Das Schwesterchen:
12 Monate rückwärts:
Meerestemperatur / Anomalie
http://www.pmel.noaa.gov/
Meeresoberflächentemperatur-Anomalie
http://www.elnino.noaa.gov/
ENSO Voraussage
http://iri.columbia.edu/climate/ENSO/cu ... table.html
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Zitat Neue Zürcher Zeizung
10. November 2010, Neue Zürcher Zeitung
Das kalte «Mädchen» im Pazifik
La Niña bringt Südostasien heftigen Regen und dem Atlantik viele Wirbelstürme
Weil sich im Osten des Pazifiks das Wasser deutlich abkühlt, schlägt das Weltwetter Kapriolen. Die verursachende atmosphärisch-ozeanische Schwingung hat nach neuesten Studien zwei Varianten.
Sven Titz
Der tropische Pazifik ist eine der Brutstätten des Weltwetters, die Meteorologen ständig im Auge behalten. Noch Anfang des Jahres wärmte dort das Phänomen El Niño das Wasser. Jetzt ist zur Abwechslung das kalte Pendant La Niña (spanisch für «das Mädchen») an der Reihe – und es fällt so kräftig aus wie seit Jahren nicht mehr.
Weltweite Auswirkungen
Meteorologische Dienste registrieren in vielen Weltregionen Wetterkapriolen, die mit La Niña in Verbindung stehen dürften. Durch eine veränderte Luftzirkulation im Atlantik waren die Bedingungen für tropische Wirbelstürme dort bisher besonders günstig: 19 Stürme, 9 mehr als im Durchschnitt, machten in diesem Jahr den Ozean unsicher, und die Saison geht noch bis Ende November. In Südostasien ist es nasser als sonst, was laut Medienberichten auch ökonomische Folgen hat: Regenfälle behindern in Indonesien den Abbau von Zinn – damit steigt der Preis für das Metall. Auch Kautschuk, das auf Plantagen in Indonesien, Thailand und Malaysia gewonnen wird, ist wegen des Regens teurer geworden.
(Bild: NZZ-Infografik / tcf.)
Im Winter werden die Wetterlaunen wohl nicht aufhören: Fachleute rechnen im Nordwesten der USA mit tieferen Temperaturen als sonst und ungewöhnlich viel Regen oder Schnee, im Süden des Landes aber mit Wärme und Trockenheit. Australien erwartet wegen La Niña eine heftige Wirbelsturmsaison. Südafrika muss sich auf einen vergleichsweise feuchten Sommer einstellen. Auch in Europa ist in der Vergangenheit der Einfluss der pazifischen Abkühlung feststellbar gewesen. Bei La-Niña-Bedingungen kann laut dem Klimaforscher Stefan Brönnimann von der ETH Zürich der Spätwinter in Nordosteuropa mild ausfallen. Natürliche Schwankungen der Luftzirkulation auf der Nordhalbkugel seien allerdings weitaus stärker als der entfernte Einfluss des Pazifiks.
«Der Junge» und «Das Mädchen» kehren jeweils alle zwei bis sieben Jahre wieder. Zusammen bilden sie die wichtigste mehrjährige Schwankung von Meerestemperaturen und Grosswetterlagen, die es auf der Erde gibt. Eine entscheidende Rolle bei dem Phänomen spielt – neben der Ozeandynamik – der Wind am Äquator. Generell treibt er das warme Pazifikwasser nahe der Meeresoberfläche gen Westen, in Richtung Indonesien. Die Brise hat aber Launen: Flaut der Wind etwas ab, dann strömt warmes Wasser teilweise nach Osten zurück, und vor der Küste Perus steigt die Temperatur. Das ist El Niño. Weht der Ostwind hingegen stärker als sonst, dann akkumuliert sich im Westen noch mehr warmes Wasser, und vor Peru kühlt sich das Meer stark ab. Das ist La Niña.
Von echten La-Niña-Bedingungen sprechen Fachleute, sobald die Temperatur in einem charakteristischen Kerngebiet im Pazifik mindestens 0,5 Grad Celsius unter den klimatologischen Durchschnittswert sinkt. Das ist derzeit der Fall: In einem Areal von mehreren tausend Kilometern Länge entlang dem Äquator liegen die Temperaturen um ein bis zwei Grad Celsius unter den langjährigen Mittelwerten. Dadurch ist der Luftdruck im Westpazifik gesunken und im Ostpazifik gestiegen. Gemessen am Luftdruckunterschied zwischen Australien und Tahiti im September handelt es sich derzeit um die stärkste La-Niña-Phase seit dem Winter 1973/1974.
Eine neue Variante
El Niño und La Niña treten in zwei Varianten auf, wie Wissenschafter in den letzten Jahren herausgefunden haben. Neben der normalen Variante gibt es eine, die Modoki genannt wird. Modoki ist japanisch und bedeutet so viel wie «ähnlich, aber verschieden». Das klingt ominöser, als es ist. Bei einem El-Niño-Modoki wird die Erwärmung im zentralen tropischen Pazifik beobachtet und nicht vor der südamerikanischen Küste. Bei La-Niña-Modoki ist es entsprechend der zentrale Ozeanbereich, der sich am meisten abkühlt.
Gegenwärtig herrscht ein normaler La-Niña-Fall: Die stärksten negativen Temperaturabweichungen finden sich im Ostpazifik. Gemäss mehreren Studien ist die Modoki-Variante in den letzten Jahrzehnten aber häufiger geworden. Fachleute untersuchen noch, ob diese Entwicklung etwas mit dem menschengemachten Treibhauseffekt zu tun hat oder auf einen natürlichen Zyklus zurückzuführen ist. Das wüsste man schon gerne. Denn die Modoki-Variante hat andere Folgen als die Standardvariante. Normale El-Niño-Verhältnisse bedeuten etwa für die USA ein verringertes Hurrikanrisiko, während El-Niño-Modoki das Sturmrisiko grösser macht.
Die Modoki-Variante wirkt sich auch langfristig aus, beeinflusst also das Klima. Das berichtete ein Team um Emanuele Lorenzo vom Georgia Institute of Technology in Atlanta Mitte Oktober im Magazin «Nature Geoscience». Durch eine atmosphärische Brücke hinterlasse ein Modoki-Ereignis im Nordpazifik eine charakteristische Temperaturveränderung, die im Ozean über Jahre hinweg gespeichert werde. Laut den Forschern erschwert das Prognosen für das Klima im Pazifik in den nächsten Jahrzehnten. Denn schon El Niño und La Niña sind schwer vorhersagbar – erst recht gilt das für ihre Langzeitwirkung.
Eindeutiger ist ein anderer Befund: El Niño lässt die globale Mitteltemperatur um ein paar Zehntelgrad steigen; La Niña bewirkt das Gegenteil. Seit April dieses Jahres wurde eine Abkühlung um ungefähr 0,2 Grad Celsius verzeichnet. Dieser kurzfristige Abwärtstrend kann sich noch ein paar Monate fortsetzen. Er gehört zum natürlichen Auf und Ab der Temperaturen, das längerfristigen Trends – etwa der globalen Erwärmung – überlagert ist.
Gemäss Computerprognosen bleiben die La-Niña-Bedingungen bis mindestens ins nächste Jahr hinein bestehen. Das Phänomen könnte sich diesmal als besonders langlebig erweisen: Berechnungen mit dem Supercomputer «Earth Simulator» am Frontier Research Center for Global Change in Yokohama deuten darauf hin, dass die Pazifikanrainerstaaten mit den Auswirkungen des kalten «Mädchens» bis Anfang 2012 zurechtkommen müssen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wissensch ... 28715.html
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Gruss
Urbi