Werbung

Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Antworten
Matt (8800 Thalwil)
Beiträge: 469
Registriert: Mo 10. Aug 2015, 15:11
Hat sich bedankt: 367 Mal
Danksagung erhalten: 1138 Mal

Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Matt (8800 Thalwil) »

Guten Tag

Die Dynamik des Wetters hat sich deutlich abgeschwächt. Dennoch kann man ein paar interessante Phänomene in den Modelldaten finden. Aktuell sticht hier die Inversion hervor. Im Querschnitt finden sich gleich drei Versionen davon:

- Absinkinversion (Subsidenz)
- Aufgleitinversion (durch Warmfront oder im Lee eines Gebirges)
- Strahlungsinversion (nächtlicher Kaltluftsee)

Details gibt's hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Inversionswetterlage

Legende: vertikaler Temperaturgradien (Farbe) | pot. Temp. (Linien) | vertikale Windgeschwindigkeit (nur Peaks)

Bild

Und hier nochmals dasselbe für die Luftfeuchtigkeit:

Bild

Fast hätte ich den vierten Typ Inversion vergessen - Die Tropopause. Hier im Querschnitt über Bern/Sion:

Bild

Gruess, Matt

Benutzeravatar
Federwolke
Moderator
Beiträge: 8740
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 23:47
Geschlecht: weiblich
Wohnort: 3074 Muri bei Bern
Hat sich bedankt: 1632 Mal
Danksagung erhalten: 7637 Mal
Kontaktdaten:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Federwolke »

In La Brévine bereits kurz nach 18 UTC schön kuschelig mit -15 °C, gibt sicher interessante Werte morgen früh.


Benutzeravatar
Haene
Beiträge: 384
Registriert: Sa 8. Aug 2009, 16:51
Hat sich bedankt: 1011 Mal
Danksagung erhalten: 956 Mal

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Haene »

Sali zäme

Danke Matt, für die schönen Querschnitte. Hier die Bilder dazu. Passt zwischen die 2 Querschnitte in der Mitte ‚Cross Section Alps | 8.6° E‘, etwa auf der Höhe Schwyz. Das erste Bild zeigt die Sicht oberhalb Küssnacht am Rigi Richtung Pilatus und ist etwa bei 8.4° E um viertel nach 3 Nachmittags.

Bild


Das zweite Bild zeigt eine intensive Nebensonne. Das um viertel vor 4 Nachmittag.

Bild


Liebe Grüsse vom Hans-Jörg
Häne, Küssnacht am Rigi, 453 m.ü.M.

Benutzeravatar
Stephan
Beiträge: 127
Registriert: Do 20. Jun 2002, 15:01
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8053 Zürich
Hat sich bedankt: 80 Mal
Danksagung erhalten: 183 Mal
Kontaktdaten:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Stephan »

Federwolke hat geschrieben: Di 15. Jan 2019, 19:46 In La Brévine bereits kurz nach 18 UTC schön kuschelig mit -15 °C, gibt sicher interessante Werte morgen früh.
Gegenüber 18 UTC wurde es in La Brévine noch fast 6 Grad interessanter...

Bild

Einen Tucken weniger kalt wurde es in der neu erstellten Station beim Hochmoor von La Chaux-d'Abel im Berner Jura. Den tiefsten Wert gab es in Hintergräppelen im Obertoggenburg mit -24.0 °C. Sehr markant hier der Temperaturanstieg am 16. morgens: über 15 Grad in 30 Minuten...

Benutzeravatar
Federwolke
Moderator
Beiträge: 8740
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 23:47
Geschlecht: weiblich
Wohnort: 3074 Muri bei Bern
Hat sich bedankt: 1632 Mal
Danksagung erhalten: 7637 Mal
Kontaktdaten:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Federwolke »

Hoi Stephan

Noch interessanter finde ich, dass die Kurve von La Brévine viel unruhiger verläuft als an deinen beiden Stationen. Was könnte der Grund dafür sein?

Benutzeravatar
Uwe/Eschlikon
Beiträge: 3064
Registriert: Mi 4. Jun 2003, 14:35
Wohnort: 8360 Eschlikon/TG
Danksagung erhalten: 334 Mal
Kontaktdaten:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Bei uns war es gestern Abend auch im Minus, heute früh trotz praktisch wolkenlosem Himmel aber fast +6°C, kein Wunder bei dem zügigen SW-Wind :warm:

Benutzeravatar
Stephan
Beiträge: 127
Registriert: Do 20. Jun 2002, 15:01
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8053 Zürich
Hat sich bedankt: 80 Mal
Danksagung erhalten: 183 Mal
Kontaktdaten:

Re: Zwischenhoch 15.-16.01.2019

Beitrag von Stephan »

Federwolke hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 10:08 Hoi Stephan

Noch interessanter finde ich, dass die Kurve von La Brévine viel unruhiger verläuft als an deinen beiden Stationen. Was könnte der Grund dafür sein?
Das ist mir auch aufgefallen. La Brévine kommt nie wirklich zur Ruhe, der Kaltluftkörper wird permanent gestört.

In Hintergräppelen sowie La Chaux-d'Abel gibt's nur Temperatur- und Feuchtedaten, in La Brévine gibt es an der abgesetzten und 10 m höher liegendend Hauptstation zusätzlich Windinformationen. Beim Sensor in Hintergräppelen macht sich bei der Feuchte eine gewisse zeitliche Drift bemerkbar: Absolute Werte mit viel Vorsicht zu geniessen, der Verlauf ist aber brauchbar. Insgesamt ist die Datengrundlage nicht optimal um definitive Schlüsse zu ziehen, stichwortartig nur folgende Punkte:

- Der Wind bleibt an der Hauptstation von La Brévine die ganze Nacht über schwach (Mittelwind und Böen <5 km/h. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass dies weiter unten in der Senke anders gewesen sein sollte.

- Interessant ist der Verlauf der Feuchte an der Haupt- und der Nebenstation von La Brévine. Unten in der Senke klebt sie bis in die zweite Nachthälfte bei 100 % (mit kurzen, kleinen Ausnahmen), während sie an der höher gelegenen Hauptstation nach 18 UTC bis um 6 UTC von 100 % auf unter 90 % sinkt: Weiter oben findet also eine leichte Abtrocknung statt. In La Chaux-d'Abel fluktuiert die Feuchte um 100 % - an beiden Orten hat es somit Nebel gehabt. Die Feuchte ist in Hintergräppelen tiefer (Interpretationsvorbehalt wegen der oben erwähnten Sensordrift), fluktuiert aber kaum und sinkt über den Verlauf der Nacht nur wenige Prozent.

- Vergleicht man die Fluktuationen im Temperaturverlauf an den drei Stationen La Brévine, La Chaux-d'Abel und Hintergräppelen, dann sind diese bzgl. Amplitude in La Brévine am stärksten (z.T. 2 - 4 K), in La Chaux-d'Abel weisen sie bzgl. Amplitude und Frequenz eine recht schöne Regelmässigkeit auf (20 - 30 Minuten, ca. 1 K), in Hintergräppelen ist der Verlauf am ruhigsten (kleinere Störungen aber auch hier).

Eine Spekulation: Der Kaltluftkörper in einer Senke ist mehr (Hintergräppelen) oder weniger (La Chaux-d'Abel und insb. La Brévine) in Ruhe. Oft schwappen der Kaltluftkörper hin- und her (Stichwort: Seiches --> https://de.wikipedia.org/wiki/Seiche). An diesem Beispiel lässt sich das ganz gut sehen:

https://www.instagram.com/p/BWPzpCJFxco/

Es könnte sein, dass dieses Phänomen auch im vorliegenden Fall zum Tragen kommt. La Brévine ist der volumenmässig grösste Kaltluftsee mit über 900 Mio m3 Volumen, gefolgt von La Chaux-d'Abel mit 30 Mio m3 , Hintergräppelen ist der kleinste (2 Mio m3). Ein kleiner Kaltluftkörper ist einfacher zu beruhigen, kann aber auch einfach gestört werden.

Klickt man sich unter https://labrevine.roundshot.com/ durch die nächtlichen Bilder, dann sieht man an den Strassenlaternen, wie die Sichtweite wegen wabernden Nebels mal stärker reduziert und mal besser ist - ein Hinweis darauf, dass an der Seiches Theorie was dran sein könnte. Schlussendlich bleibt es aber eine Spekulation, welche sich mangels zusätzlicher Daten nicht erhärten lässt...
Zuletzt geändert von Stephan am Do 17. Jan 2019, 13:51, insgesamt 2-mal geändert.

Antworten