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Wenn die Luft absinkt ...

Grundlagen und Expertenwissen.
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Alfred
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Wenn die Luft absinkt ...

Beitrag von Alfred »

@Federwolke, sali
Wenn die Luft absinkt, gibt es ziemlich sicher keinen Niederschlag mehr.
•   wie stark muss sie absinken?
•   spielt es eine Rolle, welche Schichten absinken?
•   ist das immer so, und wie sicher ist es?
•   und umgekehrt?

Viele Grüsse, Alfred
[hr]

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Federwolke
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Wenn die Luft absinkt ...

Beitrag von Federwolke »

Hoi Alfred

Grundsätzlich gilt: Das Absinken von Luftmassen (Subsidenz) hat eine Kompression und dadurch eine Erwärmung der Luft zur Folge. Dadurch vermindert sich die relative Luftfeuchtigkeit - Wolken lösen sich auf. Und wo keine Wolke, da in der Regel auch kein Niederschlag. So weit die Grundregel. Aber du möchtest es ja genauer wissen, daher noch zu den Details:

Je grossräumiger die Subsidenz (in horizontaler wie in vertikaler Ausdehnung), umso effektiver ist die Wolkenauflösung. Damit kein Niederschlag entstehen kann, ist das Absinken in den Feuchtigkeit führenden Schichten besonders wichtig, also in den tiefen und mittleren Höhen. Denn hier gibt es die berühmten Ausnahmen:

- Inversionslagen. Grossräumige Subsidenz in einem Hochdruckgebiet oberhalb der Inversion. Ist der Kaltluftsee besonders ausgeprägt, kann die Subsidenz nicht bis zum Boden durchgreifen. Eine tiefe Wolkendecke bleibt bestehen, aus der schwacher Niederschlag (Niesel oder Schnee) fallen kann. Diesen Fall kennen wir bestens von unseren winterlichen Hochnebellagen, aber auch über kalten Meeren ist dieser Fall häufig. So ist es zum Beispiel unter dem Azorenhoch selten wolkenlos.

- Sommerlicher Tagesgang: Trotz Hochdruck und grossräumigem Absinken der Luftmasse bildet sich im Tagesverlauf unter starker Sonneneinstrahlung Thermik - bevorzugt über schneefreien Gebirgen. Dadurch nimmt die Stabilität der Luftschichtung ab. Ist in der Grundschicht genügend Feuchtigkeit vorhanden, kommt es zur Entwicklung von Quellwolken bis hin zu Gewittern.

Zu deiner Frage nach dem umgekehrten Fall: Auch hier gibt es die Grundregel mit der aufsteigenden Luft, die sich abkühlt und kondensiert. Ist Luftmasse aber trocken, so muss es nicht zwingend zur Wolkenbildung und Niederschlag kommen. So kommt es hin und wieder vor, dass es auf der Alpensüdseite trotz Südföhn sonnig oder zumindest trocken bleibt. Und als im Sommer 2003 täglich unter Rekordhitze eine starke Thermik in Gang kam, der Boden aber völlig ausgetrocknet war und auch keine Feuchtigkeit aus anderen Gegenden herantransportiert wurde, musste man nach Quellwolken regelrecht suchen. Sie entstanden nur noch über den Hochalpen, wo Schmelzwasser verdunsten konnte.


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Alfred
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Wenn die Luft absinkt ...

Beitrag von Alfred »

@Federwolke, hoi

Merci! Ich habe einen Denkfehler gemacht mit dem Grossräumigen Absenken, habe
mir das bis jetzt nur so auf ein paar Dtz. Kilometer vorgestellt, wo das Wirksam
wäre, wie beim Föhn, der kaum ins Mittelland vorstösst.

Da wir ja nun annehmen können, dass So./Mo. Hudelwetter sein wird, habe ich mir
jetzt einmal den nächsten Freitag zur besonderen Beobachtung ausgesucht. Ist zwar
am Ende der Skala, aber ich finde die Luftströmung ganz interessant ( :-D Föhn von
zuunterst bis ganz oben). Das Pseudosounding für den 14. 12Z.

72 Std. Rückwärts-Trajks auch 14. 12Z.

Die Einzelnen Höhen z.B. 800 hPa = 720, 740, 760, 780, 800, 820, 840, 860, 880, 900 hPa,
nicht reduziert, 36 Std. rückwärts.

800 hPa-Fläche    800 hPa-Höhen

600 hPa-Fläche    600 hPa-Höhen

400 hPa-Fläche    400 hPa-Höhen

300 hPa-Fläche    300 hPa-Höhen

Ich weiss, es wird sich schon noch etwas ändern, da aber ECMWF ein gutes Mittelfrist-
Modell ist, auf dem die Grafiken bezug nehmen, wird es nicht so gravierend sein - hoffent-
lich ;-) .

Viele Grüsse, Alfred
[hr]

Thomas Jordi (ZH)
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Wenn die Luft absinkt ...

Beitrag von Thomas Jordi (ZH) »

@ Fabienne
So kommt es hin und wieder vor, dass es auf der Alpensüdseite trotz Südföhn sonnig oder zumindest trocken bleibt


nicht nur hin und wieder:

(Aus Werner Verat):
Die Vielzahl aller Südföhnfälle ist ohne Niederschlag auf der Alpensüdseite.

Laut Fliri (1983) beträgt die Niederschlagsbereitschaft
(Tagessumme > 0.1 mm) in den südlichen Ostalpen selbst bei starkem Südföhn in Innsbruck nur 50-70%.

Gruss

Thomas

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Thomas

Das "hin und wieder" bezieht sich mehr auf "sonnig" als auf "trocken", aber danke für deine Ergänzung. In der Tat ist uns "Nordländern" dieser Umstand nicht unbedingt bewusst - was nicht zuletzt an den Lehrbüchern liegt, die uns nur eine Variante der Föhnlagen präsentieren.

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