Entwicklung von Mehrfachzellen
Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 19:26
Am späten Nachmittag des 4. August 2004 entwickelte sich über dem Gebiet Hohgant/Eriz/oberes Emmental eine Mehrfachzelle. Anhand von Radarbildern und einer Live-Aufnahme der Zelle möchte ich hier darstellen, wie sich solche Zellenverbände bilden und entwickeln.
Zuerst der Gesamtüberblick anhand des Radarloops der Meteoschweiz:
Man erkennt die Bildung einer ersten Zelle über den Freiburger Voralpen, danach eine neue über dem Eriz. Die "Schwarzenburger Zelle" ist eine kurzlebige Einzelzelle. Sie erhält keinen Nachschub und verfällt innert einer Stunde wieder. Die Zelle über Eriz hingegen baut nach Süden hin an. Es entstehen immer neue Zellen, so dass nach einer Weile eine Multizelle entstanden ist.
Aufnahme der Zelle um 18.10 Uhr von Bern aus gesehen und Radarbild zur selben Zeit:
Man erkennt hier hintereinander 4 Stadien, die im Normalfall jede Einzelzelle im Verlauf ihres Lebens durchläuft. Diese Multizelle ist denn genau genommen auch nichts anderes als ein Verband von 4 Einzellen:
1: Auflösestadium: Die älteste Zelle hat sich bereits ausgeregnet, es fällt nur noch spärlicher Niederschlag bis zum Boden. Allmählich bleibt nur noch der Ambossrest übrig.
2: Reifestadium: Die Zelle durchläuft gerade ihren Höhepunkt mit Starkniederschlag und möglicherweise Hagel.
3: Spätes Entwicklungsstadium: Die Zelle beginnt oben zu vereisen und es entsteht gerade ein Amboss. Der Niederschlag setzt ein, erreicht aber noch nicht den Höhepunkt.
4: Frühes Entwicklungsstadium: Die Zelle hat noch Blumenkohlstruktur (Cumulus congestus), ist also im obersten Bereich noch nicht vereist und produziert noch keinen Niederschlag. Sie ist daher auf dem Radarbild noch nicht zu erkennen.
Der ganze Zellenverband verlagert sich mit der Höhenströmung langsam nordwärts. Ebenso wird der Amboss nach Norden hin ausgeweht und wirft einen Schatten auf die Gebiete nördlich der Zelle. Mangels Sonneneinstrahlung kann also nördlich der Zelle die Thermik nicht spielen. Im Süden hingegen, wo die Sonne ungehindert weiter aufheizen kann, erhält die Zelle immer neuen Auftrieb. Es entsteht so eine neue Zelle nach der anderen.
Verlagert sich das ganze System wie in unserem Beispiel sehr langsam nach Norden, so entsteht wegen der Neuentwicklung im Süden der Eindruck einer Südwärtsverlagerung des Systems. Dies ist aber keinesfalls so. Jede Zelle, die im Süden neu entsteht, verlagert sich mit dem ganzen Zellenverband mit nach Norden. So besteht denn auch die grösste Gefahr solcher Zellen in Form von Überflutungen: Da die Zellen hintereinander immer über dem gleichen Gebiet ihren Starkniederschlag abladen, können lokal sehr grosse Regenmengen zusammenkommen. Verschärft wird diese Situation zusätzlich durch die bergige Landschaft. Der gefallene Niederschlag fällt an den Steilhängen und sammelt sich im gleichen Entwässerungssystem.
Jede einzelne Zelle ist sehr kurzlebig (ca. eine halbe Stunde im Reifestadium), weil keine Richtungsscherung des Windes vom Boden bis in grössere Höhen vorhanden ist. Der kühle Outflow der Zelle fliesst in die gleiche Richtung wie sich das ganze System verlagert: nämlich nach Norden. Dadurch, dass die Zellen in den eigenen Kaltluftstrom ziehen, besiegeln sie auch gleich ihr Ende. Der Aufwind verkümmert und die Zelle zerfällt sehr rasch.
Zuerst der Gesamtüberblick anhand des Radarloops der Meteoschweiz:
Man erkennt die Bildung einer ersten Zelle über den Freiburger Voralpen, danach eine neue über dem Eriz. Die "Schwarzenburger Zelle" ist eine kurzlebige Einzelzelle. Sie erhält keinen Nachschub und verfällt innert einer Stunde wieder. Die Zelle über Eriz hingegen baut nach Süden hin an. Es entstehen immer neue Zellen, so dass nach einer Weile eine Multizelle entstanden ist.
Aufnahme der Zelle um 18.10 Uhr von Bern aus gesehen und Radarbild zur selben Zeit:
Man erkennt hier hintereinander 4 Stadien, die im Normalfall jede Einzelzelle im Verlauf ihres Lebens durchläuft. Diese Multizelle ist denn genau genommen auch nichts anderes als ein Verband von 4 Einzellen:
1: Auflösestadium: Die älteste Zelle hat sich bereits ausgeregnet, es fällt nur noch spärlicher Niederschlag bis zum Boden. Allmählich bleibt nur noch der Ambossrest übrig.
2: Reifestadium: Die Zelle durchläuft gerade ihren Höhepunkt mit Starkniederschlag und möglicherweise Hagel.
3: Spätes Entwicklungsstadium: Die Zelle beginnt oben zu vereisen und es entsteht gerade ein Amboss. Der Niederschlag setzt ein, erreicht aber noch nicht den Höhepunkt.
4: Frühes Entwicklungsstadium: Die Zelle hat noch Blumenkohlstruktur (Cumulus congestus), ist also im obersten Bereich noch nicht vereist und produziert noch keinen Niederschlag. Sie ist daher auf dem Radarbild noch nicht zu erkennen.
Der ganze Zellenverband verlagert sich mit der Höhenströmung langsam nordwärts. Ebenso wird der Amboss nach Norden hin ausgeweht und wirft einen Schatten auf die Gebiete nördlich der Zelle. Mangels Sonneneinstrahlung kann also nördlich der Zelle die Thermik nicht spielen. Im Süden hingegen, wo die Sonne ungehindert weiter aufheizen kann, erhält die Zelle immer neuen Auftrieb. Es entsteht so eine neue Zelle nach der anderen.
Verlagert sich das ganze System wie in unserem Beispiel sehr langsam nach Norden, so entsteht wegen der Neuentwicklung im Süden der Eindruck einer Südwärtsverlagerung des Systems. Dies ist aber keinesfalls so. Jede Zelle, die im Süden neu entsteht, verlagert sich mit dem ganzen Zellenverband mit nach Norden. So besteht denn auch die grösste Gefahr solcher Zellen in Form von Überflutungen: Da die Zellen hintereinander immer über dem gleichen Gebiet ihren Starkniederschlag abladen, können lokal sehr grosse Regenmengen zusammenkommen. Verschärft wird diese Situation zusätzlich durch die bergige Landschaft. Der gefallene Niederschlag fällt an den Steilhängen und sammelt sich im gleichen Entwässerungssystem.
Jede einzelne Zelle ist sehr kurzlebig (ca. eine halbe Stunde im Reifestadium), weil keine Richtungsscherung des Windes vom Boden bis in grössere Höhen vorhanden ist. Der kühle Outflow der Zelle fliesst in die gleiche Richtung wie sich das ganze System verlagert: nämlich nach Norden. Dadurch, dass die Zellen in den eigenen Kaltluftstrom ziehen, besiegeln sie auch gleich ihr Ende. Der Aufwind verkümmert und die Zelle zerfällt sehr rasch.