Re: FCST/NCST: Gewitter 02.05.2013
Verfasst: Mi 8. Mai 2013, 05:37
Zum Eriz-Ereignis kann ich ein paar zusätzliche Radarbilder beisteuern, die vielleicht zum Verständnis beitragen:
Zur Übersicht noch einmal MaxEcho und Seitenrisse, Ort des Geschehens in der Folge immer mit X markiert (klein wegen max 1MB)
Aufzug der Superzelle von Steffisburg her, dann die bereits von euch angesprochene Neubildung im Vorfeld östlich der Emme gut ersichtlich.
Der 0.4° PPI scan vom Albisradar 1430UTC weist Hook-Strukturen auf und stützt damit Vermutung, dass bei der Zelle Tornadostrukturen im Spiel sein könnten:
Die Radialwinde (-0.2° Elevation) zeigen jedoch keine vorticity-couplets sondern eher linearen Charakter, ausserdem scheint die Position der Zelle
zu dem Zeitpunkt fast noch etwas weit weg vom Standort des Geschehens.
In den folgenden vier PPI 0.4° scans 1440-1455UTC nähert sich der core der Zelle zielgenau X, wobei auffällt, dass die Zelle kollabiert und
die maximalen Intensitäten kontinuierlich absinken (Descending Reflectivity Core DRC, vgl. e.g. Kennedy et al. 2007),
was manchmal auf Tornadogenese hinweist:
Nachfolgend die Radialwinde des -0.2° scans 1440-1455UTC: wie immer schwierig zu interpretieren, eindeutige vorticity-couplets sind
nach meiner Ansicht nicht zu erkennen. Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, dass wir uns a) im Fernfeld des Radars befinden und
die aus den hübschen Forschungsprojekten gewonnenen Muster aus den plains oft von höher auflösenden Geräte in ultimativer Nähe
des Geschehens stammen, und b) unser Albis-Strahl unterwegs ins Eriz die Topographie sowohl "unten" als auch "seitlich" mindestens
kratzt, wenn nicht sogar von letzterer erheblich beeinflusst wird (Fazit: nicht überinterpretieren!).
Mit diesen zusätzlichen Daten scheint mir die Frage Tornado oder Downburst auch nicht endgültig zu beantworten, aber vielleicht
sehen die cracks unter den Forumianern hier noch Dinge, die ich nicht gesehen habe. Grundsätzlich bin ich wie Andreas der Meinung,
dass in derart stark orographischen gegliedertem Gelände die Wahrscheinlichkeit eines "sauberen" Tornados selbst mit den hier so
schön gezeigten Superzell-Strukturen nicht sehr gross ist. Mit dem Relief-Argument kann jedoch auch sagen, dass ein Downburst wohl
nicht die fürs Flachland typischeren straight-line (oder radiale) Formen annimmt, sondern wohl auch eher "wirbliger" ausfallen dürfte,
rotierende Luftpakete somit bestimmt auch bei einem Downburst auftreten können (wenn das kein gut-helvetischer Kompromiss ist? )
Weitere inputs von eurer Seite mit diesem zusätzlichen Material sind jetzt gefragt, ich bin gespannt.
Gruss Marco
Zur Übersicht noch einmal MaxEcho und Seitenrisse, Ort des Geschehens in der Folge immer mit X markiert (klein wegen max 1MB)
Aufzug der Superzelle von Steffisburg her, dann die bereits von euch angesprochene Neubildung im Vorfeld östlich der Emme gut ersichtlich.
Der 0.4° PPI scan vom Albisradar 1430UTC weist Hook-Strukturen auf und stützt damit Vermutung, dass bei der Zelle Tornadostrukturen im Spiel sein könnten:
Die Radialwinde (-0.2° Elevation) zeigen jedoch keine vorticity-couplets sondern eher linearen Charakter, ausserdem scheint die Position der Zelle
zu dem Zeitpunkt fast noch etwas weit weg vom Standort des Geschehens.
In den folgenden vier PPI 0.4° scans 1440-1455UTC nähert sich der core der Zelle zielgenau X, wobei auffällt, dass die Zelle kollabiert und
die maximalen Intensitäten kontinuierlich absinken (Descending Reflectivity Core DRC, vgl. e.g. Kennedy et al. 2007),
was manchmal auf Tornadogenese hinweist:
Nachfolgend die Radialwinde des -0.2° scans 1440-1455UTC: wie immer schwierig zu interpretieren, eindeutige vorticity-couplets sind
nach meiner Ansicht nicht zu erkennen. Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, dass wir uns a) im Fernfeld des Radars befinden und
die aus den hübschen Forschungsprojekten gewonnenen Muster aus den plains oft von höher auflösenden Geräte in ultimativer Nähe
des Geschehens stammen, und b) unser Albis-Strahl unterwegs ins Eriz die Topographie sowohl "unten" als auch "seitlich" mindestens
kratzt, wenn nicht sogar von letzterer erheblich beeinflusst wird (Fazit: nicht überinterpretieren!).
Mit diesen zusätzlichen Daten scheint mir die Frage Tornado oder Downburst auch nicht endgültig zu beantworten, aber vielleicht
sehen die cracks unter den Forumianern hier noch Dinge, die ich nicht gesehen habe. Grundsätzlich bin ich wie Andreas der Meinung,
dass in derart stark orographischen gegliedertem Gelände die Wahrscheinlichkeit eines "sauberen" Tornados selbst mit den hier so
schön gezeigten Superzell-Strukturen nicht sehr gross ist. Mit dem Relief-Argument kann jedoch auch sagen, dass ein Downburst wohl
nicht die fürs Flachland typischeren straight-line (oder radiale) Formen annimmt, sondern wohl auch eher "wirbliger" ausfallen dürfte,
rotierende Luftpakete somit bestimmt auch bei einem Downburst auftreten können (wenn das kein gut-helvetischer Kompromiss ist? )
Weitere inputs von eurer Seite mit diesem zusätzlichen Material sind jetzt gefragt, ich bin gespannt.
Gruss Marco