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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Andreas -Winterthur-
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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Gemäss dem schweizerischen Local-Modell, das geographisch auch den westlichen Mittelmeerraum abdeckt, passiert in den nächsten 48 Std. eine ungeheurlich intensive Entwicklung über dem Mittelmeer/Nordafrika!

Aktuell ist die Kaltluft in allen Höhenniveaus schon recht weit gegen SE vorgestossen. So melden Pamplona und Vigo im nordspanischen Inland am Freitag um 13.00 Uhr Schneefall. Die Kaltluft flutet in den nächsten Stunden weiter gegen das westliche Mittelmeer wo sie sich bis morgen früh als quasistationäre Front befindet und in Nordalgerien schon für recht intensive Niederschläge sorgen dürfte.

Auf Samstagmorgen scheint sich dann endlich die Abspaltung aus dem -inzwischen extrem langgezogenen Höhentrog, der praktisch von Marokko bis zum Baltikum reicht,- zu vollziehen. Das immer noch mächtige Höhentief vertieft sich dann immer weiter und zieht mit seinem Kern von der marokkanischen Atlantikküste wieder gegen Osten ungefähr bis zum marokkanisch-algerischen Grenzgebiet, dies bis etwas Sonntag 00Z.

Im Bodendruckfeld führt diese Entwicklung, iniziert durch die tiefvorderseitige Advektion von sehr warmer Saharaluft (10-15°C auf 850hpa) zu einer explosionsartigen Zyklogenese vor der algerischen Küste. Zu erwähnen ist dabei, dass am Samstagmorgen die Kaltluft Südspanien voll erfasst hat (bis -6°C auf 850hpa).

LM lässt "die Bombe" bis Sonntag 00Z auf 985 hpa vertiefen! Kern etwa an der algerisch/ marokkanischen Grenze. Die Luftdruckgradienten betragen zu diesem Zeitpunkt extreme Ausmasse: Von der afrikanischen Küste bis etwa Denia in Südspanien beträgt der Unterschied 20 hpa!

Die Auswirkungen werden dementsprechend extrem simuliert: neben grossflächigen ergiebigen Niederschlägen, werden zwischen der spanischen Mittelmeerküste und den Balearen 10 Meter Winde von 50-60 Knoten simuliert (mittlerer Wind wohlverstanden!) und es geht weiter im Stil: auf 850hpa (1500 Meter ü. Meer) werden 70-90 Knoten simuliert. Schlussendlich noch ein Hammer betr. Böenspitzen auf Meereshöhe: 99 Knoten!

Ich hoffe, dass diese Entwicklung übertrieben ist, denn sonst sehe ich tatsächlich schwarz für die Region...

Grüsse Andreas

P.S. ich würde gerne ein Bildausschnitt aus dem Modell einfügen, kann das aber nicht von hier aus..., wenn das jemand für mich übernehmen möchte, würde ich
1-2 Bilder per e-mail verschicken: (bitte Meldung an aho@sma.ch)

- Editiert von Andreas -Winterthur- am 09.11.2001, 14:39 -
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Willi
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Beitrag von Willi »

Gruss Willi
Immer da wenn's wettert


Markus Pfister
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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Beitrag von Markus Pfister »

Man beachte ferner, dass die Wassertemperatur des Mittelmeers
in dieser Region momentan mit etwa 22-23 Grad rund 3 bis 4 Grad
über der Norm liegt (was nach diesem Oktober auch nicht gerade
verwunderlich ist).

http://128.160.23.54/products/OFA/mswcofa.gif
http://www.fnmoc.navy.mil/products/OTIS ... nomaly.gif

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Andreas -Winterthur-
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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Auch der neue LM Lauf von 12Z bestätigt in etwa die Entwicklung. Vor allem die Balearen und insbesondere Ibiza scheinen gem. LM von etwa Samstagaben bis in den Sonntagvormittag hinein im Sturmfeld zu liegen.
Extrem immer noch die Temperaturverteilung: z.B. Sonntag 00Z Spanien Madrid etwa -5°C und Südsardinien +15°C (auf 850hpa)!

Schaun wer mal...
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Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Hier habe ich eine gute Webcam von Palma de Mallorca gefunden. Auf dem Bildern sieht man schön wie es stürmt! Man beachte vor allem die Palmen an der Strasse und die Schiffe im Hintergrund.
http://mallorca.viapolis.com/aplic/vi_w ... s/Mallorca
Gruss kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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Andreas -Winterthur-
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Mallorca: interessantes Unwetterupdate!

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Hallo

Hier ein Unwetter-Update vom deutschen Inselradio http://www.inselradio.com

>> Mallorca News vom 12.11.2001

>> Die Bilanz nach den Unwettern des Wochenendes
Nach dem Unwetter des vergangenen Wochenendes zieht Mallorca Bilanz: Ein Toter sowie zwei Schwerverletzte, 175.000 Menschen ohne Strom, teilweise mussten sie 20 Stunden ohne Licht auskommen. Zudem waren 65 Prozent der Strassen fuer einige Zeit gesperrt aufgrund von umgestuerzten Baeumen oder weggespuelten Mauern. Windstaerken von bis zu 151 km/h fegten bei Capdepera ueber die Insel. Am staerksten betroffen war die Region um Pollenca. Cala San Vicente war von jeglicher Kommunikation abgeschnitten. Nicht nur, dass der gesamte Sand vom Strand geweht wurde, auch einige Boote wurden weggerissen und bis an den Paseo Marítimo gespuelt. Die Meeresstrasse von Port de Pollenca nach Alcudia wurde zum Teil voellig verwuestet. Der Niederschlagsrekord wurde jedoch im Tal von Soller gemessen: 250 Liter pro Quadratmeter fielen dort in weniger als 48 Stunden. Das ist die hoechste Menge seit Beginn der Messungen vor 50 Jahren. Viele Inselbewohner sind heute immer noch ohne Strom. Mitarbeiter der Gesa versuchen zwar zur Stunde, die Schaeden zu beheben, die Stromgesellschaft kann jedoch keine Auskunft darueber geben, wie lange die Reperaturarbeiten in Anspruch nehmen werden.
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Dani (Niederurnen)
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Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Nun, wie wirds mit dem Tief weitergehen das sich ja nun in Richtung Italien bewegt?? Der Rubli sprach heute im Fernsehen von frischer Kaltluft die das Tief erneut nähren würde.
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland


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Andreas -Winterthur-
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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Der neue Kaltluftausbruch auf Mittwoch scheint tatsächlich ähnlich zu verlaufen wie gehabt. D.h. es wird wiederum ein neues kräftiges Tief über dem westlichen Mittelmeer simuliert. Allerdings alles ein bisschen weniger intensiv als die Lage vom letzten Freitag-Sonntag. Die Abspaltung aus der Höhenströmung scheint schneller zu passieren als gehabt, und dieses Höhentief greift auch nicht so weit südwestlich aus, sodass wahrscheinlich weniger warme Luft auf dessen Vorderseite angezapft wird und dementsprechend die Vertiefung nicht so stark ist. Der Druckgradient am Boden ist aber erneut recht interessant. Diesmal weitet sich die kräftige Hochdruckzelle auch wesentlich schneller gegen Süden aus, sodass ein enormer Gradient zu Stande zu kommen scheint. Sieht im Moment nach sturmartigen Mistral resp. Levante über Südfrankreich und Südspanien und insbesondere erneut über den Balearen aus. Im Seewetterbericht vom DWD wird denn auch wieder vor "Orkanböen" in der Region gewarnt! Auch die Niederschlagsmengen sehen beachtlich aus (auch hier vor allem wieder Balearen, z.B. NOGAPS 12Z von heute 12.11.01) Ich hoffe nur, dass diesmal Algerien besser weg kommt...

Andreas
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Andreas -Winterthur-
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Extreme Entwicklung über dem westlichen Mittelmeer

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Hier noch ein Nachtrag zu den Unwettern vom Wochenende: auf dem Site von Meteo-France gibt es eine Extra-Seite zu Algerien, mit einer guten Sat-Bild Animation:

http://www.meteo.fr/meteonet/actu/eve.htm

P.S. In der Modell-Prognose für Perpignan werden am Mittwochmorgen immerhin 120 km/h Spitzenböen prognostiziert!
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Andreas -Winterthur-
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Unwetterupdate Mallorca: Dienstag, 13.11.01

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Für die, welche es interessiert, nochmals neuste Meldungen zu den Balearen, wo die Schäden offenbar in die Milliardenhöhe gehen. Durch die aktuellen Er-eignisse sickert davon nur noch wenig in unsere Medien...

>> Mallorca News vom 13.11.2001
>> Millionenverluste an den Küsten
Die balearischen Küsten sind von dem Orkan des Wochenendes schwer beschädigt worden. Nach Ansicht des Küstenamtes gehen die Schäden an Stränden und Häfen in Milliardenhöhe. Am schwersten betroffen sind die Nordküste Mallorcas und der Südteil von Ibiza und Formentera. Dort sind durch den rund 150km starken Sturm mehrere Strände verschwunden. Das Küstenamt erstellt zur Zeit eine Schadensliste auf, die dem spanischen Ministerrat am Freitag vorgelegt werden soll.


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>> Zweites Todesopfer
Das Unwetter vom Wochenende hat auf Mallorca ein zweites Todesopfer gefordert. Ein Gemeindeangestellter von Calvià ist seinen schweren Verletzungen erlegen, die er sich bei Aufräumarbeiten in Santa Ponsa zugezogen hatte. Am Sonntag hatte eine Gemeindebrigade dort umgestürzte Bäume entfernt. Dabei hatte sich ein Stamm von einem Kran gelöst und den Mann unter sich begraben. Wie es zu dem Unfall kommen konnte ist noch unklar. Der Mann hinterlässt eine Frau und eine zweijährige Tochter.



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>> Schaden in der Landwirtschaft
Durch den Orkan hat die balearische Landwirtschaft Schaden in Milliardenhöhe erlitten. Davon gehen die Bauernverbände Asaja-Balears und Unió de Pagesos nach ersten Schätzungen aus. Im Landesinnern von Mallorca brachen hunderttausende von Quadratmetern der Plastikwinter-gärten zusammen. Auch ein grosser Teil der Obstbäume fiel dem Sturm zum Opfer. Nach ersten Schätzungen gingen rund 20% der Apfelsinenernte und die Hälfte der Olivenernte verloren. Noch keine Aufstellungen gibt es über die Verluste in der Gemüseernte.




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>> Katastrophengebiet Mallorca
Die Balearenkoalition will die spanische Regierung auffordern, die Inseln zum Katastrophengebiet zu erklären. Das hat der Regierungsrat jetzt nach einer ausserordentlichen Sitzung entschieden. Begründet wird die Entscheidung mit den wirtschaftlichen Schäden, die die Inseln bei dem Unwetter vom Wochenende erlitten haben. Für deren Beseitigung soll die spanische Regierung finanzielle Unterstützung bereitstellen. Für Privatpersonen will die Balearenregierung Möglichkeiten bereitstellen, damit diese den erlittenen Schaden bei den Behörden angeben können. So sollen sie in den Genuss von möglichen Ausgleichszahlungen kommen können. Eine endgültige Auflistung der Sturmschäden war bisher noch nicht möglich.



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>> Stausseen voller
Nach dem Unwetter sind Mallorcas Stauseen jetzt zu mehr als einem Drittel gefüllt. Das hat Palmas Wasser-gesell-schaft Emaya bekanntgegeben. Am Cúber und Gorg Blau gingen am Wochenende rund 230 Liter Wasser pro Quadratmeter nieder. In der vergangenen Woche waren beide Stauseen nur zu knapp 8% gefüllt gewesen.
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