Vier kalte Tage für die Winterstatistik - und dann?
Interessantes spielt sich derzeit in der Nordhemisphäre ab:
Zu Beginn ist der Polarwirbelsplit und die Zonalwindumkehr sehr gut zu erkennen. Der kanadische Kältepool würde bei normalen Verhältnissen durch die Westdrift auf den Atlantik geschoben. Dort sitzt aber das durch die Stratosphärenerwärmung induzierte Hoch, also weicht die Kaltluft nach Norden aus und zieht über den Nordpol, um sich später mit dem Sibirischen Kaltluftkörper zu vereinen. Dieser wiederum hat starken Drang nach Westen, ein Teil spaltet sich ab und zieht in den nächsten drei Tagen über Europa hinweg auf den Atlantik. Und was passiert, wenn kalte Luft aus Osten auf den Atlantik zieht? Genau dasselbe, wie wenn sie aus Westen auf den Atlantik ziehen würde: Die grossen Temperaturunterschiede generieren starke Tiefdruckgebiete. Und schwupps... stellt sich die Kaltluft selbst ein Bein. Das blockierende Nordatlantikhoch geht mit wehenden Fahnen unter und die Westwindzirkulation kommt wieder in Gang. Das erkennt man gegen Schluss der Animation: Der Polarwirbel ist wieder kugelrund und vom Westwind gesteuert. Diese Wandlung erkennt man auch sehr gut auf der Jetstream-Karte:
Am Montag erreicht die Meridionalität ihren Höhepunkt. Der Jetstream mäandert extrem, wird vom Nordatlantik fast bis zum Nordpol hinauf gezwungen, dreht dort um das Hoch herum und zieht über Skandinavien südwestwärts zu den Britischen Inseln, um über dem Mittelmeer wieder in geordnete Bahnen zu finden und sich nach Russland zu vertschüssen. In den nächsten drei Tagen ist das Schicksal dieses extrem zerfledderten Jetstreams weit im Norden besiegelt: er löst sich nahezu vollständig auf. Was zur Folge hat, dass der (südlicher gelegene) Subtropenjet die Führung übernimmt:
Lange war nicht klar, ob es sich bei dem SSW um ein normales Major Warming oder ein frühes Final Warming handelt. Nun gehen die Modelle davon aus, dass sich die Verhältnisse in 10 hPa (=30 km Höhe) in den nächsten Tagen normalisieren:
Quelle:
http://www.atmos.albany.edu/student/hat ... altime.php
Dadurch erholt sich die Westdrift über dem Atlantik, die Tiefs ziehen aber auf sehr südlicher Bahn in Richtung Europa. Und damit geht der Kampf zwischen Kaltluft im Norden und Warmluft im Süden erst richtig los: So lange die Tiefs vor den Küsten Westeuropas verharren, geraten wir in eine sehr milde Südströmung. Der Kaltluftkörper über Nordeuropa wird dadurch jedoch nicht verdrängt und lauert, bis sich so ein Tief den Weg über Mitteleuropa hinweg nach Osten bahnt. Dann kann die Kaltluft auf der Rückseite rasch nach Süden plumpsen. Sieht nach einem sehr spannenden März aus. Es bleiben noch drei Tage bis zur Monatsprognose - mal sehen ob wir bis dahin schlauer sind...