Mit Google Earth habe ich die Radar-Akkumulationen aus dem Radar Verbund von MeteoSchweiz (Albis/Dole/Lema) vom Samstag, 17.12.05, 07 Uhr bis Sonntag, 18.12.05, 07 Uhr etwas genauer analysiert. Einige interessante Details in der Niederschlagsverteilung möchte ich Euch deshalb vorstellen. Zuerst aber nochmals die Neuschnee- und Gesamtschneehöhen Messungen vom Sonntag Morgen aus dem Messnetz der MeteoSchweiz:
Und hier ein Ausschnitt der Schweiz mit den akkumulierten Radar-Niederschlagssummen (Ausrichtung NW-SE gemäss zur Wetterlage passenden Strömung.Diese Werte beruhen auf Radarmessungen und sind deshalb nicht 1:1 mit den tatsächlich gemessenen Summen vergleichbar, trotzdem gibt die Karte einen guten Überblick über die Verteilung der Niederschläge. Gerade im Mittelland stimmen die Radarmessungen recht gut mit den tatsächlich gemessenen Schneehöhen überein. Auf den 1. Blick sind die Staugebiete der Voralpen und 1. Alpenketten (der Rest der Alpen ist meist im Radarschatten) anhand der höheren Farbstufen gut zu erkennen. Ein 2. Niederschlagsmaximum ist am Schwarzwald festzustellen.
(Skala mit den Summen in mm)
Bei den Schneehöhen vom Sonntag Morgen fällt auf, dass die Stations Werte aus dem Mittelland fast alle aus Gebieten mit tiefern Farbstufen (rosa: 2-5 mm) stammen, hier sieht man, dass die Werte, umgerechnet auf cm Schnee, recht gut überein stimmen.
Interessant sind aber die höheren Summen (blau 5-10) entlang der NW-SE orientierten Hügelketten im Mittelland sowie eine auffallendes Niederschlagsmaximum im Raum BL/AG.
Östlich der Reuss fallen 3 Gebiete mit, reliefgebunden, höheren Niederschlagssummen auf: nämlich ein Streifen vom Randen SH über den Seerücken bis nach St. Margrethen (hier im Stau der Vorarlberger Berge sogar 10-20 mm!).Gut passt hier auch die Messung von Haidenhaus (Seerücken) mit 11 cm Neuschnee. Ein weiteres Maximum ist im Gebiet Irchel-Brütten-Tösstal und Hinterthurgau übergehend in den Stau vom Toggenburg (mit nochmals deutlich höheren Werten) zu erkennen; sowie ein Streifen von Laufenburg-Mutschellen-Ägeri übergehend in den Stau der Schwyzer Voralpen. Gut sichtbar ist die Abnahme der Summen auf engstem Raum (Relief-Tallagen) im Raum Limmatal und in den Grenzzonen zum Relief vom Zürcher Oberland. In Uster und den im SE angrenzenden Gemeinden fiel gemäss der Karte kaum Niederschlag.:
Auf folgendem Ausschnitt ist der Übergang von den bevorzugten Hügelzonen (mit 5-15 cm) in die Staugebiete im hinteren Tösstal (Schnebelhorn, Chrüzegg) und vorallem ins Toggenburg, mit markant ansteigenden Niederschlagsmengen zu sehen.
Ergiebig Schnee fiel in den Staugebieten des Toggenburgs und Alpsteins:
Auf folgendem gezoomten 3D-Bild sind die absoluten Maxima in den Gipfellagen des Säntis und am Speer zu sehen.
Die automatische Mess-Station des SLF von Amdem Bärenfall welche am Mattstock (gleich angrenzend im SE des Speers) auf 1630 M/M liegt, meldete einen Neuschneezuwachs von 60 cm! Auch hier wieder eine sehr gute Übereinstimmung mit der Radarmessung.(Grün-gelber Bereich ca. 40-70 mm)
Bemerkenswert ist ein weiteres Maximum in der Nord bis Nordwestschweiz Linie Bad Säckingen-Frick bis in den Raum Aarau/Lenzburg:
Dazu der Ausschnitt aus dem Posting von Thies:
Auch auf diesem Bild sieht man schön einen Streifen mit deutlich höheren Summen, welcher am südwestlichen Schwarzwald Relief seinen Anfang nahm:Ein grosses Augenmerk richtete ich gestern auf die Schneeverteilung am Hochrhein zwischen Basel und Bad Säckingen, da ich dort unterwegs war. Das war wieder einmal trotz quasi identischer Höhenlage enorm - man konnte richtig sehen, wie die Schneeschauer das Dreiländereck gemieden haben. Gar auf den Basler Jurahöhen siehts trostlos aus, während im Schwzw auf gleicher Höhe 15 bis 20cm mehr liegen. Konkret: Basel Stadt 0 bis 0,5cm Wyhlen (ca. 8km östl.) 0 bis 2cm Rheinfelden (D) (ca. 15km östl.) 1 bis 3cm Schwörstadt (ca. 21km östl.) 5 bis 8cm Bad Säckingen (ca. 30km östl.) 5 bis 10cm Interessant ist insbesondere die Schneezunahme zwischen Rheinfelden und Schwörstadt. Das spielte sich genau genommen auf einer Breite von zwei Kilometern ab, was in den oberen Angaben nicht ganz ersichtlich wird.
Ich habe mir die Radarbilder des vergangen Samstags nochmals genauer angeschaut und festgestellt, dass diese Region immer wieder von kräftigen Schneeschauern bedient wurde. Am kräftigsten und über längere Zeit stationär waren die Schauer am Samstag Nachmittag. Sie erreichten beachtliche Intensitätsstufen. Hier das überlagerte Radarbild von 15 UTC:
Vorallem der intensive Schauer in der Nähe von Rheinfelden/Möhlin fällt auf:
Das stärkste Echo wäre demnach am Zeiningerberg zwischen Zeiningen und Mumpf zu lokalisieren. Eine Gegend die besonders wegen dem sogenannten Möhlin Jet hochinteressant ist.
Ein weiteres mit Windpfeilen überlagertes Bild vom 17.12.05, 15 UTC (in km/h) zeigt starke Westwinde in der Region (Basel und der St. Chrischona Turm melden Böenspitzen um 50 km/h) welche möglicherweise neben der Orographie und der Windscherung (auf 3000 Meter herrschte starker Nord/Nordwestwind) für eine weitere Verstärkung verantwortlich waren. Wahrscheinlich spielten hier noch weitere lokale Effekte, die ich nicht kenne, eine Rolle.Vielleicht hat Thies dazu noch weitere Ausführungen.
Hier noch ein Bild mit den 24 Std. Radarsummen vom Emmental/Entlebuch. Die grössten Summen erwartungsgemäss an den höchsten Erhebungen (Napf, Schrattenfluh, Brienzer Rothorn):
(Skala mit den Summen in mm)
Sowie ein Bild aus der Region Thun/Berner Oberland. Hier fällt vor allem auch das fast trockene Aaretal und die schlagartige Verstärkung der Echos an den Ausläufern des Gurnigels/Längenberg einerseits und der Emmental Ausläufer andererseits auf. Weiter oben im Frutigland sind weitere niederschlagsfreie Zonen zu erkennen, dabei handelt es sich aber eher um Radarabschattungen:
Also wie ihr vielleicht bemerkt habt, macht mir das experimentieren mit Google Earth wirklich Spass und eröffnet einem spannende Perspektiven der Visualisierung.
Grüsse Andreas
- Editiert von Andreas -Winterthur- am 23.12.2005, 12:04 -