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Zentrales Mittelland/Zentrale Voralpen

Grundlagen und Expertenwissen.
Nicolas
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Zentrales Mittelland/Zentrale Voralpen

Beitrag von Nicolas »

Ich habe mal eine grundsätzliche Frage: Welcher Region würdet ihr meinen Ort, Hellbühl/LU, unterteilen? Zentrales Mittelland oder Zentrale Voralpen?

Gibt es irgendwo eine Karte mit den verschiedenen Regionen, und könnte jemand diese Karte, falls vorhanden, in eine Datei für Google Earth verwandeln? Dann könnte man jeden Ort nachschauen.

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Federwolke
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Zentrales Mittelland/Zentrale Voralpen

Beitrag von Federwolke »

Hoi Nicolas

Laut AdS2 gehört Hellbühl zum östlichen Mittelland (zentrales Mittelland ist sicher nicht falsch, wenn man feiner unterteilen möchte):

Bild

Zu den Voralpen gehören die hellblauen Gebiete, das Violette sind die Nordalpen. Allerdings sind mir die Kriterien für diese Zuteilung nicht ganz durchsichtig - ich hätte die Pilatuskette aus dem Bauch heraus noch den Voralpen zugeteilt, ebenso die Rigi und das Alpsteinmassiv. Vermutlich wurde der Geologie am meisten Gewicht beigemessen.


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Uwe/Eschlikon
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Zentrales Mittelland/Zentrale Voralpen

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Nun, so eine Einteilung kann man auf Grund einem Dutzend Kriterien machen (geologisch, topographisch, botanisch, politisch-linguistisch, klimatisch-meteorologisch, hydrologisch u.a.) und jedesmal sieht die Karte ein wenig anders aus, bloss Genf, Schaffhausen, Locarno und Scuol bleiben dann immer in der gleichen Gruppe ;-)

Luzern, egal welche Ortschaft, zählt für mich zur Zentralschweiz, daher auch zum zentralen Mittelland.

@Federwolke:
Die Karte oben verstehe ich auch nicht. Warum sollen die hellblauen Gebiete geologisch zu den Voralpen gehören? Die Rigi ist doch zB. gleich aufgebaut wie der Napf, Speer und das Zürcher Oberland (Molasse). Ok, die Rigi wie auch Speer und die erste Kette der Glarner Alpen (Hirzli-Planggenstock) wurden tektonisch steil gestellt, gebrochen und teilweise abgeschert (also subalpine Molasse). Alpstein, Churfirsten, Pilatus usw. gehören ja zu den nördl. Kalkalpen. Aber die Préalpes? Sie sind geologisch ganz anders aufgebaut, sind aber trotzdem hellblau auf obiger Karte...!? Die Préalpes sind wie die Mythen, Stanserhorn u.a. ältere geologische Einheiten die auf jüngeren liegen und sind nicht aus Molasse aufgebaut.

Gruss, Uwe

cyba
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Zentrales Mittelland/Zentrale Voralpen

Beitrag von cyba »

Hi

Dabei handelt es sich um eine biogeografische Karte.Die Karte basiert gemäss Erklärungen im AdS 2 auf statistischen Werten bezüglich Fauna und Flora .

Wie Uwe schon erwähnt hat, kann man eine solche Einteilung nach beliebigen Gesichtspunkten vornehmen. In diesem Zusammenhang eine Fauna-Flora-Betrachtung zu machen (weiss ich nicht, ob das gut rauskommt). Wie gesagt: das ist keine geologische Karte.

In diesem Sinne

Grüsse


- Editiert von cyba am 22.12.2005, 09:04 -

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi zäme

Tja, in der Geographie fliessen nun mal alle Dinge ineinander. Natürlich ist es keine geologische Karte, aber es fällt doch auf, dass die Grenzen Voralpen/Nordalpen in vielen Fällen mit der geologischen Grenze (helvetische Decken / Molasse bzw. penninische Decken / Molasse) zusammenfallen. Das erstaunt mich auch nicht weiter, denn:

Geologischer Untergrund + Klima --> Bodenbildung --> menschliche Nutzung / Flora --> Fauna

(etwas vereinfacht, aber sollte einleuchten).

Noch was für Uwe:
Geologisch gibt es "Voralpen" eigentlich gar nicht. Die Préalpes (Waadt/Freiburg/Bern) gehören zu den penninischen Decken und somit geologisch zu den Nordalpen. Kleine Inseln davon gibt es auch weiter im Osten, z.B. das Stanserhorn und die Mythen. Die übrigen Teile, die wir im Volksmund als Voralpen bezeichnen, sind helvetische Decken, die geologisch ebenfalls zu den Nordalpen gehören. Sämtliche Molasse (ob aufgestellt oder nicht) gehört geologisch zum Mittelland (also auch Rigi, Speer, Kronberg etc.).

- Editiert von Federwolke am 22.12.2005, 16:21 -

Sämi
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Beitrag von Sämi »

Ein bisschen politische Geographie fliesst hier auch noch mitein. Das Appenzeller Vorderland (Bezirke) wurde bspw. einfach ins Mittelland genommen und das Appenzeller Mittelland in die Voralpen. Obwohl es sich bei beiden Gebiet um aufgeschobene Molasse, also Mittelland, handeln würde. (geologisch) ;-)
Heiden, Bischofsberg, 940 M.ü.M.

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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Federwolke

Bist Du sicher, dass Rigi, Speer, etc. (Molasseberge) geologisch zum Mittelland gezählt werden?
Diese Berge wurden ja tektonisch mit in die Alpenfaltung einbezogen und teilweise (in der letzten Phase) von den helvetischen Decken überfahren, die aber grösstenteils wieder abgetragen worden sind.
Soweit habe ich das im Kopf... :(
Ok, ich betreibe Geologie nur als Begleit-Hobby, weil ich im Sommer strahlen gehe.
Für Details müsste ich wirklich die geologischen Karten und Führer (zB. den der Linthebene) konsultieren.
Vielleicht komme ich zw. Weihnacht u. Neujahr dazu, wenns draussen mal so richtig guxet :-)

Uwe


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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Uwe

Noch mal: Molasse = Mittelland
Und ja, ich bin sicher, ich wurde oft genug darüber geprüft und an fast jeder Exkursion der Geologie und Geographie geht man am Thunersee die geologische Grenze zwischen Mittelland und Alpen bestaunen (ist nämlich deutlich sichtbar). Aber das wird dir wahrscheinlich nicht genügen ;-)
Das Schweizer Mittelland ist ein quartär überprägter Molassetrog. Die vier Molassearten (untere Meeresmolasse, untere Süsswassermolasse, obere Meeresmolasse, obere Süsswassermolasse) wurden im Oligozän und Miozän unter teils marinen, teils festländischen Bedingungen abgelagert. Petrografisch bestehen sie aus Konglomeraten (Nagelfluh), Sandsteinen und Mergeln. Tektonisch lassen sich ungestörte und subalpine Molasse unterscheiden. In der subalpinen Molasse finden wir leicht gefaltete, direkt am Alpenrand gar quer gestellte und überschobene Formationen. Diese bilden imposante Mittellandberge wie z.B. Speer, Rigi oder Mt. Pèlerin.
Urs Rohr, Geologie der Schweiz (AKAD Geographie Lektion 12), S. 76

Für Details müsste ich wirklich die geologischen Karten und Führer (zB. den der Linthebene) konsultieren.


Eine gute Idee :-)

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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hoi Federwolke

Molasse=Mittelland hört sich zwar logisch an, aber irgendwie befriedigt mich dies nicht, weil für mich persönlich das nicht plausibel ist (bin vielleicht schwerer von Begriff als andere:=( ):
Bsp. Rigi-Hochfluh, Oben Kalkgestein (helvet.Decken), darunter Molasse = Mittelland oder Alpen?

Die (oberflächliche) Gesteinsart allein entscheidet also über die Grenze? Ohne Einbezug der Tektonik?

*kratz kratz*

Uwe

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Bsp. Rigi-Hochfluh, Oben Kalkgestein (helvet.Decken), darunter Molasse = Mittelland oder Alpen?


Beides. Die Schichtgrenze ist die geologische Grenze Mittelland/Alpen.
Die (oberflächliche) Gesteinsart allein entscheidet also über die Grenze? Ohne Einbezug der Tektonik?


Nicht die eigentliche Gesteinsart entscheidet, sondern die Entstehung und Geschichte derselben. Und wieso ohne Einbezug der Tektonik? Die Grenze kann senkrecht, waagrecht oder schräg verlaufen. An der Rigi kannst du diese Grenze wunderbar erwandern ;-)

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