Thomas Jordi (ZH) hat geschrieben:Hoi Silas,
was passt Dir an stürmischer Wind nicht? Draussen stürmt's, deshalb steht stürmischer Wind.
Gewarnt wurde übrigens in Gipfellagen vor bis zu 180 bis 200 km/h, steht in der Warnung.
Nun ja... stürmischer Wind ist per Definition Beaufortskala der Bereich von 62-74 km/h
Mittelwind. Wenn man die maximalen Mittelwind-Werte im Flachland von heute anschaut, wurde streng wissenschaftlich korrekt formuliert. Ob der Durchschnitts-Wetterberichtkonsument das auch richtig verstanden hat, ist hingegen fraglich. Ich strahle ja jedes Mal wie ein Himmugüegeli, wenn bei solchen Lagen nicht gleich vom "Orkan" geschwafelt wird, also darf ich hier nicht motzen. Mangels Kenntnis des ganzen fraglichen Textes merke ich hier nur an, dass man in solchen Situationen korrekt von "verbreitet schweren Sturmböen bis Orkanböen" in den Niederungen warnen müsste. Was der Laie wiederum auch nicht versteht, weshalb ich lieber die konkreten km/h-Angaben der Böenspitzen angebe, wenn's wie heute wirklich mal brenzlig wird. Dass meine fürs Flachland "verbreitet 80 km/h" (korrekt) bis "120 km/h in exponierten Lagen möglich" für manchen Ort zu niedrig angesetzt waren: geschenkt! Wichtig war, dass man deutlich vor den Gefahren gewarnt hat. Ob die Dachziegel von einer 120er oder 150er Böe davongetragen wurden, ist dem geschädigten Hausbesitzer schlussendlich egal... Seien wir froh, dass in unserem Land stabil gebaut wird, sonst sähe es heute vielerorts anders aus. Dass der Sturm nach aktuellem Stand im ganzen Land keine Toten und "nur" zwei Verletzte gefordert hat, ist meiner Meinung nach auf die gute Warnarbeit der Wetterdienste zurückzuführen. Offenbar hat man die gestern Abend und heute Morgen durch die Medien verbreiteten Verhaltensempfehlungen weitgehend beherzigt. Bei einem flächigen Sturm im Winter ist das offensichtlich einfacher als bei schweren Gewittern im Sommer.
Die meisten Mesomodelle auch heute Morgen noch zu konservativ (meist 70-90 er Böen, lokal 100-110 im Flachland). AROME hat mich einmal mehr am meisten überzeugt, auch wenn ich mancherorts von der Trefferquote überrascht wurde, hatte ich doch eher erwartet dass das Modell ein wenig übertreibt (daher auch meine etwas zurückhaltende Prognose verglichen mit dem, was schlussendlich eingetroffen ist).
Edit: Hier noch die Liste mit jenen Stationen in bewohntem Gebiet, die meine Erwartungen deutlich übertroffen haben:
151 Wädenswil
145 Zermatt
139 Bad Ragaz
138 Schüpfheim
135 Brienz
131 Gösgen
Edit 2: Muss noch nachschieben (für alle, welche sich die Beschreibung und die Bilder im Wetterstations-Atlas noch nicht zu Gemüte geführt haben
), dass der Windmesser von Wädenswil am Hang oberhalb des Städtchens auf dem Flachdach von Agroscope angebracht ist. Ähnlich gelagert sind auch die Windmesser vom Zürichberg (ehem. SMA) und Luzern. Grundsätzlich sind alle Stationen im Flachland, welche heute 110 km/h überboten haben, exponiert (in der freien Ebene, auf Hügeln oder auf Masten, die deutlich über der WMO-Norm von 10 m über Boden messen). Bei den Talstationen in den Alpen spielen Kanalisationseffekte eine Rolle, was gerne mal unterschätzt wird und natürlich kein Modell richtig abbilden kann (soll aber keine Ausrede sein).