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STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
helios
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von helios »

lukasm hat geschrieben: Bei letzterem bin ich leider nicht in der Lage den Text zu lesen.
Ohne Gewähr:
Oben aufgesetzten Jahres den 30sten Herbstmonat, um den Mittag, ist allhier bey Zürich; das, dieser Stadt und anderen darbey liegenden Orten sonst sehr nutzliche Wald-Wasser, die Sil: Mit grosser Ungestühme und gar wilden Anlauff ware gross; weilen sich wenige dergleichen gesehen zu haben besinnen könnten: Darum dann auch selbigen ganzen Nachmittag Alte und Junge hinaus geloffen, die wütende Sil zu beschauen. Nicht weniger gross aber ware auch der Schaden, den diese Sil-Fluth auf ihrem Weg an ihren Schrancken und Grenz-Städten verübet: Indem sie selbige nicht nur hoch überstiegen, sondern mehrentheils auch weggerissen und samt Erden, Stein und Sand von Felderen, Wiesen und Gebäuden mitgeführet:
Wie dann viel lange und dicke Bäum, ganze Steg und unterschiedliche andere vorbey fazhrende Sachen von den Zuschauern beobachtet, einiges auch von den benachbarten Sil-Fischeren aufgefangen worden. In der Stadt selbst hat die Sil; Weilen sie wegen ihres allzustrengen Lauffs, den Eingang des Kanals, der sie in die Stadt führet, verfehlet, nicht sonderlichen Schaden gethan: Doch liesse selbige auch da spühren ihren Wuth. Aber aussert der Stadt über der Sil ist den Gebäuden die zunächst an selbiger stehen wohl einiger Schaden widerfahren:
Wie aus gegenwürtigem Ritz, welcher zugleich auch den Prospect ausfert der Sil-Bruck vorstellet, zu ersehen: ) Dann selbige, besonders das kleine Häutzli d) genannt das Sil-Eck, in ihren Kelleren und unteren Böden über drey Schuh hoch mit Wasser angefüllt, und selbige gantze Gegend bis an St. Jacobs-Hausz halben Manns-tieff unter Wasser gesetzt worden, so dass die Leut aus Wiedikon, die in der Stadt arbeiteten, als selbige nach Hausz wolten zusehen: Ob vielleicht ihre Wohnungen Wassers-Noth leiden, im Schiff e) von einem Pferd müszen heim geführt werden.
Auf gleiche Weisz wurden auch die Feuer-Läuffer b) aus bemeltem Dorff der Ziegel-Hütten a) zugeführt, weilen daselbst von dem einlauffenden Wasser der Kalch sich geschwellet, und daher Feuers-Noth entstanden.
Der gröste Schaden aber ist an der Bruck geschehen: Dann das scharffe unterfressende Wasser hat das erste Joch c) samt seiner aufhabenden Last schier unm drey Schuh tieff gesencket, und die überaus starck anschlagende Wellen und anpütschende sehr grosse Bäum haben die Bruck und untenheyerliegende Wuhr so verderbet, dasz alles ohne grosse Mühe und Kösten nicht wieder herzustellen.
Sonsten hat diese Uberschwemmung noch hin und wieder Zeichen hinterlassen, welche, wie auch die eigentliche Ursach dieses Anlauffs vielleicht ins künfftig von Natur-Verständigen noch wird beschrieben werden.

lukasm
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von lukasm »

Danke! Ich meinte eigentlich bei Ersterem :-D Beim Zweiten ist der Text noch zu erraten, jedoch bei dem Handgeschriebenen habe ich keine Chance. :help:
Der Donner erschüttert die heitere Bläue des Himmels,
Weil hochfliegende Wolken im Äther einander sich stoßen,
Wenn in der Mitte sie stehn von entgegengerichteten Winden.

aus "De rerum natura", 1. Jh. v. Chr. (Titus Lucretius Carus, Lukrez)


helios
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von helios »

Ok, anders rum wäre merkwürdig gewesen, aber es gibt ja nichts was es nicht gibt :)

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Kaiko (Döttingen)
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Sali zäme

Bei meinen Recherchen aus vegangenen Zeiten bin ich auf ein Gewitter gestossen, dass eventuell auch einen Tornado mit sich führte.
Es handelt sich ziemlich sicher um eine Superzelle (Rightmover), wobei einzig die Lebensdauer von unter 1 Stunde dagegen sprechen könnte.

Fakten in Kurzform:

Datum: 29. Juli 1958
Zeit: ca. 13.00 - 14.00 Uhr local time

Durch Hagel betroffene Gemeinden: Kanton Luzern 26, Kanton Schwyz 4.
Hagelkorndurchmesser verbreitet 4cm - 6cm (Taubenei bis Hühnereigrösse) besonders im südlichen Bereich der Superzelle.
Das grösste aufgelesene Korn gemäss Zeitungsberichten mit Durchmesser 13cm (Riesenhagel). Genauer Fundort nicht erwähnt.

Downbursts der Superzelle geschätzt 120-150km/h.
2'500 Obstbäume gefällt und ca. 15 Hektaren Wald am Boden.

Möglicher Tornado im Endstadium der Superzelle in einem Waldgebiet an der Bergflanke Sattel - Hochstuckli im Kanton Schwyz.

-----
Übersichtskarte des betroffenen Gebietes:

Bild

Deutlich erkennbar die Ablenkung der Zelle nach rechts in Richtung Meggen vor der Rigi.

Schadenbilder:

Bild

Quelle: Die Tat, 31.07.1958

Bild

Quelle: Die Tat, 01.08.1958

Presseberichte aus jener Zeit:
Quelle: https://www.e-newspaperarchives.ch/

Bild

Die Tat, 31.07.1958

Bild

Oberländer Tagblatt, 31.07.1958

Bild

Bote vom Untersee, 01.08.1958

Bild

Freiburger Nachrichten, 31.07.1958

Der letzte Artikel über das Unwetter im Kanton Schwyz beschreibt, dass die Bäume wie aus der Erde geschraubt wurden!
Das könnte ein Hinweis auf einen Tornado sein?
Im letzten Satz ist auch die deutliche Trennung von Aufwind und Abwind beschrieben.

Hat jemand noch weitere Informationen oder Bildmaterial zu diesem Ereignis?

Grüsse Kaiko
Zuletzt geändert von Kaiko (Döttingen) am Sa 4. Jan 2020, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von Severestorms »

Hallo Kai

Ein interessanter Fall hast du da ausgegraben!

Superzellular war das Unwetter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Dafür sprechen die Heftigkeit, die Schäden, die Schneisen, der grosse Hagel.

Die kurze Lebensdauer erklärt sich womöglich mit der unüblichen Zugbahn: Die Unwetterzelle prallte relativ schnell gegen die Alpen und löste sich dort entweder auf oder verursachte in der Folge weniger auffällige Schäden.

Bezüglich der Ablenkung vor der Rigi bin ich noch etwas skeptisch. Erstens müssen die Schäden nicht zwangsläufig alle von ein und derselben Zelle stammen (in Luzern z.B. wütete ebenfalls ein Hagelunwetter). Und zweitens halte ich es für möglich, dass in den Berichterstattungen Ortschaften mit Gemeinden verwechselt werden. Je nachdem auch wie die Aufzählung der Schäden formuliert wird, kann sich eine ganz andere (vermeintliche) Schadensspur ergeben.

Der letzte Artikel könnte aufgrund der Beschreibung in der Tat auf einen Tornado hinweisen. Ich würde es vorderhand als plausiblen Verdacht behandeln.

Gruss Chris
Zuletzt geändert von Severestorms am Mo 6. Jan 2020, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von knight »

Hallo zusammen

Zwei Ereignisse habe ich für das Sturmarchiv:

- Wasserteufel Brienzersee vom 10.2.2020, 11:22 Uhr - Höhe Bahnhof Brienz


Bild

(c) Sabine Walther

- Wasserteufel Vierwaldstättersee / Urnersee vom 29.2.2020 ab 11.00 Uhr (Ich habe gesehen, dass schon etwas vorbereitet wurde.)
Aufnahmeort ist Brunnen SZ.

Zuerst die klassischen Aufnahmen:

Bild



Bild


Und das Video dazu:
https://vimeo.com/426762768

Liebe Grüsse
Dominic
Zuletzt geändert von knight am So 7. Jun 2020, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: STURMARCHIV SCHWEIZ: Diskussion von Ereignissen

Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Sali zäme

Ich wünsche allen einen guten Start in das Jahr 2022.

Ein Rückblick auf die Ereignisse vom letzten Jahr 2021 ist unter folgendem Link abrufbar:
https://www.kaikowetter.ch/Sturmarchiv/2021.html
Bild

Mit 64 erfassten Ereignissen war im 2021 einiges los.

In diesem Jahr werde ich mich neben den aktuellen Ereignissen um die Aufarbeitung der Ereignisse der Jahre 1990-1999 kümmern.
Eine Übersicht ist unter folgendem Link im Sturmarchiv abrufbar:
https://www.sturmarchiv.ch/index.php?ti ... _1990-1999

Das Extremereignis vom 29. Juli 1990 im Gantrischgebiet habe ich schon ausführlicher erfasst:
https://www.sturmarchiv.ch/index.php?ti ... sch-Gebiet

Ergänzungen und weitere Informationen zu den Gewittern vom 29. Juli 1990 sind jederzeit erwünscht.

Grüsse Kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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