Hallo
Als Nicht Thuner würde ich gern mehr wissen über den für mich eindrücklichen und über mehrere Stunden konsistenten, vom See herkommenden Bergwind, den ich nun schon 2x bei Besuchen in Thun erlebt habe.
Gestern Abend begann der Wind etwa um 19h zu blasen und brachte eine willkommene Abkühlung. In den Bergen waren schon seit Stunden Gewitter im Gange, siehe Radar-Loop. Allerdings war die Aktivität 17-19h eher wieder abgeflaut. Die Gewitter produzierten offenbar einen "Ausfluss", der bei Thun kanalisiert und verstärkt wurde. Der Starkwind blieb während mind. 3 Stunden erhalten und wurde von Surfern im untersten Seebecken fleissig genutzt. Für mich bleiben viele Fragen offen, die wahrscheinlich andere beantworten können:
- Ist der Wind in der Region bekannt, gibt es einen speziellen Namen?
- Gibt es den Wind auch ohne Gewitter in den Bergen?
- Tageszeit, Dauer und Stärke?
- Wie weit dringt der Wind ins Mittelland vor?
- Wie beeinflusst der Wind die weitere Gewitterauslösung, wohl vorwiegend am Abend?
Gruss Willi
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Der Thuner Jet
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Der Thuner Jet
Hoi Willi
Meine Antworten beschränken sich auf die Auswirkungen in der Region Bern:
- Der Wind ist bekannt und tritt regelmässig auf. Ob er einen speziellen Namen hat, weiss ich allerdings nicht.
- Er reicht regelmässig bis nach Bern runter, und zwar auch dann, wenn im Oberland keine Gewitter niedergehen (dann aber etwas später, in Bern ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang.) Er weht meist mässig, im Lauf der Nacht lässt er allmählich nach.
- Gewitter über dem Mittelland entstehen häufig dann, wenn durch einen zusätzlichen Outflow von Gewittern über dem Jura eine Konvergenz entsteht und die warme Luft zwischen den Outflows gehoben wird. Sonst wirkt der kalte Outflow in der Regel stabilisierend.
Meine Antworten beschränken sich auf die Auswirkungen in der Region Bern:
- Der Wind ist bekannt und tritt regelmässig auf. Ob er einen speziellen Namen hat, weiss ich allerdings nicht.
- Er reicht regelmässig bis nach Bern runter, und zwar auch dann, wenn im Oberland keine Gewitter niedergehen (dann aber etwas später, in Bern ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang.) Er weht meist mässig, im Lauf der Nacht lässt er allmählich nach.
- Gewitter über dem Mittelland entstehen häufig dann, wenn durch einen zusätzlichen Outflow von Gewittern über dem Jura eine Konvergenz entsteht und die warme Luft zwischen den Outflows gehoben wird. Sonst wirkt der kalte Outflow in der Regel stabilisierend.
Grüsslis
Fabienne (Muri bei Bern, 560 m)
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- Andreas -Winterthur-
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Der Thuner Jet
Hallo Willi
Du sprichst mir aus dem Herzen. Bei meinen relativ häufigen Besuchen in Thun in den vergangenen Wochen, ist mir dieses Phänomen tatsächlich auch immer wieder bewusst worden. Nicht wahr, wenn man in Thun aufgewachsen ist, kennt man nichts anderes und somit ist mir dieser markante outflow/Bergwind (so nenne ich ihn jetzt mal) früher nie bewusst gewesen. Vor ein paar Wochen war ich abends in der Spiezer Bucht; die Gewitter hatten sich schon abgeschwächt so dass in meinem Sicht Horizont nichts mehr davon zu sehen und hören war. Trotzdem blies es kontinuierlich durch (mit Schaumkronen auf dem See). Zurück in Thun/Heimberg bis nach Mitternacht weiterhin kräftiger Südwind bis weit nach Mitternacht (ich machte sogar noch einen Eintrag im Forum). Gewitter gab es dabei nur noch in der Region Interlaken/Grindelwald, glaube ich. Tatsächlich ein Phänomen das sich lohnen würde mal genauer zu untersuchen...
Gruess Andreas
Du sprichst mir aus dem Herzen. Bei meinen relativ häufigen Besuchen in Thun in den vergangenen Wochen, ist mir dieses Phänomen tatsächlich auch immer wieder bewusst worden. Nicht wahr, wenn man in Thun aufgewachsen ist, kennt man nichts anderes und somit ist mir dieser markante outflow/Bergwind (so nenne ich ihn jetzt mal) früher nie bewusst gewesen. Vor ein paar Wochen war ich abends in der Spiezer Bucht; die Gewitter hatten sich schon abgeschwächt so dass in meinem Sicht Horizont nichts mehr davon zu sehen und hören war. Trotzdem blies es kontinuierlich durch (mit Schaumkronen auf dem See). Zurück in Thun/Heimberg bis nach Mitternacht weiterhin kräftiger Südwind bis weit nach Mitternacht (ich machte sogar noch einen Eintrag im Forum). Gewitter gab es dabei nur noch in der Region Interlaken/Grindelwald, glaube ich. Tatsächlich ein Phänomen das sich lohnen würde mal genauer zu untersuchen...
Gruess Andreas
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Der Thuner Jet
Dieser Wind ist mir gut bekannt. Als meine Eltern noch segelten auf dem Thunersee sprachen sie immer von der "Bise" die blase. Mit der Bise hat der allerdings nichts zu tun, der Name kommt wohl von der östlichen Richtung des Windes im oberen Teil des Thunersees. Wie weit diese Bezeichnung verbreitet ist, ist mir allerdings nicht bekannt.
In Spiez kam der Wind regelmässig so um den frühen Nachmittag auf, unabhängig von Gewittern.
In Spiez kam der Wind regelmässig so um den frühen Nachmittag auf, unabhängig von Gewittern.
- Chrigu Riggisberg
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Der Thuner Jet
Hallo Willi
Bei diesem Wind handelt es sich um einen thermotopographischen Wind (Talwindsystem). Er herrscht besonders bei Strahlungswetterlagen (verbunden mit Tagesgangwetter) vor, wie jener, die wir aktuell durchleben. Zu Beginn des Abends und in den ersten Nachtstunden kühlt sich das kleinere Talvolumen des Berner Oberlandes rascher ab als das offenere Gelände nördlich von Thun. Durch die vielen kleinen Täler, welche ins Aaretal münden, wird dieser Effekt natürlich verstärkt. Durch die unterschiedlich rasche Abkühlung der Luftmassen kommt es auch zu einem Druckunterschied: Zu Beginn des Abends herrscht in Alpennähe ein etwas höherer Druck als im Mittelland vor. Der Ausgleich dieses Druckunterschiedes verursacht diese Zirkulation. Zu Beginn des Vormittages herrschen die umgekehrten Effekte, wodurch ein konstanter Talwind entsteht.
Ähnliche Verhältnisse herrschen übrigens auch im Rhone- und Rheintal vor. Wie der Wind bei Thun heisst, weiss ich nicht. Durch den outflow von lokalen Gewittern im Berner Oberland wird dieser Effekt verstärkt. Ohne Gewitter macht sich der Bergwind aus dem BO auch bemerkbar. Man denke nur einmal an die oft nebelfreien Wintermorgen in Bern...
Gruss Chrigu
Bei diesem Wind handelt es sich um einen thermotopographischen Wind (Talwindsystem). Er herrscht besonders bei Strahlungswetterlagen (verbunden mit Tagesgangwetter) vor, wie jener, die wir aktuell durchleben. Zu Beginn des Abends und in den ersten Nachtstunden kühlt sich das kleinere Talvolumen des Berner Oberlandes rascher ab als das offenere Gelände nördlich von Thun. Durch die vielen kleinen Täler, welche ins Aaretal münden, wird dieser Effekt natürlich verstärkt. Durch die unterschiedlich rasche Abkühlung der Luftmassen kommt es auch zu einem Druckunterschied: Zu Beginn des Abends herrscht in Alpennähe ein etwas höherer Druck als im Mittelland vor. Der Ausgleich dieses Druckunterschiedes verursacht diese Zirkulation. Zu Beginn des Vormittages herrschen die umgekehrten Effekte, wodurch ein konstanter Talwind entsteht.
Ähnliche Verhältnisse herrschen übrigens auch im Rhone- und Rheintal vor. Wie der Wind bei Thun heisst, weiss ich nicht. Durch den outflow von lokalen Gewittern im Berner Oberland wird dieser Effekt verstärkt. Ohne Gewitter macht sich der Bergwind aus dem BO auch bemerkbar. Man denke nur einmal an die oft nebelfreien Wintermorgen in Bern...
Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen