Guten Tag
Ich habe die ICON-EU Modellprognosen und Messwerte für Niederschlag von SA 06Z bis DI 06Z (72 h) verglichen.
Es ist dies eine Unternehmung mit Tücken. Es gelten folgende Einschränkungen zu beachten:
- ICON-EU (Auflösung 0.0625 °) ist eigentlich nicht für Punktprognosen in komplexen Terrain gedacht
- Niederschlagsmessung im Gebirge ist eine diffizile Sache (Verwehungen, Heizung, etc.)
- Qualitätsprüfung der Messwerte ist mit den verfügbaren Daten nur bedingt möglich
- Räumliche Interpolation von Punktdaten in eine Wissenschaft für sich
Fazit:
- Summa summarum überschätzten die Modellprognosen die Niederschläge (besonders Westschweiz, Südwallis, Nordbünden)
- Lokal sind die Abweichungen gross (wie erwartet), zurückzuführen auf die krude Modelltopografie
1. Modelltopographie
Die horizontale Auflösung des Modells führt zu einem vereinfachten Höhenmodell der Schweiz. Nur breite Täler (Wallis) werden annäherend korrekt abgebildet.
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Werden die Koordinaten der SwissMetNet Stationen auf das Gitter des Models abgebildet, ergeben sich teils grosse Abweichungen. Grundsätzlich werden die Gipfellagen vom Modell unterschätzt (Pilatus PIL, Säntis SAE). Die allermeisten Stationen in den Alpen liegen im Modell zu hoch (blau eingefärbt).
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Modelldaten
Der Output vom Modell sah folgendermassen aus: Grösste Summen vom Aletschgebiet über die zentralen Alpen ins Glarnerland Prättigau mit teils über 150 mm.
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Modelldaten: Punktwerte an den SwissMetNet Stationen
Um die flächigen Modelldaten mit den Punktmessungen des SwissMetNet zu vergleichen, habe ich für jede Station den nächstgelegenen Modellwert "herausgestanzt". Dadurch werden die Spitzenwerte etwas reduziert.
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Messwerte
Die Messwerte sind räumlich interpoliert. Idealerweise müsste man die Höhe über Meer in die Rechnung einbeziehen, um den vertikalen Gradienten des Niederschlags Rechnung zu tragen. Ein ganze Reihe von Stationen mit fehlenden Messungen habe ich aussortiert. Ausserdem solche mit offensichtlichen Fehlern (z. B. Valbella). In der Karte sind diese mit "X" gekennzeichnet. Wie oben geschrieben, habe ich keine eigentliche Qualitätsprüfung (Vergleich mit Radar/Schneehöhen/Nachbarstationen) durchgeführt. Ein Blick auf die Karte zeigt weitere mögliche Kandidaten (z. B. Göscheneralp GOA und St. Antönien SAN)
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Vergleich
Der Vergleich Beobachtung - Modell zeigt grosse Abweichungen. Mal abgesehen von den kleinräumigen Differenzen (Gipfellagen und Bergtäler) zeigt sich, dass das Modell die Niederschläge im Nordosten leicht unterschätzte (gelb bis rote Farbtöne). Ansonsten wurde der Niederschlag vom Modell z.T. deutlich überschätzt: Besonders im Südwallis, Jura, westlichen Mitteland, Appenzell, Nordbünden, Prättigau, Unterengadin. Diese grossräumigen Abweichungen sind nun nicht (nur) der Modelltopographie geschuldet, sondern "echte" Fehlprognosen.
Im Grossen und Ganzen wurde die Grosswetterlage im Alpenraum nach meinem Wissen von den Modellen jedoch frühzeitig und recht gut erfasst.
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Gruess, Matt