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Starkniederschläge und Sturm 20.-22.01.2018

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Matt (8800 Thalwil)
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Starkniederschläge und Sturm 20.-22.01.2018

Beitrag von Matt (8800 Thalwil) »

Guten Tag allerseits

Auf die kommende niederschlagsreiche Wetterphase wurde schon hier und sonstwo verwiesen. Gleich vorneweg: viele Details sind noch unklar, besonders der Verlauf der Schneefallgrenze. Die Lage birgt aus heutiger Sicht ein mittleres Unwetterpotenzial (Überschwemmungen, Lawinen, Verkehr).

An der Grosswetterlage ändert sich auf den ersten Blick nicht allzu viel. Die Höhenströmung verbleibt recht kräftig aus Sektor. Während der nächsten Tage gelangt jedoch über dem Atlantik eine sehr milde und demnach energiereiche Luftmasse in die Zirkulation (siehe Grafik 1). Diese wird am SO und MO über die etwas kühlere Luft über Kontinentaleuropa geschoben (Grafik 3 + 4). Daraus resultieren über dem Alpenraum ergiebige Niederschläge bei variabler Schneefallgrenze. Während dieser Phase fällt ein Grossteil des Niederschlags.

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1. Ausfällbares Wasser in der Atmosphäre in mm am Freitag um 10Z. Quelle: http://tropic.ssec.wisc.edu/

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2. Jetstream SO 12Z

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3. Luftmasse SO 12

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4. Luftmasse SO 12 - Ausschnitt Mitteleuropa

Auffällig ist sicherlich der hohe Energiegehalt der advektierten Luftmasse. Hinter der Warmfront steigen die 850-hPa-Temperaturen auf 5 bis 8 °C. Die Unsicherheiten sind insgesamt weiterhin recht gross. Am Samstag zieht beispielsweise eine kleinräumiges Tief unter Abschwächung von Frankreich nach Osten. Es könnte für einen kurzen Föhnstoss und danach für auffrischenden Südwestwind sorgen. Ob es die niedertroposphärische Kaltluft bereits im Vorfeld der Warmfront komplett auszuräumen vermag, ist unklar. Die Schneefallgrenze am Sonntag hängt dazu stark von der Intenstität und dem Wind ab. Solange es intensiv schneit/regnet vermag der Wind nicht bis zum Boden durchzumischen. Sobald die Intensität etwas nachlässt kann es innert Minuten von Schnee zu Regen wechseln. Im Osten und windgeschützten Alpentälern schneit es tendenziell noch länger.

Die Lawinengefahr dürfte deutlich zunehmen durch die grosse Schneemengen, Windverfrachtung und Tauwetter bis mittlere Lagen. Ausserdem werden die Flusspegel durch Regen und Schneeschmelze ansteigen.

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Gruess, Matt
Zuletzt geändert von Federwolke am So 21. Jan 2018, 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel um Sturm ergänzt

Christian Schlieren
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Christian Schlieren »

Hoi zäme

Ja das könnte wirklich noch eine brisante Lage werden :!:
Diverse Modelle Rechnen mit um die 200mm am Alpenhauptkamm in den nächsten 72/h lokal Modelle teils auch deutlich mehr.
Aber auch im Mittelland werden Flächig 50-100mm gerechnet das ist ziemlich viel für die bereits durchnässten Böden :schirm:
In den Bergen dürfte sich die Lawinen Gefahr deutlich verschärfen, würde mich nicht wundern wen es Regional sogar wieder eine 5 gibt und einige Regionen von der Außenwelt abgeschnitten werden.

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GFS für die nächsten 72h :shock:

Grüsse
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M


Staublaui99
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Staublaui99 »

moinz, über nacht 27cm neu auf 688müm um 50cm gesamt!23cm von gest. 20.00uhr bis 02.00uhr!in der nacht während des starckschneefalls div mittlere spontane Staublawinen abgänge gehört.gest. 40l tagesniederschlag ;) total seit beginn dienstag 16.1- 20.1morgens 7.00uhr =110,8L spannender tag allerseits :-D

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Federwolke
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Federwolke »

Leider fehlt mir für einen sauber aufbereiteten Sturmvorschau-Blog die Zeit, daher hier kurz ein paar Ergänzungen zur laufenden Unwetterwarnung:

Heute Abend haben wir die im Winter seltene Situation, dass sich in mittleren Höhen Warmluft unter die nur langsam nach Osten abziehende Höhenkaltluft schiebt:

Bild

Die dadurch entstehende Labilität würde im Sommer nette Warmlufteinschubgewitter hervorbringen, heute reicht es immerhin für kräftige Niederschläge. Da der Wind in 3000 m aus West-Nordwest kommt, staut es sich am Alpenkamm so richtig schön ein. So fallen innerhalb von ca. 18 Stunden bis Sonntagmorgen in den Hochlagen 50 bis 80 cm Schnee, der stürmische Wind tut sein Übriges dazu. Auf die Lawinengefahrenstufe morgen bin ich ja bereits gespannt...

Der 850-hPa-Wind lässt ein moderates Sturmereignis erwarten, doch immerhin zieht ein Randtief mit knapp 1000 hPa über Süddeutschland hinweg. Durch die oben erwähnte Labilität kann es ordentliche Böen runtermischen. Verglichen mit den letzten Stürmen kein Drama, aber 90 km/h oder etwas darüber dürften die exponiert stehenden Mitelland-Stationen auch diesmal wieder verzeichnen. Erwähnenswert ist auch der kurze, aber kräftige Föhnstoss in den frühen Abendstunden vor allem im Bereich Sarganserland/Appenzell.

Da der meiste Niederschlag von heute Nacht bis etwa 800 m (ausgenommen im Westen, dort etwa 1200 m) als Schnee liegenbleibt, wird es in den nächsten Tagen spannend. In der Nacht zum Montag soll mit noch intensiveren Niederschlägen die Schneefallgrenze teilweise bis über 1500 m ansteigen, da wird also in kurzer Zeit mit der zusätzlichen Schneeschmelze der mittleren Lagen ordentlich viel Wasser in den Abfluss gelangen. Ob die Modelle das so im Detail richtig erkennen, wage ich aus Erfahrung in Frage zu stellen.

Und noch ein Blick in die Glaskugel: Das für Ende Monat gestern in Aussicht gestellte Hoch Mitteleuropa steht nach dem heutigen 00z-Lauf von EZ auf wackligen Füssen. Eine Weiterführung der Westlage würde mich nicht erstaunen. Piss happens... :-X
Zuletzt geändert von Federwolke am Sa 20. Jan 2018, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.

Chicken3gg
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Chicken3gg »

Staublaui99 hat geschrieben:moinz, über nacht 27cm neu auf 688müm um 50cm gesamt!23cm von gest. 20.00uhr bis 02.00uhr!in der nacht während des starckschneefalls div mittlere spontane Staublawinen abgänge gehört.gest. 40l tagesniederschlag ;) total seit beginn dienstag 16.1- 20.1morgens 7.00uhr =110,8L spannender tag allerseits :-D
ich glaub ich weiss, wo ich mal hinziehen werde :lol:
Krass wie viel Schnee es jeweils bei dir hat, trotz eher niedrigen Höhenlage :-D

Würd mich übrigens nicht wundern, wenn bei den heutigen Starkniederschlägen in der Region Basel bis morgen Abend nur ca. 1mm zusammenkommt ;)
Basel ist ja aber diesen Januar schon ganze 66% über dem Monatssoll, also verkraftbar :)
Zuletzt geändert von Chicken3gg am Sa 20. Jan 2018, 12:16, insgesamt 1-mal geändert.

Matt (8800 Thalwil)
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Matt (8800 Thalwil) »

Die Modelle zeigen weiterhin grosse Niederschlagsmengen. Dementsprechnend ergeben sich gemäss Abflussprognosen des BAFU grosse Abflüsse in Gewässern im Norden und Osten des Landes. Einzelne COSMO-E Member prognostizieren im Aare-Unterlauf und Rhein Abflüsse im Bereich der Gefahrenstufe 4. Aufgrund der Unsicherheiten (NS-Menge, Schneefallgrenze, Schneeschmelze) sind die Prognosen mit Vorsicht zu geniessen.

https://www.sturmforum.ch/forum_uploads ... halwil.png

Gruess, Matt

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pharmazeut
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von pharmazeut »

Selbstverständlich zieht der Westwind wieder an.
Selbstverständlich ist es januar18- gemäss wieder mal mild.
Und Selbstverstädlich regnet es wieder mal auf über 1500m.

Und selbstverständlich habe ich diesen Un-Winter langsam mehr als satt!!!
:fluchen: :fluchen: :fluchen: :schirm: :schirm: :schirm:


Philippe Zimmerwald
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Philippe Zimmerwald »

20.01.2018 - La Creusaz (1777m), gemäss SLF 197 cm Schnee.

Zum Teil sind die Chalets bis zum 1. Stockwerk im Schnee. Hauseingänge, Fenster etc. sind komplett eingeschneit:
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Gruss
Philippe
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)

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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von pharmazeut »

Glückspilze...

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Rontaler
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Re: Starkniederschläge 20.-22.01.2018

Beitrag von Rontaler »

Federwolke hat geschrieben:Leider fehlt mir für einen sauber aufbereiteten Sturmvorschau-Blog die Zeit, daher hier kurz ein paar Ergänzungen zur laufenden Unwetterwarnung:

Heute Abend haben wir die im Winter seltene Situation, dass sich in mittleren Höhen Warmluft unter die nur langsam nach Osten abziehende Höhenkaltluft schiebt:

Bild

Die dadurch entstehende Labilität würde im Sommer nette Warmlufteinschubgewitter hervorbringen, heute reicht es immerhin für kräftige Niederschläge. Da der Wind in 3000 m aus West-Nordwest kommt, staut es sich am Alpenkamm so richtig schön ein. So fallen innerhalb von ca. 18 Stunden bis Sonntagmorgen in den Hochlagen 50 bis 80 cm Schnee, der stürmische Wind tut sein Übriges dazu. Auf die Lawinengefahrenstufe morgen bin ich ja bereits gespannt...

Der 850-hPa-Wind lässt ein moderates Sturmereignis erwarten, doch immerhin zieht ein Randtief mit knapp 1000 hPa über Süddeutschland hinweg. Durch die oben erwähnte Labilität kann es ordentliche Böen runtermischen. Verglichen mit den letzten Stürmen kein Drama, aber 90 km/h oder etwas darüber dürften die exponiert stehenden Mitelland-Stationen auch diesmal wieder verzeichnen. Erwähnenswert ist auch der kurze, aber kräftige Föhnstoss in den frühen Abendstunden vor allem im Bereich Sarganserland/Appenzell.

Da der meiste Niederschlag von heute Nacht bis etwa 800 m (ausgenommen im Westen, dort etwa 1200 m) als Schnee liegenbleibt, wird es in den nächsten Tagen spannend. In der Nacht zum Montag soll mit noch intensiveren Niederschlägen die Schneefallgrenze teilweise bis über 1500 m ansteigen, da wird also in kurzer Zeit mit der zusätzlichen Schneeschmelze der mittleren Lagen ordentlich viel Wasser in den Abfluss gelangen. Ob die Modelle das so im Detail richtig erkennen, wage ich aus Erfahrung in Frage zu stellen.

Und noch ein Blick in die Glaskugel: Das für Ende Monat gestern in Aussicht gestellte Hoch Mitteleuropa steht nach dem heutigen 00z-Lauf von EZ auf wackligen Füssen. Eine Weiterführung der Westlage würde mich nicht erstaunen. Piss happens... :-X
Hallo Fabienne

Dass die Niederschläge bis 800 m zumeist in fester Form herunterkommen wage ich zu bezweifeln. Hier im ZH Oberland auf 800 m nach kurzem Taucher unter Null und Schneefall mit Windeinsatz + 0.7 °C und der "Schnee" hört man auf dem Dachfenster, d. h. es sind wohl nasse Eiskörner oder sogar z. T. Regentropfen mit drin. :neinei:

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