde zu verwenden ;)
@Cédric: Du hast eine ziemliche romantische Vorstellung von der Luftdruckmessung ;-) Selbstverständlich sind die QFE-Werte "näher" an der Messung. Um aber eine über 150-jährige homogene Messreihe anbieten zu können wird eine Menge Wissen und Arbeit benötigt. Jeder Stations- oder Sensorwechsel erfordert aufwändige Kalibration und Homogenisierung. Man kann sich leicht ausrechnen, welche Änderung des Luftdrucks nur schon eine geringfügige Umplatzierung des Barometers versursacht.Hier geht es um Dezimeter Höhenunterschiede.

Ausserdem ist nur schon die Bestimmung des normalisierten Stationsdrucks (QFE) nicht so sorgenfrei wie man meinen könnte. Bevor ich mich etwas eingehender mit dieser Thematik befasste, hing auch diesem Irrglauben nach :) Folgende kurze Zusammenfassung bezieht sich Quecksilberbarometer, welche nach meinem Wissen an gewissen MCH-Stationen noch bis vor Kurzem im Einsatz standen.

Bild
Bild

Zur Problematik der Druckreduktion auf ein Referenzniveau werde ich mal noch was nachlieferen.

Gruess, Matt

Quellen:
Armee, S. (1946). Wetterdienst: Schweizerische Armee.
Calvert, E. B. (1930). The International Convention for Safety of Live at Sea, London. Monthly Weather Review, 58(4), 156-159.
Guyard, E. (2000). Alte Meteorologische Instrumente. Zürich: MeteoSchweiz.
MeteoSchweiz. (1940). Annalen der Schweizerischen Meteorologischen Zentralanstalt 1939 (Vol. 67).
MeteoSchweiz. (2015). Functions for the Calculation of Meteorological and Climatological Quantities Used at the Swiss Meteorological Institute (4.18 ed., pp. 62).
Queney, P. (1974). Éléments de Météorologie. Paris: Masson et Cie.
Schweizerische Armee. (1946). Wetterdienst (S. Armee Ed.): Schweizerische Armee.
Schüepp, M. (1962). Die Reduktion des Luftdrucks auf das Meeresniveau. Ein Überblick zum heutigen Stand des alten Problems. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 65-100.
Schüepp, M., & Gisler, O. (1980). Luftdruck. Klimatologie der Schweiz. Heft 23/B (pp. 1-37). Zürich: Schweizerische Meteorologische Anstalt.
Sänger, M. (2015). Unwetter im Zürcher Oberland 1939 [Arbeitstitel ]. Zürich.
WMO. (2008). Guide to Meteorological Instruments and Methods of Observation (CIMO Guide). Geneva.

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Marco (Hemishofen)
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Re: Hoher Luftdruck über der Nordostschweiz 27-28.12.2016

Beitrag von Marco (Hemishofen) »

Man sieht QFE stimmt gut überein, QFF heute Morgen bei mir höher als in der Stadt Luzern, obwohl der Luftdruck auf Stationshöhe absolut identisch war. Es ist mir schon klar, dass die Abweichungen äusserst gering sind, zumal die MCH-Stationen rund 50x mehr kosten als eine voll ausgerüstete Davis Vantage Pro II, es nimmt mich dennoch Wunder.
Kann mich Thomas' und Matt's Ausführungen zum Luftdruck nur anschliessen: Habe mich bei Detailrecherchen vor einiger Zeit auch etwas in die Formelwelt vertieft und letztendlich entnervt abgewunken, denn dieses Kapitel ist im Detail wirklich recht kompliziert! Es herrscht ein ziemlicher Wildwuchs an Formeln zwischen den Wetterdiensten, den Sensor-Softwares, sowie zwischen den Messtechnikern einerseits und den Modellierern andererseits. Die kleinen Differenzen zwischen den Davis QFFs und unseren sind darum überhaupt nicht erstaunlich. Irgendwo in einem WMO-Gremium gab's auch noch eine Bemerkung, dass nebst der Temperatur auf Stationshöhe allenfalls sogar die Feuchte noch ins QFF reingehören sollte - wird aber praktisch nirgends so gemacht. Die Rekordhascherei aufs Zehntel-Hectopascal ist darum einmal mehr müssig bis wenig sinnvoll (eigentlich bei allen Rekorden, sobald es nur noch um die Zehntel geht).

Ob's der höchste, der zweithöchste oder dritthöchste Luftdruck war spielt letztendich nicht die entscheidende Rolle. Dafür darf man getrost in diesem Zusammenhang auch einmal den Begriff "extrem" in einem statistischen Sinne verwenden, obwohl deswegen nicht die Fetzen oder Dachziegel und halbierte Bäume fliegen, oder Wassermassen fliessen wo sie sonst nicht hingehören ;)
Zuletzt geändert von Marco (Hemishofen) am Fr 30. Dez 2016, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Marco
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