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[FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Trigger
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Trigger »

Hallo zäme,

Die Berichte und Bilder sind einfach grandios! Bei diesen Verhältnissen aber auch keine Überraschung! Wahnsinnig was da am Sonntag abging.

Ich habe das ganze Geschehen auf meiner Terasse zu Hause beobachtet und war recht erstaunt über das bereits mehrmals erwähnte Geflacker am Himmel! Vorallem wie lange man das Ganze beobachten konnte, bis spät in die Nacht!!

Hier noch meine Impressionen:

Zelle kommt in Sempachersee Region an (zieht vom Emmental (rechts) Richtung Sempachersee (links):
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Und die Blitze...
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Man beachte die Dicke des Blitzes im Verhältnis zum Beromünster-Sendeturm - Heftig!........

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Gruss Trigger

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Willi
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Willi »

Es bildete sich eine über längere Zeit ortsfeste Wolkenwalze über Stallikon, Entstehungsursache unbekannt.
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Jetzt tippe ich auf eine "Wall Cloud", generiert durch den Inflow aus Nordosten. Die Aufnahme entstand kurz vor 21 Uhr, da war auf dem Radar über Stallikon eine echofreie Zone erkennbar, bevor sich dann aus SW die Gewitterfront reinschlich. Dieser Wulst war nicht stationär, sonden bewegte sich aus Süden rein. Das kann aus dem Zeitrafferfilm der Webcam Sellenbüren extrahiert werden, auch wenn die Filmqualität mit der einbrechenden Dunkelheit gerade in der spannenden Phase rapide nachliess. Der Film ist auch sonst sehenswert und zeigt die Entwicklung ab 15 Uhr.
http://www.meteoschmid.ch/downloads/Web ... 150607.mp4
Quelle: http://www.meteoradar.ch/webcam/raebi/raebi.php

Anbei die Zoomradar Loops 2030-2100 Uhr, 2105-2135 Uhr, und 2140-2210 Uhr. Höchst spannend die Blitzaktivität in der echofreien Zone (vor allem um 2130-2135 Uhr), welche ebenfalls darauf hindeutet, dass sich in der Höhe was tut, auch wenn der Radar noch nix anzeigt.

Quelle: Zoomradar Pro (kostenpflichtig)
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Gruss Willi
Immer da wenn's wettert


Christian Schlieren
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Christian Schlieren »

Hoi zäme

Am Sonntag Abend gab es hier in Schlieren das Heftigste Gewitter Vor allem im Bezug auf Niederschlag der letzten Jahrzehnten :!:
Innert 40min vielen ca.50mm dies blieb natürlich nicht ohne Schäden, in Schlieren viele Vollgelaufene Keller und die Goldschlägi Unterführung die fast komplett geflutet wurde :shock:
Ich kam um ca.22.00 von meinem Chasing zurück und kurz darauf begann das Unwetter, ich Filmte von meinem Balkon leider wahr es recht dunkel aber die Blitz Intensität und der Starkregen kommt nicht schlecht rüber.
Um 22.35 schlug der Blitz im Nachbarshaus ein :!: :shock: leider habe ich den Blitz selbst knapp nicht im Bild aber der Donner kommt gut rüber :-D Bei 1:00 im Video (meine Emotionen nahmen auch hörbar zu :unschuldig: :lol: )
Als das Gewitter langsam nachliess machte ich noch eine kleine tour durch Schlieren und Birmensdorf, vor allem in Birmensdorf wahren duzende Garagen und Keller ev. auch Wohnungen überschwemmt :-?
Praktisch Alle Bäche traten über das Ufer oder wahren ganz kurz davor.
Es gab hier sicher schon heftige Gewitter die Sturm oder Hagel brachten, aber Blitz und Niederschlagsmässig das Heftigste was ich in meinem ganzen Leben hier gesehen habe, und ich lebe immerhin schon 28 Jahre hier ;)

https://www.youtube.com/watch?v=LRKSsyk ... e=youtu.be

Grüsse
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M

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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Domi S. »

Auch hier wieder an großes Lob an alle für die wunderbaren Bilder!

Ich hatte kein so großes Glück am Sonntagabend.
Die Linie wurde an meinem Standort bei Lörrach outflowdominat und erst "hinter" mir Richtung Müllheim gab es Neuentwicklungen.
Außerdem spielten sich die meisten Blitze weit oben in den Wolken ab.

Schwarzwaldzelle am Nachmittag:

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Dann begab ich mich abends wieder zum Tüllinger bei Lörrach.
Zunächst hatte ich eine Neuentwicklung Richtung Blauen/Badenweiler im Blick.

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Aber so richtig durchstarten wollte die Zelle nicht.

Gleichzeitig näherte sich langsam die schweizer Linie.
Leider gab es keine Bodenblitze zu sehen.

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Dann kam kräftiger Wind (Outflow) auf und eine Böenfront schiebte sich über mich.
Die Wolkenstrukturen wurden schön "von oben" durch die Blitze beleuchtet (Blick nach Osten über Lörrach Richtung Schwarzwald):

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Blick nach Norden:

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Dort gab es dann die Neuentwicklungen. Diese sorgten bei meinem Standort für ein paar wenige, aber knackige Naheinschläge! Währenddessen löste sich die schweizer Linie vor Lörrach auf. Unter schwierigen Bedingungen (mäßiger Regen+Wind) versuchte ich noch den ein oder anderen Blitz zu erwischen.
Wenigstens mal ein Blitz, der nicht durch den Niederschlag verdeckt wurde (Blick in Richtung Müllheim):

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Die meisten Blitze waren dann nicht mehr für mich sichtbar.

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Insgesamt war es ein tolles Geflacker. Doch konnte ich kaum Blitze einfangen. Da sich das meiste ja in den Wolken abspielte. :-?

Aber die Stimmungen waren zum Teil sehr sehr beeindruckend.
Gruß aus Steinen-Hofen (D, Landkreis Lörrach, ca.450 - 500müNN) (Südschwarzwald)

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Rontaler
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Rontaler »

Christian Schlieren hat geschrieben:Ich kann auch noch einen schönen Naheinschlag mit anständigem Donner beisteuern :)
Aufgenommen am Vierwaldstättersee bei Stansstad.
Ein komisches Geräusch vor dem eigentlichen Donner :?: das zusammen mit dem Blitz zu hören ist daher gehe ich davon aus das der Blitz unmitelbar oberhalb von uns in den Berg einschlug.

https://www.youtube.com/watch?v=m-tB7T_UUYo
Hallo Christian,

Dieser aufgezeichnete Donner ist der eindrücklichste, den ich seit langer Zeit gehört habe, Gratulation. Fast einen gleichen Donner habe ich wohl zur gleichen Zeit in Beckenried NW gehört. Erst ein greller Blitz in den See, einige Sekunden darauf einen Donnerschuss, wie ein Böller ohne Grummeln. Ganz eindrücklich. Das Geräusch vor dem eigentlichen Donner ist wahrscheinlich das Zischen des Blitzkanals, das dich früher erreicht hat als der Ausdehnungsknall der Blitzentladung.
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Dr. Lightning
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Dr. Lightning »

Ich habe mich in Uerikon Positioniert das war eine Light Show wie ich sie noch nie gesehen hab :mrgreen: :shock: hier paar Bilder
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Zuletzt geändert von Dr. Lightning am Di 9. Jun 2015, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.

Christian Schlieren
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Christian Schlieren »

"Hoi zäme

Hier noch mein Video von der Hagelzelle in Giswil

https://www.youtube.com/watch?v=p5RdHHy ... e=youtu.be

Ich traf Fippu und Säschu gegen 19.15 in Giswil und wir diskutierten was angesichts der Gantrischzelle nun wohl die beste Idee sei, Da die Zelle zu dieser zeit klar Richtung Entlebuch zog war mein Vorschlag über den Glaubenbielen Pass ins Entlebuch zu fahren.
Fippu war dagegen da er davon ausging das die Zelle zu uns ziehen würde, wir warteten also noch ein wenig ab und Beobachteten wie es Richtung Sörenberg immer schwärzer und schwärzer wurde, ich hielt es immer noch für die beste Idee auf den Pass zu fahren.
Als dan die Kaltluft über den Brünig bis zu uns vorstiess und der Himmel über uns nicht spektakulär aussah entschieden wir uns auf den Pass zu fahren (im nachhinein betrachtet leider eine schlechte Idee :-? :( )
Auf dem Pass angekommen fuhren wir auch gleich in den Hagel, das gröbste war jedoch durch es Hagelte aber noch anhaltend aber nicht intensiv bis ca. 2cm Es lag aber fast eine geschlossene Hageldecke!
Da sahen wir das, dass Gewitter doch Richtung Giswil zog (besser gesagt neu bildete) und fuhren wieder runter, fast während der ganzen fahrt Hagelte es Mässig vor sich hin und unten angekommen Hagelte es sogar stark mit Körner bis 2 max. 3cm
Wir verweilten ein wenig in Giswil und fuhren dan Richtung Stansstad da wir die Zelle wieder einholen wollten. (besser gesagt die Neubildung über dem Vierwaldstättersee)
Leider Verpassten wir die Intensivste Phase der Giswiler Zelle von 28mm/10min :!: :shock: (und ich war schuld daran :-X :-? ) wie hoch ist dieser wert für Giswil? dürfte wohl im Rekord Bereich liegen :!:
Für mich unerklärlich das nach dem Durchbruch der Bodennahen Kaltluft die Zelle plötzlich Explodierte :?: oder drückte diese Kaltluft die vorhandene Schwüle nach oben? Es waren wirklich keine einfachen Tage zum Chasen da sich die Zellen Extrem unberechenbar und teilweise "unlogisch" verhielten.

Denoch war es ein gelungenes Chasing :up: :)

Grüsse
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M


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Cyrill
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Cyrill »

Rontaler hat geschrieben:
Christian Schlieren hat geschrieben:Ich kann auch noch einen schönen Naheinschlag mit anständigem Donner beisteuern :)
Aufgenommen am Vierwaldstättersee bei Stansstad.
Ein komisches Geräusch vor dem eigentlichen Donner :?: das zusammen mit dem Blitz zu hören ist daher gehe ich davon aus das der Blitz unmitelbar oberhalb von uns in den Berg einschlug.

https://www.youtube.com/watch?v=m-tB7T_UUYo
Hallo Christian,

Dieser aufgezeichnete Donner ist der eindrücklichste, den ich seit langer Zeit gehört habe, Gratulation. Fast einen gleichen Donner habe ich wohl zur gleichen Zeit in Beckenried NW gehört. Erst ein greller Blitz in den See, einige Sekunden darauf einen Donnerschuss, wie ein Böller ohne Grummeln. Ganz eindrücklich. Das Geräusch vor dem eigentlichen Donner ist wahrscheinlich das Zischen des Blitzkanals, das dich früher erreicht hat als der Ausdehnungsknall der Blitzentladung.
Hoi Christian, hoi Rontaler

also mal generell: Naheinschläge klingen wie Peitschenschläge. Ein Beispiel von rd- 10-12 Metern Distanz hier:
https://www.youtube.com/watch?v=ZtV2fd8jEPg

Rd. 80 Meter Distanz klingen bereits weniger peitschenartig, wie bei diesem Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=SXoXS_sz7gQ

So ab 100 Meter Distanz verändert sich die Soundkulisse, wie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Zkz_fzH ... CD&index=7

Je weiter weg der Blitz, desto tiefer die Frequenzen und desto rollender der Donner. Dies rührt daher, dass die rd. 20-30'000° Grad Celsius, welche die Blitzentladung erzeugen, die im Blitzkanal befindliche Luft binnen Bruchteilen einer Sekunde so stark erhitzt, dass eine Druckwelle entsteht (bei mehreren Entladungen natürlich mehrere Druckwellen). Einerseits durch das dissipative Verhalten (Prozesse in der Thermodynamik bei extrem hohen Ausbreitungsgeschwindigkeiten) der Schockwelle, die je nach Expansionverhalten die Schallmauer durchbrechen kann und andererseits gerade deswegen, werden diverse Schallfrequenzen erzeugt, die naturgemäss verschiedene Amplituden aufweisen, die sich mit zunehmender Entfernung zur Schallquelle (der Blitz) allmählich abflachen, was u.a. auch von der Temperatur der Atmosphäre beeinflusst wird. Das verebben und verflachen der Amplituden führen zu tieferen Frequenzen; und ich habe in einem amerikanischen Fachbericht gelesen, dass sogar Infraschall erzeugt werden kann (der sich ausserhalb des menschlichen Hörbereichs befindet), welcher schliesslich (nach meiner Theorie) zu den von mir und Bernhard Oker in diesem Thread beschriebenen Erschütterungen von Gebäuden usw. verantwortlich wäre. Sorry: ein "Zischen des Blitzkanals vor dem eigentlichen Donner" ist weder "wahrscheinlich", noch physikalisch möglich! Es sind auch nicht stärkere Amplituden, die den schwächeren quasi vorauseilen, der Grund einer verzögerten Schallentwicklung, oder so, weil wir beim Abstand von Christian zur Blitzentladung im Mikrosekundenbereich zu rechnen haben.

Vor etwa drei, vier Jahren hatte ich einmal ein Video eines jungen Mannes aus Deutschland in meinem Schnittprogramm analysiert, der in spektakulärer Weise den Blitzeinschlag in seinen eigenen Arm filmte und überlebte, weil es vermutlich ein schwächerer Nebenkanal gewesen ist...- immerhin war dies sehr gefährlich und tat sicher mehr weh als ein Stromschlag eines Kuhdrahtes. Mir fiel auf, dass kurz vor der Entladung ein kurzes Knacken zu hören war und ich kam zur Überzeugung, dass es sich um die Fangladung handeln musste.
So könnte (nach meiner Theorie) das laute Knacken, bzw. dieser "Böller", oder "das komische Geräusch" mit grösster Wahrscheinlichkeit das Geräusch einer kräftigen Fangladung gewesen sein, die so schwach ist, dass sie keinen Donner erzeugt. Dies muss im Umkreis von knapp 20 Metern von Christian entstanden sein, während der Hauptkanal, bzw. die eigentliche Entladung in unmittelbarer Nähevon rd. 200 Metern stattfand. Bei einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von rd. 300 km/s (Fangladung) sind wir hier im Nanosekundenbereich, in dem eine andere Fangladung etwas näher dran war. Christian, Du hattest sehr viel Glück, so wie ich das sehe :shock: - Oder es war ein schwacher Nebenast des Blitzes. Doch der hätte eher einen peitschenartigen Knall, kein Knacken verursacht......
Schwer zu entscheiden. Ich persönlich tendiere zur Fangladungs-These.....

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Mi 10. Jun 2015, 01:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Cyrill
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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Cyrill »

Willi hat geschrieben:
Es bildete sich eine über längere Zeit ortsfeste Wolkenwalze über Stallikon, Entstehungsursache unbekannt.
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Jetzt tippe ich auf eine "Wall Cloud", generiert durch den Inflow aus Nordosten. Die Aufnahme entstand kurz vor 21 Uhr, da war auf dem Radar über Stallikon eine echofreie Zone erkennbar, bevor sich dann aus SW die Gewitterfront reinschlich. Dieser Wulst war nicht stationär, sonden bewegte sich aus Süden rein. Das kann aus dem Zeitrafferfilm der Webcam Sellenbüren extrahiert werden, auch wenn die Filmqualität mit der einbrechenden Dunkelheit gerade in der spannenden Phase rapide nachliess. Der Film ist auch sonst sehenswert und zeigt die Entwicklung ab 15 Uhr.
http://www.meteoschmid.ch/downloads/Web ... 150607.mp4
Quelle: http://www.meteoradar.ch/webcam/raebi/raebi.php

Anbei die Zoomradar Loops 2030-2100 Uhr.....

Quelle: Zoomradar Pro (kostenpflichtig)
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Hoi Willi

ich erlaube mir hier auf Deine interessanten Hinweise zu reagieren und meine Sicht der Gegebenheiten darzulegen. Vielleicht erweitert es unser Verständnis der doch sehr seltenen Situation, wobei zwei Zellen, bzw. eine Gewitterzelle und eine Gewitterlinie aus entgegengesetzten Windrichtungen aufeinander zu steuerten (ich habe dies in meinem Vorpost bereits erwähnt). Ich verfolgte seit dem Nachmittag die Zelle, welche von Koblenz in Richtung Baden und weiter nach Süden unterwegs war, erstaunt darüber, dass von Luzern her in Richtung Zürich (NNO) eine breite Gewitterlinie sich entfaltete.
Ich positionierte mich oberhalb von Urdorf, in der Hoffnung, die etwas westlich von Urdorf spontan entstandene und blitzaktive Zelle würde sich nach Nordosten bewegen, vor meine Kameralinse, was sie partout nicht im Sinn hatte und von der Koblenzer Zelle nach Süden mitgerissen wurde.
In Richtung Südosten machte ich (Urdorf im Vordergrund) einige Aufnahmen eines Cb's, der im Abendlicht aufleuchtete, während rechts im Bild (man erkennt den Ütliberg) schwarze Wolkenbänke sich formierten (Bild 01). Es ist 20:51:35 Uhr MESZ, nach meinen Exif-Daten):

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Ausgerechnet vor diesem schönen Cb bildeten sich Wolken, die die Sicht verdeckten und mich zuerst ärgerten. Doch ich machte eine Serie Aufnahmen, weil ich die Entwicklung dieser durch Leewellen entstehenden Wolkengebilde festhalten wollte (Bild 02). Aus dieser Serie zeige ich die folgende Aufnahme von 20:53:18 Uhr MESZ:

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Die rot eingezeichnete Wellenlinie ist die von Dir genannte Nordostströmung (in Deinem Text rot markiert), welche quer zur Orographie von Käfer-, sowie Zürichberg, als auch der gesamten Albiskette verlief. Dieser Überströmeffekt ist vom Prinzip her derselbe wie derjenige, den wir beim Föhn, oder bei der Bora in Kroatien beobachten können, weshalb es sich hier um orografisch bedingte Leewellen handelt, an dessen Kulminationspunkt sich entsprechend Lenticularis bilden (im roten Feld markiert).
Im nächsten Bild (Bild 03) aus der Serie, war es 20:54:54 Uhr MESZ:

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Du hast in Deiner Bildlegende von einer "ortsfesten Wolkenwalze" gesprochen. Bei Leewellen sind vornehmlich Lenticularis, oder Rotorwolken (im Lee eines Hügels / Gebirges) anzutreffen (wobei in Ausnahmefällen auch Ac-Strukturen quer zur Strömung geostationär bleiben können). Da es sich (sorry!) bei Deiner Aufnahme aus diversen Gründen um keine Wallcloud handeln kann, ziehe ich eine recht massive Rotorwolke in Betracht, wobei diese durch Deine Beobachtung einer "echofreien Zone" nur bestätigt wird, da im Lee im Absinkprozess der Luftmasse sich diese erwärmt und den Effekt hat in diesem Bereich abzutrocknen.

Ich habe aus dem Donnerradar-Zoomloop die Sequenz von 20:55 Uhr MESZ herauskopiert und die beiden Hügelketten (schwarz), sowie die Nordostströmung (roter Pfeil), die beiden Trackrichtungen der Zellen (blaue Pfeile) und meinen Beobachtungsstandort oberhalb Urdorf (rotes Rechteck) eingezeichnet:

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In Deinem Post schreibst Du andererseits von einer "nicht stationären Wulst".... :?: :help:

Auskopplungen aus dem Webcam-Zeitraffer von Sellenbüren zeigen (A) um 20:12 Uhr MESZ eine stationäre Rotorwolke (man sieht sehr schön den im Lee des Albis entstehenden Effekt).....

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...., dann (B) um 20:30 Uhr MESZ nochmals eine stationäre Rotorwolke (die während einer längeren Zeit an Ort und Stelle stand).....

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..... und (C) um 20:45 Uhr MESZ am Horizont diese "Wulst"*, welche (die nicht stationäre) Böenwalze der Luzerner Gewitterlinie markiert, die in Richtung Webcam in nordnordöstlicher Richtung unterwegs war und die laminare - wenn auch nicht unbedingt deutliche und optisch schöne - Struktur einer Shelfcloud aufweist.

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In dieser Webcamsequenz, lässt sich durch den Zeitraffer auch einen plötzlichen Windsprung um 90° Grad erkennen.... Das Radarbild dazu von 20 45 Uhr MESZ:

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Die approximative Böenfrontlinie (Shelfcloud) habe ich mit der bläulichen Linie markiert, die normalerweise vor dem Niederschlagsbereich sich formiert, aber in diesem (speziellen) Fall etwas anders verlief. Als sie um 21:23 Uhr MESZ kurz vor Lieli war (wo ich inzwischen mich positionierte), stiess sie keilförmig im Südwesten vor (und an mir vorbei):

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Die Phasen der erwähnten Begegnung der Zellen und dessen Auswirkung lässt sich kurz wie folgt beschreiben:

20:55 Uhr MESZ: Zwei Zellen auf Kollisionskurs:

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21:25 Uhr MESZ: Kollision der beiden Zellen etwa auf Höhe von Beromünster

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21:40 Uhr MESZ: Deutlich sichtbare Bresche in der Gewitterlinie von Luzern, welche die Koblenzer- / Urdorferzelle geschlagen und sich dabei gleich selber vernichtet hat:

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22:10 Uhr MESZ: Diese Dynamik reisst einerseits im Bereich des Impacts (bei der Bresche) ein Loch (blauer, fast niederschlagsfreie Zone, anfangs des Pfeils) in die gesamte Gewitterlinie UND erzeugt den Effekt, dass das westliche Ende der östlichen Teillinie durch den Impact in eine zyklonale Rotation versetzt wird (s. Pfeil):

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22:35 Uhr MESZ: Auf seinem Nordnordostkurs rotiert dieses Teil weiter (s. Pfeil), genau über Urdorf und Zürich, was ich selbst als sintflutartiger Wolkenbruch erlebte und einige hier im Forum bereits eindrücklich schilderten:

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Ob dies nun ein klassisches "Bow-Echo" ist, oder nicht (auch wenn es von der Form her darauf schliessen lässt), kann ich in diesem Fall nicht zweifelsfrei beurteilen; hier noch dasselbe Radarbild ohne Pfeil:

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Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Mi 10. Jun 2015, 05:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [FCST/NCST] Gewitter am Sonntag, 07.06.2015

Beitrag von Willi »

Du hast in Deiner Bildlegende von einer "ortsfesten Wolkenwalze" gesprochen.
Hoi Cyrill

Wow, du hast ja das Geschehen genau angeschaut. :up:

Meine Interpretation einer "ortsfesten Wolkenwalze" habe ich später über Bord geworfen. Diese war voreilig, die Wolke habe ich nicht über längere Zeit beobachtet, sondern gesehen, gefötelet, und mich dann wieder der blitzaktiven Richtung zugewendet, die war zu dem Zeitpunkt nicht gegen Süden, sondern gegen SW.

Gemäss Zeitraffer ist der Wulscht aus Süden reingezogen, zugegeben, es wird rasant dunkel, und der Video so schwer interpretierbar. Zeitlich würde es mit deiner Shelfcloud zusammenpassen, die du im Webcambild um 2045h gesehen hast, meine Aufnahme war knapp vor 21 Uhr. Die Böenfront müsste ich gespürt haben, hm, irgendwann gab's schon Wind, aber erst viel später...

Morgähngruss aus dem Herbst
Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

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