André,Schwyz hat geschrieben:Was ich nicht verstehen kann ist, dass die Messtation auf der Glattalp nicht als Offiziell angesehen wird.
Der Begriff „offiziell“ bedeutet gemäss Duden (
https://www.duden.de/rechtschreibung/offiziell) folgendes:
1a. in amtlichem Auftrag; dienstlich
1b. von einer Behörde, einer Dienststelle ausgehend, bestätigt [und daher glaubwürdig]; amtlich
2. förmlich
Es gibt zwei Messstationen auf der Glattalp: eine wird seit Mitte der 70er Jahre vom Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz (heute EBS Energie AG) betrieben, 1996 hat Meteomedia (bzw. heute die MeteoGroup) am praktisch gleichen Standort eine Station aufgestellt. Mehr dazu im übrigen unter
https://kaltluftseen.ch/glattalp/. Hier ein Bild:
Die EBS misst im kleinen Hüttchen (Wandaufstellung), MeteoGroup auf dem Mast.
Offiziell ist gemäss obiger Definition weder die eine noch die andere Station. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: das sagt a priori noch nichts über die Güte einer Messung aus.
Wichtig ist, dass eine Messung möglichst nachvollziehbar ist, besonders wenn es um klimatologische Auswertungen (inklusive der Extremwerte). Dazu gehören Metadaten (Standort, Messhöhe, Instrument) aber auch erweiterte Informationen wie Instrumentenwechsel, Kalibrierungen/Justierungen, Beobachterwechsel, Unterhaltsmassnahmen (Reinigung, Grasschnitt, ...) etc. Im zeitlichen Verlauf ergibt sich dann eine Stationsgeschichte, welche die Grundlage für die Interpretation von Messreihen ist. Der DWD (
https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/cdc/cdc_node.html) und MeteoFrance (
https://donneespubliques.meteofrance.fr/) stellen solche Informationen öffentlich zur Verfügung. An der MeteoSchweiz gibt es diese Stationsgeschichte natürlich auch und sie wird zur Zeit gerade dahingehend erweitert, dass laufend anfallende Informationen von Interventionen, Unterhaltsmassnahmen etc. aus verschiedenen Quellen automatisch aufdatiert werden.
Auf der Ebene von Stationen und Messnetzen gibt es mittlerweile auch Ansätze für eine Zertifizierung. Dabei wird die Tauglichkeit von Stationen für einen bestimmten Einsatzzweck überprüft (z.B.
http://www.meteoswiss.admin.ch/content/ ... es_web.pdf oder
https://www.wmo.int/pages/prog/www/IMOP ... _final.pdf).
Eine solche Zertifizierung sagt noch nichts über die Güte eines bestimmten Messwertes aus: hier sind weitergehende Betrachtungen notwendig. Im Fall des Hitzesommers 2003 wurde das recht ausführlich am Beispiel des Rekordwertes von Grono durchexerziert (
http://www.meteoschweiz.admin.ch/conten ... /ab212.pdf).
Prozesse, um bestimmte Werte von Stationen ausserhalb des eigenen Messnetzes speziell zu anerkennen sind mir bei keinem Wetterdienst bekannt (Korrektur/Anmerkungen selbstverständlich willkommen). Auf der Ebene der WMO hat die Commission for Climatology einen „Rapporteur of Climate Extremes“ benannt sowie den Aufbau eines weltweiten Archivs zur Verifikation, Zertifizierung und Speicherung weltweiter Wetterextreme initiiert. Dieses ist an der Arizona State University angesiedelt, mehr Infos gibt es unter
https://wmo.asu.edu/. Ein Beispiel ist das Assessment des früheren Temperatur-Weltrekordes von 58 °C in El Azizia/Lybien, welcher anschliessend ausser Kraft gesetzt wurde (
http://journals.ametsoc.org/doi/pdf/10. ... 12-00093.1)