Hallo Nadine
Ich betreibe in unregelmässigen Abständen Astrofotografie. Für nachgeführte Aufnahmen brauchst du in materieller Hinsicht im Minimum
-eine DSLR (alles andere wechselst du früher oder später aus)
-Objektive (dazu später noch mehr)
-Fernauslöser, besser Timer zur DSLR
-ein
stabiles Fotostativ, evtl. mit Getriebeneiger
-eine (handliche) Nachführeinheit, z.B. SkyTracker, AstroTrac o.ä. mit Polsucher und Kugelkopf zur Kamerabefestigung und -ausrichtung
-Stromversorgung (Batterien sind in warmen Nächten ok, bei Kälte ist ein Powertank besser)
1'500.- wird knapp für all diese Sachen, wenn du alles neu kaufen musst. Ohne Kamera und Objektiv könnte es reichen, wenn es nicht überall das Teuerste sein muss.
Noch zu den Objektiven: Fälschlicherweise wird häufig angenommen, dass es für Astrofotos abstruse Tele-Brennweiten benötigt, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Klar gibt es Objekte, die so winzig sind, dass sie sehr lange Brennweiten benötigen. Doch es gibt auch sehr viele (und sehr schöne!) Objekte, die mit gängigen Brennweiten zwischen 50 und 500mm fotografiert werden können! Trotzdem ist nicht jedes Objektiv geeignet. In Astrofotos zeigt sich die wahre Qualität von Objektiven, alle Schwachpunkte (Koma, Astigmatismus, Vignettierung, Randunschärfe usw.) werden gnadenlos ersichtlich. Deshalb empfehle ich die Verwendung von Festbrennweiten, die i.d.R. weniger anfällig sind für Abbildungsfehler und zudem oft über eine grössere Öffnung verfügen. Mit f/2.8 ist man schon mal gut bedient, f/4 geht auch noch, eine kleinere Öffnung versuche ich persönlich zu vermeiden.
In immaterieller Hinsicht brauchts es
-Motivation, Geduld und Ausdauer
-...
-Motivation, Geduld und Ausdauer
Falls du mit einem Teleskop fotografieren möchtest, wird die ganze Sache ungemein komplizierter. Ja, es artet zu einer regelrechten Materialschlacht aus und auch ein Auto wird zwingend notwendig, um das ganze Gerümpel zu transportieren. Ich selber habe kein Teleskop für die visuelle Beobachtung und Fotografie, verfüge aber über eine parallaktische Montierung (Skywatcher EQ-6 Pro SynScan GoTo) mit einem Aufsatz für mein 500mm-Objektiv sowie ein Leitfernrohr. Da die Montierung eine zu geringe Nachführgenauigkeit hat (die meisten anderen Montierungen übrigens auch, oder es wird dann sehr teuer), ist ein Leitfernrohr mit Autoguider nötig. Der Autoguider korrigiert die Nachführfehler, so dass die Sterne punktförmig bleiben und nicht verschwimmen. Es gibt Standalone-Guider, die ohne Laptop betrieben werden können, aber auch welche, die mittels Computer gesteuert werden müssen. Falls du durch das Teleskop fotografieren möchtest (Fokalprojektion oder Okularprojektion), brauchst du noch entsprechende Adapter. Du siehst, das Setup wird sehr kompliziert, konfliktbehaftet und ich habe auch bestimmt etwas vergessen zu erwähnen. Es kommt auch vor, dass das Zeugs ohne einen ersichtlichen Grund nicht richtig funktioniert und man abbrechen muss. Mir ist diese Variante der Astrofotografie meistens zu mühsam und ich verwende das "Minimum-Setup" mit meiner AstroTrac, die ich schnell zusammengepackt und auch aufgebaut habe. Der grosse Nachteil darin liegt, dass ich aufgrund der Genaugkeit nicht so lange belichten kann wie mit einem sauber aufgestellten Teleskop mit Autoguider. Wenn es gut klappt, sind aber immerhin so 3 Minuten pro Aufnahme möglich. Am Ende einer Nacht sind es dann einfach mehr Aufnahmen, die verarbeitet werden müssen...
Bei den Teleskop-Tuben gibt es verschiedene Bauarten, die sich unterschiedlich gut für die Astrofotografie eignen. Refraktoren sind m.E. gut für die Fotografie. Sie sind im Prinzip wie ein Objektiv aufgebaut, das Öffnungsverhältnis ist oft relativ gut. Es gilt wie bei den Kameraobjektiven: Lichtstärke und Linsenqualität bestimmen den Preis. Nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt. Spiegelteleskope eignen sich auch für die Fotografie, die Brennweiten sind meistens relativ gross und kleinere Objekte können damit fotografiert werden. Mit Newtons und Dobsons habe ich keine Erfahrungen bzgl. Fotografie.
Preislich reichen 1'500.- nie. Ich würde mindestens doppelt so viel wenn nicht dreimal so viel einrechnen. Und dann hast du noch kein High-End-Produkt.
Der zweite, nicht zu unterschätzende Teil der Astrofotografie ist die Nachbearbeitung und Kombination der Fotos. Damit kann man Stunden wenn nicht Tage verbringen, und ganz zufrieden ist man nie
Ich bin überzeugt, ich könnte aus meinen Fotos noch viel mehr rausholen, wenn ich nur wüsste wie...
So, das reicht für's Erste. Es gäbe zwar noch viel zu erzählen, doch ich gehe jetzt schlafen
Gruess, Dävu