@Silas
Gut beobachtet!
Die hohen Regenmengen dürften vor allem daher kommen, dass die Kaltfront aus Westen über Mitteleuropa ins Schleifen gerät. Das Ganze kommt mir irgendwie bekannt vor. Es passt ins Muster des Sommers.
Die Entwicklung– wie sie in den Modellen dargestellt wird – ist sehr interessant. Der Alpenraum liegt im wesentlichen eingeklemmt zwischen einem Höhentief über Polen und einem weiteren Höhentief über den Britischen Inseln. Dazwischen krümmt sich ein schmaler Höhenrücken fast schon grotesk quer über den Kontinent. Die Warmfront – ausgehend vom britischen Höhentief – hat die Schweiz gestern Abend und im Verlauf der Nacht überquert und schon vereinzelt für Niederschlag gesorgt (irgendwie auch ein Indiz dafür, dass der Herbst da ist: Warmfronten bringen wieder Regen...).
Speziell ist nun, wie sich diese komplexe Konstellation (vermutlich) weiter verhält. Zum Zeitpunkt Dienstag 12 UTC sieht eigentlich alles noch ziemlich "normal" aus. Die beiden Höhentiefs wie auch der schmale Höhenrücken sind gut erkennbar. Auch die Position von Warm (rot)-, und Kaltfront (blau) lässt sich m.E. gut ausmachen:
In der Folge wird das Hereinschwenken des Höhentroges aber durch zwei Faktoren gebremst: Einerseits durch das sich nach Süden ausdehnende Hoch über Skandinavien, andererseits durch den Höhenrücken über Mitteleuropa, der durch die stetige Zufuhr von fast schon subtropisch anmutenden Luftmassen aus Süden/Südwesten gestützt wird. Das führt dazu, dass sehr feuchte Luftmassen vorderseitig des Britischen Höhentrogs zu liegen kommen. Diese Luftmassen werden in der Folge aber nur sehr schleppend ausgeräumt, weil die zum Trog gehörende Kaltfront anfängt zu schleifen, d.h. phasenweise fast stationär wird. Es bildet sich also eine eigentliche Luftmassengrenze über Mitteleuropa aus, auf welche die Modelle mit gehörigen NS-Signalen reagieren.
Die Feuchtekarte zeigt eindrücklich, wie die feuchtwarme "Pampe" zwischen den treibenden Wettersystemen nach Mitteleuropa gelenkt wird:
Auf Mittwoch bildet sich dann vorderseitig des Höhentroges über Westeuropa ein Bodentief aus. Vorher erreicht die Föhnströmung über den Alpen ihren Höhepunkt:
Dieses Bodentief "zieht" dann die kältere Luft, resp. die Kaltfront ostwärts und beendet gegen die Mittagszeit die Föhnströmung über dem Alpenraum. Über dem östlichen Alpenraum kommt es gemäss der GFS-Darstellung dann auf Donnerstag sogar zu teils ziemlich intensiven Aufgleitniederschlägen bei hoher Schneefallgrenze, die der Abtropfung der Höhenkaltluft in den Mittelmeerraum und der dortigen Bildung eines Bodentiefs geschuldet sind:
Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens die Herkunft der feucht-warmen Luftmasse, die ab heute im Vorfeld des Höhentiefs über den Britischen Inseln miteinbezogen wird. Siehe Auszug aus der DWD-Synop:
Mit dem schleifenden Übergreifen der Kaltfront verstärken sich im Südwesten die
Niederschläge. Da dort die Schichtung leicht labil ist (Hebung ist am Rande des
westeuropäischen Höhentiefs ohnehin vorhanden) kann der Regen dort konvektiv
verstärkt sein. Eingalagerte Gewitter sind nicht auszuschließen. Hinzu kommt,
dass in diesen Prozess Reste tropischer Luft aus dem Seegebiet südlich von
Neufundland (bevor der Hurrican "Danielle" die Region überquert hatte) mit
einbezogen werden.
Daw wäre doch jetzt eine Aufgabe für unsere Trajeks-Spezialisten. @Alfred, auf gehts!
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert