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Das tragische Ende von kleinen Gletschern

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Uwe/Eschlikon
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Das tragische Ende von kleinen Gletschern

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo

Bergsteigen und Strahlen sind zwei meiner Sommerhobbies.
Dabei fasziniert mich ein Gebiet besonders: Das schweiz.-itali. Grenzgebiet zwischen Simplon- und Nufenenpass.
Hier gibt es zwar keine von gleissenden Gletschern umgebenden 4000er, aber zahlreiche 3000er mit kleinen, aber feinen Gletscherchen, wunderschönen Gebirgsseen und tosenden, unverbauten Bächen.

Speziell im Binntal bin ich jeden Sommer tagelang unterwegs. Auf Grund seiner weltweit einzigartigen Geologie und Minarologie, seiner unvergleichbaren Flora und dem speziellen Klima fasziniert mich diese Region schon seit vielen Jahren. Auf manchem Berg im Binntal war ich schon 10, 15 oder sogar mehr als 20x.

Leider haben Wärme, Trockenheit und teils schneearme Winter zum Verschwinden zahlreicher kleiner Gletscher und Firnfeldern geführt. Unter 3000m bis 3200m haben die kleinen Gletscher mangels ausreichendem Nährgebiet keine Chance mehr, sie verschwinden quasi im Eiltempo! Der Rückgang beträgt pro Jahr mehr als 10%. In rund 10-15 Jahren wird im Spätsommer das ganze Gebiet in der Region Binntal praktisch gänzlich schnee- und eisfrei sein.

Hier 3 Beispiele, die auch für Dutzende andere kleinen Gletscher in der Schweiz gelten können:

1.Schwarzhorngletscher (o.Namen auf LK).
Ein sagenhaft schöner Hängegletscher, der über die Nordflanke des Schwarzhorns lappt, zieht sich immer mehr zurück, weil das Nährbecken zwischen Fleschhorn, Schwarzhorn und Punta Gerla zunehmends ausapert und keinen Nachschub mehr leistet. Noch 2-3 Jahre und der vordere Teil des Eisfeldes reisst vom hinteren Teil ab, dann wird Schluss sein. Ein markanter Anblick aus dem vorderen Binntal (bzw. Goms), wo man den Hängegletscher nämlich gut sieht, wird dann verschwunden sein!

2.Wannigletscher
Weltberühmt unter Mineralogen, weil am Rand des steilen Eisfelds sensationelle Mineralfunde getätigt wurden (und immer noch werden). Inzwischen ist der Wannigletscher zu einem geröllübersätem Firn-Fleckenteppich geworden. Von Gletscher kann man eigentlich gar nicht mehr sprechen. Dass kleine Seelein (Wannisee) trocknet im Spätsommer beinahe aus, da kein Schmelzwasser mehr nachkommt.

3.Helsegletscher
Auch am Helsegletscher wurden spektakuläre Mineralien gefunden. Das einst recht weitläufige Eisfeld, das über den Grenzkamm nach Italien lappte, ist auf die Hälfte zusammengefallen. Der auf der Karte gut sichtbare Zusammenhang des Eises über die ital. Grenze nach SO existiert nicht mehr, der Grenzkamm ist felsig/geröllig. Im Hochsommer laufen ganze
Bäche über das hier sehr klare Eis. Noch wenige Jahre und auch der schöne Helsengletscher ist von der Karte, bzw. aus der Landschaft verschwunden.

Ich könnte noch viele Beispiele aus dieser (kleinen) Region bringen. Jedenfalls werden unser Alpen immer trockener, trostloser und kahler, wenn solche Kleinode verschwinden, vom fehlenden Wasser in tieferen Lagen mal ganz abgesehen.

Gruss, uwe
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