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Atomkraftwerke

Erdbeben, Kameras, Forumkritik usw.
Urbi

Atomkraftwerke

Beitrag von Urbi »

Liebe Sturmforum-Menschen.

Ich werde hier verschiedene Artikel zu einem Thema, das es gar nicht geben dürfte, hineinstellen.
Sicher viele Zitate.

Ich habe gemerkt, dass zu diesem Thema hier eine gewisse Zurückhaltung herrscht. Verständlich.

Sollte eine örtlich schnelle Verdampfung in einem Schweizer AKW stattfinden, dann gäbe es sicher ein schönes Pilzwölkli. Ein Sturmjäger könnte dann ein Bildli in das Forum stellen. Ich würde dann noch mit einem Satellitenbildli meinen Beitrag leisten.

Vorher habe ich noch die Wetterkarten mit den Windströmungen angeschaut.

Anschliessend heisst es Nachbarn warnen, zur Kiste gehen, Gasmaske auspacken, Filter zusammenstellen. Regenpellerine und Regenhosen anziehen. Plastikhandschuhe überziehen, Rucksack packen, Kübelsack (110Liter) darüber anziehen . Plastiksäcke über die Schuhe. Dann so schnell wie möglich zur Eisenbahn seckeln, und den nächsten Intercity nach irgendwo nehmen.

Vielleicht ist meine Methode veraltet und es gibt schon einen Schutzspray gegen solche Einflüsse von Aussen.


Wie würdet Ihr handeln ?

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Strahlende Grüsse
Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Fr 1. Apr 2011, 07:04, insgesamt 2-mal geändert.

Urbi

Atomunfall würde Trinkwasser-Versorgung gefährden

Beitrag von Urbi »

Ausbreitungsrechnung von Greenpeace zeigt Bedrohung des Bodensees

Ein Reaktorunfall mit massiver radioaktiver Freisetzung im Süden Deutschlands oder in der Schweiz könnte laut Greenpeace die Trinkwasserversorgung für 4,5 Millionen Menschen gefährden. Erreicht der radioaktive Fallout eines solchen Super-GAUs den Bodensee, wäre Europas größter Trinkwasserspeicher betroffen......


13 Reaktoren im 180-Kilometer-Radius um den Bodensee

In einem Umkreis von 180 Kilometern um den Bodensee liegen 13 Reaktoren. Zu den sechs in Deutschland gehören die alten Kernkraftwerke Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1. Die zwei französischen „Pannenmeiler“, so Greenpeace, in Fessenheim sind nur unzureichend gegen Erdbeben gesichert, obwohl sie im Oberrheingraben liegen, einer der seismisch aktivsten Regionen im Südwesten. Unter den fünf Reaktoren in der Schweiz ist auch das AKW Beznau 1, das mit 42 Jahren der älteste Druckwasserreaktor der Welt ist.

Die deutschen Katastrophenschutzpläne für einen nuklearen Unfall in einem Atomkraftwerk berücksichtigen das Problem der Bodensee-Trinkwasserversorgung laut Greenpeace nicht. Sie sehen nur Maßnahmen in einem Umkreis von 25 Kilometern um das jeweilige Kraftwerk vor.....



http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13 ... 03-28.html


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Zuletzt geändert von Urbi am Do 31. Mär 2011, 05:35, insgesamt 1-mal geändert.


Urbi

AKW Mühleberg Probleme

Beitrag von Urbi »

Zitat:

Bei Beben gibt es auch in Mühleberg Probleme

Von Simon Thönen . Aktualisiert um 04:00 Uhr

Laut einem Bericht wäre das Brennelement-Becken nicht mehr gekühlt. Eine ganze Reihe von Kühl- und Sicherheitssysteme würden wegfallen.
Warten ist angesagt: In Mühleberg werden nach der Katastrophe in Japan keine Sofortmassnahmen ergriffen.

Ein Teil der Atomkatastrophe in Japan wird durch ein Becken mit abgebrannten Brennstäben verursacht, die nicht mehr ausreichend mit Wasser bedeckt und gekühlt sind. Auch im AKW Mühleberg könnten bei einem – viel schwächeren Erdbeben – Probleme mit dem Brennelement-Becken auftreten.

Dies zumindest zeigt eine Tabelle in der Stellungnahme der Atomaufsichtsbehörde des Bundes – damals HSK, heute Ensi – zur periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) des Atomkraftwerks von 2007. Gemäss dieser würden bei einem Erdbeben eine ganze Reihe von Sicherheits- und Kühlsystemen wegfallen. Darunter auch das «Brennelement-Becken-Kühlsystem».

«Das hat uns alle überrascht»

Auf Anfrage sagt der stellvertretende Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi), Georg Schwarz, dazu: «In der Vergangenheit betrachtete man dies nicht als kritisch.» Man sei davon ausgegangen, dass es relativ einfach sei, das Becken nötigenfalls wieder mit Wasser zu füllen. Warum dies in Japan in Reaktor 4 von Fukushima derart grosse Probleme verursache, könne er noch nicht beurteilen. «Das hat uns alle überrascht», sagt er, «es ist eine der Fragen, die wir nun prüfen werden.» Trotz der Katastrophe in Japan lehnt Schwarz Sofortmassnahmen ab. «Das bringt nichts, solange man die Ursache nicht kennt.»

Die BKW erklären auf Anfrage schriftlich, sie hätten im Juli 2010 dem Ensi dazu «neue Ergebnisse» eingereicht: «Die Berechnungen der Erdbebenfestigkeit werden laufend aktualisiert. Die nächste Aktualisierung ist für Sommer 2011 geplant.» Die BKW präsentierten gestern den Medien in Mühleberg die Sicherheitssysteme, die bei einem Extremereignis Störfälle und Katastrophen verhindern sollen, insbesondere das unabhängige Notstandssystem Susan. «Aufgrund der ersten Einschätzungen der bisher unvorstellbaren Geschehnisse in Japan sind aus heutiger Sicht keine Sofortmassnahmen für das Kernkraftwerk Mühleberg erforderlich», so die BKW.

Anders sehen dies die Mühleberg-Gegner, die vor Bundesverwaltungsgericht die unbefristete Betriebsbewilligung für das AKW anfechten. Sie verweisen darauf, welche Systeme bereits bei einem Erdbeben, das sehr viel schwächer wäre als jenes in Japan, wegfallen würden. Neben dem Kühlsystem für das Brennelement-Becken würden gemäss der Tabelle im Bericht der Nuklearaufsicht 17 von 37 Systemen ausfallen.

«Mühleberg baugleich mit Fukushima»

«Mühleberg ist baugleich mit dem Unglücksreaktor Fukushima», betont Mühleberg-Gegner Jürg Aerni, «verglichen mit neueren AKW sind diese alten Reaktoren bei den Sicherheitssystemen unterdotiert.»

Auf Anfrage verweist Georg Schwarz vom Ensi wie die BKW auf das System Susan, das speziell für Extremsituationen gebaut wurde: «Susan ist erdbebensicher und würde auch eine Überflutung überstehen.» Dabei handelt es sich um eine Kopie des Reaktorsicherheitssystems mit eigenem Kommandobunker. «In Susan sind die Sicherheitssysteme zudem mehrfach vorhanden», betont Schwarz. Er verweist zum Beispiel auf die zwei Dieselgeneratoren, welche die Wasserpumpen des Kühlreislaufs antreiben würden, nachdem die reguläre Stromversorgung ausgefallen ist.

«Toleriertes Restrisiko»

«Dieselgeneratoren sind störanfällig», kritisiert dagegen Aerni. Auch der Nuklearexperte Walter Wildi, der ehemalige Präsident der früheren Kommission für die Sicherheit von Atomanlagen (KSA), wies kürzlich auf Mängel bei der Notstromversorgung hin. «Es gibt immer wieder Testläufe in den Schweizer KKW, in welchen diese Systeme nicht funktionieren», erklärte er gegenüber der «Aargauer Zeitung».

Schwarz räumt ein, dass die Generatoren in Tests «ab und zu nicht funktionieren».

Die Wahrscheinlichkeit, dass gleich beide Generatoren ausfallen würden, sei jedoch «sehr klein und Teil des gesetzlich tolerierten Restrisikos ».


Aerni bestreitet dies: «Das Ensi verlangt in seinen eigenen Richtlinien drei Systeme.»

(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 18.03.2011, 04:00 Uhr
http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/schw ... index.html


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Urbi

Frage des Risikos

Beitrag von Urbi »

Nach Fukushima stellt sich die Frage des Risikos neu

Ein Reaktorunfall alle 250 000 Jahre - eine solche statistische Aussage klingt beruhigend. Der Umstand, dass ein Reaktor nur um den Faktor zehn sicherer ist als ein Flugzeug, allerdings schon weniger: Über die Abschätzung von Risiken.


30. März 2011 2011-03-30 11:29:24

Kernkraftwerke wurden bis vor kurzen als nahezu hundertprozentig sicher dargestellt. Verschiedene Studien sollen diese Sicherheit quantifizieren, also greifbar machen. Beispielhaft seien hier die von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) betriebenen Analysen von möglichen Abläufen genannt, die zu einem Unfall führen könnten (http://www.grs.de/sites/default/files/pdf/GRS-S-46.pdf).

Sie basieren auf der Annahme von möglichen Störungen und einzelnen hypothetisch angenommenen Abläufen, woraus dann aufgrund von Daten über gemeldete Störungen und weitere Annahmen eine Wahrscheinlichkeit für einen Systemschadenszustand berechnet wird. Daraus ergibt sich in der Analyse eine Risikowahrscheinlichkeit von 4 : 1.000.000 pro Reaktorjahr, also pro Kernkraftwerk ist alle 250.000 Jahre mit einem Unfall zu rechnen. Das klingt beruhigend. Was aber, wenn die Berechnungen nicht alle Unwägbarkeiten berücksichtigen?


Ein schwieriges, ja fast unlösbares Problem bei der Berechnung von Unfallwahrscheinlichkeiten liegt eben genau bei der fehlenden Vollständigkeit der Analysen. Szenarien treten ein, die nicht im Kalkulationsmodell berücksichtigt worden sind – wie jetzt in Japan das gemeinsame Auftreten von Erdbeben und Tsunami in unvorhergesehener Stärke. Zwar werden die zukünftigen Sicherheitsberechnungen in Deutschland und in der Welt die Ereignisse in und die Erfahrungen aus Fukushima mit ins Berechnungsmodell aufnehmen. Die Sinnhaftigkeit der probabilistischen Sicherheitsanalysen, wie sie von der GRS und auch in anderen Ländern vorgenommen werden, steht außer Frage. Aber die Gültigkeit der konkret berechneten Unfallwahrscheinlichkeit von 4 : 1.000.000 ist fraglich. Das wird auch dadurch belegt, dass die Autoren der Analysen keine Schwankungsbreite dieser Wahrscheinlichkeit angeben, also keine Angabe darüber, wie verlässlich die Zahl ist. Wir wollen daher eine andere, wenngleich vereinfachte statistisch-empirische Antwort geben.........



Plakativ ausgedrückt heißt das, ob man eine Stunde einem Flugzeug vertraut oder zehn Stunden auf die Sicherheit eines Kernkraftwerks setzt, die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu erleben, ist dieselbe.

http://www.faz.net/s/Rub163D8A690801495 ... ntent.html

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Zuletzt geändert von Urbi am Do 31. Mär 2011, 05:39, insgesamt 1-mal geändert.

Urbi

Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds

Beitrag von Urbi »

Rhetorik und Realität

Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds

Jahrzehnte der Atomkraft-Debatte haben die Sprache manipuliert. Die Sätze, die wir während des Moratoriums hören, sind Ablenkungsmanöver. Sie formulieren Thesen, die keine sind, und beleidigen die öffentliche Vernunft. Eine Analyse der wichtigsten Versatzstücke.

Von Frank Schirrmacher


28. März 2011 2011-03-28 19:11:56

1. Deutsche Atomkraftwerke sind die sichersten der Welt

Scheint eine technische Aussage zu sein, ist aber in Wahrheit nur ein moralischer Vergleich. Sie sagt nur: Im Vergleich zu dem, was andere Menschen tun, tun wir das Beste. Er vergleicht nichts Technisches. Denn dann müsste die Botschaft lauten: Auch im schlimmsten Fall strahlt unser Uran nur wenige Stunden und nicht Hunderte Jahre. Das ist natürlich absurd. Der Vergleich ist Augenwischerei: er hat nichts mit dem zu tun, was nach dem Eintritt des schlimmsten Falles passieren kann, sondern nur damit, wie Menschen im besten Fall vorsorgen können.

Der Super-GAU ist nämlich per definitionem dadurch gekennzeichnet, dass er nur mit sich selbst verglichen werden kann. Da man das Restrisiko nicht ausschließen kann, heißt die einfache Formel für ein Moratorium: Selbst die sichersten Atomkraftwerke der Welt sind nicht sicher; oder: auch die sichersten Atomkraftwerke sind nur so lange sicher, wie sie sicher sind.


2. Absolute Sicherheit gibt es nicht

Eine klassische Inversion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicherheit durchaus gibt: Wir wissen nämlich genau, was geschieht, wenn es zur Kernschmelze kommt, wie lange Radioaktivität strahlt, was Cäsium und Jod mit dem Menschen und der Umwelt tun und wie viele Generationen im schlimmsten Fall zu leiden haben. Es ist diese absolute Sicherheit eines naturwissenschaftlichen Vorgangs, die sich zu der selbst von den Betreibern eingestandenen, relativen Unsicherheit der Kraftwerke verhält.


3. Risiko gehört zum Leben

Der Satz ist eine Tautologie. Das Leben ist immer ein Risiko. Gerade weil Risiken zum Leben gehören, besteht das Leben aus Risikoabwägungen. Die Perfidie des Satzes liegt in seiner Unterstellung, die Menschen müssten daran erinnert werden, dass es Risiken gibt. In Wahrheit ist mittlerweile das ganze Leben ein einziges Managen von Risiken, das beginnt, wenn man am Morgen die Haustür öffnet, und nicht endet, wenn man am Abend die Nachrichten schaut. Die Menschen des 21. Jahrhunderts leben in permanenter Risikoabwägung, nicht weil sie Sicherheitsfanatiker sind, sondern weil Risiken normativ geworden sind. Deshalb geht beispielsweise kaum noch jemand, ohne nach rechts und links zu sehen, über eine befahrene Straße. Dennoch gehen die Menschen über Straßen, wenn auch in der Regel nicht über Autobahnen. Ein Risiko eingehen heißt eben immer, sich Chancen auszurechnen. Die Heuristik, die Menschen anwenden, um derartige Risiken zu bewerten, hat Gerd Gigerenzer in anderem Zusammenhang definiert: „Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zu einem Zeitpunkt ums Leben kommen.“
Der Satz „Risiko gehört zum Leben“ meint aber im Fall des Super-GAU: Du musst damit rechnen, dass du, deine Familie und womöglich deine Nachkommen eines Tages alle auf einmal überfahren werden. Das hat nichts mehr mit Risiken zu tun, sondern mit Schicksal, dem man sich nur noch ergeben kann. Die Chance der Atomkraft besteht so besehen nicht in billiger Energie, sondern in der Chance, dass der Super-GAU vorläufig nicht eintritt. Das ist sehr wenig Chance für das Risiko. Der leider heute vergessene Hartmut Gründler hat bereits vor Jahrzehnten im Literaturmagazin des Rowohlt Verlags „Die Sprache des großen Bruders“ auf die Manipulation durch Sprache im atomaren Zeitalter hingewiesen. Er schlug schon damals vor, die euphemistische Wendung „Chancen und Risiken der Kernergie“ durch die zutreffende Wendung zu ersetzen: „Chancen und Schaden durch die Kernenergie“.


4. Ein Fall wie Fukushima könnte in Deutschland nicht passieren

Der Trick besteht hierbei darin, Dinge zu vergleichen, die niemand miteinander vergleicht, und die Dinge, die vergleichbar sind, außen vor zu lassen. Natürlich könnte der gleiche Fall wie in Fukushima in Deutschland nicht passieren. Aber das gilt nur für die Auslöser. Es gehört zum Wesen des Super-GAU, dass er unwahrscheinlich ist. Er kann nur mit sich selbst verglichen werden. In anderen Ländern addieren sich andere Risikopotentiale, weshalb ja auch niemand für Tsunami-Dämme plädiert. Aber darum geht es gar nicht. Denn natürlich könnte ein Fall wie Fukushima passieren, wie jeder spürt. Man muss unterscheiden zwischen dem Eintritt des GAU, der überall anders sein kann, und zwischen der Fähigkeit der Menschen, ihn danach in den Griff zu bekommen. Das eine ist die Ausnahme, das andere aber – wie wir jetzt zum dritten Mal sehen – die Regel. Fukushima zeigt, dass Menschen im GAU atomare Prozesse, die sie eingeschaltet haben, nicht abschalten können. Das aber ist eine Erkenntnis von normativer Qualität: Was wir
in Fukushima sehen, kann überall auf der Welt passieren.



5. Auch wenn wir aussteigen, sind wir von Atomkraftwerken umgeben

Das ist vielleicht das erbärmlichste aller Argumente, denn es bezeichnet die Selbstaufgabe von Politik. Man kann die Argumentation versuchsweise auf die Atomwaffenproliferation oder den Atomwaffensperrvertrag übertragen. Selbst wenn wir keine Atomwaffen haben, werden die anderen welche haben. Das war in der Vergangenheit kein Grund, sich selbst welche zuzulegen, sondern andere davon abzuhalten, sie zu bauen.


6. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose

Gehört wie 2.) zu den Infantilitätsargumenten, mit denen Kritiker als naiv, weltfremd oder wohlstandsverwöhnt dargestellt werden. Abwandlung des Satzes „Das Gemüse wächst nicht im Aldi, sondern auf dem Acker“. Die Gegner der Atomenergie reden von der Aussaat, Düngung und den Entstehungsbedingungen des Gemüses. Sie wollen über den Anbau entscheiden.


7. Die Chance/das Risiko, dass es zu einem Super-Gau kommt, ist extrem unwahrscheinlich

Die Chance, im Lotto einen Sechser mit Superzahl zu bekommen, steht bei 1:139 Millionen. Trotzdem wird er in regelmäßigen Abständen gewonnen. Das hat natürlich mit der Vielzahl der Spieler zu tun. Genauso wird die Chance eines Super-Gaus immer wahrscheinlicher, je mehr Atomkraftwerke entstehen. Die Chance, dass man sich beim Lotto den Jackpot noch mit anderen teilen muss, ist trotz der mikroskopischen Wahrscheinlichkeit immer noch gegeben. Die Chance, dass der Super-Gau von allen und ihren Nachkommen getragen werden muss, ist absolut sicher. Wir wetten nicht darüber, dass es nicht passiert, sondern nur, dass es nicht jetzt passiert. Bei einer genügend hohen Anzahl an Mitspielern wird es passieren.


8. Fukushima hat für uns überhaupt nichts verändert

Eine ganze technische Zivilisation weiß Wochen nach dem Ereignis weder, was wirklich geschehen ist, noch was sie tun kann. Das ist eine Veränderung für die Geschichtsbücher. Dass uns körperlich nichts widerfahren ist, ändert nichts an der Übertragung auf die gesamte technisch-wissenschaftliche Kultur. Jochen Hörisch hat das vor Jahren am Beispiel Tschernobyl erläutert: die Explosion verwundert den Experten, aber nicht den Studenten, der vor der Mensa Flugblätter verteilt. Er hat damit gerechnet. Fukushima hat für uns etwas verändert, weil eingetreten ist, womit kein Experte kalkuliert, aber jeder Mensch gerechnet hat.


9. Apokalyptiker! Die Menschheit hat ganz andere Sachen überlebt, sie wird auch das überleben

Die amerikanische Regierung hat vor Jahren eine Kommission einberufen, die sich überlegen sollte, wie man atomare Endlagerstätten mit Warnungen versehen können. Das Problem war, dass die tödliche Gefahr Millionen Jahre anhält. Können die Menschen dann überhaupt noch lesen? Verstehen sie unsere Zeichen? Was bedeutet dann ein Totenkopf? Soll man Pyramiden bauen? Die Kommission, bestehend aus Anthropologen, Ethnologen und Schriftstellern, scheiterte faktisch. Daraus folgt: dass wir es überleben, heißt nicht, dass es unsere Kinder überleben. Es gibt keine andere Technologie, außer der atomaren, mit der wir so weit in Zukunft zielen können. Die Endlagerstätten aus der Zeit um Christi Geburt, wenn es sie schon gegeben hätte, hätten heute einen Bruchteil ihrer Gefährlichkeit erst eingebüßt. Vielleicht hätte es das neunzehnte Jahrhundert getroffen, das das Erdreich aufwühlte wie kein anderes. Der Bergwergsdirektor Goethe war emsig dabei. Wir müssten uns dann die Frage des Überlebens nicht mehr stellen, weil es uns,
zumindest undeformiert, gar nicht gäbe.


„Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zu einem Zeitpunkt ums Leben kommen.” (Gerd Gigerenzer)


faz.net

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Zuletzt geändert von Urbi am Mo 4. Apr 2011, 04:41, insgesamt 1-mal geändert.

Urbi

Ansteigende Demutswerte

Beitrag von Urbi »

Zitat:

Konstant ansteigende Demutswerte

Von Jean-Martin Büttner.


Nach der Atomkatastrophe in Japan herrscht unter Politikern ein neues Taktgefühl. Leider nicht bei allen.

Eine neue Ehrfurcht herrscht in der Politik. Man nennt sie Pietät. Sie gebietet Respekt, Demut und Frömmigkeit, vor allem den Toten gegenüber. Noch intensiver als die Pietät wird zurzeit nur der Vorwurf ihres Gegenteils verbreitet, in Form eines Adjektivs und im Tonfall gedämpfter Empörung: pietätlos. Pietätlose haben keinen Respekt, keine Demut und keine Frömmigkeit, vor allem nicht den Toten gegenüber.

Kaum waren in Japan die ersten Schäden in den Reaktoren von Fukushima bestätigt worden, wollte die Berner SP das baugleiche AKW Mühleberg abstellen lassen. Das galt umgehend als pietätlos.
Dafür sagte Energieministerin Doris Leuthard der «Tagesschau» zwei Tage nach dem Erdbeben, «bei uns ist das absolut unter Kontrolle». Tags darauf kündigte sie an, die Rahmenbewilligung für neue Atomkraftwerke auszusetzen und die bestehenden genau zu untersuchen.

Statt «Schweizer Atomkraftwerke sind sicher» hiess es: «Sicherheit geht vor». Schon zu diesem Zeitpunkt war die Pietät der einen stark und die Pietätlosigkeit der anderen bedenklich angestiegen. So fand es Gabriela Winkler, freisinnige Kantonsrätin in Zürich, «schlicht pietätlos», aus der Froschperspektive eines Binnenlandes vorschnell Schlüsse zu ziehen.

Hin und Her

Einen Tag später warf der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen den AKW-Gegnern in der Schweiz vor, «die Katastrophe in Japan politisch eiskalt auszunützen»; das sei «pietätlos».
Aus St. Gallen sekundierte ihn seine Parteikollegin, die Ständerätin Erika Forster: Es sei «pietätlos», sagte sie, die Vorfälle «wahltaktisch auszuschlachten».
Ein paar Tage später gab die Freisinnige Partei bekannt, sie sei bereit, über eine Zukunft ohne Atomstrom zu diskutieren. Noch im Herbst hatte ihr Präsident Fulvio Pelli die AKW in der Schweiz als Notwendigkeit bezeichnet.
Auch SVP-Präsident Toni Brunner vermisste Respekt, Ehrfurcht und Demut bei seinen Gegnern. Schon kurz nach dem Tsunami in Japan fand er es «eher pietätlos», mit der Angst der Bevölkerung zu spielen. Anfang Woche wiederum fand er es «pietätlos», wie die Grünen aus der Katastrophe politisches Kapital schlügen. Die SVP, hatte Christoph Blocher zwischendurch gesagt, hänge «nicht an der Kernenergie als solcher». (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 29.03.2011, 21:38 Uhr Aktualisiert am 30.03.2011

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... ier_id=885


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Zuletzt geändert von Urbi am Do 31. Mär 2011, 11:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo Urbi

Du blässt meiner Meinung nach ins gleich paranoide Bockshorn, wie (plötzlich) viele andere!

Ich wiederhole mich gerne und frage noch einmal: Wieviel Menschen wurden in der Schweiz durch AKWs verstrahlt, so dass sie ernste Gesundheitsschäden davon trugen, oder gar daran starben? Wieviele sterben oder haben Gesundheitsprobleme, weil sie zu viel trinken, rauchen oder essen? Welches Risiko ist zB. grösser, zu Rauchen oder neben einem AKW zu wohnen?

Ich weiss, jetzt sagt man mir, das könne man nicht vergleichen. Warum nicht? Es geht rein nur um Ängste und Risiken ;)

Gruss, Uwe
Zuletzt geändert von Uwe/Eschlikon am Do 31. Mär 2011, 12:17, insgesamt 1-mal geändert.


Urbi

Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Urbi »

@Uwe.

Na ja.

Bist halt schon recht verdorben.

Hast gerade den 10. Gemeinplatz für Atomfreunde realisiert.

10. Sicherheitsbewusste Menschen sind Paranoid oder leiden an einer andern Krankheit.



Darfst Ruhig oben ein bisschen lesen.

Das Thema ist:

Wenn das AKW beschädigt ist....

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Urbi

Risiken frei wählen als Gesellschaft

Beitrag von Urbi »

-

Veränderung und Neues bringt immer auch neue Risiken

Bannt aber unkontrollierbare Gefahren.

Der ganze Artikel ist Interessant.

Fazit: ( Für Deutschland )

Zitat:

...In den Dampfkraftverordnungen des 19. Jahrhunderts wurde der Umgang mit der neuen Energie geregelt, und es wurden Sicherheitsvorkehrungen vorgeschrieben, die Unfälle verhindern und den Schaden gering halten sollten. Die Versicherbarkeit des Schadensfalles war an die Einhaltung dieser Vorschriften gebunden.

In der öffentlichen Rechtfertigung für die Sicherheit der Atomenergie dagegen geht es nicht um die Versicherbarkeit von Unfällen, sondern um die Zulässigkeit wissenschaftlich-technischer Projekte selbst.

Die Gesellschaft hat Wissenschaft und Technik in dieser Frage die Entscheidung über die Nutzung ihrer Ergebnisse aus der Hand genommen; sie hat die Avantgarde der Naturwissenschaft an die Kette gesellschaftlicher Sicherheitskonsense gelegt.

Die Rechtfertigung dafür war denkbar einfach: Die Folgen eines Nuklearunfalls sind nicht mehr versicherbar, beziehungsweise eine Versicherungspolice, die den wahrscheinlichen Schaden eines GAUs decken könnte, würde die Nutzung von Atomstrom unbezahlbar machen.

Wenn aber die Gesellschaft als Ganzes für die materiellen Schäden von Unfällen - die hier immer Katastrophen sind - aufkommen muss, wäre es fahrlässig, wenn sie nicht auch selbst darüber entscheiden würde, ob sie diese Risiken eingehen will oder nicht. Die Auseinandersetzung darüber ist paradigmatisch in Deutschland geführt worden. In Frankreich, einem Land, das in hohem Maße auf die Nutzung von Atomenergie setzt, ist sie über Ansätze nicht hinausgekommen; in Japan, für das Ähnliches gilt, hat sie so gut wie gar nicht stattgefunden.

Risiken aus dem Weg zu gehen ist selbst eine riskante Angelegenheit

Risiken werden eingegangen um der Chancen willen, die sich mit ihnen verbinden. Risiken aus dem Weg zu gehen ist selbst eine riskante Angelegenheit. Entsprechend kontrovers ist die Debatte über die Nutzung der Kernenergie bei uns geführt worden.

Ihre Befürworter argumentierten mit den Chancen, die sie biete; die Gegner stellten die Unberechenbarkeit der als "Restrisiko" klassifizierten Risiken heraus. Mit der Katastrophe von Fukushima dürfte diese Debatte in Deutschland endgültig gegen die Atomkraft entschieden sein.

Das ändert nichts daran, dass die Mitte zwischen Sicherheit und Risiko immer wieder aufs Neue gefunden werden muss.

Der Fortschritt von Wissenschaft und Technik verschiebt die Balance zugunsten einer größeren Risikotoleranz: Man glaubt, die verbliebenen Minimalrisiken beherrschen zu können. Katastrophen kassieren diese Überzeugungen und lassen das Sicherheitsbedürfnis wieder in den Vordergrund treten.
Es gibt Katastrophen, die sich mit der Zeit vergessen. In der Regel sind das solche, die nur die Gefahrenabwehrspezialisten getroffen haben. Katastrophen, die das gesellschaftliche Innen nach außen gestülpt haben, lassen sich dagegen nicht vergessen. Mit ihnen beginnt eine neue Zeitrechnung.

Welchem Typus die Katastrophe von Fukushima angehört, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.

Ende von Seite 2

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,753623,00.html
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,753623-2,00.html


http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma_
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Zuletzt geändert von Urbi am Do 31. Mär 2011, 17:33, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Atomkraftwerke

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Urbi

Ich bin gar kein Atomfreund ;)
Eigentlich wäre ich dafür, dass man die Wasserkraft in den Alpen soweit ausbaut, dass man unsere AKW's abschalten könnte.

Solarenergie ist schön und gut, taugt aber nur für den "Schönwetterverbrauch". Zufalls-Energie eben. Gut, wenn man sie nützen kann, schlecht, wenn man sie nicht nützen kann und sie trotzdem braucht :roll:

Derzeit wird einfach eine Grundversorgung mit AKW-Strom gebraucht. Oder machen wir es wir die Österreicher? Mit gutem Gewissen aussagen, wir haben keine AKW's, bei uns kann kein GAU passieren, den zusätzlich benötigen Atom-Strom aber "heimlich" importieren.

Siehe hier: http://www.stern.de/politik/ausland/ato ... 64397.html

Grüsse, Uwe

Antworten