Michael (Untersee) hat geschrieben:Wegen Unwetterschäden ist der Zugverkehr auf der Linie Kreuzlingen-Schaffhausen zwischen Steckborn und Stein am Rhein unterbrochen. Betroffen ist die S8 (St. Gallen-Schaffhausen). Wie die SBB mitteilt, verkehren Ersatzbusse. Die Dauer des Unterbruchs ist unbestimmt. Auch die S29 ist von den Folgen des Unwetters betroffen. Zwischen Winterthur und Stein am Rhein fallen die Züge aus. Auch hier setzt die SBB Ersatzbusse ein. Die Störung dauert voraussichtlich bis 13 Uhr. Quelle:
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... --13760043
Ich gehe davon aus, dass die Schäden durch den Rightmover heute Nacht verursacht wurden. Passt zur Böe mit 133 km/h auf dem Seerücken (Salen-Reutenen). Offensichtlich hat die Superzelle viele Downbursts produziert.
Ich bin soeben nach Hause gekommen und muss mal Video- und Fotomaterial, sowie Radarbilder und Bernhard's Karten checken. Sicher über hundert Fotos, inkl. heute Morgen die ersten Schadensbilder in der am Stärksten betroffene Region bei Mammern gemacht.
Mein Chasing begann auf dem Sunnebühl (Hausberg). Volltreffer (Corepunch) mit Mega-CGs und Hagel bis rd. 3,5 cm (etwas kleiner als in Winterthur Töss). Dann fuhr ich nach Baltenswil. Corepunch, Zelle 2,mit Starkniederschlag, ohne Hagel, aber Naheinschläge bis < 400 m. Danach zurück nach Brütten. Der Versuch von da direkt nach Winterthur zu gelangen misslang. Strasse wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Umweg über Neuburg nach Dättnau zu einem Bekannten. Grosser Hagelschaden in der gesamten Region Dättnau.
Danach zurück auf den Sunnebühl, Verpflegung und Vorbereitungen für ein Nachmitternachtschasing. 0 Cape in der Region; dennoch plötzlich Auslöse nördlich von Schaffhausen, während von Frankreich her eine ganze Linie in den Rheingraben über die Vogesen zog. Wegen des klaren Himmels konnte man kilometerweit nach Westen sogar die CG's sehen (in Richtung Feldberg). Interessant das Tail-End, welches bei Délemont sich als eigenständige Zelle abkoppelte, mit Hagelcore und sehr blitzaktiv. Sie ging in der Burgundischen Pforte zugrunde, was ich mir schon gedacht hatte. Doch sie lebte wieder auf, drehte nach rechts, gedieh zur Superzelle und bediente sich des Rheins, schneller werdend, um auf direkten Wege auf Schaffhausen zuzusteuern. Ich positionierte mich in Schaffhausen und nahm sie dort in Empfang Relativ hohe Blitzrate, über 90% gleissend helle CG's. Ich war zu nahe, weshalb einige leider ausserhalb des Bildausschnittes zuckten. Als sie vorüber war, wollte ich schon langsam zusammenpacken, als eine überraschende Zelle mit extrem hoher Blitzfrequenz (ca. 90% CC's) auf mich zurollte, mit einem lauter werdenden Geräusch wie zwei, oder drei Güterzüge. Ich flüchtete ins Auto. Moderater Wind, aber Whiteout, Corepunch Nr. 3 mit Hagel ca. 0,5 cm.
Danach entschied ich mich (zum Glück), die Zelle nicht direkt im Core zu verfolgen, oder gar auf ihre Vorderseite zu gelangen, sondern einen schönen Spotterplatz für die Rückseitenansicht zu suchen. Ich stand rd. 6-7 Minuten später praktisch fast perfekt. Was dann abging und zu sehen war, ist einfach nicht in Worte zu fassen. Die Blitzrate war höher als am 21.07.2004, kurzzeitig sogar höher als die Zelle 2016 bei Venedig (mit Andreas), was ja mit 2-3 Blitzen / Sekunde schon krass war. Vereinzelt zählte ich heute Nacht bis zu 4 Blitze pro Sekunde. Abartig! Ich fuhr der Zelle hinterher. Bei Steckborn stieg die CG-Rate auf rd. 25-30%, ging aber danach wieder zurück und ich kam kurz vor Mammern wegen umgestürzter Bäume und einer Sperrung der Strasse durch die Feuerwehr nicht mehr weiter. Erst bei Tagesanbruch wurde dass Ausmass dieser Katastrophe sichtbar. Mehr als tausend Bäume entwurzelt, abgedreht, geknickt, oder gar zerfetzt. Abgedeckte Dächer. Ein Festgelände bei Mammern total zerstört, das grosse Zelt auseinandergerissen. Alle Zwetschgen-Plantagen durch Wind und Hagel zu 95% abgeerntet. Maisfelder zerstört; Bahnlinien unterbrochen. Stromleitungen sogar gekappt.
Ein Wirt, bei dem am Morgen in seiner Backstube bereits um 05 00 Uhr Licht brannte, erzählte, er sei erwacht von nahenden Donnergeräuschen und einer Türe, die durch den Wind zuknallte. Er entscheid, die offenen Fenster zu schliessen; und als er das Letzte geschlossen habe, sei (Zitat) "es losgegangen!". Hagel und Regen kam horizontal und von allen Seiten, so als würde das Unwetter eine Kehrtwende machen. Es habe sein Auto in rd. 40 Meter Distanz auf seinem Parkplatz nicht mehr gesehen und das Haus habe gewackelt. Er sei sonst überhaupt nicht ängstlich, könne viel ertragen. Aber das habe eindeutig alles bei weitem übertroffen, was er je an Unwettern erlebte und bei ihm grosse Angst ausgelöst. Seine Frau meinte plötzlich von sich aus, sie glaube, das seien sicher gegen 160 km/h Windgeschwindigkeiten gewesen. Wenige Minuten vorher postete Bernhard die aktuellen Winddaten / Böenspitzen, mit 133,2 km/h in der relevanten Region Mammern.
Viele Strassen waren noch bei Tagesanbruch gesperrt. Auf Umwegen kam ich nach Hause....
Gruss Cyrill