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Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 13:00
von Thundersnow
Hallo zusammen.

Seit 2011 verfolge ich viele Gewitterlagen und hoffe auf Volltreffer. Nun was ich schon erlebt habe sind Gewitterböen bis etwa 90-100 Km/h, 1 Zentimeter Hagel und heftigster Starkregen. Einzelne tolle Bilder sind mir dabei auch gelungen.

Aber ich will häufiger schwere Gewitter beobachten und fotografieren. Hier in Mörschwil bin ich auf den Zufall angewiesen, weswegen ich mich diese Saison einmal auf den Weg machen will, damit die Gewitter nicht mich finden müssen, sondern ich sie. :-D

Nun habe ich ein Problem: Ich bin zwar 18 geworden, habe aber eigentlich noch nicht im Sinn, die Fahrprüfung zu machen. Ich fahre recht viel Rad, so 400-500 Km im Monat, aber ein Stormchasing mit dem Rad ist wohl Selbstmord.
Meine Idee wäre, den ÖV zu benutzen. Das Problem ist halt dann, dass man wirklich gut planen müsste und langsamer unterwegs ist als mit dem Auto.
Hat jemand damit Erfahrung?

Gut, die Fahrprüfung wäre das geringere Problem, aber das Auto müsste ich dann von den Eltern ausleihen und ich weiss nicht, wie oft das möglich ist.

Grüsse Thundersnow

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 13:43
von Alfred
Eigentlich müsste dir der Markus Pfister eine Antwort geben können.
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php? ... tal#p18772
Gruss, Alfred

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 13:48
von Willi
Hallo Thundersnow

Eine gute Idee, bei guter Planung stressärmer als lange Autofahrten, dafür mehr Frustpotential...

Ich würde mir, je nach Prognose, eine Bleibe mit schöner Sicht aussuchen, ein gemütliches Nachtessen einnehmen, und dann beim Eindunkeln auf den Balkon, wenn nix kommt in die Bar.

Gruss Willi

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 14:25
von Federwolke
Wird von mir seit jeher praktiziert. Kenne ich nicht anders, obwohl ich 8 Jahre lang ein Auto hatte.
ein Stormchasing mit dem Rad ist wohl Selbstmord.
Das ist es nur, wenn man dabei das Hirn ausschaltet (oder keins besitzt, das soll's auch geben... ;) ) Hier einer meiner Erlebnisberichte, wie das etwa abläuft und worauf man dabei achten sollte:
http://www.fotometeo.ch/von-der-kunst-b ... zu-werden/

Die Alternative mit dem ÖV mache ich auch immer wieder mal, wenn ich einen ganzen Tag dafür aufwenden kann. Dafür wird am Vorabend eine Prognose erstellt, in welcher Region es am interessantesten werden könnte. Dann geht es auf die Suche nach geeigneten Spotterplätzen, dazu sind Kenntnisse im Kartenlesen von Vorteil. Das Ganze wird dann mit einer Wanderung verbunden, wobei so geplant wird, dass zum Zeitpunkt der erwarteten Entwicklung der Spotterplatz erreicht wird. Dieser liegt natürlich so, dass man sich wenn's knüppeldick kommt in vernünftiger Zeit in Sicherheit bringen kann (Bahnhof oder zumindest ein guter Unterstand wie Bushaltestelle oder eine Beiz, die natürlich offen haben sollte etc.). Verlangt viel Planung und mit der Erfahrung kommt auch der Erfolg. Im Auto den Gewittern hinterherfahren ist natürlich viel einfacher aber *gähn* ;)

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 16:50
von Thundersnow
Danke für eure Antworten. Werde das wohl diesen Sommer einmal Testen. Aber @Fabienne: Kann man am Vorabend mit sagen wir mal 80% Trefferwahrscheinlichkeit abschätzen in welcher Region es krachen wird?
Dann stellt sich noch die Frage nach dem Billet. Gesamt-CH Tageskarte gibts für 40 Franken aber nur bei Vorbestellung sonst wird Zugfahren rasch teuer, trotz meinem Halbtax. Ausser man kauft Sparbillete die sind aber Strecken und Zeitgebunden und daher unpraktisch.

Ja das mit dem Fahrrad habe ich von dir Fabienne. Aber damit komme ich nur etwa 17-25 km weit in der Stunde (bergig/flach). Bis ins mittlere Thurgau dauert das dann gut einmal 2 Stunden.

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 21:19
von Nine
Da würde es sich wohl lohnen für ein GA zu sparen.

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 23:01
von Thundersnow
GA würde 2600 Franken kosten, ich denke das lohnt sich nicht. Zudem bin ich Schüler und habe dementsprechend das Geld nicht zur Verfügung.
Aber eine Ostwind-Tageskarte oder Bodensee-Tageskarte für 20 bzw. 35 Franken wäre kein schlechter Preis.

Naja aber zuerst brauche ich einmal eine brauchbare Gewitterlage. :) Dies scheint aktuell das grössere Problem zu sein.

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 00:44
von Federwolke
Du hast allerdings mit deiner Lage etwas Pech. Sowohl was die Gewitterklimatologie wie die Bewegungsfreiheit (Bodensee, nahe Grenzen) angeht. Ist so natürlich nicht einfach. Also wenn du dann bald mal studierst musst halt an die Uni Bern kommen. Gibt kaum eine bessere Startposition für Gewitterchasing mit dem ÖV in der Schweiz :-D

Wenn das Jahres-GA nicht rentiert, kannst du zum Halbtax monatsweise ein GA dazukaufen. Wäre ein Tipp für die Sommerferien. Für Erwachsene sind das 400.--, ich weiss allerdings nicht ob es eine vergünstigte Variante für U25 gibt.

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 02:23
von Microwave
Ich habe ein GA und chase im Sommer manchmal mit dem Zug.
Erfahrungsgemäss funktioniert das genau so lange, wie man proaktiv reagiert.
Wenn man den Gewittern hinterher fahren muss, ist der Zug abgefahren.

Von vielen Herangehensweisen funktionieren 2 bis 3, je nach dem was man sehen oder erleben möchte.
Bei mir ist das hauptsächlich Stark- bzw. Extremniederschlag.

1. Lage wie am 23.07.2009, 07.07.2011, Voralpenschiene ist aktiv. (Voralpen-Brummer)
Es sind Superzellen oder wenigstens gut organisierte Zellen unterwegs.
Da es keinen Anbau oder sonstige Spässe gibt, ist die Zugbahn etwa vorhersehbar.
Man kann, wenn es deutlich gezündet hat, mit dem Zug direkt in den Starkniederschlag fahren. Dazu schätzt man Zugrichtung und Radius der superzellulären (Rechts)kurve ab und versucht sich südlich des stärksten Niederschlags zu positionieren.
Die Strategie ist, vor der Zelle da sein, und sich im Schutz der Bahnhofsbedachung überrollen zu lassen.
Das schlägt dann fehl, wenn die Zündung nicht sauber ist, wenn also nicht die klassische Voralpenschiene läuft und sich die Zelle nicht organisieren kann. An die Voralpenschiene braucht man auch nicht zu fahren, wenn keine definierten Zugbahnen zu erwarten sind, Paradebeispiel ist der 12.06.2014.

2. Viel niederschlagbares Wasser, stationäre, langlebige Gewitter mit hohen Niederschlagsraten.
Hier gibt es je nach Temperaturlevel und Intensität der Zelle Hagelteppiche oder überflutete Strassen zu "bestaunen".
Vorzugsweise positioniert man sich vorerst zentral, wo gute Zugverbindungen zu erwarten sind.
Der Radar wird beobachtet und wenn eine Zelle entsteht, wird abgeschätzt, ob sie von kurzer Dauer ist.
Wenn nicht, kann man mit dem Fernverkehr in die Zellenregion gelangen und sich per Regionalzügen "feinpositionieren".
Zur ganzheitlichen Abschätzung der Zellart und Lebenserwartung ist meiner Meinung nach Donnerradar Zoom und 3D- Radar erforderlich. Im Winter und Frühjahr lassen gelbe Bereiche Graupel und kleinkörnigen Hagel erwarten, im Sommer ist bei rotem/rosa Bereich Hagel zu erwarten.
Klappt dann nicht, wenn zu viele Zellen aufs mal losgehen und sich die mittlere Lebensdauer somit verkürzt.

3. Zwar Gewitterbewegung von SW nach NO, aber keine Organisation.
Die Strategie hier ist zu sagen: "Ja, Region Sursee-Sempach oder Dietikon-Zürich-Uster (oder andere Orte, die dir aufgefallen sind in der Vergangenheit) bekommt irgendwie immer etwas ab, ich fahre dort hin und lasse mich überrollen." (Erfahrungswerte)
Es funktioniert nicht, wenn keine eindeutige Gewitterbewegung erkennbar ist. Dann müsste man aus den SMN-Karten Konvergenzen auslesen und sich proaktiv unter einer solchen Konvergenz positionieren. Das finde ich eher schwierig für meine Verhältnisse. Und klappt auch nur dann, wenn die Gewitter durch eine Konvergenz forciert werden.

Blitze fotografieren stelle ich mir einfacher vor. Dazu wurde bereits oben etwas geschrieben.
Konkret würde ich mal nach Zürich fahren und dort eine Tageskarte für die ZVV lösen. Dann mal in Uster positionieren und abwarten. Am Vorabend kannst du die 700hPa - Windkarte auf wetter3.de anschauen und die erwartete Zugrichtung abschätzen. Zugbahnen aus WSW und SW sollten verlässlich sein.

Grundsätzlich gilt, dass organisierte Zellen durch die vorhersehbaren Zugrichtungen am einfachsten abzufangen sind.

Grüsse - Microwave

Re: Sturmjagd ohne Auto?

Verfasst: Do 5. Mai 2016, 00:25
von Thundersnow
Danke für die Ideen.

Preislich nicht schlecht wäre eine Ostwind 9 Uhr Tageskarte und eine ZVV 9 Uhr Tageskarte zu lösen das wären dann 33 CHF, die ich wohl bei der nächsten ordentlichen Gewitterlage zugunsten hoffentlich toller Erlebnisse und Bilder investieren werde. Damit hätte ich vom Albis bis ins Sarganserland, sowie bis nach Schaffhausen und an den Bodensee, inklusive Appenzeller- und Zürcher-Oberland, Thurgau und Rheintal freie Fahrt.
Kann es kaum erwarten, dass trogvorderseitig wieder mal feuchtwarme Gewitterluft mit ordentlichen Krachpotential zu uns gelangt. :) :up: